Rohstoff-Farmer läuft bei Sonnenuntergang über ein Feld
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Was sind Rohstoffe? – Handel, Verwendung und Preisbildung

Lesezeit 9 min.

Dennis Groß
Redakteur
Überprüft durchChristian Musanke
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Die Weltwirtschaft wächst seit Jahrzehnten unaufhaltsam. Zwar gibt es Phasen der Stagnation und auch Rezessionen, jedoch geht der Trend langfristig nur in eine Richtung. Beim Wohlstand gibt es je nach Region erhebliche Unterschiede. Rohstoffe und deren Verwendung spielen eine entscheidende Rolle für den Wohlstand einer Nation.

So sind die meisten Industrienationen überwiegend von Reichtum und einem hohen Lebensstandard geprägt, während die Entwicklungsländer einen sehr niedrigen Lebensstandard haben. Eine Zwischenform sind die Schwellenländer, die noch zu den Entwicklungsländern gezählt werden, aber nicht mehr alle typischen Merkmale aufweisen.

In diesem Artikel wollen wir zentrale Fragen zum Thema Rohstoffe klären. Zum einen erhältst du einen Überblick zu den wichtigsten Rohstoffen, zum anderen gehen wir auf geographische Aspekte und den Handel ein. Außerdem zeigen wir auf, wie sich die Preise am Rohstoffmarkt bilden und welche Möglichkeiten für dich als Privatanleger bestehen, um in Rohstoffe zu investieren.

1. Welche Rohstoffe gibt es?

Bevor wir uns einen Überblick zu den unterschiedlichen Rohstoffen verschaffen, klären wir zunächst was Rohstoffe überhaupt sind.

Definition Rohstoffe

Rohstoffe sind natürlich vorkommende Ressourcen, die zum Großteil aus dem Boden gefördert und anschließend verarbeitet werden. Sie sind der Hauptbestandteil anderer hergestellter Güter wie z.B. industrieller Produkte. Rohstoffe werden aber nicht immer verarbeitet, sondern teilweise direkt verbraucht.

Eine Vielzahl von Rohstoffen wird an den internationalen Finanzmärkten gehandelt. Da nicht alle Länder über ausreichend Ressourcen verfügen, werden Rohstoffe rund um den Globus transportiert.

Einteilung der Rohstoffe in Gruppen

Grundsätzlich können wir Rohstoffe in sogenannte Soft Commodities und Hard Commodities unterteilen.

Soft Commodities (Weiche Waren)

Zu den Soft Commodities gehören üblicherweise regenerative, also nachwachsende, Rohstoffe. Hierzu zählen z.B. Kaffee, Weizen oder Sojabohnen.

Aufgrund ihrer Haltbarkeit sind die Preise kurzfristig sehr volatil. Daher sichern sich Erzeuger von Agrarrohstoffen oftmals über die Märkte mithilfe von Future-Kontrakten ab, um einen guten Preis zu erzielen.

Hard Commodities (Harte Waren)

Unter Hard Commodities versteht man Ressourcen, die aus dem Erdreich abgebaut werden. Diese Gruppe von Rohstoffen ist nicht erneuerbar. Hierzu zählen Mineralien und Metalle.

Des Weiteren lassen sich Rohstoffe in Primär- und Sekundärrohstoffe einteilen.

Primäre Rohstoffe

Unter primären Rohstoffen versteht man die unmittelbar abgebauten und erzeugten Ressourcen.

Sekundäre Rohstoffe

Sekundäre Rohstoffe sind Ressourcen, die beispielsweise aus Recycling wiedergewonnen werden.

Eine klare Definition und Abgrenzung im Rohstoffmarkt ist nicht immer möglich. Einige Ressourcen lassen sich mehreren Kategorien zuordnen. Das Edelmetall Silber kann ebenfalls in die Gruppe der Industriemetalle eingeordnet werden, weil die Industrie diesen Rohstoff für Tausende von Anwendungen nutzt.

