Börsenplätze im Überblick: Wo findet der Wertpapierhandel statt?
Aktien, Rohstoffe, Derivate und Anleihen sind zentrale Bestandteile des Börsenhandels. Doch welche Wertpapiere werden an welchen Börsenplätzen gehandelt? Warum gibt es überhaupt verschiedene Handelsplätze und wie hat sich die Börse im Laufe der Zeit entwickelt?
In diesem Beitrag erfährst du alles Wichtige über Parkettbörsen, Regionalbörsen, elektronische Handelssysteme, Auslandsbörsen und den außerbörslichen Direkthandel. Wir erklären dir, worin sich diese Handelsplätze unterscheiden und wie du die passende Börse für deine Order auswählst.
1. Was sind Börsenplätze?
Wir beginnen mit einer Definition des Begriffs Börse und einem kurzen historischen Rückblick zur Entwicklung der Börsengeschichte.
Was ist die Börse?
Die Börse ist ein regulierter Marktplatz, an dem Anleger, Händler und Spekulanten zusammenkommen, um Wertpapiere (Aktien, ETF, Derivate, Rohstoffe) zu handeln. Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise der verschiedenen Finanzinstrumente.
Am Börsenhandel nehmen Privatanleger, institutionelle Investoren, diverse Finanzdienstleister, Banken und Broker teil. Erst durch einen Börsenplatz können alle Teilnehmer aufeinandertreffen und ihre Kauf- und Verkaufsaufträge erteilen, woraus ein fortlaufender Handel mit sich stetig verändernden Kursen resultiert.
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Doch diesen Handel gibt es nicht erst seit der Erfindung von Computern und elektronischen Handelssystemen. Börsen, Wertpapiere, Aktien und Handelsplätze gibt es bereits seit vielen Jahrhunderten.
Eine kurze Börsengeschichte
Waren- und Wertpapierhandel auf öffentlichen Plätzen gab es bereits im 12. Jahrhundert. Frühe Vorläufer der modernen Börsen gab es in Italien, wo sich Kaufleute versammelten. Weitere bedeutende historische Beispiele sind die Börsen in Brügge und Antwerpen (Belgien im 15./16. Jahrhundert) und Amsterdam (Niederlande im 17. Jahrhundert).
Diese Handelsplätze legten den Grundstein für unsere heutigen Börsensysteme und prägten das noch heute bestehende Bild einer Börse:
Ein Handelsort, an dem unter standardisierten Praktiken ein transparenter und liquider Austausch von Finanzinstrumenten stattfindet.
Das Jahr 1585 gilt übrigens als Geburtsstunde der heute noch existierenden Frankfurter Wertpapierbörse. Im nächsten Kapitel folgt eine umfassende Übersicht über die deutschen Börsenplätze.
2. Börsenplätze in Deutschland: Übersicht über die inländischen Handelsplätze
Die inländischen Börsenplätze lassen sich in zwei Kategorien unterteilen:
- Parkett- und Regionalbörsen
- Elektronische Handelsplätze
Erstere umfassen die sieben großen Wertpapierbörsen Deutschlands: Börse Stuttgart, Börse Frankfurt, Börse München, Börse Berlin sowie die Börsen in Düsseldorf, Hamburg und Hannover, die wiederum unter dem Dach der BÖAG Börsen AG vereint sind.
Als bedeutende elektronische Handelssysteme hierzulande sind die folgenden fünf zu nennen:
- Xetra
- gettex
- Lang & Schwarz Exchange
- Tradegate
- Quotrix
Auch wenn die Unterteilung in Parkettbörsen und elektronische Handelssysteme in der heutigen Zeit etwas irreführend ist, da so gut wie jede Order über digitale Systeme erfasst wird, ist sie aufgrund der historischen Bedeutung der Präsenzbörsen dennoch weitverbreitet. Wir behalten daher diese Begrifflichkeiten in den folgenden Ausführungen bei.
Deutsche Parkett- und Regionalbörsen
Ebenso ist eine trennscharfe Unterscheidung zwischen Parkettbörse und Regionalbörse nicht immer einfach. Grundsätzlich versteht man unter einer Regionalbörse einen eher weniger bedeutenden Handelsplatz mit regionalem Bezug, wohingegen eine größere Parkettbörse wie die Frankfurter Wertpapierbörse auch international von Bedeutung ist.
Werfen wir nun einen Blick auf die hiesigen Handelsplätze.
