Zollbeamte prüfen Waren am Computer
Envato Elements

US-Zölle: Übersicht, Hintergründe und betroffene Länder

Lesezeit 5 min.

Dennis Groß
Redakteur
Lektoriert vonSebastian Rau
Überprüft durchChristian Musanke
Aktien
Teil des Handbuchs
Aktien
Sieh dir an, wie wir bei Finanzwissen arbeiten

Was bedeuten Trumps Zölle für dein Geld?

Diese Frage beschäftigt nicht nur uns in der Redaktion, sondern sicherlich auch dich in den letzten Tagen und Wochen. Im folgenden Artikel zeigen wir dir, welche Länder und Branchen besonders betroffen sind von der US-Zollpolitik. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Reaktion der Aktienmärkte.

Nach einer sachlichen Einordnung der Auswirkungen der US-Zölle bekommst du von uns einen Kompass, der dir hilft, dein Depot sicher durch diese unruhigen Zeiten zu navigieren.

Bleib dran, denn ob es uns gefällt oder nicht: Hier wird gerade Geschichte geschrieben.

US-Zölle im Fokus: das Wichtigste in Kürze

  • Zölle Definition: Zölle sind Abgaben auf Importe, die auf bestimmte Waren aus dem Ausland erhoben werden. Häufig hat diese Maßnahme einen politischen Hintergrund.
  • Ziele der US-Zollpolitik: Heimische Industrien schützen, Druck gegenüber dem Ausland aufbauen (Verhandlungsführung), perspektivisch Arbeitsplätze ins eigene Land zurückholen
  • Betroffene Länder: Insbesondere China, EU, Kanada, Mexiko, ab dem 05.04 gelten Zölle auf sämtliche US-Importe
  • Typische Produkte mit Zöllen: Stahl, Aluminium, Autos, Chips, Solarpanels, Agrarprodukte
  • Auswirkungen: Verbraucherpreise und Inflation könnten steigen, weniger Spielraum für Zinssenkungen, Lieferkettenprobleme, Handelskriege, weniger Planbarkeit für Unternehmen und Investitionen

Und wie reagieren die Märkte?

Der aktuelle Trend zeigt eindeutig, dass die Börsen den US-Zöllen sowie den daraus resultierenden Vergeltungsmaßnahmen weltweit mit massiver Unsicherheit begegnen. Das sorgt für spürbare Korrekturen an den Börsen – insbesondere bei großen Aktienindizes wie dem S&P 500, Nasdaq100 und MSCI World.

Grund zur Sorge? Nein!

Bleib dran und erfahre, welche Zölle ab sofort gelten und wie du dein Portfolio wetterfest gestaltest.

1. Trumps US-Zölle: Diese Länder und Waren werden mit Zöllen belegt

Alle wichtigen Informationen findest du in der folgenden Tabelle – sie bietet dir eine kompakte Übersicht aller US-Zölle, die bereits gelten oder angekündigt wurden.

Liste US-Zölle 2025

ZollmaßnahmeGültig abStatus
Universeller Basiszoll von 10 % auf alle US-Importe5. April 2025In Kraft getreten
Reziproke Zölle9. April 2025Ausgesetzt für 90 Tage
25 % Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte12. März 2025In Kraft getreten
25 % auf Dosenbier und Aludosen4. April 2025In Kraft getreten
25 % auf den Großteil kanadischer Güter4. März 2025Teilweise gültig
10 % Zölle auf kanadisches Öl und Gas4. MärzVerschoben
145 % auf alle chinesischen Waren4 März. 2025, erhöht am 9. April 2025In Kraft getreten
25 % auf alle mexikanischer Güter4. MärzTeilweise gültig
25 % gegen Länder, die venezolanisches Öl importieren2. AprilAngekündigt
25 % auf importierte Autos3. April 2025In Kraft getreten
25 % auf Autoteile3. Mai 2025Angekündigt
Liste aller gültigen und angekündigten US-Zölle

Länderspezifische US-Zölle im Überblick

Einem BBC-Bericht zufolge gilt der sogenannte „Baseline-Tariff“, also der Basis-Zoll von 10 % für folgende Staaten:

  • Brasilien
  • UK
  • Singapur
  • Australien
  • Neuseeland
  • Türkei
  • Kolumbien
  • Argentinien
  • El Salvador
  • Vereinigte Arabische Emirate
  • Saudi-Arabien

Deutlich härter trifft es hingegen folgende Länder – hier greifen teils massive Strafzölle:

  • Europäische Union – 20 %
  • China – 54 % ( ab 9. April 25 kommen weitere 50 % hinzu)
  • Vietnam – 46 %
  • Thailand – 36 %
  • Japan – 24 %
  • Kambodscha – 49 %
  • Südafrika – 30 %
  • Taiwan – 32 %

Diese Länder sind also besonders betroffen von den reziproken Zöllen der USA. Dabei handelt es sich um eine wechselseitige Belegung. Die Zollsätze wurden individuell von der US-Regierung auf Basis der ermittelten „Handelshemmnisse“ festgelegt.

