Gruppe analysiert eine Momentum-Strategie
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Wie funktioniert die Momentum-Strategie?

Lesezeit 6 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
Geldanlage
Teil des Handbuchs
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Mit einer Momentum-Strategie verfolgst du das Ziel, von der Fortsetzung bereits bestehender starker Aufwärtstrends zu profitieren. Wir erklären dir in diesem Artikel die Prinzipien hinter der Momentum-Strategie. Außerdem zeigen wir dir, wie du eine gute Momentum-Strategie aufbauen kannst, worauf es zu achten gilt und worauf du dich als Momentum-Investor einstellen solltest.

Viel Spaß beim Lesen!

Momentum-Strategie – Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Momentum-Strategie investiert gezielt in die Aktien, die bereits über die letzten Monate starke Aufwärtstrends verzeichnet haben.
  • Aktien mit bestehenden Aufwärtstrends setzen diese auch in den kommenden Monaten mit einer hohen Wahrscheinlichkeit fort.
  • Der Momentum-Indikator ist ein Maß für die Geschwindigkeit der Kursbewegung.
  • Eine gute Momentum-Strategie erfordert eine Diversifikation über viele aussichtsreiche Momentum-Aktien.

1. Momentum-Strategie einfach erklärt

Das einfache Prinzip der Momentum-Strategie liegt darin, in Aktien zu investieren, die bereits einen starken und intakten Aufwärtstrend aufweisen. An den Aktienmärkten gilt tendenziell, dass sich Trends eher fortsetzen, als dass sie plötzlich dazu neigen, zu drehen.

Vor dem Hintergrund dieser Annahme ist es wahrscheinlich, dass eine Aktie, die bereits einen Aufwärtstrend vorweisen kann, diesen auch in den kommenden Monaten aufrechterhält.

Auf der anderen Seite ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Aktie, die bislang in einem Abwärtstrend gefangen scheint, ausgerechnet kurz nachdem du sie kaufst, plötzlich beginnt zu steigen.

Bei der Momentum-Strategie geht es vor allem darum, kurz- bis mittelfristige Markttrends auszunutzen. Der Anlagehorizont liegt dabei vor allem auf der Kursentwicklung in den kommenden Monaten bis zu maximal zwei Jahren.

Momentum-Strategie mit verschiedenen Anlageklassen umsetzen

Die Momentum-Strategie ist allerdings nicht auf einzelne Aktien beschränkt. Auch bei anderen Anlageklassen wie ETFs, am Währungsmarkt (Forex) wie auch bei Kryptowährungen kannst du eine Momentum-Trading-Strategie umsetzen. Das Momentum-Trading basiert auf dem Prinzip der relativen Stärke. Die relative Stärke beschreibt die Performance einer Aktie, relativ betrachtet zum Gesamtmarkt.

Anlagestrategien im Bereich Momentum Trading profitieren vor allem von der Trendbestätigung, welche immer wieder neue Käufer anzieht. Gerade bei starken und stabilen Aufwärtstrends wollen immer mehr Investoren auf den Zug aufspringen und vom Erfolg der Aktie profitieren.

Früher oder später wird aber jeder Trend einmal drehen, deshalb ist es wichtig, dass du keinesfalls zu den letzten Investoren gehörst, die auf den Trend aufspringen.

Zu unterscheiden ist zwischen dem Preis-Momentum (Technische Analyse) und dem fundamentalen Momentum. Das fundamentale Momentum stellt auf das Wachstum sowie die Gewinnsteigerungen eines Unternehmens ab (Fundamentalanalyse). Vor allem eine Growth-Strategie fokussiert sich auf das fundamentale Wachstum.

Preis-Momentum und fundamentales Momentum

Häufig setzt das Preis-Momentum bei einer Aktie bereits ein, noch bevor das Unternehmen große Gewinnsteigerungen verzeichnet. Die Bewertung von Aktien basiert vor allem auf künftigen Erwartungen an die Gewinnentwicklung. Werden in den kommenden Quartalen also bereits starke Gewinnsteigerungen erwartet (fundamentales Momentum), macht sich das schon jetzt in der Kursentwicklung (Preis-Momentum) bemerkbar.

