Vater, Sohn und Großvater arbeiten an einem Modellbauschiff

Gesetzliche Rente: Wie viel Rente bekomme ich später?

Lesezeit 7 min.

Silvia Benetti
Redakteurin
Lektoriert vonChristian Musanke
Überprüft durchDaniel Wenz
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Die Rente ist für dich noch sehr weit weg, aber du würdest gerne wissen, wie viel du später bekommen wirst? Du hast ungefähr die Hälfte deines Berufslebens hinter dir und fragst dich, ob die gesetzliche Rente später reichen wird? Wir erklären, wie die gesetzliche Rente funktioniert und wie du dein Rentenniveau abschätzen kannst.

Gesetzliche Rente: Das Wichtigste im Überblick
  • Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Umlageverfahren: die erwerbstätigen Generationen finanzieren die Rente der Generationen davor.
  • Entscheidend für die spätere Höhe der Rente sind neben den Beitragsjahren auch die angesammelten Rentenpunkte, die von der Höhe der gezahlten Beiträge abhängen.
  • Das Renteneintrittsalter liegt in Deutschland bei 67 Jahren. Besonders langjährige Versicherte (45 Beitragsjahre) dürfen mit 65 ohne Abschläge in Rente gehen.
  • Von der Bruttorente gehen Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung sowie Steuern ab.
  • Wegen der demographischen Entwicklung wird das Rentenniveau niedrig bleiben oder sogar sinken. Eine private Altersvorsorge ist unabdingbar, um Altersarmut zu verhindern.

1. Wie funktioniert die gesetzliche Rente?

Arbeitest du im Angestelltenverhältnis, zählen die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zu den größten Abgabeposten. 18,60 des Bruttolohns gehen in Deutschland an die Rentenkasse. Die Hälfte davon, also 9,3 Prozent, trägt der Arbeitgeber, die andere Hälfte der Arbeitnehmer. Verdienst du mehr als 62.100 Euro pro Jahr (Stand: 2024), bleibt der Verdienst über dieser Beitragsbemessungsgrenze beitragsfrei.

Wird das Geld in ein Sparkonto eingezahlt, das freigegeben wird, wenn du das Rentenalter erreichst? Nein, so funktioniert die gesetzliche Rente nicht. Vielmehr dienen deine Rentenbeiträge dazu, die Rente der heutigen Rentner zu finanzieren.

Gehst du irgendwann in Rente, werden die Menschen, die dann arbeiten, mit ihren Rentenbeiträgen deine Rente ermöglichen. Dieses System bezeichnet man als Umlageverfahren oder Generationenvertrag, weil die späteren Generationen die Rente der früheren zahlen. Auf seine Vor- und Nachteile gehen wir im Abschnitt 4 detaillierter ein.

Wie viel du pro Monat in die Rentenkasse einzahlst, ist dennoch nicht egal. Je höher deine Beiträge, desto mehr Rentenpunkte erwirbst und desto höher fällt deine spätere Rente aus. Im nächsten Abschnitt erklären wir genauer, wie Rentenpunkte funktionieren.

Gesetzliche Rente: So funktioniert sie
© Finanzwissen

2. Wer hat Anspruch auf die gesetzliche Rente?

Die Hauptvoraussetzung, um eine Altersrente von der Gesetzlichen Rentenversicherung zu beziehen, ist neben einer Mindestversicherungszeit von 5 Jahren das Erreichen der Regelaltersgrenze. Für alle Jahrgänge ab 1964 beträgt sie 67 Jahre. Die Altersgrenze für die frühere Jahrgänge kannst du aus der unterstehenden Tabelle entnehmen.

JahrgangRenteneintritt / Lebensjahr
194665
194765 + 1 Monat
194865 + 2 Monate
194965 + 3 Monate
195065 + 4 Monate
195165 + 5 Monate
195265 + 6 Monate
195365 + 7 Monate
195465 + 8 Monate
195565 + 9 Monate
195665 + 10 Monate
195765 + 11 Monate
1958 66
1959 66 + 2 Monate
196066 + 4 Monate
196166 + 6 Monate
196266 + 8 Monate
196366 + 10 Monate
196467

Das heißt nicht, dass alle tatsächlich so alt sind, wenn sie sich vom Berufsleben verabschieden. So lag das tatsächliche durchschnittliche Renteneintrittsalter 2022 bei 64,4 Jahren, die Regelaltersgrenze betrug dagegen 65,9 Jahre. Zum einen ermöglichen spezielle Regelungen für besonders langjährig Versicherte, ohne oder mit Rentenabschlägen in Frührente zu gehen. Zum anderen gibt es neben der Altersrente weitere Rentenarten, die unabhängig vom Alter ausgezahlt werden.

