
Die Core-Satellite-Strategie – Passives Investieren mit Renditechance
1. Was ist die Core-Satellite-Strategie?
In den letzten 30 Jahren werden die Stimmen immer lauter, welche behaupten in ein marktneutrales, breit diversifiziertes Portfolio zu investieren, würde nach einiger Zeit mehr Rendite einbringen, als ein aktiv verwalteter Fonds.
Die Fonds würden zwar teilweise besser performen, verlieren diesen Vorsprung aber dann durch hohe administrative Kosten, sodass die Nettorendite in den meisten Fällen unter die eines passiven Fonds falle.
Die Strategie des Core Satellite-Portfolios ist es, möglichst effizient mit Managementgebühren umzugehen und einen präzisen Überblick über Chancen und Risiken der eigenen Anlage zu erhalten. Das funktioniert indem man die Vorteile des passiven Welt Portfolios, das heißt hohe Sicherheit und geringer Aufwand, mit denen einer aktiven Anlagestrategie kombiniert.
So erhält man als Basis ein sicheres, marktneutrales Weltportfolio, mit dem man trotzdem genügend Risiko eingeht, um Überrenditen zu erzielen.
Mit der sogenannten Core-Satellite-Strategie versuchen Anleger ihr Portfolio so zu strukturieren, dass sie den weltweiten Aktienmarkt, trotz breiter Diversifikation, langfristig out-performen.
Entscheidet sich der Anleger für die Core-Satellite Strategie, dann teilt er sein gesamtes Portfolio in zwei Teile:
- einen Core (Kern)
- und einen Satellite-Teil
Die zwei Teil-Portfolios verfolgen unterschiedliche Ziele und ergeben laut Befürwortern eine perfekte Symbiose.
Während der Kern breit diversifiziert und möglichst risikoarm den weltweiten Aktienmarkt versucht zu replizieren und so eine verhältnismäßig sichere Grundrendite ergibt, soll der Satellite-Teil eine Überrendite erzielen.
Daraus ergibt sich auch, dass der Core des Gesamtportfolios weitgehend passiv verwaltet wird und einen längeren Anlagehorizont hat, als der Satellite-Teil.
Der Satellite-Teil ist in der Regel aktiv verwaltetes und besteht aus wenigen ausgewählten Sektor-Wetten in Form von spezifischen ETFs oder Einzel-Aktien.
Aus Kritiker-Sicht ist ein Portfolio, welches individuell auf den Anleger zugeschnitten wird, keineswegs ein Indiz für eine erfolgreiche Anlagestrategie. Im Gegenteil bemängeln viele, dass Vermögensverwalter den Namen Core-Satellite lediglich aus Marketing-Zwecken verwenden.
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2. Effizienz: Kann man den Markt überhaupt schlagen?
Eugene Famas, US-Amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, begründete 1970 mittels empirischer Analysen die Markteffizienzhypothese. Für diese Erkenntnisse wurde Famas 2013 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet.
Die Markteffizienzhypothese besagt, dass der Kurswert eines Wertpapiers alle zur Verfügung stehenden Informationen bereits reflektiert. Aktienkurse würden in einem effizienten Markt nur dann schwanken, wenn neue Informationen bezüglich des Unternehmens oder der Branche den Markt erreichen würden.
Da der Kurswert im Idealfall eines effizienten Marktes den tatsächlichen Wert des Wertpapiers widerspiegelt, kann es keine Über- oder Unterbewertung von Aktien und Co. geben. Das bedeutet im Falle eines effizienten Marktes auch, dass es weniger vom eigenen Geschick und mehr vom Glück abhängt ob die eigene Wertanlage im Vergleich zum Markt gut oder schlecht performt.
Nach Famas Markteffizienzhypothese ist es so gut wie unmöglich mit aktiven Investitionsbeschlüssen auf Dauer bessere Renditen zu erzielen als der Markt. Wäre der weltweite Wertpapierhandel stets effizient, dann bestünde das Rendite-reichste Investment immer aus einem passiven, index-replizierenden Fonds, der den weltweiten Wertpapierhandel möglichst diversifiziert abbildet.
Heute ist man sich allerdings sicher, dass nicht jeder Markt hundertprozentig effizient ist. Es gibt Märkte, die nahezu einwandfrei effizient sind. Genauso gibt es aber auch welche, die Famas Hypothese durch offensichtliche Ineffizienzen revidieren.
