Gesetzliche Rente: Wie unser Rentensystem funktioniert
Die gesetzliche Rente gehört zu einem der wichtigsten Bestandteile des deutschen Sozialsystems und trägt zur finanziellen Absicherung im Alter bei.
Seit einiger Zeit wird die Kritik am gesetzlichen Rentensystem jedoch immer lauter. Zunehmend kommen Zweifel auf, ob die gesetzliche Rente auch in Zukunft vor Altersarmut schützen kann und ob sich die jüngere Generation auf die staatliche Alterssicherung verlassen kann.
Sind die Zweifel begründet und wie funktioniert das Rentensystem in Deutschland eigentlich konkret? In diesem Artikel erfährst du die wichtigsten Infos, die du über die gesetzliche Rente kennen solltest.
1. Historische Entwicklung der staatlichen Rente
Das deutsche Rentensystem besteht in seiner Grundform bereits seit mehr als 130 Jahren. Im Jahr 1889 legte der preußische Reichskanzler Otto von Bismarck – im Zuge einer innenpolitischen Reformen der Sozialgesetzgebung – die Grundlage für die gesetzliche Rentenversicherung.
Das Renteneintrittsalter im deutschen Kaiserreich lag bei stolzen 70 Lebensjahren. Aufgrund der harten, körperlichen Arbeit erreichten nur wenige Arbeiter dieses hohe Alter.
Mittlerweile haben sich die Konditionen für Arbeitnehmer und Rentner in Deutschland zum Glück deutlich verbessert. Das Renteneintrittsalter wurde gesenkt und die Leistungen wurden über die Zeit an den gestiegenen Lebensstandards angepasst.
Doch wie genau funktioniert das deutsche Rentensystem heute?
2. Die 3 Säulen des Deutschen Rentensystems
Neben der gesetzlichen Rente besteht das Deutsche Rentensystem zusätzlich aus der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Altersvorsorge.
Während die gesetzliche Rentenversicherung für jeden Arbeitnehmer verpflichtend ist, erfolgt die Vorsorge mittels privater und betrieblicher Altersvorsorge freiwillig.
Säule 1: Gesetzliche Rentenversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung sichert Menschen in Deutschland nach ihrer Erwerbstätigkeit finanziell ab.
Finanziert wird die gesetzliche Rentenversicherung durch Beitragszahlungen und Zuschüsse des Staatshaushalts. Das System basiert auf dem sogenannten Generationenvertrag.
Die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung ist für Arbeitnehmer verpflichtend. Zusätzlich können auch Selbstständige freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen.
Neben der gesetzlichen Rente werden daher zunehmend weitere Vorsorgekonzepte erforderlich.
- Behalte den Überblick über deine Finanzen
- Optimiere deine Sparquote
- Finde günstigere Verträge im Alltag
Säule 2: Betriebliche Altersvorsorge
Die betriebliche Altersvorsorge stellt neben der gesetzlichen Rentenversicherung eine weitere Säule für die Altersvorsorge dar. Die betriebliche Altersvorsorge ist eine freiwillige Möglichkeit für Arbeitnehmer, um ihre Rente aufzustocken. Dafür müssen sie – zusätzlich zu den Beiträgen der gesetzlichen Rentenversicherung – einen Teil ihres Brutto-Einkommens in die Betriebsrente einzahlen.
Für die betriebliche Altersvorsorge gibt es verschiedene Formen. Hierzu zählen beispielsweise Pensionsfonds, Direktversicherungen und Betriebsrenten. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen seinen Mitarbeitern das Angebot einer Pensionskasse oder einer anderen Form unterbreitet, obliegt dem Arbeitgeber.
Da die gesetzliche Rente in Zukunft nicht mehr ausreichen könnte, setzen viele Arbeitnehmer vermehrt auf Formen der betrieblichen Altersvorsorge.
Der Anspruch auf die betriebliche Altersvorsorge ist für Arbeitnehmer gesetzlich geregelt. Weitere Einzelheiten zur betrieblichen Altersvorsorge findest du in unserem Artikel “Betriebliche Altersvorsorge: Alles, was du zur bAV wissen musst“.