Dass eine Momentum-Strategie langfristig zu einer Überrendite am Aktienmarkt führt, ist in vielen wissenschaftlichen Artikeln behandelt worden. Eine der bekanntesten Analysen hierzu stammt von Narasimhan Jegadeesh und Sheridan Titman aus dem Jahr 2001 unter dem Titel „Momentum“.

Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass Aktien, die über die letzten Monate die höchsten Renditen verzeichnet haben, auch über die kommenden bis zu zwölf Monate eine höhere Rendite erzielen.

Wenngleich eine Momentum-Strategie langfristig zu einer Überrendite geführt hat, muss auch erwähnt werden, dass es Phasen gibt, in denen eine Momentum-Strategie weniger gut funktioniert.

Vor allem während Marktkorrekturen oder in einem volatilen Seitwärtsmarkt zeigt eine Momentum-Strategie ihre Schwächen. Insbesondere in starken Trendphasen und einem intakten Bullenmarkt kann eine Momentum-Strategie dafür ihre Stärken ausspielen.

2. Was sagt der Momentum-Indikator aus?

Das Momentum einer Aktie wird meist einfach mit ihrer Dynamik gleichgesetzt. Der Momentum-Indikator ist in der technischen Analyse aber eine klar definierte Kennzahl, die die Geschwindigkeit der Kursbewegung anzeigt.

Das Momentum einer Aktie über einen bestimmten Zeitraum berechnet sich einfach, indem der Kurs von vor X Tagen vom heutigen Kurs der Aktie abgezogen wird. Je höher das Momentum ist, desto stärker ist die Kursdynamik.

Allein mit der Kennzahl „Momentum“ wirst du vor allem in der relativen Bewertung von Aktien wenig anfangen können. Bei teuren Aktien sind die Kurssteigerungen absolut betrachtet natürlich größer und folglich ist auch das Momentum größer.

Um die Kursdynamik von Aktien untereinander vergleichen zu können, bietet es sich daher an, das Momentum einzelner Aktien über einen bestimmten Zeitraum miteinander zu vergleichen.

Momentum-Strategie mit Aktien

Eine Aktien-Momentum-Strategie in der Praxis würde nun so vorgehen, dass Aktien mit einem hohen Momentum, also einer starken Kurssteigerung in den letzten Monaten, eine mögliche Kaufgelegenheit darstellen.

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Nimmt das Momentum bei einer Aktie hingegen ab – ihr Aufwärtstrend verliert also an Dynamik oder dreht sogar – ist das als Warnsignal zu werten. Im Rahmen einer Momentum-Strategie müsste solch eine Aktie dann zeitnah verkauft werden. Daran siehst du, dass eine Momentum-Strategie keine Buy-and-Hold-Strategie ist.

Am besten funktioniert eine Momentum-Strategie in trendstarken Marktphasen. Hier halten die einzelnen Trends bei Aktien für gewöhnlich deutlich länger an, als wenn sich der Markt in einer Seitwärts- oder Abwärtsbewegung befindet.

Der Momentum-Indikator ist deshalb wichtig, weil er dir dabei hilft, vor allem bei starken Trendaktien die Trendphasen frühzeitig zu erkennen. Außerdem kannst du ihn als Bestätigungssignal für Einstiege nutzen. Oft wird der Momentum-Indikator auch mit anderen technischen Indikatoren, wie dem gleitenden Durchschnitt kombiniert.

Beispiele für Momentum-Aktien

Sehr gute Beispiele für Momentum-Aktien der vergangenen Jahre sind Nvidia oder auch Tesla. Allein im ersten Halbjahr 2023 hat die Aktie von Nvidia einen Kursanstieg von etwa +200 % verzeichnet. Das ging mit einem deutlichen Anstieg des Momentum-Indikators einher. Mitte 2023 galt Nvidia damit bereits als äußerst starke Momentum-Aktie. Bis heute ist die Aktie um weitere +200 % gestiegen.