- Börse Frankfurt: Die Börse Frankfurt gehört zur Deutsche Börse AG, unter deren Dach auch das elektronische Handelssystem Xetra und die Terminbörse Eurex vereint sind.
- Börse Stuttgart: Als eine der bedeutendsten Präsenzbörsen Deutschlands ist die Börse Stuttgart vor allem bekannt für den Handel mit strukturierten Produkten wie Optionsscheinen und Zertifikaten. Teil der Unternehmensgruppe ist die Plattform Euwax.
- Börse Berlin: Ist eine Regionalbörse im Besitz der Tradegate Exchange.
- Börse München: Betreiberin ist die Bayerische Börse AG. Das Handelsmodell gettex gehört zur Börse München.
- BÖAG Börsen AG: Dieser Träger umfasst die Regionalbörsen Düsseldorf, Hamburg und Hannover.
Als Nächstes folgt eine Übersicht über die elektronischen Handelssysteme.
Elektronische Handelsplätze im Überblick
- Xetra: Als Referenzmarkt ist Xetra für den Großteil des deutschen Aktienhandels verantwortlich. Zudem ist das elektronische Handelssystem Marktführer im europäischen ETF-Handel.
- LS Exchange: ist auf den außerbörslichen Handel spezialisiert und gehört zum Düsseldorfer Finanzdienstleister Lang und Schwarz. Sie bietet wettbewerbsfähige Preise und längere Handelszeiten.
- gettex: ist ein Handelssystem der Börse München unter dem Dach der Bayerischen Börse AG. Gettex ist ein beliebter Handelsplatz für den außerbörslichen Handel mit Derivaten.
- Quotrix: elektronisches Handelssystem der Börse Düsseldorf.
- Tradegate Exchange: ein auf Privatanleger spezialisierter elektronischer Handelsplatz, welcher überwiegend im Besitz der Deutschen Börse AG und der Tradegate AG ist. Tradegate bietet lange Handelszeiten und eine große Auswahl an handelbaren Wertpapieren, einschließlich Aktien und ETFs.
3. Auslandsbörsen: Das sind die bekanntesten internationalen Handelsplätze
In diesem Kapitel erhältst du eine Zusammenfassung der bedeutendsten weltweiten Börsenplätze.
Bedeutende nordamerikanische Handelsplätze
- New York Stock Exchange (NYSE): Die NYSE ist die weltweit größte Börse nach Marktkapitalisierung und befindet sich in New York City.
- NASDAQ: Eine führende elektronische Börse, ebenfalls in den USA. Der weltbekannte Aktienindex Nasdaq100 ist spezialisiert auf Technologie- und Wachstumsunternehmen.
- Toronto Stock Exchange (TSX): Die TSX ist die größte Börse Kanadas und besonders bekannt für ihren starken Fokus auf den Rohstoffsektor, insbesondere Bergbau und Energie.
Das sind die wichtigsten Handelsplätze in Asien
- Tokyo Stock Exchange (TSE): Die TSE ist die größte Börse Japans und eine der führenden Börsen weltweit. Sie ist bekannt für große japanische Konzerne, die im Nikkei 225 gelistet sind.
- Korea Exchange: Die wichtigste Börse in Südkorea, bekannt für ihre technologischen Unternehmen und einer der größten Börsenplätze Asiens.
- Shanghai Stock Exchange: Die SSE ist eine der größten Börsen Asiens und spielt eine zentrale Rolle im chinesischen Finanzmarkt.
- Hong Kong Stock Exchange: Eine der größten Börsen in Asien, bekannt für ihre enge Verbindung zu den chinesischen Märkten.
- Singapore Stock Exchange: Ein bedeutender Finanzplatz in Südostasien, der als wichtiger Handelsplatz für asiatische und internationale Investoren dient.
Europas führende Börsenplätze
- London Stock Exchange (LSE): Eine der ältesten und größten Börsen Europas, bekannt für den Handel mit Aktien, Anleihen, ETFs und Derivaten. Sie ist ein wichtiger internationaler Handelsplatz und bietet Zugang zu einer Vielzahl globaler Unternehmen.
- Euronext: Eine Pan-europäische Börse mit Handelsplätzen in mehreren Städten. Euronext bietet eine breite Palette von Finanzinstrumenten.
Weitere wichtige internationale Wertpapierhandelsplätze sind die B3 Brasil Bolsa Balcao (Brasilien), die Johannesburg Stock Exchange (JSE) in Südafrika und die Australien Securities Exchange (ASX) in Australien.