Säule 3: Private Altersvorsorge
Die dritte Säule der Altersvorsorge in Deutschland bildet die private Absicherung. Zu den beliebtesten Vorsorgekonzepten zählen beispielsweise der Erwerb eines Eigenheims oder die Einrichtung eines ETF-Sparplans bei einem Broker.
Doch auch die Riester-Rente galt einst als eine der wichtigsten Formen privater Altersvorsorge. Im dazugehörigen Artikel erklären wir, wieso allerdings immer weniger Deutsche in die Riester-Rente einzahlen.
Trotz alledem wollen immer mehr Menschen in Deutschland ihre gesetzliche Rente aufstocken. Im Folgenden gehen wir näher auf die Einzelheiten des gesetzlichen Rentensystems ein und werfen einen Blick auf die wesentlichen Kritikpunkte.
3. Generationenvertrag: So wird die gesetzliche Rente finanziert
Im Zuge der gesetzlichen Rentenversicherung wird häufig vom sogenannten “Generationenvertrag” gesprochen. Doch was ist das eigentlich genau?
Wie funktioniert der Generationenvertrag?
Der Begriff Generationenvertrag meint nicht etwa einen wirklichen Vertrag, in welchem jeder Generation bestimmte Verpflichtungen und Zugeständnisse gewährt werden. Vielmehr dient der Begriff als Veranschaulichung des 1957 eingeführten “Umlageverfahrens” zur Finanzierung der gesetzlichen Rente.
Demnach finanziert die erwerbstätige Generation mithilfe ihrer Arbeitsleistung die Rente der vorhergegangenen Generation, die sich gerade im Rentenalter befindet.
Wenn die heutige erwerbstätige Generation das Rentenalter erreicht, wird die jetzige Jugend zur Erwerbstätigen-Generation und ist für die Einzahlung in des Rentensystem verantwortlich.
Welche Probleme birgt der Generationenvertrag?
Die Theorie des Generationsvertrags klingt logisch. Jede Generation finanziert während ihrer Arbeitszeit die Rente der Älteren, bis sie eines Tages selbst in Rente geht. Dann wird ihre Rente von den eigenen Kinder finanziert.
In der Praxis ergibt sich jedoch durch die Ungleichheiten zwischen den Generationen eine Finanzierungslücke. Die Beiträge der Erwerbstätigen sind geringer als der staatliche Bedarf für die Rentenausgaben.
Da die Generationen nicht immer gleich groß sind, werden auch unterschiedlich große Arbeits- und Wirtschaftsleistungen erbracht. Daher reichen die Rentenbeiträge der erwerbstätigen Generation nicht aus, um die Rente der Älteren zu bezahlen.
Mögliche Folgen der Rentenlücke sind Rentenkürzungen, Beitragserhöhungen und ein späteres Renteneintrittsalter.
4. Rentenhöhe und gesetzliches Renteneintrittsalter
Beim Thema Rente stellen sich Arbeitnehmer besonders die folgenden Fragen:
- Wann kann ich (abschlagsfrei) in Rente gehen?
- Wie hoch wird meine Rente sein?
Voraussetzungen für eine abschlagsfreie Rente
Nach der aktuellen gesetzlichen Lage können Arbeitnehmer in Deutschland ab dem 67. Lebensjahr abzugsfrei in Rente gehen. Alle Arbeitnehmer, die vor dem Jahr 1958 geboren sind, dürfen bereits mit 66 Jahren in Rente gehen.
Eine weitere Möglichkeit, schon früher ohne Abzüge Rente zu beziehen, besteht für Arbeitnehmer, die mehr als 45 Jahre in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt haben. Zudem dürfen Arbeitnehmer, die aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten können, vorzeitig in den Ruhestand gehen.
Sind die genannten Voraussetzungen jedoch nicht erfüllt, können Arbeitnehmer nur mit Abschlägen früher in Rente gehen. Die Abschläge betragen zur Zeit 0,3% für jeden Monat zwischen Renteneintritt und dem eigentlichen Renteneintrittsalter von 67.