Je Liquider ein Markt ist, desto effizienter ist er und desto unwahrscheinlicher ist es dort eine Überrendite zu erzielen. Liquide Märkte speisen so gut wie alle Informationen zu einem Wertpapier in dessen Kurswert ein, sodass aktives Investieren und Market-Timing zum Glücksspiel mutieren.
Ausnahmen wie die Erfolge der Investment-Legende Warren Buffett belegen, dass in der Realität in jedem Markt temporäre Ineffizienzen auftreten können. Kein Modell ist kompromisslos auf die Realität übertragbar. Es gilt demnach, die Ausnahmen ausfindig zu machen und davon zu profitieren.
Wenn du nicht genau weißt, was eine Aktie ist, dann empfehlen wir dir unseren Artikel Was sind Aktien?
Ineffizienzen am Finanzmarkt ausfindig zu machen ist schwierig, zeitaufwändig und gelingt den Wenigsten, unmöglich ist es aber auf keinen Fall.
3. Das Treynor-Black-Modell
Die beiden Analysten Jack Treynor und Fischer Black entwickelten 1973 zusammen das nach ihnen benannte Treynor-Black Modell.
Zusammen erarbeiteten die beiden die Hypothese Finanzmärkte seien überwiegend effizient, Ineffizienzen in Nischenmärkten könne ein kluger Anleger allerdings nutzen, um seine Rendite zu maximieren.
Sie stellen bei ihren Erarbeitungen heraus, dass man als Anleger am besten in ein Portfolio, welches aus zwei Teilportfolio besteht, investiert.
Das größere Teilportfolio sollte nach dem Treynor-Black-Modell aus einem risikoarmen Fonds bestehen, der einen großen Wertpapierindex repliziert, sodass man vom Wirtschaftswachstum des gesamten Marktes profitiert.
Hat der Anleger allerdings Informationen, die über die allgemeinen Kenntnisse der Marktteilnehmer hinausgehen und möchte ein Wertpapier daher unter-/übergewichten, dann sollte er diesen Vorteil auch nutzen.
Durch eine detaillierte Wertpapieranalyse und darauf basierendes Handeln am Aktienmarkt, kann man ein diversifiziertes Portfolio positiv ergänzen.
Anleger, die in einzelne Wertpapiere investieren, sollten immer ehrlich zu sich sein, ob sie diesen Informationsvorsprung den anderen Marktteilnehmern gegenüber tatsächlich haben oder nicht.
Für all diejenigen, die vor Selbstüberschätzung zurückschrecken und wenig Aufwand mit ihren Investments haben wollen, empfiehlt es sich in Fonds und Nischen-ETFs zu investieren.
4. Der Core - Ein stabiler Kern als Grundlage
Da viele Anleger möglichst geringe Kosten mit möglichst geringem Anlagerisiko verbinden möchten, investieren sie ihr Erspartes in ein sogenanntes Weltportfolio.
Das hat zusätzlich den Vorteil, dass sie lediglich ein Minimum an Zeitaufwand für ihren Vermögensaufbau opfern müssen.
Die empfohlene Haltedauer der ETFs liegt im Core bei mehr als 15 Jahren, folgt dem Buy-And-Hold Muster und dient dem langfristigen Vermögensaufbau. Man sollte also nur Geld investieren, welches man in den nächsten Jahren entbehren kann.
Wie auch schon im Treynor Black Modell erläutert, besteht der Core im Idealfall aus einem oder mehreren kostengünstigen und breit-diversifizierten Fonds.
ETFs wie der FTSE All World bieten sich idealerweise an, da diese den weltweiten Aktienmarkt ziemlich genau abbilden. Alternativ dazu setzen viele Anleger auf eine Mischung aus MSCI World ETF und MSCI Emerging Markets ETF im Verhältnis 70 zu 30.
Für welchen ETF du dich auch entscheidest, wichtig ist dass dieser einen großen Index abbildet, sodass dein Risiko möglichst weit gestreut ist. Chance und Risiko entsprechen beim index-orientierten Investment in etwa dem des jeweiligen Marktes.
Früher war es üblich diese Aufgabe aktiv geführten Fonds zu überlassen, doch mit der Zeit kamen immer mehr kostengünstige und bessere ETF-Alternativen auf den Markt. Mehr zu ETFs erfährst du in unserem ETF – Einsteiger-Guide.
5. Die Satellites: Bringen riskante Satelliten mehr Rendite?
Das Treynor-Black-Modell geht davon aus, dass man als Anleger einen Informationsvorsprung erlangen kann, welcher die eigenen Renditen begünstigt.
