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Maximum Drawdown einfach erklärt

Lesezeit 6 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
Geldanlage
Teil des Handbuchs
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Der Maximum Drawdown ist eine häufig betrachtete Kennzahl für die Bestimmung der Risiken eines Portfolios oder Wertpapiers. Ein hoher Drawdown zeigt dir, dass eine Anlage in der Vergangenheit große Kursrückgänge verzeichnet hat.

In diesem Artikel erklären wir dir, wie sich der Maximum Drawdown berechnet und wie er dir dabei hilft, für dich geeignete Investments zu finden. Außerdem bekommst du von uns einen Überblick über die Maximum Drawdowns verschiedener Anlageklassen.

Viel Spaß beim Lesen!

Maximum Drawdown – Das Wichtigste in Kürze

  • Der Maximum Drawdown hilft dir dabei, die Risiken einer Geldanlage zu beurteilen.
  • Berechnet wird der Maximum Drawdown als Differenz zwischen einem zuvor erreichten Hoch und dem darauffolgenden tiefsten Tief.
  • Mithilfe des Drawdowns kannst du ermitteln, ob eine Anlageklasse für dein persönliches Risikoprofil geeignet ist.
  • Unterschiedliche Anlageklassen weisen stark unterschiedliche Maximum Drawdowns auf.

1. Was ist der Maximum Drawdown (MDD)?

Der Maximum Drawdown (kurz MDD oder auch MaxDD) misst den größten Verlust eines Portfolios oder eines einzelnen Wertpapiers innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Sie drückt den größten prozentualen Verlust aus, den die Anlage im betrachteten Zeitraum ausgehend von einem zuvor erreichten Hoch verzeichnet hat. Die Maximum Drawdown Bedeutung besagt, dass eine Anlage risikoreicher ist, je größer ihr maximaler Drawdown ist.

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2. Maximum Drawdown Formel: Wie wird die Kennzahl berechnet?

Die Maximum Drawdown Berechnung ist vorwiegend vom betrachteten Zeitraum abhängig. Im ersten Schritt der Berechnung musst du also festlegen, über wie viele Jahre du den Drawdown berechnen möchtest. Für eine kurzfristige Analyse reichen 3–5 Jahre aus. Hast du hingegen einen längerfristigen Anlagehorizont, solltest du die letzten 20 Jahre betrachten.

In einem zweiten Schritt musst du über den betrachteten Zeitraum die Höchst- und Tiefstwerte ermitteln. Häufig wird aus dem Chart heraus klar deutlich, welcher der größte Verlust innerhalb des betrachteten Zeitraums ist. Für diesen musst du das vorherige Hoch und das Tief dieser Abwärtsbewegung ermitteln.

Anschließend berechnest du aus dem Tiefststand und dem Höchststand die Differenz. Dafür subtrahierst du einfach das ermittelte Tief vom Höchststand.

Im vierten und letzten Schritt der Maximum Drawdown Berechnung musst du einen Prozentwert ermitteln. Die soeben berechnete Differenz dividierst du nun durch den Höchststand. Anschließend multiplizierst du das Ergebnis mit 100. So erhältst du den Maximum Drawdown.

So berechnest du den Maximum Drawdown

Die folgende Formel zeigt dir, wie du den Maximum Drawdown berechnest, sobald du den Höchststand und Tiefststand definiert hast:

So berechnest du den Maximum Drawdown
Formel Maximum Drawdown

Beispielrechnung Drawdown

Wir schauen uns ein Beispiel mit der Aktie von Microsoft über die letzten 10 Jahre an. Die größte Abwärtsbewegung hat die Aktie von Microsoft in diesem Zeitraum im Jahr 2022 vollzogen. Das vorherige Hoch lag bei 340,15 USD (grün markiert) und das tiefste Tief der folgenden Abwärtsbewegung bei 208,98 USD (orange markiert). Daraus ergibt sich ein Maximum Drawdown von 38,6 %.

Maximum Drawdown Beispiel mit der Aktie von Microsoft
Quelle: TradingView

3. Maximum Drawdown vs. Current Drawdown

Startet die Anlage eine Erholung und entfernt sich wieder deutlich von ihrem Tief, ändert das nichts an der Höhe des Maximum Drawdowns. Ein einmal verzeichneter Maximum Drawdown kann nicht mehr geringer ausfallen. Eine Veränderung des Maximum Drawdowns für den betrachteten Zeitraum ist nur möglich, wenn das Wertpapier unter das bisherige Tief fällt und die Verluste noch ausweitet.

