Wer sein Geld in Aktien investiert und sich hierfĂŒr selbst ein Aktienportfolio zusammenstellen möchte, muss sich intensiv mit der Aktienanalyse beschĂ€ftigen. SchlieĂlich möchtes man doch vor der Geldanlage wissen, worin genau man investiert und wie sich die Chancen und Risiken eines Aktieninvestments einschĂ€tzen lassen.
In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du Aktien bewerten und Unternehmen analysieren kannst, um darauf aufbauend eine Investmententscheidung zu treffen. Worauf gilt es bei der fundamentalen Aktienanalyse zu achten und welche Merkmale eines Unternehmens solltest du in deine Aktienbewertung einflieĂen lassen?
Wir zeigen dir, worauf es bei einer guten Aktienanalyse ankommst und wie du deine Aktieninvestments richtig bewertest.
1. Wie funktioniert eine Aktienanalyse?
Aktienanalysen sind das Ergebnis einer Untersuchung fĂŒr eine Aktie, um potenzielle Chancen und Risiken fĂŒr ein Aktieninvestment zu erkennen. Der Schwerpunkt einer Aktienbewertung kann je nach Neigung des Analysten auf verschiedenen Aspekten liegen und mehr oder weniger umfangreich ausfallen.
Welche Faktoren gehören zu einer Aktienanalyse?
Fokus der Aktienanalyse | Quelle fĂŒr die Aktienanalyse | Beispiele fĂŒr Bewertungskennzahlen von Aktien |
---|---|---|
Quantitative Faktoren | Fundamentale Daten aus Finanzberichten, Bilanzen und Wirtschaftsdaten | Kurs-Gewinn-VerhÀltnis (KGV), Kurs-Umsatz-VerhÀltnis (KUV), Gewinnmarge, Gewinnwachstum, Umsatzwachstum, Verschuldung, Eigenkapitalrendite, Cashflows, Kurs-Buchwert-VerhÀltnis |
Qualitative Faktoren | HintergrĂŒnde und Meinungen zu Kunden, Produkten, Management, Anteilseignern, Konkurrenten, staatlichen Regularien | AnkĂŒndigung neuer Produkte, Kundenrezensionen, Lebenslauf des Managements, Zusammensetzung der AktionĂ€re, Konjunkturdaten |

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Die meisten Analysten verwenden fĂŒr die Aktienbewertung quantitative Daten aus Finanzberichten, Unternehmenskennzahlen und Diagrammen der letzten GeschĂ€ftsberichte. Auch externe Informationen wie Branchenberichte, RegierungserklĂ€rungen oder allgemeine Konjunkturdaten können Hinweise auf Investmentchancen beinhalten.
Neben den quantitativen, mathematischen Informationen der Aktienbewertung sollten auch qualitative Faktoren in die Analyse von Aktien einflieĂen. HĂ€ufig versuchen Investoren die QualitĂ€t des Managements, die StĂ€rke einer Unternehmensmarke oder die Tiefe des Burggrabens des GeschĂ€ftsmodells zu bewerten.
Welche Informationsquellen gibt es fĂŒr die Bewertung von Aktien?
Die wichtigste Quelle fĂŒr die Auswertung fundamentaler Finanzkennzahlen ist die Investor-Relations-Seite auf den Websites von Unternehmen. Hier können Investoren und Fundamentalanalysten Finanzberichte, unternehmensspezifische Nachrichten, die Zusammensetzung des Managements sowie allgemeine Informationen zum Börsen-Listing der Aktie nachlesen.
Zu den wichtigsten Finanzberichten von Aktien gehören:
- die Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV)
- die Bilanz
- die Kapitalflussrechnung (Cashflow)
Börsennotierte Unternehmen geben in der Regel viermal pro Jahr einen Einblick in ihre finanzielle Entwicklung. Nach jedem GeschÀftsquartal prÀsentieren der CEO (Chief Executive Officer) und der CFO (Chief Financial Officer), wie sich Umsatz, Gewinn und Absatzzahlen in den vergangenen drei Monaten entwickelt haben.