Der universelle Basis-Zoll gilt übrigens nicht für Kanada und Mexiko, denn die beiden Länder wurden bereits mit individuellen Zöllen belegt.

Welche Reaktionen gibt es auf die angekündigten Maßnahmen?

Dass es nun zu diversen Vergeltungsmaßnahmen kommen dürfte, wird von allen Seiten erwartet. Wichtige Handelspartner wie die EU und China lassen die drakonischen Zollmaßnahmen seitens Trump nicht einfach so stehen.

Neben einigen verhaltenen Reaktionen anderer Handelspartner haben sowohl die EU als auch China verkündet, dass entschiedene Gegenmaßnahmen vorbereitet würden. Chinas erste konkrete Reaktion sind zusätzliche Zölle in Höhe von 125 % auf US-Waren.

Eines steht fest: Es wird unruhig an den Börsen. Was diese Gemengelage für dich und deine Investments bedeutet, und wie du damit umgehen solltest, erfährst du im nächsten Kapitel.

2. Chaos durch US-Zollpolitik: Welche Auswirkungen haben die Zölle auf mein Depot?

Ob Einzeltitel oder ETFs – wer im April 2025 am Aktienmarkt investiert ist, dürfte beim Blick ins Depot feststellen: Die Gewinne der letzten Monate sind geschmolzen – oder sogar ins Minus gedreht.

Woran liegt das? Nun, wie wir bereits in den vorherigen Passagen dargelegt haben, stehen die Zeichen auf Handelskonflikt. US-Präsident Donald Trump hat bereits zu Beginn seiner zweiten Amtszeit kein Blatt vor den Mund genommen und deutlich gemacht, dass er Großes vorhat – ganz getreu seinem Motto: „Make America Great Again.“

Doch kaum einer konnte ahnen, dass es solche Ausmaße annehmen würde:

Ein erneuter globaler Handelskonflikt, der die großen Volkswirtschaften diesseits und jenseits des Atlantiks erschüttert.

Wir wollen dieses Tohuwabohu für dich einordnen und einen objektiven Blick auf diese Gemengelage werfen.

Dein Finanzwissen-Newsletter
Jeden Freitag: Kostenloser Finanzwissen-Newsletter mit allen wichtigen Themen für deine privaten Finanzen.
Exklusive Artikel
News der Woche
Aktuelle Deals
Viele weitere Inhalte
Informationen zur Datenverarbeitung kannst Du unserer Datenschutzerklärung entnehmen.
Finanzwissen Newsletter

Tops und Flops: Was fällt, was steigt?

Zunächst werfen wir einen Blick auf die klaren Gewinner und Verlierer der aktuellen US-Zollpolitik.

Potenzielle Gewinner der Zollpolitik

  • Breit gestreute Weltportfolios: Verluste tendenziell geringer als bei konzentrierten Depots

  • Gold: Als klassischer Krisenschutz – setzte 2024 bereits neue Höchststände

  • Anleihen und verzinste Cash-Bestände: Weniger Schwankungen, Zinsen bringen Stabilität

  • Defensive Sektoren: Versorger, Basiskonsum, Dividendenaktien mit Burggraben

  • Unternehmen mit Preissetzungsmacht: Können gestiegene Kosten an Verbraucher weitergeben

Verlierer der Zollpolitik (Bisher)

  • Tech-Werte: z. B. Magnificent 7, also Apple, Microsoft und Amazon

  • Halbleiter- und Chip-Aktien: unter anderem Nvidia, ASML, Broadcom

  • Automobilkonzerne und Zulieferer: Hohe Abhängigkeit vom globalen Handel

  • Exportlastige Titel aus Japan, China und Schwellenlänern

  • Kryptowährungen und spekulative Assets

  • Energiekonzerne: Ölpreise unter Druck, kurzfristiger Gegenwind für Exxon, Chevron und Co.

An dieser Stelle fragst du dich vermutlich: Was kann ich als Anleger machen? Wie stelle ich mich zukünftig auf?

Was bedeutet das für mein Depot – und wie sollte ich jetzt reagieren?

Keine Frage: Trumps Zölle sorgen aktuell für Unsicherheit, Volatilität und starke Abverkäufe. Das mag jetzt zunächst kein Trost sein, aber es heißt nicht umsonst: In Krisen wird der Grundstein für spätere Vermögen gelegt.

Soll heißen: Wer in Krisenzeiten beherzt zugreift, wird langfristig belohnt.

Das Wichtigste ist, dass du jetzt Ruhe bewahrst und nicht in Panik verfällst. Panik war noch nie ein guter Ratgeber.

