
Riester-Rente: Lohnt sich riestern noch?
Bei der Riester-Rente schießt der Staat zusätzlich zu deinen Beiträgen Geld zu, finanziert wird eine private Rentenversicherung. Doch bietet dieses Konzept der Altersvorsorge tatsächlich Vorteile? Wir klären auf.
- Die Riester-Rente ist eine private, staatlich geförderte Rentenversicherung.
- In der Sparphase lassen sich Riester-Beiträge bis 2.100 Euro pro Jahr steuerlich absetzen.
- Zusätzlich erhalten Riester-Sparer eine Zulage vom Staat in Höhe von 175 Euro pro Jahr plus 300 Euro pro Jahr für jedes ab 2008 geborene Kind (vor 2008: 185 €).
- In der Auszahlungsphase wird die Riester-Rente voll versteuert.
- Wegen der niedrigen Zinsen (2025:1,0 Prozent) und der hohen Kosten lohnt sich ein Riester-Vertrag für die meisten Sparer nicht.
- Willst du fürs Alter sparen, solltest du auf Anlagen mit guter Rendite wie Aktien, Fonds und ETF setzen.
1. Was ist die Riester-Rente? Definition und Erklärung
Die Riester-Rente ist eine freiwillige, private Altersvorsorge, die mit staatlichen Zulagen und steuerlichen Vorteilen während der Einzahlungsphase gefördert wird. Dadurch sollten Arbeitnehmer dazu motiviert werden, in die Altersvorsorge zu investieren.
Der Namensgeber Walter Riester, Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung von 1998 bis 2002, hat das Konzept entworfen. So kam es 2002 zur Einführung der staatlich geförderten Rente, die folgendermaßen funktioniert:
- Die Berechtigten zahlen jeden Monat einen festen Beitrag. ein.
- Jedes Jahr erhalten sie zusätzlich staatliche Zulagen.
- Darüber hinaus können sie die eingezahlten Beiträge von der Steuer absetzen.
- Angelegt wird das Geld in Rentenfonds, Aktienfonds, Immobilienfonds oder Mischfonds.
- Beim Renteneintritt gibt es eine lebenslange Rente und optional eine einmalige Kapitalauszahlung eines Teils des Guthabens.
In den ersten Jahren nach der Einführung kam es zu vielen Neuabschlüssen, doch nach und nach verloren Arbeitnehmer wegen der niedrigen Rendite und der hohen Kosten das Interesse an der Riester-Rente. Laut dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ruht derzeit etwa ein Fünftel aller Verträge.
Rentenfonds sagen dir wenig zu, weil du lieber in eine selbst bewohnte Immobilie investierst? Sogenannte Wohn-Riester-Verträge (auch Eigenheimrente oder Eigenheimförderung) werden ebenfalls staatlich gefördert, ähneln jedoch Bausparverträgen: Während der Laufzeit kannst du Kapital aus dem Vertrag entnehmen, um beispielsweise ein Haus zu bauen oder eine energetische Sanierung durchzuführen.
2. Riester-Zulagen: Anspruch und Höhe
„Riestern“ darf jeder Erwachsene. Ein Recht auf die staatlichen Zulagen haben jedoch nur diese Gruppen:
- Rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer
- Rentenversicherungspflichtige Selbstständige (z.B. Künstler über die Künstlersozialkasse)
- Bezieher von Arbeitslosengeld
- Bezieher von Krankengeld
- Geringfügig Beschäftigte (Minijobber), sofern nicht befreit von der gesetzlichen Rentenversicherung
- Vollständig Erwerbsgeminderte
- Beamte, Richter und Soldaten
Um von der staatlichen Förderung zu profitieren, müssen Riester-Sparer zusätzlich diese Voraussetzungen erfüllen:
- Diese Verträge sind nach dem Altersvorsorge-Zertifizierungsgesetz geregelt.
- Sie leisten den Mindestbeitrag in Höhe von 4 Prozent ihres Bruttoeinkommens abzüglich Zulagen.
Die Höhe der Zulagen kannst du aus der unterstehenden Tabelle entnehmen.
Art | Betrag/Jahr |
Grundzulage | 175 € |
Zulage pro Kind (Geburt vor 2008) | 185 € |
Zulage pro Kind (Geburt ab 2008) | 300 € |
Berufseinsteiger-Bonus (Arbeitnehmer bis 25) | 200 € |
Sind die Eltern verheiratet und haben beide einen Riester-Vertrag, erhält automatisch die Mutter die Zulagen für die Kinder. Allerdings können es Ehepaare in der Steuererklärung ändern, indem sie das entsprechende Feld kreuzen. Bei unverheirateten Eltern stehen die Zulagen nur demjenigen zu, der das Kindergeld bekommt.
Mittelbar zulageberechtigt sind auch Ehe- oder eingetragene Lebenspartner von unmittelbar Berechtigten. Hierfür ist ein eigener Altersvorsorgevertrag mit dem Sockelbetrag von 60 Euro im Jahr erforderlich.