Unterschied zwischen Current und Maximum Drawdown

Der Current Drawdown unterscheidet sich dahingehend stark vom Maximum Drawdown. Der Current Drawdown wird auch als aktueller Drawdown bezeichnet und misst den aktuellen Verlust eines Portfolios von seinem letzten Höchststand.

Gelingt einer Aktie bzw. einem Portfolio nach Erreichen eines Tiefs also eine schnelle Erholung und nähert sich das Portfolio seinem zuvor erreichten Hoch wieder an, wird der Current Drawdown auch erneut kleiner.

Der Current Drawdown gibt dir also eine Auskunft darüber, wie weit sich ein Portfolio aktuell unterhalb seines zuvor erreichten Hochs befindet.

4. Warum ist der Maximum Drawdown wichtig?

Der Maximum Drawdown hat in der Risikobewertung neben der Volatilität eine sehr hohe Bedeutung. Mithilfe der Analyse der historischen Drawdowns lässt sich das künftige Verlustrisiko sehr gut einschätzen.

Stell dir vor, dir stehen zwei Anlagestrategien mit einer jeweils ähnlichen Rendite zur Auswahl. Eine davon weist über die letzten 20 Jahre einen Maximum Drawdown von -30 % auf, die andere hat hingegen einen Drawdown von -50 % verzeichnet. In diesem Fall solltest du dich für die Anlage mit dem niedrigeren Maximum Drawdown entscheiden, da diese als risikoärmer gilt.

Passende Anlageklassen bestimmen

Außerdem hilft dir der Maximum Drawdown dabei abzuschätzen, ob eine bestimmte Anlageklasse für dich geeignet ist. Hierfür musst du zunächst für dich persönlich deinen Anlegertyp festlegen. Dabei geht es vor allem auch darum, wie groß der größte Verlust ist, den du psychologisch aushalten kannst.

Hier ist es enorm wichtig, das Ganze wirklich einmal für dich durchzuspielen und dich zu fragen, wie du dich in solch einer Situation fühlst. Es ist schnell gesagt „Ach, einen Rückgang von -40 % halte ich schon aus.“ Wenn es dann aber so weit ist, verlieren viele Anleger doch die Nerven.

Stell dir vor, du hast ein Depot von 10.000 €. Welchen Verlust würdest du aushalten, ohne die Nerven zu verlieren? Wirst du bereits bei einem Rückgang auf 8.000 € unsicher (also Maximum Drawdown von -20 %), oder würde dir selbst ein Rückgang auf 5.000 € (also Maximum Drawdown von -50 %) nichts ausmachen?

Maximum Drawdown und Risikotoleranz

Über diese Frage kannst du für dich bestimmen, wie hoch deine Risikotoleranz ist. Das ist Teil der Bestimmung von deinem Anlageziel. Bist du gerade so in der Lage, einen Maximum Drawdown von -20 % zu verkraften, sind risikoreiche Anlagen wie Aktien für dich ungeeignet.

5. Maximum Drawdown verschiedener Anlageklassen im Vergleich

Verschiedene Anlageklassen weisen unterschiedlich hohe Maximum Drawdowns auf. Der Drawdown basiert immer auf der historischen Kursentwicklung einer Anlage und gibt daher natürlich keine Garantie für die Zukunft.

Es besteht jedoch eine starke Tendenz, dass einzelne Anlageklassen ihre Risikoeigenschaften aus der Vergangenheit auch in der Zukunft fortsetzen. Eine schwankungsfreudige Aktie, die bereits in der Vergangenheit einen Maximum Drawdown von -80 % verzeichnet hat, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig deutlich risikoreicher sein als ein breit diversifizierter ETF, dessen Maximum Drawdown bislang bei -35 % lag.

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(ggf. fallen Produktkosten, Spreads, Zuwendungen und Crypto-Gebühren an)

Wir haben dir in der folgenden Tabelle eine Übersicht über einzelne Anlageklassen zusammengestellt und jeweils den Maximum Drawdown über die letzten 20 Jahre ermittelt. Aufgrund der Datenverfügbarkeit beziehen sich die Drawdowns der Anleihen nur auf die letzten zehn Jahre.

