Aktienrückkäufe: Warum kaufen Unternehmen eigene Aktien zurück?
Immer wieder liest man davon, dass börsennotierte Konzerne ihre Investoren durch Aktienrückkäufe zufriedenstellen wollen.
Doch was ist ein solcher Aktienrückkauf genau? Und warum bevorzugen einige Unternehmen den Rückkauf der eigenen Aktien gegenüber einer Kapitalausschüttung an die eigenen Aktionäre?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, beschäftigen wir uns in diesem Artikel damit mit dem Ablauf von Aktienrückkäufen, welche Auswirkungen dies auf den Aktienkurs haben kann und aus welchen Gründen sich Unternehmen überhaupt für Aktienrückkäufe entscheiden.
Außerdem stellen wir dir die Vor- und Nachteile von Aktienrückkäufen zusammen und vergleichen den Aktienrückkauf mit der Dividendenzahlung.
1. Was sind Aktienrückkäufe?
Aktienrückkäufe (engl. “Buy Back”) sind neben der Zahlung von Dividenden eine weitere Möglichkeit für Unternehmen, ihre überschüssigen Gewinne an die Aktionäre zu verteilen.
Bei einem Aktienrückkauf erwirbt ein Unternehmen seine eigens ausgegebenen Aktien zurück. Das Gegenteil des Aktienrückkaufs wäre die Kapitalerhöhung.
Für Aktionäre ist ein Aktienrückkaufprogramm eine positive Mitteilung, denn das Management definiert einen finanziellen Rahmen zum Rückkauf eigener Wertpapiere.
Durch diesen Ansatz verknappt sich die Anzahl der ausstehenden Aktien. Außerdem steigt das Stimmrecht pro Aktie durch diese Kapitalmaßnahme.
Auch wenn sich das Geschäft des Unternehmens nicht positiv entwickelt, kommt es zu einer Optimierung der Aktienkennzahlen. Der Umsatz, Gewinn und die Dividende je Aktie nehmen zu.
Schlussendlich kommt es oftmals zu einer positiven Entwicklung des Aktienkurses.
Natürlich enden die Gründe für Aktienrückkäufe nicht an dieser Stelle. Im weiteren Verlauf dieses Artikels gehen wir spezifischer auf die individuellen Gründe, die für Share Buy Backs sprechen, ein.
2. Wie läuft ein Aktienrückkauf ab?
Ein Aktienrückkauf ist aus buchhalterischer Sicht erfolgsneutral. Kapital wird schlicht und ergreifend in Aktien umgetauscht.
Folglich könnten wir davon ausgehen, dass der Aktienkurs bei einem Rückkauf von Aktien nicht beeinflusst wird. Liquide Mittel fließen ab und Aktien werden als sogenannte Treasury Shares eingebucht.
Nichtsdestotrotz ist der Rückkauf von Aktien keine spontane Transaktion, die ein Unternehmen einfach entscheiden kann. Vielmehr müssen mehrere Schritte stattfinden, bevor es überhaupt zum Aktienrückkauf kommt.
3. Warum tätigen Unternehmen Aktienrückkäufe?
Nachdem wir uns nun angeschaut haben, wie ein Aktienrückkauf abläuft, stellt sich die Frage, warum Unternehmen dazu neigen, eigene Aktien zurückzukaufen.
In der Regel sind Aktienrückkäufe nur bei erfolgreichen und finanziell gesunden Unternehmen zu beobachten.
Durch den Rückkauf eigener Aktien fließen liquide Mittel aus dem Unternehmen ab – diese sollten nicht zum Erhalt des operativen Geschäfts benötigt werden.
Grundsätzlich sollten wir auch davon ausgehen, dass der Vorstand zukünftige Gewinne antizipiert und die Aktien auf dem aktuellen Niveau für unterbewertet hält. Ein Rückkauf in Phasen einer Überbewertung wäre finanzielles Harakiri.