“Rente mit 63” – Rente ohne Abschläge nach 45 Beitragsjahren

Wer 45 Beitragsjahre erreicht, kann bis zu 2 Jahre früher den Ruhestand antreten. Im Volksmund hat sich dafür der Begriff “Rente mit 63” etabliert, weil der Jahrgang 1952 und alle davor tatsächlich mit 63 und 45 Beitragsjahren in Rente gehen konnten, ohne Abschläge zu befürchten. Ab dem Jahrgang 1953 erhöht sich aber auch bei dieser Rente für besonders langjährig Versicherte das Mindestalter. Alle, die ab 1964 geboren sind, können frühestens mit 65 diese Option nutzen.

“Rente mit 63” – Rente mit Abschlägen nach 35 Beitragsjahren

Weist ein Versicherter mit 63 Jahren 35 Beitragsjahre, kann er den Rentenbeginn vorziehen. Allerdings muss er Rentenabschläge verkraften, die 0,3 Prozent mal die Monate bis zur offiziellen Regelaltersrente betragen. Wer also 2 Jahre früher als vorgesehen den Ruhestand antritt, nimmt einen dauerhaften Abschlag von 7,2 Prozent in Kauf.

Erwerbminderungsrente

Versicherte in der gesetzlichen Rentenkasse, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können, bekommen unabhängig von ihrem Alter eine Erwerbsminderungsrente. Die Hürden dafür sind hoch: Sie müssen nachweisen, dass eine Invalidität besteht, weswegen gar keine Erwerbstätigkeit möglich ist.

Je nach Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit gibt es eine volle oder eine halbe Erwerbminderungsrente. Anders als bei einer Altersrente besteht eine Hinzuverdienstgrenze, wenn die Bezieher neben der Rente arbeiten. Zudem dürfen sie den Umfang der Arbeitsstunden pro Tag nicht überschreiten, weswegen die Erwerbminderungsrente bewilligt wurde. Wer eine volle bekommt, darf also maximal 3 Stunden am Tag arbeiten.

Witwerrente

Verstirbt der Ehegatte, haben Witwen weiterhin Anspruch auf einen Teil seiner Rentenbezüge. Bei der großen Witwerrente beträgt die Rentenhöhe 55 Prozent der Rente, auf die der Verstorbene Anspruch gehabt hätte. Stirbt er vor seinem 65. Geburtstag, gibt es Rentenabschläge.

Anspruch auf die große Witwenrente haben Ehegatten, die

  • die Altersgrenze erfüllen. 
  • ein minderjähriges oder behindertes Kind betreuen.
  • erwerbsunfähig sind.

Wer die Voraussetzungen nicht erfüllt, bekommt 2 Jahre lang die kleine Witwerrente. Die Rentenhöhe beträgt dann 25 Prozent der Rente des Verstorbenen. Bei beiden Varianten gibt es Hinzuverdienstgrenzen, die zu Abzügen führen, wenn sie überschritten werden.

Als Beitragsjahre gelten nicht nur Arbeitszeiten, in denen eine Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung bestand. Beispielsweise werden unter anderem auch Kindererziehungszeiten oder Zeiten der Arbeitslosigkeit (ALG I) anerkannt.

3. Rentenhöhe berechnen: So wirken sich Entgeltpunkte aus

Du bist mindestens 27 und hast mindestens 5 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt? Ist das der Fall, erhältst du einmal im Jahr Post von der Deutschen Rentenversicherung: Die Renteninformation. Unter anderem kannst du einsehen, wie viel Altersrente du voraussichtlich bekommst, wenn du in den Versicherungsjahren bis zur Rente so viel wie im Schnitt in den letzten 5 Jahren in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst.

Um deine voraussichtliche Altersrente zu berechnen, zählt die Deutsche Rentenversicherung die Rentenpunkte (auch Entgeltpunkte genannt) zusammen, die du nach dieser Schätzung am Ende deines Berufslebens auf deinem Rentenkonto haben wirst. 2024 ist ein Entgeltpunkt 39,32 Euro Wert. Um einen zu bekommen, musst du wiederum ein Jahr lang so viel wie der Durchschnitt der Versicherten in die Rentenkasse einzahlen, dein Lohn muss also so hoch wie der Durchschnittslohn sein (2024: 45.358 € ).