Kategorisierung von Rohstoffen

Für eine bessere Übersicht ordnen wir die Rohstoffe in 5 Kategorien ein.

Bestimmte Rohstoffe sind aufgrund ihrer Verwendung unter Anlegern sehr beliebt. Das kritische Metall Lithium ist die Grundlage für die Produktion von Batterien. Deshalb ist der Rohstoff insbesondere für Elektroauto-Produzenten wie Tesla von immenser Bedeutung.

2. Verwendung von Rohstoffen - wo begegnen sie uns im Alltag?

In diesem Abschnitt widmen wir uns der Verwendung von Rohstoffen. Dazu gehen wir auch auf konkrete Beispiele aus dem Alltag ein. Direkt zu Beginn können wir festhalten, dass ohne Rohstoffe keine moderne Anwendung möglich wäre.

Jegliche Technologie, die wir heutzutage nutzen, basiert auf der Verwendung von Rohstoffen.

Ohne Energierohstoffe würden die Lichter ausgehen

Täglich produzieren und verbrauchen wir auf der ganzen Welt gigantische Mengen an Strom. In der Industrie, der Schule, am Arbeitsplatz und zu Hause benötigen wir Strom und das tagtäglich, 24/7. Auch für unsere Mobilität benötigen wir Benzin und Diesel.

Mit der Entdeckung von Rohöl, dem wohl wichtigsten Rohstoff des 20. Jahrhunderts, hat sich der Wohlstand einiger Industrienationen vervielfacht. Aus Erdöl werden beispielsweise unsere Kraftstoffe gewonnen. Weitere Energierohstoffe wie Uran, Erdgas und Kohle nutzen wir zur Stromproduktion und zum Heizen.

Jedoch hat das Verbrennen dieser fossilen Energieträger auch einige Nachteile. Klimawandel und Umweltverschmutzung sind die Kehrseite der Medaille. Deshalb haben sich die meisten Nationen für eine Energiewende entschieden. Industrie, Mobilität und Privathaushalte sollen zukünftig vermehrt auf saubere Energie aus erneuerbaren Energien setzen.

Für Anleger ergeben sich daraus großartige Möglichkeiten, um in Nachhaltigkeit zu investieren.

Die Themen Wasserstoff und Elektromobilität begeistern viele Investoren. Bei uns auf der Seite findest du einen ausführlichen Bericht zu Wasserstoff-Aktien und  Unternehmen wie Ballard Power, die saubere Mobilität fördern wollen.

Agrarerzeugnisse – die gesamte Weltbevölkerung ist darauf angewiesen

Neben Energie sind Agrarerzeugnisse die wichtigsten Rohstoffe für uns. Land -und Viehwirtschaft sorgen dafür, dass wir weltweit mit Nahrung versorgt sind.

Entscheidend sind die sogenannten Grundnahrungsmittel wie Getreide.

  • Hafer
  • Mais
  • Soja
  • Weizen

Auch die bekannten Genussmittel basieren auf Agrarrohstoffen.

  • der morgentliche Kaffee oder Tee
  • Kakao für die Produktion von Schokolade
  • Tabak
  • Zucker

Weitere wichtige Agrarrohstoffe sind Baumwolle, Kautschuk und Wolle. Diese Ressourcen finden ihre Anwendung in der Textil- und Kunststoffindustrie. Ein Großteil des Naturkautschuks dient zur Produktion von Autoreifen.

Die Gruppe der Industriemetalle wird hauptsächlich im Maschinen- und Automobilbau eingesetzt. Von großer Bedeutung sind hierbei Eisen, Aluminium und Stahl. Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin finden Verwendung in der Schmuckindustrie. Zudem werden sie häufig in Kombination mit dem Basismetall Kupfer in der Elektroindustrie eingesetzt.

