Gruppe analysiert Volatilität eines Wertpapiers
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Risikomaß Volatilität: Wie du Marktschwankungen richtig einschätzt

Lesezeit 6 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
Geldanlage
Teil des Handbuchs
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Die Volatilität ist eine der am häufigsten betrachteten Kennzahlen zur Beurteilung der Kursrisiken einer Anlage. Sie gibt dir Auskunft, wie stark die Renditen eines Assets schwanken.

In diesem Artikel erklären wir dir die Definition der Volatilität und wie sie sich berechnet. Außerdem erfährst du, wie die Volatilität dir dabei hilft, für dich richtige Anlageentscheidungen zu treffen.

Viel Spaß beim Lesen!

Volatilität – Das Wichtigste in Kürze

  • Die Volatilität ist ein Maß für die Bewertung der Kursschwankungen einer Aktie bzw. eines Wertpapiers.
  • Eine hohe Volatilität besagt, dass die Renditen eines Assets stärker schwanken, als das bei einer Anlage mit einer niedrigen Volatilität der Fall ist.
  • Zu unterscheiden ist zwischen der historischen und der impliziten Volatilität.
  • Die Volatilität einzelner Anlageklassen hilft dir dabei zu beurteilen, welche Anlageformen zu deinem Anlegertyp passen.

1. Was bedeutet Volatilität? – Definition und Arten

Das Volatilität-Risikomaß ist eine häufig verwendete Kennzahl für die Beurteilung der Risiken einer Geldanlage. Die Volatilität berechnet die Stärke der Kursschwankungen einer Aktie bzw. eines Wertpapiers oder Portfolios in einem definierten Zeitraum.

Im Matheunterricht warst du vielleicht mal mit dem Begriff der Standardabweichung konfrontiert. Die Bedeutung der Volatilität ist im Prinzip die Standardabweichung der Renditen eines Wertpapiers. Die Volatilität wird in Prozent ausgedrückt und gibt ein Maß dafür an, wie stark die Renditen des Wertpapiers von der durchschnittlichen Rendite abweichen.

Eine niedrige Volatilität ist Ausdruck für geringe Schwankungen eines Wertpapiers. Weist eine Aktie also eine Volatilität von 20 % auf, gilt sie als eher risikoarm. Eine Aktie mit einer Volatilität von 40 % hingegen wird als risikoreich eingestuft.

Unterschied implizite und historische Volatilität

Unterschieden wird zwischen der historischen und der impliziten Volatilität. Die historische Volatilität ist die Kennzahl, die du auf gängigen Finanzportalen zu einer Aktie findest. Sie wird – wie der Name es bereits sagt – auf Basis der historischen Kursentwicklung einer Aktie berechnet.

Die implizite Volatilität hingegen ist ein weitaus komplexeres Risikomaß. Die Bedeutung der impliziten Volatilität ist eine Prognose hinsichtlich der erwarteten Volatilität in den kommenden Wochen. Hierfür wird auf die Preise von Optionen zurückgegriffen. Auf Basis dieser Daten lässt sich die implizite Volatilität bestimmen.

Die historische Volatilität kannst du mithilfe einer Zeitreihe aus Aktienrenditen in Excel relativ einfach selbst berechnen. Die implizite Volatilität zu berechnen, ist für den Privatanleger äußerst schwierig. Entscheidend ist an dieser Stelle, dass du mit beiden Begriffen etwas anfangen kannst.

2. Warum ist die Volatilität wichtig für Anleger?

Die Volatilität ist neben dem Maximum Drawdown eine der wichtigsten Kennzahlen zur Bestimmung der Kursrisiken einer Anlage. Eine hohe Volatilität zeigt dir, dass es sich bei dem betrachteten Wertpapier um eine risikoreichere Investition handelt.

Zudem hast du bei Anlagenstrategien mit einer hohen Volatilität aber auch die Chance, schnell hohe Gewinne zu erzielen. Die Volatilität ist schließlich ein Maß, das Schwankungen sowohl nach unten als auch nach oben bewertet. Im Falle einer hohen Volatilität sind daher auch schnell große Kurssteigerungen möglich.