Maximum Drawdowns verschiedener Assetklassen

AnlageklasseBetrachtetes AssetMaximum Drawdown über 20 Jahre
Aktien IndustriestaatenS&P 500-57%
Aktien SchwellenländerMSCI Emerging Markets-66%
Kurzlaufende Anleihen IndustriestaateniShares $ Treasury Bond 0-1yr-14%
Langlaufende Anleihen IndustriestaateniShares $ Treasury Bond 20+yr-47%
GoldXetra Gold-37%
ÖlBrent Crude Oil-89%

Selbst bei vermeintlich krisensicheren Anlagen wie Gold oder Anleihen bist du früher oder später mit größeren Kursrückgängen konfrontiert.

Am Aktienmarkt sind selbst bei gut diversifizierten ETFs Maximum Drawdowns von mehr als 50 % vorhanden. Der Maximum Drawdown beim S&P 500 beträgt bspw. über-50 %. Gleiches gilt auch für den Maximum Drawdown beim MSCI World. Natürlich kommen solch große Drawdowns nur selten vor, bei einem über Jahrzehnte andauernden Anlagehorizont musst du aber darauf vorbereitet sein, dass sich solch ein Event wiederholt.

Historischer Drawdown für Aktien während der Finanzkrise

Die größten Drawdowns haben die Aktienmärkte in der Finanzkrise 2008 / 2009 verzeichnet. Damals sind die meisten Aktienindizes um über -50 % eingebrochen. Aber auch im Frühjahr 2020 haben die Aktienmärkte innerhalb eines Monats im Rahmen des Corona-Crashs über -30 % verloren. Dafür bringen Aktien aber auch ein hohes Renditepotenzial mit sich.

Anleihen werden häufig als risikoarmes Investment betitelt. Hier musst du aber auf die Details achten. Kurzlaufende Anleihen von Industriestaaten wie den USA mit einer Laufzeit von einem Jahr weisen eher geringe Kursrückgänge auf. Diese Anlageform bringt dir somit auch in Krisenzeiten eine hohe Stabilität ins Depot.

Wenn du dich jetzt wunderst, weshalb für Anleihen mit einem Jahr Laufzeit trotzdem ein Maximum Drawdown über mehr als zehn Jahre ermittelt werden kann: Nachdem eine Anleihe ausgelaufen ist, wird das Geld in die nächste Anleihe umgeschichtet. So entsteht quasi ein Anleihe-Portfolio über einen langen Zeitraum.

Anleihen mit langen Laufzeiten von über 20 Jahren reagieren sehr sensibel auf die Zinsentwicklung. Der Maximum Drawdown von fast -50 % bei langlaufenden US-Staatsanleihen wurde zwischen 2020 und 2023 verzeichnet.

Drawdown bei Rohstoffen und Gold

Gold gilt als krisensicher, auch hier bist du auf lange Sicht aber mit größeren Drawdowns konfrontiert. Diese fallen aber geringer aus als die Rückgänge am Aktienmarkt.

Anders sieht es beim Öl aus. Hier sind im Zeitverlauf immer wieder riesige Kursschwankungen und entsprechend große Drawdowns vorhanden. Der Ölpreis ist besonders stark abhängig von der Nachfrage und der geförderten Menge (dem Angebot). Zum hohen Risiko kommt dann noch hinzu, dass Öl auf lange Zeit keine besonders hohe Rendite erwirtschaftet hat. Aufgrund dieser Eigenschaften sind Investments in Öl für die meisten Privatanleger daher ungeeignet.

Am Ende kommt es bei deiner Geldanlage auf eine gute Diversifikation an. Kombinierst du mehrere Anlageklassen miteinander, kannst du den Maximum Drawdown von deinem Portfolio weiter reduzieren.

6. Häufige Fragen zum Drawdown

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

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Maximilian König
Maximilian König
Autor
Über den Autor
Ich beschäftige mich bereits seitdem ich 15 bin mit dem Aktienmarkt. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Entwicklung klar definierter Investmentstrategien spezialisiert. Mein Ziel ist es die Aktienbewertung auf Basis von Daten zu vereinfachen und so nach klaren Regeln zu investieren. Bereits während meines BWL-Studiums habe ich mich selbstständig gemacht und mit investolio anschließend mein eigenes Unternehmen gegründet. Mit aktienkoenig.de möchte ich anderen Anlegern das Investieren in Aktien auf Basis klarer Strategien näherbringen.

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