Schauen wir uns also an, welche Gründe sich für Aktienrückkäufe finden lassen:
Grund 1: Kurspflege und -optimierung
Viele Unternehmen fokussieren den Shareholder Value, also den erzeugten Mehrwert für die Anteilseigner. Durch den Rückkauf von Aktien verringert sich die Anzahl ausstehender Aktien. Die Kennzahlen pro Aktie werden optimiert – das Unternehmen wirkt attraktiver für die Anleger.
Durch diese Maßnahmen soll der Aktienkurs steigen, weshalb man hier von Kurspflege spricht.
Grund 2: Mitarbeiterbeteiligung
Insbesondere in den USA ist es üblich, dass Mitarbeiter einen Teil Ihrer Gehaltszahlungen in Form von Aktien erhalten.
Durch Aktienrückkäufe kann ein Unternehmen ausreichend Aktienanteile sammeln, um diese für die Mitarbeiterbezahlung zu verwenden. In diesem Fall kommt es zu keiner Optimierung der Kennzahlen.
Grund 3: Aktien als Zahlungsmittel
In der Praxis kommt es immer wieder zu Übernahmen. Kauft ein börsennotiertes Unternehmen eine anderes börsennotiertes Unternehmen, erhalten die Aktionäre oftmals eine Bezahlung in Form von Aktien.
In diesem Fall braucht ein Unternehmen eigene Aktien, um die Transaktion auszuführen.
Grund 4: Schutz vor Übernahmen
Deutsche Aktiengesellschaften geben oftmals Namensaktien aus, um sich vor feindlichen Übernahmen zu schützen. Eine Alternative sind Aktienrückkäufe.
Hält ein Unternehmen ausreichend eigene Aktien, so wird es für Konkurrenten schwieriger, das Unternehmen zu übernehmen und einen signifikanten Firmenanteil zu erwerben.
Grund 5: Optimierung der Kapitalstruktur
Kennst du die Aussage, dass Eigenkapital das teuerste Kapital am Markt ist? Durch Aktienrückkäufe können Unternehmen die eigene Kapitalstruktur optimieren.
Indem ein Unternehmen Aktien zurückkauft und für die Finanzierung Fremdkapital verwendet, lässt sich die Eigenkapitalquote reduzieren.
Die Eigenkapitalgeber – in diesem Fall die Aktionäre – verkaufen Ihr Eigenkapital an das Unternehmen. Dieses nutzt Fremdkapital zur Finanzierung.
In Zeiten niedriger Zinsen sind solche Maßnahmen regelmäßig zu beobachten. Außerdem zeigt sich, dass Unternehmen Fremdkapitalzinsen steuerlich geltend machen können. Dahingegen sind Forderungen nach steigenden Dividenden steuerlich nicht optimal.
4. Welche Auswirkungen haben Aktienrückkäufe auf die Unternehmensbilanz?
Welche konkreten Auswirkungen haben Aktienrückkäufe eigentlich auf die Unternehmensbilanz? Maßgeblich für die Beantwortung dieser Frage ist die Art der Finanzierung des Share Buy Backs.
Kaufen Unternehmen Aktien aus liquiden Mitteln, dann hat dies andere bilanzielle Auswirkungen als beim fremdfinanzierten Rückkauf.
Als Anleger solltest du darauf achten, dass sich ein Unternehmen einen Aktienrückkauf auch leisten können muss. Bei der Fremdfinanzierung steigen die Kosten durch die Zinslast an.
Eigenkapital ist in der Regel teuer und die Ausschüttung in Form von Aktienrückkäufen in einigen Fällen nicht die sinnvollste Entscheidung. Durch Eigenkapital erhalten sich Unternehmen finanziellen Spielraum in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.
Umgang mit zurückgekauften Aktien
Schlussendlich solltest du auch darauf achten, was das Unternehmen mit den zurückgekauften Aktien anstellt. Im Grunde können diese als Treasury Shares in der Bilanz auftauchen oder vernichtet werden.
Willst du herausfinden, wie viele Aktien ein Unternehmen in der eigenen Bilanz führt, so kannst du einfach einen Blick auf den letzten Jahresbericht werfen.