Bist du ein risikoaverser Anleger, solltest du nach Anlagen mit einer geringen Volatilität Ausschau halten. Hierzu gehören vorwiegend kurzlaufende Anleihen von Industriestaaten oder auch das Festgeld, dessen Volatilität bei 0 % liegt.

Bist du hingegen eher risikofreudig und bereit, zugunsten einer höheren Rendite auch höhere Kursschwankungen in Kauf zu nehmen, dann eignen sich auch Anlagen mit einer höheren Volatilität für dich. Hierzu zählen ETFs und vor allem auch Aktien.

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3. Wie wird die Volatilität berechnet?

Um die Volatilität berechnen zu können, benötigst du zunächst Daten zur historischen Kursentwicklung einer Aktie über die Länge des gewünschten Anlagehorizonts, für den du die Volatilität berechnen möchtest.

Anschließend musst du aus dieser Kurszeitreihe die täglichen Renditen der Aktie berechnen. Auf Basis dieser täglichen Renditen kannst du anschließend die durchschnittliche tägliche Rendite der Aktie ermitteln. Diese bezeichnen wir im Folgenden als µ.

Die Volatilität ist ein Maß dafür, wie stark die einzelnen Tagesrenditen um diese durchschnittliche tägliche Rendite schwanken. Die Formel zur Berechnung der Volatilität sieht wie folgt aus:

Formel zur Berechnung der Volatilität
Berechnung der Volatilität
Quelle: Eigene Darstellung

σ (Sigma) ist das Zeichen für die Volatilität. N gibt die Anzahl an betrachteten Tagen an. Xi entspricht der Rendite der Aktie an Tag i. Und µ ist wie eben schon gesagt der Durchschnitt der täglichen Renditen. Am Ende geht es nur darum, alle Werte in die Formel einzusetzen.

Die Formel und Berechnung sehen natürlich unglaublich komplex aus. Und in der Praxis berechnet auch niemand so umständlich per Hand die Volatilität. Gerade bei längeren Renditezeitreihen wäre das viel zu aufwendig.

Möchtest du die Volatilität von Aktien eigenständig berechnen, reicht es bereits aus, wenn du die täglichen Renditen einer Aktie in Excel vorliegen hast. Mithilfe der Formel STABW.N rechnet dir Excel die Volatilität dann ganz einfach aus.

Weitere wichtige Kennzahlen, die im Kontext der Volatilität häufig betrachtet werden, sind der VIX und die Sharpe Ratio.

Der VIX ist ein von der CBOE (Chicago Board Options Exchange) berechneter Volatilitätsindex auf den S&P 500. Dieser Volatilitäts Index ist ein Maß für die implizite Volatilität. Der VIX bestimmt mithilfe der Analyse von Optionspreisen, wie hoch die erwartete Volatilität für den S&P 500 für die nächsten 30 Tage ist.

Die Sharpe Ratio setzt die Rendite einer Geldanlage ins Verhältnis zu ihrer Volatilität. Berechnet wird die Sharpe Ratio über folgende Formel:

So wird die Sharpe Ratio berechnet
Berechnung Sharpe Ratio
Quelle: Eigene Darstellung

Im Zähler betrachtet die Sharpe Ratio zunächst die Überrendite einer Anlage. Diese ergibt sich als Rendite der Anlage abzüglich des risikofreien Zinses. Anschließend wird dieses Ergebnis durch die Volatilität der Anlage dividiert.

Die Sharpe Ratio ist somit ein Maß für eine risikoadjustierte Rendite. Je höher die Rendite einer Anlage ist und je geringer gleichzeitig ihre Volatilität ist, desto höher ist die Sharpe Ratio. Ein Investment mit einer hohen Sharpe Ratio ist demnach besser als eine Geldanlage mit einer niedrigen Sharpe Ratio.