Bei US-Aktien sollten zudem die Unterlagen wie der 10-Q (vierteljĂ€hrlicher Bericht nach Vorgaben der US-Börsenaufsicht SEC) oder 10-K (jĂ€hrlicher Bericht nach SEC) in die Bewertung einflieĂen. In den Unterlagen werden wichtige Informationen ĂŒber das Unternehmen veröffentlicht. Zudem können Investoren Nachrichten ĂŒber meldepflichtige Ereignisse, wie Ăbernahmen oder einen Wechsel im Management, im sogenannten 8-K-Bericht nachlesen.
2. Quantitative Aktienbewertung mithilfe fundamentaler Finanzkennzahlen
Die quantitative Aktienbewertung greift auf mathematische Kennzahlen und Finanzinformationen des Unternehmens zurĂŒck. HĂ€ufig werden die Finanzkennzahlen mit der aktuellen Börsenbewertung bzw. dem Kurs der Aktie ins VerhĂ€ltnis gesetzt, um ein Unternehmen zu bewerten.
Mithilfe von JahresabschlĂŒssen, Quartalsberichten und weiteren FinanzprĂ€sentationen stellen Unternehmen regelmĂ€Ăig wichtige Informationen ĂŒber ihre finanzielle LeistungsfĂ€higkeit dar. Auf Grundlage dieser quantitativen Informationen können Anleger Investitionsentscheidungen treffen.
UmsÀtze, Gewinne und ProfitabilitÀt in der Aktienanalyse
Bei der Fundamentalanalyse von Finanzkennzahlen werden die UmsĂ€tze, Gewinne, Gewinnmargen, die Eigenkapital- und Gesamtkapitalrendite sowie das kĂŒnftige Wachstum ausgewertet. Darauf aufbauend soll der innere Wert und das kĂŒnftige Wachstumspotenzial einer Aktie bestimmt werden.
Kennzahl | Bedeutung und Definition der Kennzahl |
---|---|
Gewinne | Die womöglich wichtigste finanzielle KenngröĂe eines Unternehmens ist der Gewinn. Der Gewinn zeigt an, wie viel Geld dem Unternehmen nach Abzug aller Ausgaben und Aufwendungen zur VerfĂŒgung steht. |
UmsÀtze | Um einen Gewinn zu erzielen, muss das Unternehmen UmsÀtze erzielen. Der Umsatz umfasst sÀmtliche Einnahmen des Unternehmens, die durch den Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen eingenommen werden. |
ProfitabilitÀt | Eine weitere zentrale Finanzkennzahl ist die ProfitabilitÀt. Sie gibt das VerhÀltnis vom Gewinn pro Umsatz wieder. Je mehr Gewinn pro Umsatz im Unternehmen bleibt, umso profitabler arbeitet das Unternehmen. |
Um den Gewinn zu ermitteln, verwenden Unternehmen die Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV). Die GuV misst die Leistung eines Unternehmens ĂŒber einen bestimmten Zeitraum. Sie stellt somit im Gegensatz zur Bilanz keine Momentaufnahme von Vermögenswerten dar, sondern ermittelt die Einnahmen, Ausgaben und den Gewinn in einem bestimmten Zeitraum.
Man kann Gewinne, UmsÀtze und ProfitabilitÀt auf Grundlage unterschiedlicher Berechnungen ermitteln. Beim Gewinn unterscheidet man beispielsweise zwischen EBITDA, Brutto- und Nettogewinnen.
Bei der ProfitabilitÀt ist eine Unterscheidung nach Bruttomarge und Nettomarge möglich. Die Margen variieren zudem stark zwischen unterschiedlichen Branchen, sodass du beispielsweise nicht die niedrige ProfitabilitÀt eines Bauunternehmens mit der hohen ProfitabilitÀt eines Softwareunternehmens vergleichen kannst.
Fundamentales Wachstum in der Aktienanalyse
Um langfristiges Wachstum zu erzielen, sollte ein Unternehmen regelmĂ€Ăig seine UmsĂ€tze steigern. Je höher die Einnahmen des Unternehmens, umso mehr finanzielle Möglichkeiten besitzt das Management. Zudem fallen gleichbleibende Fixkosten (z. B. fĂŒr Verwaltung, Mietausgaben oder Versicherungen) gegebenenfalls weniger stark ins Gewicht, wenn das Management sie auf regelmĂ€Ăig steigende Einnahmen verteilt.