In deinem Smartphone stecken etwa 60 verschiedene Rohstoffe

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Rohstoffe in einem Smartphone | Quelle: visualcapitalist.com

Für Display, Gehäuse, Akku und Prozessor werden dutzende von Rohstoffen benötigt. Ein Smartphone ist quasi eine kleine Rohstoffsammlung.

Laut dem Informationszentrum Mobilfunk stecken rund 30 Metalle in einem Mobiltelefon. Den Löwenanteil macht Kupfer aus, denn Kupfer ist ein sehr guter Wärmeleiter und somit ein unersetzlicher Rohstoff für die Elektrotechnik.

Übrigens gehört Kupfer zu den ersten Metallen, die der Mensch sich zu Nutze machte. Bereits vor etwa 10.000 Jahren verwendeten Menschen den Rohstoff Kupfer.

War dir bewusst, dass in deinem Smartphone ein nicht unerheblicher Anteil an Edelmetallen steckt? Gold, Silber, Platin und Palladium sind in einem herkömmlichen Handy enthalten. Des Weiteren sind noch Eisen, Aluminium, Nickel, Zinn und kritische Metalle darin verbaut.

Die sogenannten seltenen Erden spielen bei High-Tech-Anwendungen eine immer wichtigere Rolle. Bei der Produktion des Akkus wird Lithium verwendet.

Leichtfertiger Konsum von Technik-Geräten schadet der Umwelt

Einer Auswertung von Greenpeace zu Folge wurden zwischen 2007 und 2017 mehr als 7 Milliarden Smartphones produziert und jedes einzelne Gerät enthält dutzende von Rohstoffen.

Der Herstellungsprozess macht etwa 73 % der Co2-Emissionen aus. Für den genannten Betrachtungszeitraum kommt man auf eine Energiebilanz von 968 TWh. Zum Vergleich, Indiens Energieverbrauch für das Jahr 2014 lag bei 973 TWh.

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes landeten 2018 EU-weit 4 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte auf dem Müll.

Daraus lässt sich schließen, dass die Verwendung von Rohstoffen ein zweischneidiges Schwert ist.

Einerseits ermöglichen sie uns modernste Technologie und Fortschritt, andererseits entstehen durch Abbau und Verarbeitung teilweise erhebliche Umweltschäden. Daher haben wir als Gesellschaft die Verantwortung möglichst nachhaltig mit unseren Ressourcen umzugehen.

3. Rohstoffvorkommen weltweit - Welche Länder verfügen über die größten Ressourcen?

Eingangs  haben wir erwähnt, dass aufgrund der ungleichen Verteilung Rohstoffe global transportiert und gehandelt werden. Im 20. Jahrhundert waren besonders Rohöl- und Erdgasreserven von immenser Bedeutung. Seit einigen Jahren verschiebt sich jedoch der Fokus zunehmend auf bestimmte Metalle, die für die Energiewende und erneuerbare Energien unersetzlich sind.

Eigentlich müssten rohstoffreiche Länder prosperieren, jedoch ist häufig das Gegenteil der Fall. Politische Unruhen und instabile Währungen sorgen trotz gigantischer Ressourcen für eine negative Entwicklung. Hinzu kommt, dass oftmals ausländische Konzerne den Abbau der Rohstoffe vornehmen. Der ökologische Schaden bleibt im Land, aber der ökonomische Nutzen verlässt die Region. Das beste Beispiel hierfür ist der afrikanische Kontinent. Kaum ein Kontinent ist so reich an Bodenschätzen und gleichzeitig so stark von Armut geprägt.

Welche Länder verfügen über die größten Rohstoffvorkommen?

Von uns erhältst du eine Übersicht zu den rohstoffreichsten Ländern der Welt.