Ob das gesetzliche Renteneintrittsalter in Zukunft weiter angehoben wird, bleibt abzuwarten.
Rentenpunkte bestimmen die Rentenhöhe
Die Höhe der gesetzlichen Rente bemisst sich nach sogenannten Rentenpunkten, die über die Zeit des Erwerbslebens gesammelt werden.
Um die Höhe deiner persönlichen Rente zu bestimmen, werden deine gesammelten Rentenpunkte gezählt und ins Verhältnis zur Arbeitsdauer, deinem Gehalt und deinem Alter gesetzt.
Mit einem höheren Gehalt und höheren Beiträgen sammelst du entsprechend mehr Rentenpunkte und deine zu erwartenden Rentenzahlungen steigen.
Neben deinem persönlichen Gehalt wird die Höhe deiner Rente durch weitere Faktoren beeinflusst. Zu nennen sind hierbei das aktuelle Durchschnittsgehalt in Deutschland, also die Entwicklung des Lohnniveaus, sowie das Verhältnis von arbeitender Bevölkerung zu Rentnern. Insofern ist es interessant, die eigene Rentenlücke zu berechnen und durch gegebene Maßnahmen die Rente aufzustocken, um somit die Rentenlücke zu schließen.
Der Renteninformationsbescheid
Jedem Arbeitnehmer, der älter als 27 Jahre ist und der bereits länger als 5 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, sendet die Rentenkasse regelmäßig ihren Renteninformationsbescheid.
Der Renteninformationsbescheid liefert dir Informationen zu:
- deiner potenziellen Erwerbsminderungsrente
- deinem aktuellen Rentenbetrag
- deiner zu erwartenden Rente
Die Summe der Erwerbsminderungsrente zeigt dir, wie viel Geld dir zusteht, falls du krankheitsbedingt weniger als drei Stunden täglich arbeiten könntest.
Der Rentenbetrag gibt an, wie hoch deine Rente ausfallen würde, wenn du bis ins Renteneintrittsalter keine weiteren Beiträge mehr zahlen würdest.
Die Rentenprognose zeigt dir die voraussichtliche Höhe deiner Rente, wenn du deine Beiträge wie bisher bis zum Renteneintrittsalter fortsetzen würdest. Beachte hierbei, dass dieser Wert deine Bruttorente ist. Davon gehen noch Sozialabgaben und Steuern ab. Details findest du im Beitrag zum Thema Krankenversicherung der Rentner.
5. Grundrente als staatliche Absicherung
Seit 2021 gibt es in Deutschland die sogenannte Grundrente. Diese ist eine Erhöhung der Rentenansprüche für Geringverdiener. Die Grundrente soll Menschen mit geringen Einkommen finanziell unterstützen und die Altersarmut reduzieren.
Wie hoch die Grundrente im Einzelfall ausfällt, hängt von den Rentenpunkten ab. Bis zu 418 EUR können beitragsberechtigte Rentner pro Monat zusätzlich erhalten.
Eine Mindestrente, wie in vielen anderen europäischen Ländern, gibt es in Deutschland nicht. Menschen, die nicht rentenberechtigt sind und im Alter ohne Einkommen dastehen, werden stattdessen durch die Grundsicherung abgesichert.
Über die Grundsicherung werden die Mietkosten und wesentliche Kosten des Lebensunterhalts übernommen. Die Höhe der Grundsicherung orientiert sich an den aktuellen Leistungssätzen für Hartz IV.
Um selbst nicht auf die Grundrente angewiesen zu sein, empfiehlt es sich, frühzeitig mit der eigenen Vorsorge gegen Altersarmut zu beginnen. Die gesetzliche Rente sollte auch bei dir nur eine der drei Säulen für die Altersvorsorge sein.
6. Steuern bei der gesetzlichen Rente
Seit 2005 wird die staatliche Rente nach dem Alterseinküftegesetz besteuert. Die Höhe der Besteuerung richtet sich nach dem Renteneintrittsjahr.