Das Wachstum ist daher der beste Hebel fĂŒr eine steigende ProfitabilitĂ€t. Kurzfristig kann die ProfitabilitĂ€t auch durch das Einsparen von Kosten erzielt werden. Sofern dies jedoch zulasten neuer Investitionen oder dem ErschlieĂen neuer MĂ€rkte passiert, gefĂ€hrdet die kurzfristige Steigerung der ProfitabilitĂ€t durch Reduzierung von Ausgaben unter UmstĂ€nden die Zukunft des Unternehmens.
Typische Branchen mit Wachstums-Aktien sind zum Beispiel:
Unternehmen, die wiederholt UmsÀtze und Gewinne unter den Vorjahresniveaus abliefern, haben offensichtlich Probleme mit ihrem GeschÀftsmodell. Diese können unternehmensspezifischer (unqualifiziertes Management, veraltete Produktionsanlagen) oder makroökonomischer Natur (NachfrageÀnderungen, politische Restriktionen) sein.
Saisonale Effekte bei der Analyse und Bewertung von Finanzkennzahlen
Zu beachten ist, dass Gewinne und UmsĂ€tze je nach Branche saisonal schwanken können. Bauunternehmen erwirtschaften einen GroĂteil ihrer UmsĂ€tze ĂŒber die Sommermonate, wĂ€hrend im Winter aufgrund von Schlechtwetter niedrigere GeschĂ€ftstĂ€tigkeiten zu erwarten sind. Daher werden UmsĂ€tze, Gewinne und Margen mit den Daten von vor vier Quartalen verglichen, also mit den Vorjahresdaten.
Bei relativen KenngröĂen können hingegen auch Vergleiche mit dem vorangegangenen Quartal hilfreiche Informationen liefern. Sinkt beispielsweise das relative Gewinnwachstum oder die Gewinnmarge ĂŒber die letzten zwei oder drei Quartale, kann dies ein erster Hinweis auf Probleme des Unternehmens liefern.
Aktien analysieren mit Cashflow und Kapitalflussrechnung
Um die ZuflĂŒsse und AbflĂŒsse monetĂ€r bewerteter Mittel darzustellen, verwenden Unternehmen die Kapitalflussrechnung, die auch als Cashflow-Rechnung bezeichnet wird. Einige wesentliche KenngröĂen der Cashflow-Rechnung sind nachfolgend dargestellt.
Arten von Cashflow | Cashflow Definition |
---|---|
Operativer Cashflow (OCF) | Der OCF umfasst alle Zahlungsmittel, die mit dem operativen TagesgeschÀft des Unternehmens zusammenhÀngen. Bei Industrieunternehmen ist dies beispielsweise die Produktion des Absatzproduktes. |
Cashflow aus FinanzierungstÀtigkeit (CFF) | Der CFF wird aus den gezahlten sowie den erhaltenen Zahlungsmitteln ermittelt, die mit der Vergabe und Aufnahme von Krediten zusammenhÀngen. |
Cashflow aus InvestitionstĂ€tigkeit (CFI) | Der CFI umfasst dabei alle Zahlungsmittel, die fĂŒr Investitionen verwendet werden. Diesen werden Erlöse durch den Verkauf von Unternehmensanteilen, Anlagen oder Vermögenswerten gegenĂŒbergestellt. |
Free Cashflow (FCF) | Der FCF ergibt sich aus der Summe des OCF und des CFI. Er stellt den frei zur VerfĂŒgung stehenden Geldstrom dar und gibt unter anderem AufschlĂŒsse darĂŒber, wie viel Dividende ein Unternehmen nach Abzug aller Verpflichtungen an die AktionĂ€re ausschĂŒtten kann. |
Im Gegensatz zu adjustierten Vorsteuer-Gewinnen oder sonstigen buchhalterischen Tricks kann der Cashflow nur bedingt âschöngerechnetâ werden. Die LiquiditĂ€t ist fĂŒr Unternehmen nur schwierig zu manipulieren, weshalb sich ein genauer Blick auf die KapitalflĂŒsse und Cashflows von Unternehmen immer lohnt.