Rentenanpassung: Frisst die Inflation meine Rente auf?

Sowohl der Wert eines Rentenpunktes als auch das Durchschnittgehalt der Versicherten sind nicht in Stein gemeißelt. Weil die Inflation das Geld entwertet, finden regelmäßig Rentenanpassungen statt. Beispielsweise hat die Bundesregierung am 01. Juli 2024 den Wert eines Entgeltpunktes um 4,57 Prozent von 37,60 Euro auf 39,32 Euro erhöht. Genauso erhöht sich regelmäßig das Durchschnittsentgelt, das zu einem Rentenpunkt berechtigt, weil Löhne und Gehälter inflationsbedingt steigen.

Die unterstehende Grafik zeigt die Entwicklung von Rentenpunkten und Durchschnittsentgelten seit 2010.

Wert eines Rentenpunktes und Durchschnittsentgelt seit 2002

Jenseits der Renteninformation ist eine Kontenklärung jederzeit möglich. Die Deutsche Rentenversicherung schickt auf Wunsch den Versichertenverlauf, in dem alle Beitragszeiten des Versicherungskontos vermerkt sind.

4. Brutto vs. Nettorente: So viel Rente gibt es wirklich

Ende 2022 betrug die Durchschnittsrente in Deutschland 1.550 Euro. Der durchschnittliche Zahlbetrag lag aber bei 1.384 Euro. Wie erklärt sich dieser Unterschied? Zwar zahlen Rentner, bis auf wenige Ausnahmen wie Teilzeitrentner, keine Beiträge zur Rentenversicherung und zur Arbeitslosenversicherung. Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung müssen jedoch auch sie leisten.

Diese Beiträge machen vor allem bei niedrigen Renten den Großteil der Rentenabzüge aus. Weil die meisten in der Krankenversicherung der Rentner (KVdR) pflichtversichert sind, übernimmt diese die Hälfte des Beitragssatzes, der 14,6 Prozent der Bruttorente beträgt. Den Zusatzbeitrag, der je nach Krankenkasse variiert, und den Beitrag zur Pflegeversicherung in Höhe von 3,4 bis 4 Prozent müssen sie dagegen selber stemmen.

Je nach Höhe der Rente und Rentenfreibetrag bittet auch das Finanzamt Rentner zur Kasse. Die Besteuerung erfolgt, genauso wie für Arbeitnehmer, Freiberufler und Selbstständige, je nach Höhe des Gesamtbruttoeinkommens und Steuerklasse. Neben der gesetzlichen Rente zählen zum Einkommen auch:

  • Private Renten (Riester-Renten, Rürup-Renten)
  • Mieteinnahmen
  • Einnahmen aus selbstständiger Arbeit
  • Kapitalerträge, sofern keine Abgeltungssteuer entrichtet wurde

5. Rentenlücke – warum die gesetzliche Rente im Alter nicht ausreicht

Wie bereits erklärt, finanziert nach dem Umlageverfahren die erwerbstätige Generation mit ihren Rentenbeiträgen die Rente der vorhergegangenen Generation, die sich gerade im Rentenalter befindet. Dies ist so lange kein Problem, bis genug Erwerbspersonen vorhanden sind, die die Last schultern.

In Deutschland und in vielen westlichen Ländern passiert jedoch gerade das Gegenteil: Wegen des Geburtenrückgangs ab den siebziger Jahren und des Anstiegs der Lebenserwartung müssen immer weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner zahlen. Auch die Einwanderung reicht nicht aus, um das Rentensystem zu stabilisieren. Die unterstehende Grafik zeigt das Verhältnis Beitragszahler/Altersrentner zwischen 1962 und 2022.

 

Beitragszahler je Altersrentner in der gesetzlichen Rentenversicherung
Großzügige Rentenerhöhung? Unwahrscheinlich

Wegen der Missverhältnisses zwischen Beitragszahlern und Beziehern stellt sich die Frage nach der Generationengerechtigkeit: Entweder bekommen Rentner, die ein Leben lang gearbeitet haben, eine Rente, die den Lebensbedarf nicht deckt, oder die Erwerbstätigen müssen sehr hohe Rentenversicherungsbeiträge stemmen.