4. Wie kannst du dich effektiv gegen hohe Volatilität absichern?

Besteht dein Depot aus einer einzigen Anlageklasse, wird die Volatilität tendenziell höher sein, als wenn du mehrere Assetklassen miteinander kombinierst. Daher ist die Volatilität einer Einzelaktie meist auch höher als die eines breit diversifizierten ETFs.

Mit einer guten Diversifikation in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien kannst du die Volatilität deines Depots im Vergleich zu einem Portfolio, das nur aus Aktien besteht, deutlich reduzieren.

Außerdem solltest du auf eine gute Diversifikation zwischen Branchen und Ländern achten. Am einfachsten lässt sich solch eine Diversifikation über ETFs umsetzen.

Investiere in risikoärmere Anlagen

Indem du in Anlagen mit einer niedrigeren Volatilität investierst, kannst du das Risiko deines Depots reduzieren. Indem du kurzlaufende Staatsanleihen oder Tages- bzw. Festgeld mit aufnimmst, sinkt die Volatilität deines Portfolios.

Hast du gerade kurzfristig ein Bedürfnis, mehr Sicherheit in dein Depot zu bringen, solltest du verstärkt in Anlagen mit einer niedrigen Volatilität investieren.

Fokus auf langfristiges Investieren

Kurzfristig weisen gerade risikoreichere Anlagen größere Schwankungen auf. Dafür kannst du damit langfristig die höchsten Renditen erzielen. Investierst du verstärkt in Anlageformen mit hoher Volatilität, solltest du versuchen, die kurzfristigen Marktschwankungen weitestgehend auszublenden. Um dein Anlageziel zu erreichen, solltest du deiner Anlagestrategie auch in unruhigen Marktphasen treu bleiben.

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Regelmäßiges Rebalancing

Die unterschiedlichen Anlageklassen in deinem Depot werden sich über Jahre betrachtet mit hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedlich stark entwickeln. Dadurch ergeben sich im Vergleich zur ursprünglichen Gewichtung irgendwann größere Abweichungen.

Damit dein Portfolio über verschiedene Assetklassen hinweg stets ausgewogen ist, solltest du die Gewichtungen regelmäßig überprüfen und bei Bedarf ein Rebalancing vornehmen. Unter Rebalancing ist das Zurückfahren der Gewichtungen auf die ursprünglich geplante Gewichtung zu verstehen.

Nutze Cost-Averaging

Eine Diversifikation erzielst du nicht nur über unterschiedliche Anlageklassen, sondern auch, indem du regelmäßig zu unterschiedlichen Zeitpunkten investierst. Indem du bspw. monatliche feste Beträge in Sparpläne investierst, kannst du vom sogenannten Cost-Averaging profitieren.

Beim Cost-Averaging kaufst du automatisch mehr Anteile, wenn die Kurse gerade niedrig sind, und kaufst dafür weniger, wenn die Kurse relativ hoch notieren.

Vermeide emotionales Handeln

Entscheidend ist, dass du deiner Investmentstrategie langfristig treu bleibst. Volatile Anlagen tendieren zu Schwankungen und wenn diese einmal zunehmen, ist es wichtig, nicht in Panik zu verfallen. Verkaufst du aus Panik heraus, handelst du emotional und das kostet langfristig Rendite. Du solltest die Märkte regelmäßig im Blick behalten, dich aber nicht durch einen täglichen Blick in dein Depot verrückt machen lassen.

5. Häufige Fragen zur Volatilität

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

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Maximilian König
Maximilian König
Autor
Über den Autor
Ich beschäftige mich bereits seitdem ich 15 bin mit dem Aktienmarkt. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Entwicklung klar definierter Investmentstrategien spezialisiert. Mein Ziel ist es die Aktienbewertung auf Basis von Daten zu vereinfachen und so nach klaren Regeln zu investieren. Bereits während meines BWL-Studiums habe ich mich selbstständig gemacht und mit investolio anschließend mein eigenes Unternehmen gegründet. Mit aktienkoenig.de möchte ich anderen Anlegern das Investieren in Aktien auf Basis klarer Strategien näherbringen.

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