Am besten gehst du hierfür auf die Investor Relations Seite deines analysierten Unternehmens und wirfst einen Blick auf den letzten Jahresbericht, welchen du als Annual Report findest. Hier kannst du nach Treasury Stocks suchen und die entsprechende Position finden.
Alternativ führen viele Unternehmen auch entsprechende Berichte über die durchgeführten Aktienrückkaufprogramme.
Ein spannendes Beispiel ist etwa Apple. Das Unternehmen kaufte in den ersten beiden Quartalen 21 Aktien im Wert von 43 Mrd. US-Dollar zurück. Im gleichen Zeitraum blieb die Anzahl der eigenen Aktien in der Bilanz bei 0 US-Dollar. Folglich hat das Unternehmen die Aktien vernichtet und somit Kapital an die Aktionäre ausgeschüttet.
5. Aktienrückkäufe oder Dividenden – was ist besser?
Wie du bereits gemerkt hast, handelt es sich bei Aktienrückkäufen ebenfalls um eine Ausschüttung an die Aktionäre eines Unternehmens.
Dementsprechend stellt sich nun auch die Frage, ob Dividenden oder Aktienrückkäufe die bessere Entscheidung sind.
Grundsätzlich gehen Anleger davon aus, dass ein Aktienrückkauf die Menge der ausstehenden Aktien reduziert und für Kurssteigerungen sorgt. Doch inwiefern sind Aktienrückkäufe in der Praxis der bessere Ansatz?
Auswirkungen von Dividendenzahlungen auf den Aktienkurs
Viele Unternehmen setzen auf Gewinnausschüttungen in Form von Dividendenzahlungen. Bei einer solchen Ausschüttung fließt Geld aus dem Unternehmen an die Aktionäre.
Zeitgleich reduziert die Ausschüttung durch den Kapitalabfluss den Wert des Unternehmens. Am Markt wird das Unternehmen “ex Dividende”, also mit einem Dividendenabschlag gehandelt.
In der Praxis wirst du diesen Kursabschlag nicht wahrnehmen, da die Kurse der Unternehmen regelmäßig schwanken.
Ein gutes Beispiel zur Nachvollziehung des Abschlags ist die Allianz Aktie. Hier siehst du zum Ex-Tag, dass der Kurs stark sinkt.
Du als Aktionär kannst diesen vernachlässigen, denn für den Kursabschlag erhältst du eine Barzahlung.
Beachte allerdings, dass Dividenden steuerpflichtig sind, insofern du den Sparerpauschbetrag bereits aufgebraucht hast.
Auswirkungen von Aktienrückkäufen auf den Kurs
Auch bei Aktienrückkäufen fließt Geld aus dem Unternehmen, um die eigenen Aktien zurückzukaufen. Folglich sinkt der Unternehmenswert um den entsprechenden Betrag.
Somit könnte man nun annehmen, dass der Aktienkurs durch die Kapitalreduzierung sinkt. Allerdings verknappt sich die Anzahl der handelbaren Aktien.
Der Wert der einzelnen Aktien steigt und die Transaktion ist erfolgsneutral.
Für die Aktionäre ist also auch der Aktienrückkauf ohne Auswirkung auf das eigene Investment zu betrachten.
Nun könnte man annehmen, dass beide Maßnahmen gleich zu bewerten sind. Allerding ist dem nicht so.
Aktienrückkäufe oder Dividende – hier liegen die Unterschiede
Für ein Unternehmen sind Dividenden und Aktienrückkäufe in der Theorie gleich teuer. Allerdings kann man davon ausgehen, dass der fremdfinanzierte Rückkauf zu günstigeren Eigenkapitalkosten führt.
Auch für Anleger ist der Aktienrückkauf und die Dividendenausschüttung renditeneutral. Wo liegen hier also die Unterschiede?
