Rentenlücke schließen: Das richtige Sparverhalten für deine Wunschrente
In deiner Rente überwinterst du auf einer Karibikinsel, spielst Golf und Tennis und fährst in einem Cabrio durch die Gegend? Setzt du nur auf die gesetzliche Rente, werden diese Vorstellungen Träume bleiben. Wir verraten dir, was die Rentenlücke bedeutet und wie du mit einer cleveren Altersvorsorge deinen Lebensstandard im Alter absicherst. Zusätzlich erhältst du konkrete Tipps und erfährst wichtige Fehler, die du vermeiden solltest, um deine Rentenlücke erfolgreich zu schließen.
1. Rentenlücke berechnen
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an – was Udo Jürgens einst sang, stimmt nur, wenn man frühzeitig die Weichen für die Altersvorsorge stellt. Wer dagegen im Alter nur die gesetzliche Rente als Einnahmequelle hat, sieht sich schnell mit einer Versorgungslücke und mit Altersarmut konfrontiert.
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Wie hoch ist die Rentenlücke im Durchschnitt?
1.550 Euro brutto bekam der durchschnittliche Rentner monatlich in Deutschland 2023. Abzüglich des Eigenanteils zur Krankenversicherung (7,3 Prozent) und der Einkommenssteuer ergibt das für unverheiratete Rentner 1.360 Euro pro Monat. Beamte erhielten im Schnitt 3.240 Euro brutto an Pensionsbezügen.
Das durchschnittliche Bruttoeinkommen lag dagegen bei 4.323 Euro, abzüglich Steuern und Sozialabgaben bedeutet das für Ledige (Steuerklasse I) 2.746 Euro netto. Die Versorgungslücke betrug laut dieser Berechnung somit 1.386 Euro pro Monat. Bei 20 Jahren Lebenserwartung ab Rentenbeginn ergibt das 332.640 Euro Kapitalbedarf.
Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist das Rentenniveau, der das Verhältnis zwischen der Durchschnittsrente und dem Durchschnittseinkommen beschreibt und 2023 bei 48 Prozent lag. Wegen der ungünstigen demografischen Entwicklung in Deutschland, also immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner, gilt es als große Herausforderung, in den kommenden Jahren dieses Niveau zu halten.
Die unterstehende Grafik zeigt die Rentenhöhe nach Geschlecht 2023.
Das bedeutet nicht, dass jeder Rentner mit einer Rente unter 1.200 Euro arm ist. Möglicherweise wohnt er in einer abbezahlten Immobilie oder in einem gemeinsamen Haushalt mit einem wohlhabenderen Partner, hat von seinen Eltern geerbt oder hat Mieteinnahmen aus vermieteten Immobilien beziehungsweise Einkünfte aus Wertpapierfonds, Aktien oder Anleihen.
Weil die Berechnung der Rentenlücke von vielen Faktoren abhängt, solltest du dich frühzeitig mit dem Thema Rentenlücke befassen und deine individuelle Rentenlücke berechnen. Nur so kannst du deine Altersvorsorge sinnvoll gestalten und Altersarmut verhindern.
2. Wie schließe ich meine Rentenlücke?
Du hast deine persönliche Rentenlücke ermittelt und weißt nicht, wie du sie schließen sollst? Es gibt verschiedene Altersvorsorgeprodukte, um deine künftige Rente aufzustocken.
Riester-Rente
Diese Zusatzrente hat den Vorteil, dass der Staat Arbeitnehmern und Beamten Zuschüsse zahlt, zudem kannst du die Beiträge von der Steuer absetzen. Andererseits haben viele Verträge ziemlich hohe Verwaltungskosten, auch ist die Rendite etwa im Vergleich zu Aktien- und ETF-Fonds bescheiden.
Rürup-Rente
Die Rürup-Rente ist eine weitere private Rentenversicherung, bei der Selbstständige staatliche Zuschüsse bekommen. Genauso wie bei der Riester-Rente stehen einer mäßigen Rendite ziemlich hohe Kosten und eine geringe Flexibilität gegenüber.