LandRohstoffe
Russlandgilt als rohstoffreichstes Land überhaupt, Öl, Kohle, Gas, Uran, seltene Erden, Eisenerz
USAreich an Öl, Erdgas und Kohle
Venezuelaim Besitz der größten nachgewiesenen Ölreserven
Irangroße Ölreserven und enorme Gasreserven, zudem Kohle, Eisen und Kupfer
Saudi-Arabienhat die zweitgrößten Ölreserven der Welt, war lange die Nummer 1
Chinariesige Kohlereserven, quasi Monopolstellung bei seltenen Erden
IrakBekannt für seine Ölreserven
Kanadabekannt für seine Bergbauunternehmen und reich an Öl-, Uran- und Holzvorkommen, zudem wichtiger Produzent von Nickel und Zink
Australiensehr reich an Gold, Kohle, Kupfer, Eisen und Uran
Brasilienreich an Gold, Öl, Uran, Eisen und Holz
Kuwaitein sehr kleines Land mit riesigen nachgewiesenen Ölreserven
Vereinigte arabische Emiratebesitzen eines der größten Ölvorkommen weltweit

Nachdem wir die geographische Verteilung der Rohstoffvorkommen betrachtet haben, klären wir im folgenden Abschnitt, welche Unternehmen die Big Player in der Bergbau- bzw. Rohstoffbranche sind und diese Reserven aus dem Boden fördern.

Welche bekannten Rohstoffaktien gibt es?

Eine ausführliche Liste mit Rohstoffaktien findest du in unserem dedizierten Artikel.

4. Rohstoffhandel - Aktien, ETFs und Rohstoffbörsen

Bisher haben wir uns die wichtigsten Grundlagen zum Thema Rohstoffe angeschaut. In diesem Kapitel erhältst du von uns alle relevanten Informationen zum Rohstoffhandel. Zunächst gehen wir auf die Handelsplätze und den Ablauf des Rohstoffhandels ein. Hierbei wirst du wichtige Fachbegriffe aus der Welt der Rohstoffe kennenlernen.

Anschließend stellen wir dir Möglichkeiten vor, mit denen du auch als Privatinvestor von den Entwicklungen am Rohstoffmarkt partizipieren kannst. Als Privatanleger kannst du über Aktien, ETFs, Derivate und in Einzelfällen auch physisch in Rohstoffe investieren. Konkrete Produkte sind dann Rohstofffonds oder Rohstoff-ETF.

Wie und wo werden Rohstoffe gehandelt?

Für ein tieferes Verständnis des Rohstoffmarktes sollte zunächst der Unterschied zwischen Kassa- bzw. Spotmarkt und Terminbörse geklärt werden.

Unterschied zwischen Kassamarkt und Terminbörse

Am Kassamarkt wird der aktuelle Marktpreis, der sogenannte Kassapreis ermittelt. Die gehandelten Rohstoffe werden sofort, mit einer Frist von maximal zwei Börsentagen, ausgeliefert. Auch die Zahlung erfolgt mit sofortiger Wirkung.

An der Terminbörse wird heute ein Preis festgelegt und ein bestimmtes Kontingent an Rohstoffen wird zu einem konkreten Termin in der Zukunft geliefert. Über sogenannte Futures-Kontrakte wird der Handel an den Terminbörsen abgewickelt. Somit erfolgen Lieferung und Kaufpreiszahlung zu einem zukünftigen Termin.

Kassa- und Future-Preis verlaufen in der Regel ähnlich, es kann aber auch zu Preis-Differenzen kommen. Diese Unterschiede nutzen professionelle Trader zu Arbitragegeschäften.

Durch die Futures-Kontrakte können sich sowohl die Anbieter als auch die Verbraucher absichern, was für eine gewisse Preisstabilität an den Märkten sorgt. Allerdings zieht dieser Mechanismus auch zahlreiche Spekulanten an, was wiederum ein erhöhtes Risiko zur Folge hat.

