
Passives vs. aktives Investieren: Wie unterscheiden sich die beiden Investmentstrategien?
Du möchtest mit dem Investieren und Vermögensaufbau beginnen? Oder interessierst du dich für Trading?
Im Rahmen deiner ersten Recherchen triffst du bestimmt auf die Begriffe passives und aktives Investieren. Dabei handelt es sich um zwei sehr verschiedene Investmentphilosophien.
In diesem Artikel vergleichen wir das aktive und das passive Investieren miteinander. Außerdem beantworten wir die Frage, welche Strategie langfristig meist am erfolgreichsten ist.
Passives und aktives Investieren – das Wichtigste in Kürze
- Beim aktiven Investieren versuchen Anleger, den Markt zu schlagen. Ziel sind möglichst hohe Renditen durch das Auswählen bestimmter Aktien und richtiges Timing.
- Beim passiven Investieren soll die Marktrendite abgebildet werden. Man hält ein möglichst breit diversifiziertes Portfolio auf langfristigen Horizont.
- Hinter den beiden Investmentphilosophien stehen unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Ziele und Strategien.
- Studien zeigen, dass nur sehr wenige aktive Investoren den Markt tatsächlich schlagen.
- ETF ermöglichen sowohl passive als auch aktive Investmentstrategien.
1. Was ist aktives Investieren?
Um das passive Investieren besser zu verstehen, ergibt es Sinn, zunächst das aktive Investieren zu erklären. Viele Menschen denken, wenn sie mit dem Thema Börse, Aktien und Investieren konfrontiert sind, tatsächlich zunächst an den typischen aktiven Investor.
Aktives Investieren: Die Grundbestandteile
Ganz allgemein gesagt versucht ein aktiver Investor immer eine höhere Rendite im Vergleich zum allgemeinen Markt zu erwirtschaften. Steigt der gesamte Aktienmarkt also jährlich beispielsweise 7 %, möchte ein aktiver Investor diese Rendite noch outperformen.
Ein aktiver Investor versucht diese Outperformance des allgemeinen Marktes mithilfe von Stock Picking und Market Timing zu erreichen.
- „Stock Picking“: Zu Deutsch heißt das etwa, dass ein Investor einzelne Aktien bzw. ein einzelnes Wertpapier heraus selektiert (picking), von welchem er glaubt, dass es besonders vielversprechend ist.
- „Market Timing“: Gleichzeitig achtet der aktive Investor auch darauf, zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen oder zu verkaufen. Stehen z. B. die Kurse besonders niedrig, möchte der aktive Investor günstig kaufen, stehen sie hoch, möchte der aktive Investor Gewinne durch einen Verkauf realisieren.
Sowohl ein einzelner Privatanleger als auch ein Fonds oder eine Fondsgesellschaft können der aktiven Investmentstrategie folgen. Auch wenn du eigenständig einzelne Aktien für dein Depot auswählst, gilt das als aktives Investieren.
Die wichtigsten Aspekte des aktiven Investierens
Das aktive Investieren charakterisiert sich noch durch weitere zentrale Aspekte. Diese sind:
- Analyse: Oft nutzen die aktiven Investoren oder Fondsmanager die fundamentale Analyse oder technische Analyse beim Stock Picking.
- Reagieren auf Marktentwicklungen: Aktive Investoren reagieren meist schnell auf Marktveränderungen. Sie passen ihre Portfolios entsprechend an neue Informationen oder Entwicklungen an.
- Mehr Handel und Transaktionskosten: Die aktive Investmentstrategie ist oft mit höheren Transaktionskosten verbunden, da öfter gekauft und verkauft wird.
- Risiko: Viele aktive Investmentstrategien sind an höheres Risiko gebunden. Zwar besteht theoretisch die Chance, den Markt zu schlagen, jedoch auch gegenteilig das Risiko, den Markt zu underperformen.
- Zeitaufwand und Admin: Aktive Investoren müssen sich intensiver mit den Märkten und einzelnen Wertpapieren beschäftigen. Damit geht ein höherer Zeitaufwand einher, der für die Recherche und das Verfolgen der Märkte aufgebraucht wird.
Nun hast du einen ersten Überblick über das aktive Investieren. Was hat es nun mit dem passiven Investieren auf sich?
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2. Passives Investieren einfach erklärt
Das Phänomen des passiven Investierens entstand zeitgleich zum Entstehen der ersten Indexfonds, besonders der börsengehandelten ETF. Dies fand in den 90er Jahren statt.
Zur Erinnerung: ETF sind Fonds, die einen Index nachbilden und an der Börse handeln. Wenn du in Welt-ETF investierst, verfolgst du eine passive Anlagestrategie.