Befürworter der Core-Satellite Strategie sind hierbei vorsichtiger und überschätzen die eigenen Fähigkeiten nicht.
Möchtest du ein Core-Satellite-Portfolio aufbauen, dann reicht es aus einzelne Branchen und Nischen in deinem Satellite-Teil überzugewichten. Auch hier solltest du nicht planlos vorgehen. Liegt dir als Anleger keine zur Übergewichtung eines Marktes rechtfertigende Information vor, dann handelt es sich bei deiner Anlagestrategie um Spekulation.
Passiv: Weltportoflio
- Geringer Arbeitsaufwand
- Risikoarm
- Kostengünstig
- Vermindert emotionale Investments
- Striktes Buy-And-Hold
- Spiegelt Performance des Markts
Aktiv: Einzelaktien/ Nischen-ETFs
- Steuernachteile bei häufigem Verkauf
- Gefahr der Selbstüberschätzung
- Versuch den Markt zu schlagen
- Hoher Arbeitsaufwand
- Spekulativ
- Fachkenntnis erforderlich
Je höher das Risiko, desto größer die mögliche Rendite.
Im Satellite-Teil versuchst du als Anleger Trends zu erkennen und dann zum richtigen Zeitpunkt einzusteigen. Du versuchst also den Markt zu timen. Hierbei wird selbstredend eine Nettorendite angestrebt, welche über der des Marktes liegt.
Die höheren Kosten entstehen vor allem dadurch, dass die Satelliten vermehrtem Handel ausgesetzt sind. Da der Anlagehorizont der Satelliten wesentlich kürzer ist als der aus dem Core-Teil, müssen häufiger Wertpapiere verkauft werden, was zu zusätzlichen Gebühren führt.
Verliert der Anleger seinen Informationsvorsprung den anderen Marktteilnehmern gegenüber oder hält er das Wachstumspotenzial der Wertpapiere auf Grundlage seiner Analysen für erreicht, dann verkauft er. Mit Hilfe weiterer Analysen sucht er sich dann neue lohnenswerte Wertpapiere.
Zu Zeiten des Treynor-Black Modells waren Fonds meistens teuer und wenig verbreitet. Heute sieht die Sache allerdings anders aus. Statt im Satellite-Teil auf Einzelaktien zu setzen, kann man nun vergleichsweise günstig in bestimmte Nischen-ETFs investieren.
Erkennt man als Anleger einen zukünftigen Trend und erhofft sich daher, dass eine bestimmte Branche wachsen wird, dann kann man mithilfe eines ETFs davon profitieren. Im Gegenzug zum Investment in einzelne Unternehmen der Branche ist bei einem ETF das Risiko eines Kapitalverlustes, beispielsweise durch eine Insolvenz, minimiert.
Bei Auswahl deiner Satelliten solltest du beachten, dass dein Core nicht mit ihnen korreliert, um ein kumulatives Risiko zu vermeiden.
Damit deine Satelliten möglichst unabhängig voneinander sind und man als Anleger ein gesundes Maß an Diversifikation im Portfolio hat, sollte man Satelliten aus unterschiedlichen Branchen und Assets auswählen. Beispiele hierfür sind Immobilien oder REITs, aber auch Kryptowährungen und Edelmetalle. Viele Anleger setzen in ihrem Satellite-Teil auf branchenspezifische ETFs oder sogenannten Faktor-ETFs.
Branchen-ETFs | Impact-Investing | Faktor-ETFs (Wertpapier-Spezifikationen) |
Rohstoffe Kommunikation | Förderung von erneuerbaren Energien (Clean-Energy) | Kurstrends |
Cannabis Technologie | Unterstützung der heimischen Wirtschaft | Volatilität |
Wasserstoff Robotik | Unterstützung durch Entwicklungshilfen | Unternehmensgröße |
Läuft dein Satellite-Portfolio gut und deine Werte wachsen mit der Zeit, dann kommt irgendwann der Zeitpunkt ab dem du Rebalancing betreiben musst. Das bedeutet, du musst umschichten, wenn einzelne Werte oder der ganze Satelliten-Teil über das von dir bestimmte Limit steigen.
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6. Die perfekte Aufteilung: Portfolio nach dem Paretoprinzip
In welchem Verhältnis teilt man sein Portfolio eigentlich in Satelliten und Core?
Das ist eigentlich leicht zu beantworten, schließlich liegt die Entscheidung deiner persönlichen Geldanlage wie immer bei dir.