Verschuldung und Bilanz bei der Aktienbewertung
Um die Verschuldung eines Unternehmens zu analysieren, kannst du am besten einen Blick in die Bilanz werfen. Aus der Bilanz können Fundamentalanalysten die aktuellen Vermögenswerte, die Schulden und das Eigenkapital ablesen. Die Bilanz stellt die Informationen zu einem bestimmten Stichtag dar. Dies ist in der Regel der letzte Tag eines GeschÀftsjahres bzw. eines GeschÀftsquartals.
Bei der Bilanz wird zwischen Aktiva und Passiva unterschieden. Die Aktiva stellen alle Ressourcen eines Unternehmens dar. Hierzu zÀhlen unter anderem Bargeldvermögen, Rohstoffe, lagernde Produkte, Maschinen und GebÀude. Auf der Passiva-Seite werden alle Finanzierungswerte dargestellt. Diese können im Wesentlichen in Eigenkapital und in Fremdkapital unterschieden werden.
- Aktiva (Ressourcen): Bargeldvermögen, Rohstoffe, lagernde Produkte, Maschinen
- Passiva (Finanzierung): Eigenkapital, Fremdkapital
Um die Verschuldung zu ermitteln, musst du einen Blick auf die Passiva-Seite der Bilanz werfen. Hier werden sĂ€mtliche Verbindlichkeiten und Schulden dargestellt, die vom Unternehmen in Zukunft bezahlt werden mĂŒssen. DemgegenĂŒber stellt das Eigenkapital dar, wie viel Vermögen die EigentĂŒmer in das Unternehmen eingebracht haben. Hierzu zĂ€hlen auch einbehaltene Gewinne.
Mithilfe der Daten aus der Bilanz und der GuV lassen sich auch Kennzahlen wie die Eigenkapitalrendite oder die Gesamtkapitalrendite bestimmen, die ergĂ€nzend zur Gewinnmarge wichtige Informationen ĂŒber die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens liefern können.
3. Qualitative Aktienbewertung â GeschĂ€ftsmodell, Management, Shareholder analysieren
Um die Aktie eines Unternehmens bewerten zu können, gehört mehr dazu als nur der Vergleich von Gewinnen, UmsĂ€tzen und Schulden. Gerade fĂŒr die Prognose zukĂŒnftiger Entwicklungen und fĂŒr die Formulierung einer Investmentthese sollten Analysten und Investoren ein tiefgreifendes VerstĂ€ndnis darĂŒber haben, wie das GeschĂ€ftsmodell des Unternehmens funktioniert. AuĂerdem sollten Analysten darauf achten, welche PlĂ€ne das Management verfolgt und welche Randbedingungen fĂŒr das Unternehmen durch Politik und Anteilseigner vorgegeben werden.
Bei der Bewertung von Aktien sollten Analysten daher auch die sogenannten qualitativen, weichen Faktoren berĂŒcksichtigen. Welche Informationen du dir hierbei genauer ansehen solltest, erklĂ€ren wir in diesem Abschnitt.
GeschÀftsmodell, Wettbewerbsvorteil und AbsatzmÀrkte von Aktien bewerten
Das GeschĂ€ftsmodell beschreibt, wie das Unternehmen sein Geld verdient. Damit ist nicht nur gemeint, was fĂŒr Produkte und Dienstleistungen das Unternehmen herstellt, sondern auch, woher die Umsatzströme letztlich stammen und wohin die Kosten abflieĂen.
Das GeschĂ€ftsmodell ist nicht immer sofort ersichtlich. Der Erfolg der Fast-Food-Kette McDonaldâs basiert beispielsweise zu einem GroĂteil auf Franchise-Einnahmen. Der Autohersteller Tesla erwirtschaftete lange Zeit den GroĂteil seiner UmsĂ€tze durch den Verkauf von Umweltzertifikaten.