Beim passiven Investieren besteht das Ziel darin, die allgemeine Marktrendite zu erwirtschaften, anstelle einer Outperformance des Marktes. Dabei weist das passive Investieren ebenfalls bestimmte Charakteristiken auf, die sich oft als ganz gegenteilig zum aktiven Investieren beschreiben lassen.
Wesentliche Merkmale des passiven Investierens
- Orientierung an einem Index und Diversifikation: Meistens orientiert man sich beim passiven Investieren an einem Index. Besonders da das passive Investieren meist mithilfe von ETF stattfindet. Je breiter das Marktsegment des Index, desto mehr entspricht es dem passiven Investieren.
- Langfristiger Fokus: Der Investmenthorizont beim passiven Investieren ist möglichst lang. Es gilt: Je länger man die Wertpapiere im Portfolio hält, desto besser.
- Seltene Käufe und Verkäufe: Beim passiven Investieren soll es auch darum gehen, möglichst wenig Transaktionen zu tätigen. Zum einen werden dadurch Kosten, die beim Handel anfallen, gespart. Zum anderen soll dadurch auch vermieden werden, dass Fehler beim Market-Timing passieren, wie , dass zu schlechten Kursen verkauft wird und andersherum.
- Geringer Aufwand: Ein wesentliches Merkmal des passiven Investors ist auch, dass er wenig Aufwand und Energie in Recherche und das Verfolgen von Börsennachrichten investiert.
- Geringeres Risiko: Wird einer gut diversifizierten Strategie gefolgt, nämlich indem der Basisindex ein möglichst breiter ist, reduziert sich auch das Risiko. Das Risiko verteilt sich dann auf eine Vielzahl an unterschiedlichen Aktien, die der Indexfonds abdeckt.
- Keine Reaktion in Krisenzeiten: Fällt der Markt, hält ein langfristiger, passiver Investor die Wertpapiere trotzdem. Beim aktiven Investieren würden hier Anpassungen im Portfolio durch Käufe und Verkäufe gemacht werden.
Vielleicht stellst du dir jetzt die Frage, wie das überhaupt gut gehen soll. Würde ein passiver Investor, der wie oben beschrieben handelt, nicht ständig Verluste machen? Die Antwort hier ist klar Nein. Im Gegenteil sogar gilt das passive Investieren im Durchschnitt als die erfolgreichste Strategie, wenn sie entsprechend ihren Prinzipien ausgeführt wird. Zahlreiche Forschungen und Studien aus der Finanzwissenschaft haben bestätigt, dass das passive Investieren das beste Risiko-Rendite-Verhältnis aufweist.
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Warum das passive Investieren in den meisten Fällen erfolgreicher ist
Einige Gründe dafür lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Wenige aktive Investoren schaffen es tatsächlich, mit Stock Picking und Market Timing die durchschnittliche Marktrendite zu schlagen. Oft kommt es zu Fehleinschätzungen trotz intensiver Recherche, und nur wenige Investoren haben das Know-How, die Richtung einzelner Aktien langfristig akkurat vorherzusagen.
- Die höheren Transaktionskosten durch das Trading oder häufige Käufe und Verkäufe neutralisieren das Plus an Rendite oftmals wieder.
- Die höheren Verwaltungskosten oder anfallende Performance-Gebühren von aktiv gemanagten Fonds (engl. Mutual Funds) neutralisieren ein potenzielles Plus an Rendite ebenfalls.
- Theorien wie die Effizienz der Märkte (EMH) besagen, dass die Märkte und einzelnen Wertpapiere bereits alle verfügbaren Informationen beinhalten. Unterbewertete Aktien mithilfe von Analyse zu finden und dadurch den Markt zu schlagen, entspricht laut dieser Theorie eher Glück.
- Studien haben gezeigt, dass fast 90 % aller Investmentfonds den Markt langfristig nicht schlagen. Die Gründe hierfür sind eine Mischung aus den oben genannten Faktoren.
3. Aktive und passive Anlagestrategien im Vergleich
Stellen wir die wesentlichen Punkte der obigen zwei Kapitel kompakt gegenüber. Die folgende Tabelle vergleicht nochmal direkt das passive und aktive Investieren sowie ihre charakteristischen Merkmale.