Achtung: Mit Abschluss des Riester-Vertrages hast du noch keine Zulagen beantragt. Den Antrag reichst du spätestens zum Ende des zweiten Kalenderjahres nach dem Ablauf eines Kalenderjahres ein. Beispielsweise kannst du die Zulagen für 2023 bis maximal Ende 2025 beantragen. Die Unterlagen stellt in der Regel der Riester-Anbieter bereit.
Riester-Rente, Mindestbetrag und Zulagen: Ein Beispiel
Sabrina Sparerin (2 Kinder, geboren 2010 und 2012) verdient 50.000 Euro brutto pro Jahr. Insgesamt erhält sie für ihren Riester-Vertrag 775 € Euro pro Jahr an Zulagen. 4 Prozent ihres Bruttoeinkommens entsprechen 2.000 Euro. Um die Zulagen zu erhalten, muss sie also mindestens 1.225 Euro pro Jahr oder 102,80 € in ihre Riester-Versicherung einzahlen.
Bruttoeinkommen | 50.000 € |
Zulagen | 775 € |
Davon 4 Prozent | 2.000 € |
Abzüglich Zulagen | 1.225 € |
Mindestbetrag/Monat | 102,80 € |
Kündigst du den Riester-Vertrag vorzeitig, musst du die bereits erhaltenen Zulagen zurückzahlen (schädliche Verwendung). Aus diesem Grund lohnt sich die Riester-Rente nur, wenn du davon ausgehst, dass du das Kapital bis zum Renteneintritt nicht brauchst.
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3. Riester und Steuern
Beim Riestern erfolgt genauso wie bei der betrieblichen Altersvorsorge eine nachgelagerte Besteuerung: Während der Einzahlungsphase bestehen Steuervorteile: Beiträge bis zu einer Höhe von 2.100 Euro jährlich lassen sich als Sonderausgaben steuerlich absetzen.
In der Rentenphase fallen jedoch auf die Riester-Rente genauso wie auf die gesetzliche Rente und abhängig von der Höhe Steuern an. Wie viele Steuern du später auf die Riester-Rente zahlst, hängt also von deinem persönlichen Steuersatz im Alter ab. Entlastung gibt es dagegen bei den Sozialabgaben: Wer, wie die meisten Altersrentner, bei der Krankenversicherung der Rentner (KvdR) pflichtversichert ist, zahlt auf die Riester-Rente keine Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Die meisten Riester-Verträge sehen die Möglichkeit einer sofortigen Teilauszahlung von bis zu 30 Prozent des Kapitals beim Renteneintritt vor. Wählst du diese Option, musst du den Betrag voll versteuern.
4. Lohnt sich die Riester-Rente?
Gegen die Riester-Rente spricht die niedrige Verzinsung. Galt am Anfang der 2000er noch eine garantierte Verzinsung von 3,25 Prozent pro Jahr, beträgt der Höchstrechnungszins (Garantiezins) 2025, lediglich 1 Prozent. Damit gleichen die Geldanlagen nicht mal die Inflation aus.
Hinzu kommen hohe Abschluss- und Verwaltungskosten: In den ersten Jahren fließt ein erheblicher Teil der Beiträge nicht in die Altersvorsorge, da zunächst die Kosten der Versicherungsgesellschaft gedeckt werden. Darüber hinaus sind Riester-Anbieter stark an die Vorgaben des Gesetzgebers bzw. Vertragspartners gebunden. Weil eine Garantie auf das eingezahlte Kapital besteht, investieren die Versicherungen vor allem in sichere Anleihen, die allerdings kaum Rendite bringen.
Ebenfalls handelt es sich um eine unflexible Form der Altersvorsorge: Vorzeitige Kündigungen sind mit einer Rückzahlung der bisher erhaltenen Zulagen verbunden. Ferner haben Sparer keine Möglichkeit zu bestimmen, wie ihre Beiträge eingesetzt werden.
Für die Riester-Rente sprechen der hohe Sicherheitsfaktor sowie die staatlichen Zulagen und Steuervergünstigungen. Ebenfalls werden ein Freibetrag in Höhe von 100 Euro pro Monat und darüber hinaus 30 Prozent nicht auf die Grundsicherung im Alter angerechnet, was bei Kapitalerträgen nicht der Fall ist. Allerdings macht die mickrige Verzinsung die Vorteile zunichte, sodass es sich für die meisten Sparer um ein unattraktives Modell der Altersvorsorge handelt.
Eine Ausnahme besteht nur für Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen und vielen Kindern: Bei einem Jahresbruttoeinkommen von 36.000 Euro und vier Kindern, für die ein Anspruch auf Kindergeld besteht, müsste der begünstigte Elternteil lediglich 5,40 Euro pro Monat selbst einzahlen und hätte im Alter eine de facto geschenkte Zusatzrente.
Riester-Rente Vorteile
- Sichere Geldanlage
- Staatliche Zulagen
- Steuerliche Vorteile in der Einzahlungsphase
- Nur teilweise Anrechnung auf die Grundsicherung im Alter
Riester-Rente Nachteile
- Geringe Verzinsung unter der Inflation
- Unflexibel
- Hohe Abschluss- und Verwaltungskosten
- Komplexe Verträge
- Nachgelagerte Besteuerung im Alter
- Strafen bei vorzeitiger Auszahlung (schädliche Verwendung)
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