Um langfristig zu ĂŒberleben, ist fĂŒr das Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil entscheidend. Dieser schĂŒtzt das Unternehmen vor Konkurrenten und ermöglicht eine hohe Gewinnmarge. Ein Wettbewerbsvorteil kann auf unterschiedliche Art und Weise aufgebaut werden, beispielsweise durch den Aufbau einer starken Marke (z. B. Coca-Cola), durch Patente (z. B. Pfizer) oder durch technologisches Know-how (z. B. NVIDIA).
Zudem ist es sinnvoll, die Branche und Industrie der Aktie genauer zu analysieren. Um die Branche eines Unternehmens zu bewerten, solltest du dir den Kundenstamm und die Marktanteile genauer ansehen. AuĂerdem spielen das branchenweite Wachstum, der Wettbewerb durch weitere Unternehmen, die Regulierung und mögliche GeschĂ€ftszyklen eine Rolle.
Um die Branche in deiner Aktienanalyse zu berĂŒcksichtigen, solltest du möglichst genau verstehen, wie die Branche funktioniert.
Die meisten GeschĂ€ftsmodelle von Unternehmen wandeln sich mit der Zeit. Einzelne AbsatzmĂ€rkte und Umsatzsegmente werden bedeutsamer als andere. Es lohnt sich daher, die UmsĂ€tze nicht nur gesamtheitlich zu betrachten, sondern auch Ănderungen der einzelnen Umsatzsegmente genauer zu betrachten.
Management und UnternehmensfĂŒhrung in der Aktienanalyse
Das Management stellt hĂ€ufig eines der wichtigsten Kriterien dar, um den Erfolg eines Unternehmens zu prognostizieren. SchlieĂlich darfst du bei der Analyse von Unternehmen nie vergessen, dass es letztlich die Entscheidungen einzelner Menschen sind, die ĂŒber die Zukunft von Unternehmen und GeschĂ€ftsmodellen entscheiden.
Ein gutes Management erkennt Trends frĂŒhzeitig und richtet das Unternehmen danach aus. Ein schlechtes Management verwaltet und zeigt sich gegenĂŒber Neuerungen abgeneigt, sodass das Unternehmen schlieĂlich den Puls der Zeit verliert.
FĂŒr Privatanleger ist es hĂ€ufig schwer, das Management konstruktiv zu beurteilen. Ăber die Investor-Relations Website der Aktie können jedoch die LebenslĂ€ufe der Spitzenmanager nachgelesen und die Zusammensetzung des Vorstands bewertet werden. So kannst du feststellen, ob ein Unternehmen grĂŒndergefĂŒhrt wird, wie die Manager in ihren frĂŒheren Positionen gearbeitet haben, welche Referenzen sie vorzuweisen haben und ob die FĂŒhrungskrĂ€fte bedeutende Aktienpakete am Unternehmen halten.
Unter Corporate Governance versteht man sÀmtliche Richtlinien, die in einem Unternehmen die Beziehungen zwischen Management, Mitarbeitern und AktionÀren regeln. Unternehmen, in denen das Management die Interessen der AktionÀre und Mitarbeiter vernachlÀssigt, sind meist ein schlechtes Investment.
In den letzten Jahren haben die sogenannten ESG-Kriterien immer mehr an Bedeutung hinzugewonnen. Hierbei wird unter anderem beurteilt, ob das Unternehmen ethisch, fair, transparent und effizient gefĂŒhrt wird.
AktionÀre und institutionelle Investoren
Wenn du ein Unternehmen fundamental analysierst, solltest du auch einen Blick auf die aktuellen AktionĂ€re und Anteilseigner werfen. Wer hĂ€lt die gröĂten Anteile eines Unternehmens? Wie viele Aktien befinden sich im freien Umlauf und welche Aktien sind ĂŒberhaupt handelbar?
Besonders interessant ist, wie viele Aktien vom Management (Insider) gehalten werden und wie hoch die Beteiligung durch Fonds, Vermögensverwalter und andere institutionelle Investoren ist. Eine hohe Beteiligung durch Insider und das Management ist hĂ€ufig ein Hinweis, dass die GeschĂ€ftsfĂŒhrung im Sinne der AktionĂ€re handelt.