Betrachte wir die aktuelle Entwicklung ganz nüchtern. Die Märkte sind im Korrekturmodus, was wir an den deutlichen Rücksetzern der Indizes sehen. Selbst ein MSCI World ETF musste in den letzten Wochen ordentlich federn lassen.

iShares Core MSCI World ETF – Kursverlauf

Das ist allerdings völlig normal, und wird dir noch häufiger auf deiner Investorenreise begegnen.

Kurzfristig: Jetzt ist Zeit für einen Depot-Check

Statt hektisch zu verkaufen, ist es ratsam, dein Portfolio und deine Anlagestrategie einigen kritischen Fragen zu unterziehen:

  • Bin ich ausreichend diversifiziert?
  • Habe ich genug Stabilitätsanker im Portfolio, etwa Gold, Anleihen oder Cash?
  • Achte ich zu stark auf kurzfristige Events oder bin ich wirklich ein langfristiger Investor?
  • Habe ich die emotionale Belastung starker Rücksetzer unterschätzt?
  • Wie viel Risiko vertrage ich wirklich?

Das sind alles Fragen, die du dir eigentlich im Vorfeld stellen solltest. Hast du das bislang nicht getan, ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen.

Eines solltest du keinesfalls machen: Dein Depot in einer Korrekturphase komplett umbauen.

Jetzt Aktien bei Scalable Capital handeln
  • Mehr als 7.500 Aktien
  • Kostenlose Sparpläne ab 1 €
  • Kostenloses Depot vom Testsieger
Scalable Capital
Scalable Capital Animation
Scalable Capital
Scalable Capital
(ggf. fallen Produktkosten, Spreads, Zuwendungen und Crypto-Gebühren an)

Langfristig denken: Zoll-Panik als Einstiegschance nutzen?

Niemand weiß, wie lange der Handelskonflikt andauern wird. Außerdem weiß keiner, wie stark die Kurse noch fallen. Gut möglich, dass die USA in eine Rezession rutschen, was sich weltweit auf die Finanzmärkte auswirken würde.

Doch eins ist sicher: Die Erholung setzt früher oder später ein.

Rücksetzer kannst du einerseits negativ sehen. Andererseits kannst du sie auch als Rabatt für langfristige orientierte Anleger betrachten. Denke nur an den Corona-Crash zurück. Wie viele Anleger hätten gerne zu solch günstigen Kursen gekauft? Wahrscheinlich jeder.

Wer Cash-Bestände hat – wohlgemerkt die Investmentreserve, nicht der Notgroschen – kann die Korrektur nutzen und in Tranchen einsteigen.

Das ist natürlich weder eine Handlungsempfehlung noch eine Anlageberatung. Das Risiko weiterer Abverkäufe solltest du berücksichtigen.

Deine Aktien- und ETF-Sparpläne kannst du getrost weiterlaufen lassen. Es wäre sogar ein Fehler, sie jetzt zu pausieren. Schließlich kaufst du aktuell zu günstigeren Kursen nach.

Ausblick: Warum Diversifikation jetzt wichtiger ist denn je

Was lief in den vergangenen Jahren am besten an den Aktienmärkten? Richtig, Big Tech, allen voran die Magnificent Seven. Die viel gepredigte Diversifikation wurde zwar nicht abgestraft, lieferte jedoch im Vergleich zum konzentrierten US-Tech-Portfolio eine deutlich schwächere Wertentwicklung.

Doch die jüngsten Zollmaßnahmen zeigen einmal mehr, wie unberechenbar die Finanzmärkte sein können. Geopolitische Spannungen und Machtspiele sind unvorhersehbar – deswegen gilt umso mehr: Breit gestreut, nie bereut!

Verwalte dein gesamtes Portfolio mit Parqet
  • Live-Übersicht sämtlicher Depots
  • Automatisch mit Banken verbunden
  • Steuerreports
Parqet
Smartphone mit geöffneter Parqet App
Parqet
Parqet

Verschiedene Anlageklassen (Edelmetalle, Immobilien, Krypto, Aktien und Anleihen), Regionen, Währungsräume und Branchen sind das A und O eines breit aufgestellten, krisenfesten Portfolios.

Alles Wichtige, was es zum Thema Diversifikation zu wissen gibt, findest du in unserem separaten Ratgeber. Weitere Grundlagen, die dich langfristig weiterbringen findest du in unserem Geldanlage-Handbuch.

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

Aktien
Teil des Handbuchs
Aktien
Dennis Groß
Dennis Groß
Redakteur
Über den Autor
Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

Kommentare zum Beitrag
Werde Teil der Finanzwissen Community
Du musst angemeldet sein, um hier kommentieren zu können. Melde dich mit deinem Community-Konto an oder erstelle kostenlos ein Konto.
Kommentar verfassen
Informationen zur Datenverarbeitung kannst Du unserer Datenschutzerklärung entnehmen.