Beispiel Momentum-Indikator bei Nvidia
Quelle: TradingView

Eine ähnliche Entwicklung hat Tesla zwischen Mitte 2019 und Anfang 2022 vollzogen. Während sich der Momentum-Indikator lange Zeit kaum bewegt hat, begann er in der zweiten Jahreshälfte 2019 bereits deutlich zu steigen. Anschließend hat sich der Aufwärtstrend noch weiter beschleunigt.

Der erste Anstieg des Momentum-Indikators war hier bereits eine Möglichkeit, die Trendphase zu erkennen. In der zweiten Jahreshälfte 2019 ist die Tesla-Aktie bereits um über +100 % gestiegen. Bis Anfang 2022 hat sich die Aktie mehr als verzehnfacht.

Beispiel Momentum-Indikator bei Tesla
Quelle: TradingView

3. Momentum-Strategie in der Praxis umsetzen

Wir haben für dich eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erstellt, wie du dein eigenes Momentum-Trading-System aufbauen kannst.

Momentum-Strategie in der Praxis – So geht es

  • Marktauswahl: Lege fest, in welchem Markt du Momentum-Trading betreiben möchtest. Der Aktienmarkt eignet sich hierfür besonders gut, weil es so viele unterschiedliche Aktien gibt, deren relatives Momentum sehr gut miteinander verglichen werden kann.
  • Zeitraum festlegen: Momentum-Strategien funktionieren sehr gut auf einer mittelfristigen Zeitebene. Hier solltest du das Momentum auf Basis der letzten 6-12 Monate ermitteln. Ähnlich lang ist dann auch die Haltedauer einer Aktie.
  • Indikatoren kombinieren: Der Momentum-Indikator ist ein gutes erstes Filterkriterium, um starke Momentum-Aktien zu finden. Du kannst dein Setup für den Einstieg aber noch mit weiteren Indikatoren ergänzen.
  • Einstiegssignale definieren: Hierbei handelt es sich um einen der wichtigsten Punkte. Du solltest das Momentum einzelner Aktien miteinander vergleichen und dann ein Kriterium festlegen, wann eine Aktie für dich kaufenswert ist.
  • Ausstiegskriterien: Bei Momentum-Strategien ist es wichtig, dass du eine Aktie verkaufst, wenn ihre Dynamik nachlässt. Daher solltest du dir ein Kriterium festlegen, wann für dich eine nachlassende Trendstärke gegeben ist. Verkaufst du eine Aktie, kannst du anschließend wieder in eine Aktie mit einem höheren Momentum umschichten.

Eine der besten Strategien zur Umsetzung einer Momentum-Strategie ist die relative Stärke. Momentum-Strategien funktionieren besonders gut, wenn du zahlreiche Aktien miteinander vergleichst und in diejenigen investierst, die im Vergleich zu anderen aktuell eine besonders hohe Trendstärke aufweisen.

Aber auch eine Breakout-Strategie eignet sich gut, um Momentum-Aktien zu kaufen. Hierfür wartest du bei Aktien mit einem hohen Momentum ab, bis diese neue Hochs erreichen. Das Überwinden eines bisherigen Hochs wird dabei als Trendbestätigung angesehen.

Tust du dich schwer damit, Aktien mit so starken Aufwärtstrends zu kaufen, kannst du den Momentum-Ansatz bei der Geldanlage dennoch für dich nutzen. Du solltest auf keinen Fall gegen Aktien mit einem besonders hohen Momentum wetten. Aktien mit einem hohen Momentum solltest du daher nicht shorten.

Verfolgst du aber eine Momentum-Strategie, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass du Aktien wie eben gezeigt Nvidia oder Tesla auch in deinem Depot haben wirst. Allerdings wird das nicht mit allen Momentum-Aktien so gut funktionieren. Deshalb ist eine gute Diversifikation im Rahmen einer Momentum-Strategie unglaublich wichtig.