Wenn ein Manager den GroĂteil seines Vermögens im eigenen Unternehmen investiert hat, arbeitet er wahrscheinlich besonders hart und trifft keine leichtfertigen Entscheidungen.
Ein hoher Anteil institutioneller Investoren ist ebenfalls ein QualitĂ€tsmerkmal fĂŒr die Aktie und wirkt sich positiv auf den Kurs eines Unternehmens aus. Aktien, die von groĂen Investoren wie BlackRock oder Vanguard fĂŒr ihre Fonds akkumuliert werden, weisen hĂ€ufig stabile Aktienkurse mit langfristigen Trends auf.
Das sogenannte Smart Money trifft Entscheidungen auf Grundlage von monatelangen Recherchen und mithilfe von Daten, die normalen Privatinvestoren in der Regel nicht zur VerfĂŒgung stehen.
Achtung ist jedoch geboten, wenn einer der groĂen Investoren seine Aktienposition auflösen möchte. Sobald groĂe AktienbestĂ€nde aus den gröĂten Investment-Portfolios verkauft werden, leidet der Kurs meist mehrere Wochen bis Monate, ohne dass unmittelbare fundamentale Nachrichten verantwortlich sein mĂŒssen.
Als Privatinvestor solltest du immer versuchen, dich auf die Seite der institutionellen Investoren zu stellen. So kannst du von den Kursbewegungen profitieren, die durch die groĂen Hedgefonds und Investment-Profis ausgelöst werden.
SchĂ€tzung der Analysten als Investmentkriterium â sinnvoll oder ĂŒberschĂ€tzt?
Analysten ziehen fundamentale (und manchmal auch technische) Kriterien heran, um darauf aufbauend einen fairen Kurs zu bestimmen. Einige Analysen von Banken und Finanzinstitutionen werden öffentlich geteilt, sodass auch Privatanleger die Kursziele der Analysten einsehen können.
Da in der Regel jedoch nicht alle Analysten zum gleichen Kursziel gelangen, mĂŒssen sich Anleger ĂŒberlegen, ob sie eher der positiven oder der negativen Meinung glauben. Viele Anleger ziehen infolgedessen den Durchschnitt aller SchĂ€tzungen heran und gehen davon aus, dass sich der faire Wert eines Unternehmens im Mittelwert widerspiegelt.
Besonders unerfahrene Investoren ĂŒberschĂ€tzen die Meinungen der Aktienanalysten jedoch hĂ€ufig. Mit zunehmender Zeit am Aktienmarkt wirst du beobachten, dass die Meinungen vieler Analysten sich hĂ€ufig nachtrĂ€glich zum Kursverlauf anpassen. Analysen von Aktien mit fallenden Kursen werden nachtrĂ€glich nach unten korrigiert. Analysen von Aktien mit steigenden Kursen passen ihre Kursziele nachtrĂ€glich nach oben an.
Nur wenige Experten können Kursentwicklungen treffsicher prognostizieren. Du solltest dich daher nie ausschlieĂlich auf den Konsens der Analysten verlassen, sondern stets eine eigene fundamentale Aktienbewertung durchfĂŒhren, bevor du eine Entscheidung am Finanzmarkt triffst.
4. Einordnung der Aktienanalyse â Marktbewertung und technische Analyse
Du hast nun einen Ăberblick erhalten, wie du anhand der wichtigsten Daten eine Aktie analysieren und die Investmentchancen bewerten kannst. Um deine Entscheidungen weiter zu verbessern und grobe Fehler beim Geld anlegen, an der Börse zu vermeiden, solltest du neben der fundamentalen Aktienanalyse noch weitere Faktoren beobachten.
In diesem Abschnitt erklĂ€ren wir dir, wie du die fundamentale Aktienanalyse in die aktuelle Marktbewertung einordnen kannst und wann es sinnvoll ist, Aspekte der technischen Analyse in deine Investmententscheidungen einflieĂen zu lassen.
Marktanalyse und Bewertung des Sentiments
Die Marktanalyse ist fĂŒr Trader wie auch fĂŒr Investoren von Aktien eine wesentliche Variable fĂŒr den Erfolg an der Börse. In schlechten Börsenphasen und BĂ€renmĂ€rkten sinken selbst die besten Aktien, egal, wie gĂŒnstig die Bewertung der Aktie aktuell scheint.