Faktor | Passive Investmentstrategie | Aktive Investmentstrategie |
---|---|---|
Ziel | Die Marktrendite abzubilden | Die Marktrendite zu schlagen |
Handel | Seltene Käufe und Verkäufe ("Buy-and-Hold") | Häufige Käufe und Verkäufe |
Strategie | Möglichst passiv und keine Reaktion auf Marktbewegungen | Stock Picking, Market Timing |
Worauf wird gewettet? | Möglichst weltweiter Aktienmarkt | Einzelne Aktien, Branchen und Nischen |
Diversifikation | Maximal | Niedrig |
Investmenthorizont | Langfristig | Individuell |
Rechercheaufwand | Niedrig | Hoch |
Kosten | Niedrig (meist nur TER des ETF) | Höher, da häufige Transaktionen oder Performance-Gebühren |
Risiko-Rendite-Verhältnis | Bestes Risiko-Rendite-Profil | Individuell verschieden (sowohl hohe Underperformance als auch hohe Outperformance möglich). In den meisten Fällen Underperformance |
4. Bringt aktives oder passives Investieren bessere Renditen?
Hier scheiden sich die Geister. So gibt es vehemente Anhänger des aktiven Investmentansatzes, wie auch die des passiven Investierens. Beide behaupten, dass ihre Strategie am erfolgreichsten ist.
Doch was sagt die Finanzwissenschaft? Können wir objektive Aussagen darüber treffen, welche Strategie tatsächlich langfristig erfolgreicher ist?
Ein Großteil nennenswerter Studien hat aufgezeigt, dass nur wenige aktive Investoren mit ihrer Strategie erfolgreich sind. Insbesondere, wenn man diese auf langfristigen Horizont untersucht. Wir nennen dir ein paar dieser Studien.
- Der Indexanbieter S&P Dow Jones hat die Wertentwicklung von aktiv gemanagten Fonds über einen zehnjährigen Horizont beobachtet. Dabei kam heraus, dass 98 % der Fondsmanager mit globalem Aktienfokus die Rendite des Vergleichsindex underperformt haben. Unter Fonds, die ihren Fokus auf den deutschen Markt hatten, lagen 80 % der Fonds unter der Indexrendite.
- Zwar kommt es bei den aktiven Investmentfonds auf kurzfristigen Horizont öfter mal zu einer Outperformance. Analysen der Ratingagentur Morningstar für die Wirtschaftswoche haben dies beispielsweise bestätigt. Jedoch ändert sich dieser Umstand, sobald man einen langfristigen Horizont betrachtet.
- Eine weitere Untersuchung von Morningstar zeigt auf, dass Fondsmanager oft daran scheitern, den Markt zu übertreffen. Und das, obwohl sie viel Erfahrung und Ressourcen haben. Der Grund dafür sind die hohen Gebühren der Fonds und dass Marktentwicklungen nur schwer vorherzusagen sind. Ein Fazit der Untersuchung ist, dass viele aktiv gemanagte Fonds langfristig schlechter abschneiden als ETF.
- Werfen wir einen Blick auf individuelle Anleger, dann zeigt die DALBAR Studie, dass diese aufgrund von Market Timing und emotionalem Handeln meist schlechter als der Markt performen.

5. Buy-and-Hold mit ETF: Mit ETF passiv investieren
Wie wir bereits angeschnitten haben, sind ETF das beste Instrument, um passiv und langfristig zu investieren. Der Ansatz wird oftmals auch Buy-and-Hold genannt. Der Großteil aller ETF folgt der passiven Strategie. Sie unterscheiden sich in Bezug auf die im ETF-Portfolio abgedeckten Anlageklassen, Regionen, Sektoren oder Faktoren.
Möchtest du wirklich passiv investieren, solltest du darauf achten, immer einen ETF auszuwählen, der möglichst viele Aktien enthält, sowie aus maximal diversen Ländern und Sektoren. Beispiel hier sind die MSCI ACWI ETF, oder auch ETF auf weltweite Industrieaktien und Schwellenländer. Da sich der ETF-Markt allerdings unglaublich weiterentwickelt hat, werden immer mehr Strategien abgedeckt, die näher in Richtung aktives Investieren rücken. Diese nennt man meist Smart-Beta-ETF oder auch Hybride ETF.
6. Aktive ETF im Kommen: Mit ETF aktiv investieren
Ein relativ neuer Ansatz ist es, in ETF aktiv zu investieren. So gibt es mittlerweile aktiv gemanagte ETF. Diese sind noch einmal einen weiteren Schritt in Richtung aktives Investieren als die hybriden ETF. Aktive ETF sind noch eine kleine Minderheit der am Markt verfügbaren ETF, stellen aber eine mögliche Alternative zu Einzelaktien oder aktiven Investmentfonds dar.
Der Unterschied zu den traditionellen Investmentfonds: Ein aktiver ETF orientiert sich weiterhin zu einem gewissen Grad an einem Index, hat niedrigere Kosten und ist liquide an der Börse handelbar. Zusätzlich gibt es aber einen Fondsmanager, der aktive Investmententscheidungen für das ETF-Portfolio trifft.
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Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.
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