Betriebliche Altersvorsorge
Zahlen Arbeitgeber für ihre Angestellte in eine private Altersvorsorge ein, spricht man von einer betrieblichen Altersvorsorge. Dabei reichen die Modelle von einer arbeitgeberfinanzierten Riester-Rente über Pensionsfonds bis hin zu Aktiensparplänen. Auf das Angebot haben Arbeitnehmer zwar keinen Einfluss. Zahlen sie aber auch selbst Beiträge, gibt es Steuerrabatte.
Private Altersvorsorge
Die private Altersvorsorge lässt sich unterschiedlich gestalten, beispielsweise mit Aktien und ETFs, Fonds, Immobilien oder alternativen Investments. Die Risiken sind höher als bei klassischen Rentenversicherungen, dafür auch die Renditen.
3. Rentenlückenrechner – So schließt du die Rentenlücke mithilfe des Zinseszinseffektes
Du bist noch so jung und bis zur Rente ist es gefühlt noch eine Ewigkeit? Viele junge Menschen machen leider diesen Fehler und merken dann im mittleren Alter, dass es schwer wird, die Rentenlücke zu schließen.
Wegen des Zinseszinseffekts ist Zeit aber ein entscheidender Faktor bei der Gestaltung der Altersvorsorge. Wer mit 25 anfängt zu investieren und sein Geld sinnvoll anlegt, profitiert davon, dass die erwirtschafteten und reinvestierten Zinsen über 40 Jahre lang ebenfalls dazu beitragen, das Sparpolster für die Rente zu vermehren.
Welchen Effekt dein Sparverhalt hat, wollen wir dir nun anhand von zwei Beispielen erklären. Den Zinsertrag und die Endsumme haben wir mithilfe unseres Zinsenzinsrechners berechnet.
Anna ist 27 und macht sich frühzeitig Gedanken um ihre Rentenlücke. Sie beschließt, einen Teil ihres Gehalts zur Seite zu legen und monatlich in einen ETF-Sparplan einzuzahlen. Die folgende Tabelle zeigt, mit wie viel Vermögen sie abhängig von ihrer monatlichen Sparrate und ihrer Rendite rechnen kann, wenn sie mit 67 in Rente geht.
Sparrate | 4 % Rendite | 5 % Rendite | 6 % rendite |
---|---|---|---|
50 € | 59.098,07 € | 76.301,01 € | 99.574,54 € |
100 € | 118.196,13 € | 152.602,02 € | 199.149,07 € |
200 € | 236.392,27 € | 305.204,03 € | 398.298,15 € |
Tim ist 42 und hat sich bis jetzt keine Gedanken um seine Rente gemacht. Nun macht ihm aber die drohende Rentenlücke Angst und er beschließt, monatlich in eine private Altersvorsorge zu investieren. Die folgende Tabelle zeigt sein Endkapital, wenn er mit 67 in Rente geht.
Sparrate | 4 % Rendite | 5 % Rendite | 6 % Rendite |
---|---|---|---|
50 € | 25.706,48 € | 29.775,49 € | 34.649,70 € |
100 € | 51.412,95 € | 59.550,97 € | 69.299,40 € |
200 € | 102.825,91 € | 119.101,94 € | 138.598,79 € |
300 € | 154.238,86 € | 178.652,91 € | 207.898,19 € |
400 € | 205.651,82 € | 238.203,88 € | 277.197,58 € |
Die zwei Beispiele zeigen eindeutig, wie entscheidend sich der Zinsenzinseffekt beim Schließen der Rentenlücke auswirkt: Selbst, wenn Tim monatlich doppelt so viel einzahlt wie Anna, wird sie am Ende ein wesentlich größeres finanzielles Polster haben, weil sie früher angefangen hat, ihre Rentenlücke zu schließen.
Die oben gezeigten Rechnungen sind zudem nur fiktive Beispiele. In der Tat gibt es keine Garantie, dass eine Geldanlage konstant 4 oder 6 Prozent pro Jahr Rendite abwirft. Auch kann eine über viele Jahre hohe Inflation dazu führen, dass deine Rendite sich schmälert.