Wer hingegen in positiven Marktphasen investiert und Aktien im Bullenmarkt kauft, kann sich nach einer guten Aktienanalyse hĂ€ufiger ĂŒber positive Renditen freuen. Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest du beim Aktien kaufen, daher immer auf ein positives Sentiment warten und auf einen starken Markt in deinem RĂŒcken vertrauen.
Kombination von fundamentaler und technischer Analyse bei Aktien
Auf den ersten Blick liegen zwischen der Fundamentalanalyse und der technischen Analyse von Aktien riesige Unterschiede. Klassischerweise spaltet sich die Welt der Aktienbewertung in die beiden Lager auf und viele AnhĂ€nger der fundamentalen oder technischen Analyse sehen WidersprĂŒche der beiden Analyse-Methoden.
WĂ€hrend die technische Analyse versucht, die Kursentwicklung durch historische Marktdaten (Kurse, Handelsvolumen) vorherzusagen, stĂŒtzt sich die Fundamentalanalyse auf Finanzdaten des Unternehmens sowie auf weiche Faktoren wie die QualitĂ€t des Managements, des Burggrabens und der Meinungen von Analysten.
Trotzdem â oder vielleicht auch gerade deshalb â lassen sich beide Analysen gut miteinander kombinieren. Einige der erfolgreichsten Investoren und Trader kombinieren die fundamentale mit der technischen Analyse und erzielen Jahr um Jahr herausragende Renditen.
Trader können insbesondere das Trading-Universum optimieren, indem sie nur die besten Aktien fĂŒr die technischen Handelssignale verwenden. SchlieĂlich steigen die Kurse der besten Aktien mit den höchsten Wachstumserwartungen und den besten Analystenmeinungen oftmals schneller als mittelmĂ€Ăige Aktien. Eine vorangestellte Fundamentalanalyse kann somit sinnvoll sein, obwohl die Kauf- und Verkaufsentscheidungen letztlich auf Grundlage der technischen Analyse gefĂ€llt werden.
Andersherum können Investoren mithilfe von langfristigen Chartformationen die groĂen Bewegungen am Markt besser einschĂ€tzen und ihre fundamentalen Thesen mit charttechnischen Analysen ĂŒberprĂŒfen. Wer eine herausragende Aktie gefunden hat, die jedoch seit Jahren mit fallenden Kursen den Markt underperformt, ĂŒbersieht vielleicht einen entscheidenden Faktor und sollte noch einmal genauer hinsehen.
5. Investmentthese formulieren mit der Fundamentalanalyse
Wer langfristig investieren möchte, sollte sich eine klare Investmentthese ĂŒberlegen, die er in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden ĂŒberprĂŒfen kann. HierfĂŒr können sowohl quantitative (harte) sowie qualitative (weiche) Faktoren herangezogen werden.
Um ein Wertpapier fundamental zu analysieren, können harte Faktoren aus der Bilanz und den GeschĂ€ftsberichten mathematisch ausgewertet werden. ZusĂ€tzlich können weiche Faktoren wie die Vision des Managements, die kĂŒnftigen Marktentwicklungen und potenzielle NachfrageĂ€nderungen der Kunden untersucht werden.
Bei der Formulierung deiner Investmentthese auf Grundlage der Fundamentalanalyse solltest du folgende drei Annahmen berĂŒcksichtigen:
- Der aktuelle Kurs einer Aktie zeigt im Vergleich zu den öffentlich verfĂŒgbaren Finanzdaten oft nicht vollstĂ€ndig den Wert des Unternehmens.
- Der Wert, der sich aus den Fundamentaldaten des Unternehmens ergibt, entspricht dem wahren Wert der Aktie.
- Langfristig wird der Markt die Fundamentaldaten widerspiegeln und den fairen Wert auch im Preis widerspiegeln.
Wer seine Aktien fĂŒr die nĂ€chsten 20, 30 oder sogar 40 Jahre halten will, könnte gedanklich einmal ĂŒberlegen, wie das Leben der Enkel einmal aussehen wird und welche Produkte und Dienstleistungen dann besonders gefragt sein werden. Bedenke jedoch, dass das Risiko deines Investments sich deutlich erhöht, je spekulativer und langfristiger du deine Investment-Theorie ausrichtest.