Je größer deine Risikoaversion ist, desto niedriger gewichtest du den Satelliten-Teil deines Portfolios.
Du könntest beispielsweise mit einem Verhältnis von 95 zu 5 anfangen, wenn du dir noch unsicher bist.
Eine interessante Linie verfolgte der Ökonom und Soziologe Vilfredo Pareto, welcher zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert lebte.
Er stellte die Theorie auf, dass man mit 20% des Aufwands bereits 80% des Ergebnisses erreicht.
Im Umkehrschluss benötigt man nach Paretos Theorie ganze 80% seiner Leistung um die restlichen 20% des Ergebnisses zu erreichen.
Auf den Aktienmarkt bezogen erwirtschaften nach dem Paretoprinzip stets 20% der Wertpapiere 80% des Gesamtgewinns eines Depots. Das ist der Grund weswegen sich Anleger bei ihrem Core-Satellite-Portfolio häufig für die Verteilung von 80 zu 20 entscheiden, um so das Maximum an Rendite zu erlangen, trotz der Sicherheit aus dem Core.
7. Passiv investieren zu langweilig? Die Vorteile der Core-Satellite-Strategie
Das verlockendste an der Core-Satellite-Strategie sind ohne Frage die potenziellen Überrenditen, die du im Zusammenspiel zwischen Core und Satelliten erwirtschaften kannst.
Doch für viele ist der Aktienmarkt so etwas wie ein Hobby. Sie lieben es ihr Portfolio zu beobachten, neue Wertpapiere zu analysieren und haben im Ganzen einfach Spaß am Aktienmarkt.
Der Wertpapierhandel sorgt für Nervenkitzel, dient aber oft auch als erstklassiger Gesprächsstoff unter Kollegen.
Mit einem Portfolio bestehend aus dem MSCI World und dem MSCI Emerging Market kann man den Redefluss nicht lange aufrechterhalten.
Ob du deinen Vermögensaufbau forcieren willst oder einfach per Stock Picking etwas Casino-Flair in dein Depot bringen willst, mit einem Core-Satellite-Portfolio hast du dennoch ein gutes Stück Sicherheit.
Bist du dir unsicher, dann investiere weiter in ein marktneutrales Weltportfolio. Dieses bietet dir ein optimales Verhältnis aus einem überschaubaren Risiko und einer stabilen Rendite. Wenn du aber gewillt bist deine Anlageentscheidungen etwas mehr selbst in die Hand zu nehmen, dann kannst du es mit dem Core-Satellite Portfolio versuchen. Fang klein an und schau einfach ob es dir zusagt.
Du gehst hier zusätzliche Risiken ein und nimmst höhere Kosten in Kauf, siehst diese anhand der möglichen Rendite aber als berechtigt an. Hat dein Satellite-Portfolio nach 10-15 Jahren prozentual betrachtet weniger Rendite erwirtschaftet als der Core, also das marktneutrale Weltportfolio, dann beschränke dich besser auf die passive Geldanlage in einen weltweiten ETF.
Lohnt sich der Aufwand überhaupt?
Wenn es dir keinen Spaß macht dich in branchenspezifische Zeitschriften einzulesen oder du schlichtweg keine Zeit für die aufwändigen Einkauf- und Verkaufsprozesse in deinem Satellite-Portfolio hast, dann lohnt es sich für dich womöglich nicht. Es kann gut sein, dass die potenzielle Überrendite, die du durch das aktive Investieren erzielst, den verursachten Stress und die verlorene Lebenszeit nicht wieder gut macht.
8. Fazit zur Core-Satellite-Strategie: Balance zwischen Chance und Risiko
Niemand kann dir garantieren, dass du mit der Core-Satellite-Strategie den ultimativen Erfolg einfahren wirst.
Die Strategie bietet dir lediglich einen Anhaltspunkt wie der Vermögensaufbau bei dir aussehen könnte.
Selbstverständlich ist nichts davon in Stein gemeißelt und du bist bei all deinen Entscheidungen flexibel.
Immer wieder zeigt sich wie wichtig eine wertstabile Basis aus marktneutralen ETFs beim Vermögensaufbau ist. Belässt man den Core-Anteil seines Portfolios ausreichend groß, dann kann man im Satellite-Teil gut und gerne etwas riskanter investieren.
Behalte stets das Chance-Risiko Verhältnis deiner Anlagen im Blick und solange du dich nicht von der Wertentwicklung deiner Aktien und ETFs verrückt machen lässt, klappt das mit dem Investieren schon.