Zwar betonen Politiker oft in ihrem Wahlprogramm, sowohl die Beitragssätze stabil zu halten als auch das Rentenniveau, also das Verhältnis zwischen Durchschnittsrente und Durchschnittseinkommen, nicht sinken lassen zu wollen. Derzeit ist das Ziel eine Haltelinie von 48 Prozent. für das Rentenniveau. Dafür wächst der Bundeszuschuss, also der Zuschuss aus Steuermitteln aus dem Bundeshaushalt zur gesetzlichen Rentenversicherung, von Jahr zu Jahr.

Einige Parteien schlagen aus diesem Grund die Aktienrente vor. Der Hintergedanke: Fließen ein Teil der Rentenversicherungsbeiträge nicht in die Rentenkasse, sondern in ein Aktiendepot, erwirtschaften sie eine Rendite, mit der sich die niedrige Rente kompensieren lässt. Inwiefern und in welchem Umfang eine Rentenreform umgesetzt wird, bleibt jedoch unklar.  Eine private Altersvorsorge ist daher der beste Weg, um Rücklagen für den Ruhestand zu bilden.

Selbst wenn es gelingt, das Rentenniveau auf diesem bereits niedrigen Niveau zu stabilisieren, reicht die gesetzliche Altersrente schon heute für viele nicht aus. So bekamen laut dem Rentenversicherungsbericht 2023 41 Prozent der männlichen und 77 Prozent der weiblichen Rentner in Deutschland 1.200 Euro und weniger ausgezahlt. Wer keine zusätzliche Altersvorsorge hat, rutscht dann in die Altersarmut. Vor allem Geringverdienende, Langzeitarbeitslose und Eltern, die wegen ihrer Kinder eine unterbrochene Erwerbsbiographie aufweisen, gehören zu den Gefährdeten.

Zwar kann er dann ergänzend Leistungen nach SGB wie Wohngeld oder Grundsicherung beantragen, wenn die Rente nicht zum Leben reicht. Ebenfalls verspricht die Grundrente seit 2021 Zuschüsse für Rentner mit mindestens 35 Versicherungsjahren, die von ihrer Rente nicht leben können. Allerdings ist auch mit dieser Anhebung nur ein Leben am Existenzminimum möglich.

Im nächsten Abschnitt erklären wir, wie du rechtzeitig deine Rentenlücke schließen kannst.

6. Die drei Säulen der Altersvorsorge – so kannst du die Rentenlücke schließen

Aufgrund der demographischen Entwicklung reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um im Alter den Lebensstandard zu erhalten. Der Gesetzgeber hat diese Tatsache früh erkannt und beschlossen, weitere Formen der Altersvorsorge zu fördern. Neben der gesetzlichen Rente bilden daher die Betriebsrente und die private Altersvorsorge die drei Säulen der Altersvorsorge.

Betriebsrenten

54 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Deutschland zahlten 2024 in eine betriebliche Altersvorsorge ein. Dabei finanziert der Arbeitgeber eine zusätzliche Altersvorsorge für den Arbeitnehmer. Diese kann eine Lebensversicherung, ein Pensionfonds, der in Aktien investiert, oder eine private Rentenversicherung sein. Je nach Modell und Vertrag beteiligt sich auch der Arbeitnehmer mit eigenen Beiträge.

Private Altersvorsorge

Die dritte Säule der Altersvorsorge kann viele Formen annehmen. Klassische private Rentenversicherungen und Riester-Renten sind eine Möglichkeit, weisen aber oft niedrige Renditen, die kaum die Inflation ausgleichen, sowie hohe Kosten auf. Weitere Möglichkeiten, um Vermögen aufzubauen, sind Investitionen in:

  • Aktien / Aktienfonds
  • ETF / ETF-Fonds
  • Anleihen
  • Immobilien als Kapitalanlage

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7. FAQ - Häufig gestellte Fragen zur gesetzlichen Rente

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

Silvia Benetti
Silvia Benetti
Redakteurin
Über die Autorin
Ich habe an der TU Berlin Physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und war anschließend jahrelang in der Windenergie-Branche tätig. Seit 2016 schreibe ich freiberuflich über Technik und Finanzen. Zu meinen Themen zählen Kryptowährungen, Finanzanlagen, Cybersecurity, Industrie 4.0 und erneuerbare Energien. Auch in meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Investitionen in grüne Technologien und digitale Projekte.

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