6. Fazit: Lohnt sich Aktienanalyse zur Bewertung von Aktien?
Wer Geld in Einzelaktien anlegen möchte, sollte vorher eine umfangreiche Aktienanalyse durchfĂŒhren. Die Bewertung der Aktie und der potenziellen Chancen und Risiken ist die Grundlage, um kĂŒnftige Entwicklungen richtig einordnen zu können und um sinnvolle Investmententscheidungen zu treffen.
Da die Analyse und Bewertung von Aktien jedoch ein zeitaufwendiges Unterfangen ist, sollten sich Privatanleger ĂŒberlegen, ob sie ihr Geld in Einzelaktien oder lieber in ETFs anlegen möchten. Zudem sollten Anleger flexibel auf Nachrichten und neue Finanzdaten reagieren und in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden ihre Investmentthese ĂŒberprĂŒfen, die sie bei ihrer ursprĂŒnglichen Aktienanalyse formuliert haben.
Neben dem klassischen Investieren in Aktien kann die Aktienanalyse auch beim Trading mit Aktien fĂŒr die Eingrenzung des Trading-Universums genutzt werden. So können etwa die stĂ€rksten Wachstumsaktien mit technischen Trading-Indikatoren gehandelt oder Value-Aktien fĂŒr einen klassischen Turnaround identifiziert werden.
Wie ist deine Meinung zur Aktienanalyse â Hast du Freude am Lesen von GeschĂ€ftsberichten oder verlĂ€sst du dich lieber auf die tiefgrĂŒndige Recherche von anderen Aktienanalysten?
7. HĂ€ufig gestellte Fragen zur Aktienanalyse
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Um eine Aktie zu analysieren, musst du dich mit den historischen Finanzberichten, dem GeschÀftsmodell, dem Management und den Stakeholdern des Unternehmens beschÀftigen. Ziel ist es, auf Grundlage von mathematischen Bewertungskennzahlen und qualitativen Chance-Risiko-Profilen eine Investitionsentscheidung zu treffen.
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Um Aktien zu bewerten, kannst du auf Aktienanalysen von Finanzexperten und Insidern zurĂŒckgreifen. Unsere Redakteure von Finanzwissen haben sich viele Aktien intensiv angeschaut und analysiert. Die Aktienanalysen von Finanzwissen bieten dir eine gute Grundlage, um darauf aufbauend eigene Investmententscheidungen zu treffen.
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Aktien können mithilfe fundamentaler und technischer Kriterien analysiert werden. Bei der fundamentalen Aktienanalyse unterscheidet man zwischen quantitativen KenngröĂen (z. B. Kurs-Gewinn-VerhĂ€ltnis, Umsatzwachstum, Eigenkapitalrendite) und qualitativen KenngröĂen (z. B. Management, Kundenrezensionen, Analystenmeinungen). Die technische Aktienanalyse ĂŒberprĂŒft das historische VerhĂ€ltnis von Angebot und Nachfrage mithilfe von Chartformationen, Candlestick Patterns und weiteren charttechnischen Indikatoren.
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Die fundamentale Aktienanalyse zieht Informationen aus historischen GeschĂ€ftsberichten, Marktdaten und Aussagen des Managements heran, um den wahren Wert des Unternehmens zu bestimmen. Der fundamentalen Aktienanalyse liegt die Annahme zugrunde, dass der Aktienkurs frĂŒher oder spĂ€ter mit dem wahren Wert des Unternehmens zusammenfĂ€llt.
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Die technische Aktienanalyse arbeitet mithilfe von historischen Kursbewegungen, Handelsvolumina und technischen Indikatoren, um das VerhĂ€ltnis von Angebot und Nachfrage einer Aktie zu bestimmen. Technische Aktienanalysten gehen davon aus, dass sich bestimmte charttechnische Muster, die durch Angebot und Nachfrage einer Aktie entstehen, in regelmĂ€Ăigen AbstĂ€nden wiederholen.