Über Terminkontrakte sind alle Inhalte, wie Umfang, Art der Ware, Lieferzeitpunkt und Zustellungsort standardisiert. An den Rohstoffmärkten werden sehr große Mengen bewegt, daher sind diese Kontrakte unerlässlich für einen reibungslosen Ablauf. Dabei spielt es keine Rolle welcher Rohstoff gehandelt wird. Mit den Kontrakten herrscht stets Klarheit, wann und wie viel geliefert wird und zu welchem Preis.

Wichtiger Hinweis: Der Terminhandel ist für professionelle Anleger vorgesehen und somit nicht für Privatanleger geeignet. Bei Futures handelt es sich um gehebelte Produkte mit erheblichem Risiko. Zur Eröffnung einer Position ist nur ein Bruchteil des Kontrakt-Wertes nötig. Diesen Eigenanteil nennt man Margin.

Grundsätzlich agieren folgende Teilnehmer am Rohstoffmarkt.

  • Institutionelle Anleger, Hedgefonds
  • Spekulanten
  • Erzeuger und Rohstoffproduzenten
  • Broker

Nachdem wir die grundlegenden Begrifflichkeiten geklärt haben, werfen wir einen Blick auf die bekanntesten Terminbörsen.

London Metal Exchange (LME)

Die LME ist führend beim Handel mit eisenfreien Industriemetallen.

  • Aluminium
  • Kupfer
  • Zinn
  • Nickel
  • Zink
  • Blei

Chicago Board of Trade (CBOT)

Die CBOT ist die älteste Warenterminbörse der Welt. Auch hier werden zahlreiche Rohstoff-Futures wie z.B. Getreide gehandelt.

New York Mercantile Exchange (NYMEX)

Die Nymex ist die weltweit größte Warenterminbörse. Dort wird eine Vielzahl von Rohstoffen gehandelt.

  • Erdöl
  • Erdgas
  • Edelmetalle
  • Kupfer

New York Intercontinental Exchange (ICE)

Die ICE U.S. ist weltweit führend beim Handel mit Agrar-Futures.

  • Kaffee
  • Kakao
  • Baumwolle
  • Zucker
  • Orangensaft

Die CBOT und NYMEX gehören der CME Group an. Die amerikanische CME Group ist die größte Terminbörse der Welt.

Eine sehr spannende Tatsache, dass Preisbildung und Handel der wichtigsten Rohstoffe auf amerikanischem Boden stattfinden.

Was sollten Privatanleger bei der Geldanlage in Rohstoffe beachten?

Falls der Rohstoffmarkt für dich interessant ist und du etwas Geld anlegen möchtest, haben wir im folgenden Verlauf einige hilfreiche Tipps für dich.

Zunächst erhältst du eine Überblick zu den gängigen Anlageinstrumenten.

AnlageklasseInvestmentziel
RohstoffaktienEinzeltitel der Bergbaubranche
Rohstoff-ETFsAbbildung eines Rohstoff-Index, entweder ein Korb mit unterschiedlichen Rohstoffen oder die Abbildung der Bergbaubranche
Derivategehebelte Zertifikate und Optionsscheine, sowohl steigende als auch fallende Kurse
Physischdirektes Investment z.B. Edelmetalle über Münzen und Barren

Erhöhtes Risiko bei Rohstoff-Derivaten

Derivate sollten nur Anleger mit entsprechender Erfahrung handeln. Mit diesen Produkten kannst du auf fallende und steigende Kurse setzen. Das Verlustrisiko ist sehr hoch, auch ein Totalverlust ist möglich.

Rohstoff-Investments sind abhängig vom Marktzyklus

Jegliche Rohstoffinvestments sind stark abhängig von der Entwicklung des entsprechenden Rohstoffes. Da dieser Markt in Zyklen verläuft und teilweise großen Schwankungen unterliegt, solltest du als Privatanleger nur in diese Anlageklasse investieren, wenn du eine höhere Risikobereitschaft mitbringst.

Wir fassen die Chancen und Risiken für dich zusammen.