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Momentum-Anlagestrategie mit ETFs

Du kannst eine Momentum-Strategie, wie eben beschrieben, mit Einzelaktien als Aktien-Momentum-Strategie umsetzen. Wenn du dir aber unsicher bist, wie du eine solche Strategie aufsetzen sollst, oder du dich damit schwertust, Aktien auf ihrem Hoch zu kaufen, bietet eine ETF-Momentum-Strategie eine gute Alternative. In einem Momentum-ETF werden Aktien mit einem starken Aufwärtstrend gezielt höher gewichtet.

Entscheidest du dich dafür, eine eigene Aktien Momentum Strategie umzusetzen, benötigst du Tools, mit denen du zunächst deine Analysen anstellen kannst. Hier eignen sich TradingView oder Finviz besonders gut als Analyseplattform.

4. Chancen und Risiken einer Momentum-Trading-Strategie

Chancen der Momentum-Strategie

  • Gerade in starken Trendphasen halten die Trends bei einzelnen Aktien besonders lange an. Hier kannst du mit einer Momentum-Strategie hohe Renditen erzielen.

  • Die Momentum-Strategie funktioniert besonders gut im Aktienmarkt, du kannst das System aber auch in anderen Anlageklassen anwenden. Wichtig ist der Vergleich einzelner Assets untereinander, um die relative Stärke bewerten zu können.

  • Die Momentum-Strategie basiert auf Prinzipien, die bereits seit Jahrzehnten an der Börse funktionieren. Du setzt damit gezielt auf das erfolgreiche System der Trendfolge.

Risiken einer Momentum-Anlagestrategie

  • In einigen Fällen kann der Trend einer Momentum-Aktie auch schnell wieder drehen. Deshalb ist eine gute Diversifikation im Rahmen einer Momentum-Strategie erforderlich.

  • Momentum-Aktien weisen eine hohe Volatilität auf. Entsprechend wirst du mit solch einer Strategie hohe Kursschwankungen aushalten müssen.

  • Gerade bei Strategien, die die historische Kursentwicklung analysieren, besteht die Gefahr der Überoptimierung. Du solltest hier nicht zwanghaft danach suchen, welches Setup in der Vergangenheit die beste Performance erzielt hätte.

Strategien zur Risikominimierung

Abschließend bleibt noch festzuhalten, dass die Momentum-Strategie eine sehr offensive und damit auch risikoreiche Strategie ist. Du solltest daher ein gutes Positionsmanagement verfolgen. Entweder sicherst du deine Momentum-Aktien mit Stopps unterhalb markanter Tiefpunkte ab, oder du behältst die Trends der einzelnen Aktien jederzeit genau im Blick.

Außerdem kannst du das Preis-Momentum mit fundamentalen Faktoren kombinieren. Indem du ausschließlich Momentum-Aktien mit einer soliden Geschäftsentwicklung heranziehst, kannst du dein Risiko reduzieren.

Enorm wichtig ist eine gute Diversifikation. Eine Momentum-Strategie funktioniert nur, wenn du gezielt in mehrere starke Momentum-Aktien investierst. Einige Aktien entpuppen sich kurz nach deinem Kauf doch als Flop. Auf der anderen Seite hast du dafür auch einige besonders starke Momentum-Aktien in deinem Depot, die das ausgleichen.

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

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Maximilian König
Maximilian König
Autor
Über den Autor
Ich beschäftige mich bereits seitdem ich 15 bin mit dem Aktienmarkt. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Entwicklung klar definierter Investmentstrategien spezialisiert. Mein Ziel ist es die Aktienbewertung auf Basis von Daten zu vereinfachen und so nach klaren Regeln zu investieren. Bereits während meines BWL-Studiums habe ich mich selbstständig gemacht und mit investolio anschließend mein eigenes Unternehmen gegründet. Mit aktienkoenig.de möchte ich anderen Anlegern das Investieren in Aktien auf Basis klarer Strategien näherbringen.

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