Einerseits sollten wir die Steuer der jeweiligen Kapitalmaßnahmen aus Sicht der Investoren beachten. Bei Dividenden ist oftmals eine Steuerzahlung abzuführen.
Hierdurch entsteht also ein Kapitalverlust. Vor der Ausschüttung war das Investment höher bewertet. Nach Steuerabführung hat der Anleger gesamtheitlich Kapital verloren.
Aktienrückkäufe sind keine Ausschüttungen und somit steuerneutral. Der Aktionär muss also kein Kapital an den Fiskus abführen.
In der Theorie wirkt der Aktienrückkauf interessanter. Immerhin müssen keine Steuern auf die Ausschüttungen gezahlt werden.
Allerdings ist grundsätzlich zu hinterfragen, ob das Kapital nicht sinnvoller im Unternehmen verwendet werden kann. So könnte ein Unternehmen neue Geschäftsfelder aufbauen oder das Kapital in Wachstum investieren.
Außerdem zeigt sich, dass Unternehmen Aktien in wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten zurückkaufen. Es handelt sich hier um zyklische Transaktionen, sodass ein antizyklischer Ansatz rückblickend immer die bessere Entscheidung wäre.
Im Folgenden siehst du, welche Vor- und Nachteile wir beim Aktienrückkauf sehen:
Nachteile von Aktienrückkäufen
- Verfälschung von Kennzahlen pro Aktien
- Wachstum der Aktienkennzahlen ist nicht organisch
- Kapital fließt aus dem Unternehmen
- Teilweise wäre Kapital besser in Investitionen investiert
- Teilweise erfolgt der Aktienrückkauf in Zeiten hoher Kurse
6. Sollte ich als Anleger auf Aktienrückkäufe setzen?
Spannend ist nun die Frage, wie Anleger mit Aktienrückkäufen umgehen sollten. Wie wir im vorherigen Kapitel gelernt haben, gibt es Vor- und Nachteile.
Ich persönlich finde Aktienrückkäufe spannend, würde jedoch nicht explizit auf Unternehmen setzen, welche diese tätigen.
Ein Vergleich der Performance des S&P 500 sowie des S&P 500 Buyback verdeutlicht zudem, dass der nicht auf Aktienrückkäufe fokussierte Index eine bessere Performance erzielte.
Festhalten lässt sich anhand dieses Vergleichs also, dass das systematische Fokussieren von Aktienrückkäufen in der Investmentstrategie nicht zu einer Überrendite führt.
Für diesen Vergleich haben wir bewusst den S&P 500 verwendet. Dieser bildet die wichtigsten US-Unternehmen ab. Zudem sind Aktienrückkäufe vor allen Dingen bei US-Unternehmen eine beliebte und häufig anzutreffende Kapitalmaßnahme.
7. Fazit: Aktienrückkäufe sind eine spannende Option für Aktionäre
Aktienrückkäufe bieten der Unternehmensführung eine sinnvolle Möglichkeit, überschüssige Einnahmen indirekt an die Aktionäre auszuschütten.
Im Gegensatz zur Zahlung von Dividenden müssen Aktionäre für den Zugewinn keine Steuerabgaben an den Staat leisten. Gewinne, welche nicht für Investitionen gebraucht werden, können also auf effiziente Art und Weise vom Unternehmen an seine Aktionäre übertragen werden.
Nicht zu vernachlässigen ist auch der Ansatz eigene Aktien zurückzukaufen, um die Stimmrechte nicht auf Wettbewerber oder Investorengruppen zu konzentrieren.
Nichtsdestotrotz gibt es hier auch Nachteile zu berücksichtigen. Einerseits können wir unterstellen, dass die Unternehmensführung durch Aktienrückkäufe die eigenen Kurse pflegen möchte. Für das C-Level ist das besonders spannend, da Erfolgsboni oftmals als Aktienoptionen ausgezahlt werden.
Außerdem bemängeln Kritiker, dass das Kapital falsch allokiert wird. Kapital sollte im besten Fall in Zukunftsprojekte und nicht in Aktionärszahlungen fließen.
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