Bis ins Jahr 2040 wird für die Besteuerung der Rente eine Übergangsphase gewährt, in welcher – abhängig vom Jahr des Renteneintritts – ein bestimmter Teil zwischen 50% und 100% der Rente besteuert wird.
Im Jahr 2021 betrug der Rentenfreibetrag noch 19% der Rente. Das bedeutet, dass 81% der Bruttorente voll versteuert werden. Ab dem Jahr 2040 wird die Rente zu 100% versteuert.
Die Höhe der Besteuerung für Renteneinkünfte hängt – neben dem Renteneintrittsjahr – auch von der Höhe des Einkommens ab.
Renteneinkünfte werden nach dem gleichen progressiven Steuersatz besteuert, wie normale Einkommen. Nachfolgend sind die Einkommenssteuersätze für 2022 dargestellt.
Einkommen | Steuersatz (inkl. Kirchensteuer und Soli) |
---|---|
0 Euro - 9.984 Euro | 0% |
9.984 Euro - 14 927 Euro | 14% - 24% |
14 927 Euro - 58.597 Euro | 24% - 42% |
58.597 Euro - 277.826 Euro | 42% |
Ab 277.826 Euro | 45% |
Der steuerliche Grundfreibetrag liegt auch im Rentenalter bei 9.984 EUR pro Jahr. Ausführliche Informationen findest du in unserem Beitrag zu den Rentenabzügen.
7. Probleme und Kritik am Deutschen Rentensystem
Die Kritik am gesetzlichen Rentensystem in Deutschland richtet sich hauptsächlich an die Finanzierung über den Generationenvertrag.
Worin besteht das Problem bei der gesetzlichen Rente?
Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Rentner schneller als die der erwerbstätigen Bevölkerung. In der Folge müssen die jungen Beitragszahler immer mehr alte Rentner finanzieren.
Experten warnen daher, dass die jüngeren Generationen die entstehende Rentenlücke mit zusätzlichen Vorsorgemodellen schließen müssen.
Wie lässt sich die Rentenlücke schließen?
Um die Rentenlücke zu schließen, können Arbeitnehmer Modelle der betrieblichen oder privaten Altersvorsorge nutzen. Auch diese werden zum Teil staatlich unterstützt.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie man sich frühzeitig ein passives Einkommen aufbauen kann, empfehle ich dir unseren Artikel zum Mythos Passives Einkommen.
Private Investitionen in den Kapitalmarkt oder in Immobilien werden vom Staat aktuell kaum gefördert. Häufig lohnen sich diese Modelle jedoch auch ohne staatliche Unterstützung. Die Renditen liegen oft höher, als bei Riester-Verträgen oder betrieblichen Altersvorsorgen möglich sind.
- Behalte den Überblick über deine Finanzen
- Optimiere deine Sparquote
- Finde günstigere Verträge im Alltag
8. Fazit: Gesetzliche Rente als ein Baustein der Altersvorsorge
Arbeitnehmer in Deutschland sind verpflichtet, in das gesetzliche Rentensystem einzuzahlen. Ob die staatliche Altersrente für die jüngere Generation ausreichen wird, darf allerdings bezweifelt werden.
Der demographische Wandel gestaltet sich bei der Finanzierung des gesetzlichen Rentensystems als große Herausforderung. In den kommenden Jahren könnte die staatliche Rente daher durch Rentenkürzungen und höhere Renteneintrittsalter deutlich unattraktiver werden.
Sich ausschließlich auf die gesetzliche Rente zu verlassen, ist daher nicht zu empfehlen. Viel eher solltest du frühzeitig während deines Berufslebens beginnen, neben der gesetzlichen Altersvorsorge für deine Rente zu sparen. Wer die Anzahl seiner Einkommensquellen erhöht, minimiert das Risiko für Altersarmut durch zu geringe Rentenzahlungen.
Eine Möglichkeit, privat vorzusorgen, besteht darin, in ein breitgestreutes Aktien- oder ETF-Portfolio am Wertpapier-Markt anzulegen. Alternativ könntest du mit einer eigenen Immobilie oder per Aktienrente für das Alter vorsorgen.
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