4. Kosten sparen im außerbörslichen Direkthandel?
In diesem Kapitel widmen wir uns der Frage, was der außerbörsliche Handel ist. Außerdem stellen wir die Vorteile und Nachteile gegenüber.
Wie funktioniert der außerbörsliche Handel?
Im außerbörslichen Direkthandel, auch Over-the-Counter (OTC) genannt, werden Finanzinstrumente direkt zwischen zwei Parteien gehandelt. Eine zentrale Stelle, also die Börse, fällt hierbei weg. Insbesondere Derivate (Produkte, deren Wertentwicklung von einem Basiswert abhängt) werden im OTC-Handel getradet.
Welche Vor- und Nachteile das mit sich bringt, siehst du in der folgenden Zusammenfassung.
Vorteile Direkthandel
- Erweiterte Handelszeiten
- Zugänglichkeit einer breiteren Produktpalette
- Ordergebühren sparen
Nachteile OTC-Handel
- Geringere Transparenz
- Begrenzte Liquidität (höhere Spreads)
- Weniger Regulierung
Teilweise kannst du im Direkthandel im Vergleich zum börslichen Handel Ordergebühren sparen, allerdings bedeutet das nicht zwangsläufig, dass deine Gesamtkosten dadurch niedriger sind. So könntest du zwar von einer niedrigeren Orderprovision profitieren, jedoch aufgrund einer geringeren Liquidität einen schlechten Marktpreis erwischen. Das wäre etwa der Fall, wenn der Spread im nachbörslichen Handel höher ausfällt, als zu den Kernhandelszeiten des Referenzmarktes.
Letztlich musst du diese Entscheidung von deiner Handelsstrategie abhängig machen.
5. Spezielle Börsen für den Handel mit Rohstoffen
Neben den zuvor genannten Inlandsbörsen, elektronischen Handelssystemen, Auslandsbörsen und dem OTC-Handel gibt es auch spezielle Börsen, die wir in diesem Abschnitt in aller Kürze besprechen.
Nachfolgende eine Liste der auf den Rohstoffhandel spezialisierten Terminbörsen:
- Chicago Mercantile Exchange (CME)
- Chicago Board of Trade (CBOT)
- London Metal Exchange (LME)
- ICE Futures Europe
- Shanghai Futures Exchange
- Tokyo Commodity Exchange
An diesen Börsen, oft auch Warenterminbörsen genannt, findet der internationale Rohstoffhandel statt. Egal, ob Edelmetalle (Gold und Silber), Basismetalle (Nickel und Kupfer), Agrarrohstoffe (Weizen, Mais und Sojabohnen), oder Energierohstoffe (Öl-Handel und Gas) – hier werden täglich Rohstoff-Kontrakte in gigantischen Mengen bewegt.
Als Rohstoff-Trader solltest du diese Handelsplätze und ihre Handelszeiten kennen.
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6. Wie unterscheiden sich die Handelplätze?
Abschließend beleuchten wir die Unterschiede der verschiedenen Handelsplätze. Bei der Auswahl eines Börsenplatzes solltest du folgende Merkmale berücksichtigen:
- Kosten: Je nach Börsenplatz variieren die Orderkosten, also die Transaktionsgebühren. Im außerbörslichen Handel sind die Ordergebühren oftmals niedriger.
- Ordertypen: Nicht jeder Handelsplatz ermöglicht alle Ordertypen. Komplexe Ordertypen mit Orderzusätzen sind nicht überall möglich.
- Verfügbare Assets: Auch die Auswahl der Anlageklassen bzw. handelbaren Wertpapiere variiert stark. Einige Handelssysteme sind auf bestimmte Assets spezialisiert.
- Handelszeiten: Für aktive Trader sind flexible Handelszeiten wichtig. Die Möglichkeit, nachbörslich Orders zu erfassen, ist also oft relevant.
- Marktmodell/Handelsmodell: Modelle reichen von Orderbuch-Systemen auf traditionellen Börsen zu Market Maker-Modellen auf elektronischen und OTC-Märkten.
- Weitere Unterschiede: Variieren in Regulierung, Transparenz und Automatisierung; Börsen sind oft strenger reguliert und transparenter als OTC-Märkte.
Bist du ein langfristig orientierter Anleger, der überwiegend auf Aktien- und ETF-Sparpläne setzt, dann spielt eine umfangreiche Auswahl an Handelsplätzen eine eher untergeordnete Rolle. Wer jedoch aktives Trading betreibt, profitiert bei einem großen Handelsangebot von mehr Flexibilität.
7. Häufige Fragen zu den Börsenplätzen
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.
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