Allerdings stellen langfristige und regelmäßige Investments in ein breit gestreutes ETF-Portfolio die beste Möglichkeit dar, um ein Vermögen aufzubauen und somit effektiv die Rentenlücke zu schließen. Weil die Kosten auf lange Sicht eine wichtige Rolle beim Vermögensaufbau spielen, ist es wichtig, einen guten Online-Broker zu finden. Die folgenden Broker erfüllen diese Kriterien.
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4. Rentenlücke schließen: Die häufigsten Fehler
„Ich erbe sowieso“, „Ich habe ein Sparbuch“, „Im Alter brauche ich nicht viel“. Viele Menschen schätzen ihre finanzielle Lage falsch ein, und sind im Ruhestand von Altersarmut betroffen. In den nächsten Abschnitten schauen wir uns die häufigsten Fehler an.
1. Auf ein Erbe oder auf eine Ehe setzen
Deine Familie hat einiges auf der hohen Kante und du bist Einzelkind? Das bedeutet nicht, dass alle Schäfchen im Trockenen sind. Deine Eltern können beispielsweise im Alter lange Zeit pflegebedürftig werden, sodass ein Kapitalverzehr stattfindet, um die Pflegekosten zu decken. Auch können sie anderweitig Geld ausgeben, etwa um ihren eigenen Ruhestand zu genießen.
Das Gleiche gilt für betuchte Ehepartner: Zirka ein Drittel der Ehen werden in Deutschland geschieden. Wie viel du in diesem Fall bekommst, hängt von vielen Faktoren ab. Doch grundsätzlich muss laut BGB jeder Partner nach der Scheidung für sich selbst sorgen. Selbst wenn du zu den Glücklichen gehörst, die bis zum Tod verheiratet bleiben, kann dein Partner arbeitslos oder krank werden.
Fazit: Zähle nicht auf andere und gestalte unabhängig von deinen familiären Verhältnissen deine Altersvorsorge.
2. Die eigene Lebenserwartung und die Ausgaben im Alter falsch einschätzen
Mit 80 unternimmt man ohnehin nicht mehr so viel, da braucht man nicht so viel Geld. Zudem sind die Kinder groß und das Heim abbezahlt. So denken einige, doch diese Behauptung ist aus zwei Gründen falsch. Zum einen leben die Menschen immer länger, und nicht wenige sind nach der Rente noch fit genug, um zu reisen und Hobbys zu pflegen. Geld vorausgesetzt.
Zum anderen erkrankt jeder früher oder später, doch gerade die Pflege im Alter verschlingt viele finanziellen Ressourcen. 2.548 Euro kostet ein Heimplatz im Schnitt 2023. Auch wer zu Hause lebt, muss mit zunehmendem Alter mit Gesundheitsausgaben für Medikamente und Hilfsmittel rechnen, da die Krankenkasse nicht alles übernimmt. Ebenfalls wird die ungünstige demographische Entwicklung dazu führen, dass die Ausgaben für das Gesundheitssystem steigen. Du solltest daher von höheren Rentenabzügen für die Kranken- und Pflegeversicherung als heute ausgehen.
Fazit: Rechne lieber mit einer langen Lebenserwartung, und sorge dementsprechend vor.
3. Die gesetzliche Rente zu hoch einschätzen
Die Rente ist sicher
Dieser Satz stimmt nach wie vor, denn die gesetzliche Rente wird es in 20 und auch in 30 Jahren geben.
Das Problem: Immer mehr Rentner stehen immer weniger Beitragszahlern gegenüber. Dieses Missverhältnis wird sich in den nächsten Jahrzehnten wegen der niedrigen Geburtenraten und der wachsenden Lebenserwartung verschärfen. Großzügige Anpassungen an die Inflation wie in den letzten Jahren werden damit zunehmend unwahrscheinlich, auch das Fortbestehen der Rente nach 45 Beitragsjahren ist fraglich.