Chancen und Risiken beim Investieren in Rohstoffe

Chancen

  • Überperformance in starken Phasen möglich
  • gewisser Inflationsschutz
  • mehr Diversifikation im Portfolio
  • keine bzw. negative Korrelation mit Anleihen und Aktien
  • profitieren von Megatrends wie der Energiewende

Risiken

  • Höheres Risiko als der Gesamtmarkt
  • Währungsrisiken
  • Politische Risiken
  • Ökologische Folgen durch Bergbau
  • Preise hängen von sehr vielen Faktoren ab

Du siehst also, dass ein Investment in Rohstoffe sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Mit einem Rohstoff-ETF kannst du aufgrund der breiten Streuung dein Risiko reduzieren. In einem diversifizierten Portfolio hat ein gewisser Rohstoffanteil jedenfalls seine Berechtigung.

5. Rohstoff Prognose - Preisbildung und langfristige Entwicklung

In diesem Abschnitt stellen wir dir Faktoren vor, die bei der Preisbildung der Rohstoffe eine wichtige Rolle spielen. Zunächst erhältst du noch einen Überblick zu bekannten Rohstoffindizes. Ein Rohstoffindex bildet wie ein Aktienindex mehrere Einzelwerte ab.

Die wichtigsten Rohstoff Indizes

S&P GSCI

Dieser Index wurde erstmals 1991 von Goldman Sachs berechnet. Die Gewichtung liegt hauptsächlich auf Energierohstoffen.

Continuous Commodity Index (CCI)

Bei diesem Index ist die Gewichtung der einzelnen Rohstoffe ausgeglichener.

Bloomberg Commodity Index (BCOM)

Der BCOM ist ein breit gestreuter Rohstoffindex, der alle Kategorien abdeckt.

Welche Faktoren beeinflussen die Rohstoffpreise?

  1. Wie auf allen anderen Märkten auch sind Angebot und Nachfrage das Fundament jeglicher Preisbildung. Übersteigt das Angebot die Nachfrage, so sinken die Preise und umgekehrt.
  2. Politische Unruhen in rohstoffreichen Ländern können die Angebotsseite beeinflussen und somit für starke Schwankungen am Rohstoffmarkt sorgen. Ein prominentes Beispiel sind die Ölfördernationen in Afrika und dem Nahen Osten. Dort kommt es immer wieder zu Konflikten, die für Unsicherheiten an den Märkten sorgen.
  3. Der US-Dollar spielt als internationale Leitwährung ebenfalls eine entscheidende Rolle, da die Rohstoffpreise in US-Dollar notiert sind. Ein schwacher Dollar sorgt tendenziell für steigende Rohstoffpreise und umgekehrt. Eine Abwertung des Dollars, z.B. durch erhöhte Inflation, macht den Rohstoff für Händler aus dem Ausland attraktiver. Eine Wechselwirkung ist vor allem beim Edelmetall Gold zu beobachten. Daher ist es wichtig auf die Preisentwicklung des US-Dollars zu achten.
  4. Rohstoffe gelten als Frühindikator für Inflation. Im aktuellen Marktumfeld sehen wir deutlich höhere Inflationsraten und seit mehr als einem Jahr steigen bestimmte Rohstoffe sehr stark im Preis.
  5. Auch die Wettereinflüsse sollten mit Blick auf die Ernten im Agrarsektor nicht unterschätzt werden. Starke Ernteausfälle können die Angebotsseite massiv beeinflussen und somit zu einer Verknappung führen.

Mögliche Preisprognosen für den Rohstoffsektor

Die sogenannten Forward-Kurven sind eine Methode, um die zukünftige Preisentwicklung eines Rohstoffes zu ermitteln. Diese Kurve wird maßgeblich durch Angebot und Nachfrage bestimmt.

Bei der Forward-Kurve sind zwei Szenarien möglich:

  1. wir beobachten eine steigende Terminpreiskurve. Der Terminkurs des Rohstoffes liegt über dem Kassakurs. Diesen Zustand nennt man Contango.
  2. wir sehen eine sinkende Terminpreiskurve. Hier liegt der Terminkurs unter dem Kassakurs. Diese Situation bezeichnet man als Backwardation.

Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise in den nächsten Jahren?

Wo die Rohstoffpreise 2025, 2030 oder 2040 stehen, kann niemand prognostizieren. Der Markt verläuft in Zyklen mit starken und schwachen Phasen.

Jedoch gibt es bestimmte Rohstoffe, die aufgrund zukünftiger Megatrends mehr profitieren werden als andere. Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahrzehnten unser Leben zunehmend bestimmen und einige Metalle sind für die Energiewende unerlässlich.

Dennoch ist das keine Garantie für steigende Preise. Durch Rohstoff-Recycling können wir immer mehr Ressourcen zurückgewinnen. Letztendlich bestimmen Angebot und Nachfrage wohin die Preise gehen.

6. Fazit zum Rohstoffmarkt

Abschließend fassen wir nochmal die wichtigsten Punkte des Artikels zusammen.

  1. Rohstoffe sind natürlich vorkommende  Ressourcen, die entweder direkt verbraucht oder verarbeitet werden.
  2. Wir können Rohstoffe in Kategorien einordnen.
  3. Ohne unsere Ressourcen wäre das moderne Leben, wie wir es kennen, nicht möglich.
  4. Es gibt rohstoffreiche und -arme Länder. Daher werden die Ressourcen rund um den Globus transportiert. Ein Land mit großen Rohstoffvorkommen ist nicht zwangsläufig wohlhabend.
  5. Rohstoffe werden an den Finanzmärkten gehandelt. An den Warenterminbörsen findet der meiste Handel statt. Es gibt den Kassakurs und den Terminkurs.
  6. Die Preise werden durch viele Faktoren bestimmt, vor allem Angebot und Nachfrage.
  7. Auch als Privatanleger kannst du in Rohstoffe investieren.
Rohstoffe sind eine spannende Anlageklasse, die sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Für die Beimischung im Depot sind sie durchaus geeignet, aber kein Muss.

Solltest du weitere Details zu einzelnen Rohstoffen suchen, wirst du künftig bei uns auf der Seite eine ganze Reihe von Artikeln finden.

Dennis Groß
Dennis Groß
Redakteur
Über den Autor
Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

2 Kommentare zum Beitrag
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  • Anonymisierter Benutzer
    26. Januar 2023
    Eine schöne Zusammenfassung, wobei ich mir nicht sicher bin, was teilweise an der Börse gehandelt wird. Das klingt im ersten Moment vielleicht etwas verwirrend. Ich habe mich für Kupfer interessiert und da fällt einem auf, dass das Kupfer beim Händler schon mal das 4-fache des Börsenpreises haben kann. Wieso? Man hat mir erklärt, das "Börsenkupfer" sei ein Rohmaterial (Kupfererz?) und nicht vergleichbar mit dem reinen Kupfer aus der Scheideanstalt. Auf den vielen Börsenseiten im Netz wird man auch nicht schlauer. Wissen Sie vielleicht etwas Näheres?
    • Anonymisierter Benutzer
      26. Januar 2023
      Hallo, vielen Dank für ihr Feedback. Die von Ihnen beschriebene Erklärung trifft zu. Kupfer hat im Vergleich zu Edelmetallen wie Gold und Silber einen deutlich geringeren Materialwert. Die Herstellungskosten sind daher in Relation deutlich höher, was sich erheblich auf den von Ihnen genannten Preisunterschied auswirkt. Tatsächlich ist das 4-Fache des Börsenpreises in diesem Fall nicht unüblich. Der Feingehalt eines Kupferbarrens ist sehr hoch und somit nicht vergleichbar mit dem geförderten Rohmaterial. Als Anlagemetall ist Kupfer im Vergleich zum Gesamtmarkt eher unbedeutend. Viele Grüße Dennis Groß