Du weißt also nicht, wie hoch deine Rente sein wird, wenn du im Rentenalter sein wirst, und auch der Betrag auf der Renteninformation ist nur eine Schätzung. Auch wenn du überdurchschnittlich verdienst und bis zur Rente Vollzeit arbeitest, solltest du von einer geringeren Rente ausgehen, als in der Renteninformation angegeben.
Fazit: Die gesetzliche Rente wird nicht reichen. Kümmere dich frühzeitig um eine private Altersvorsorge.
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4. Bei der Altersvorsorge nicht auf Rendite setzen
Deine Eltern und deine Großeltern haben jahrzehntelang in ihr Sparbuch eingezahlt, und das hat als Altersvorsorge gereicht? Mag sein, dass es bei ihnen so war. 1980 lagen die durchschnittliche Zinssätze für Sparbücher bei satten 4,6 Prozent, 2004 immerhin bei 2,1 Prozent.
2023 bekamen Sparbuch-Sparer dagegen im Schnitt unter 0,2 Prozent Rendite – und das trotz der Zinswende. Die Kreditinstitute begründen das mit der Langfristorientierung und den jahrelang niedrigen Zinsen. In anderen Worten dauert es lange, bis die Zinserhöhungen sich auswirken.
Unabhängig von dieser Entwicklung werden aber Geldanlagen wie Sparbücher, Tagesgeld- und Festgeldkonten höchstwahrscheinlich auch künftig weniger Rendite als Aktien, ETFs, Fonds oder Immobilien bringen. Zudem lohnt es sich, die Altersvorsorge zu diversifizieren. Immobilien als Kapitalanlagen leiden weniger unter der Inflation als etwa Festgeldkonten. Alternative Investments gelten als riskant, bescheren aber mit Glück hohe Renditen, sodass es sich lohnt, 5 bis 10 Prozent deines Portfolios darin anzulegen.
Fazit: Riskiere etwas und investiere in renditenreiche Anlagen, um ein ordentliches Polster aufzubauen.
5. Zu spät mit der Altersvorsorge beginnen
Wie wir bereits im vorherigen Abschnitt erläutert haben, macht es einen großen Unterschied, ob du mit 25 oder mit 40 anfängst, deine Altersvorsorge zu gestalten.
Zudem solltest du berücksichtigen, dass du später im Leben möglicherweise eine Familie gründest, dadurch weniger arbeitest und gleichzeitig höhere finanzielle Verpflichtungen hast.
Fazit: Auch als Student, Azubi oder Berufsanfänger solltest du für das Alter vorsorgen.
6. Zu optimistisch denken/ Unvorhergesehene Ereignisse nicht einplanen
Du hast deine Rentenlücke ermittelt und daraus einen Sparbetrag abgeleitet, den du monatlich zur Seite legst? Planst du zu knapp, könnte es am Ende nicht reichen, weil du unvorhergesehene Ereignisse nicht einkalkuliert hast. Dazu zählen eine überdurchschnittliche Inflation, die deine reale Rendite schmälert, oder eine lange Krankheitsphase, bei der du nicht arbeiten kannst.
Zudem sind sowohl Aktien als auch Immobilien Marktschwankungen unterworfen. Eine Konjunkturflaute kann zu einem Absturz der Aktienkurse führen, das Platzen einer Immobilienblase den Wert einer Immobilie sacken lassen.
Möchtest du deine künftige Rente aufstocken, solltest du daher in guten Zeiten mehr einzahlen, als du ausgerechnet hast. Auch wenn es verlockend erscheint, das Geld für einen Urlaub, Kleidung oder ein neues Auto ausgeben – bist du jung, noch kinderlos und verdienst gut, lohnt es sich, jetzt mehr in die Altersvorsorge zu investieren. Doch wie viel genau solltest du anlegen? 10 bis 15 Prozent deines Einkommens ist ein guter Richtwert. Hast du “Luft nach oben”, lohnt es sich immer, mehr Geld zu sparen.