Teamberatung der Fondsmanager und Diskussion über Analysen
Envato Elements

ETF vs. Fonds: Was sind die Unterschiede?

Lesezeit 9 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
Sieh dir an, wie wir bei Finanzwissen arbeiten

Beim Investieren standest du bestimmt schon häufiger vor der Wahl, ob du in einen ETF oder einen klassischen Investmentfonds investierst.

Beide Investmentvehikel haben zwar Gemeinsamkeiten, unterscheiden sich jedoch deutlich in der Anlagestrategie.

Ob du eher in ETF oder Fonds investieren solltest, erfährst du in diesem Artikel. Viel Spaß! 🙂

1. Was sind die Unterschiede zwischen ETFs und Fonds?

Definitionen von ETFs und Fonds

Um die Unterschiede zwischen beiden Investmentvehikeln zu verstehen, möchte ich kurz noch einmal auf die grundlegenden Definitionen eingehen:

ETF (Exchange Traded Funds)

ETF gehören zu den beliebtesten Anlageprodukten in Deutschland. ETF sind börsengehandelte Indexfonds, die die Wertentwicklung eines Index (wie z.B. dem MSCI World oder dem DAX) nachbilden. Du kannst ETF-Anteile genauso wie Aktien direkt über die Börse handeln.

Das Ziel von ETF ist es, die Performance eines Index so genau wie möglich abzubilden.

Investmentfonds

(Investment-) Fonds sind Sondervermögen, die aktiv von einer Investmentgesellschaft verwaltet werden. Investierst du in einen Investmentfonds, dann stellst du dein Geld Investmentbankern zur Verfügung, die dieses für dich verwalten und in verschiedene Vermögenswerte wie Aktien, Anleihen oder Immobilien investieren.

Das Ziel von aktiv gemanagten Fonds ist es, die Performance eines Vergleichsindex zu schlagen. Für diese Arbeit verlangen die Fondsmanager eine Gebühr.

Vielleicht erkennst du anhand der Definition schon die ersten Unterschiede zwischen ETFs und Fonds. Der größte ist sicherlich die Verwaltung.

Verwaltung: Aktive Fonds vs. passive ETF

  • ETFs werden passiv verwaltet. Das heißt, dass der zugrunde liegende Index vorgibt, in welche Aktien in welchem Umfang investiert wird.
  • Klassische Investmentfonds werden aktiv verwaltet. Das bedeutet, dass Fondsmanager aktiv Anlageentscheidungen treffen, mit dem Ziel, eine bessere Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen.

Nun klingt es erst einmal so, als wären aktive Fonds den passiven Strategien von ETFs überlegen. Man darf jedoch nicht vergessen, dass man bei aktiv gemanagten Fonds für die Verwaltung zahlen muss.

Investmentfonds haben höhere Gebühren als ETF

  • ETFs haben in der Regel niedrigere laufende Kosten, da keine aktiven Anlageentscheidungen getroffen werden müssen. Die Kosten werden in einer Gesamtkostenquote (TER für Total Expense Ratio) gemessen und liegen häufig bei weniger als 0,5 % pro Jahr.
  • Aktiv verwaltete Fonds müssen die Gehälter für ihre Anlageexperten decken. Es ist nicht untypisch, dass sich die Gesamtkosten pro Jahr auf mehr als 1,5 % belaufen.

Du siehst also, dass aktiv gemanagte Fonds alleine aufgrund der höheren Kosten eine 1 % bis 2 % höhere Performance als ETF liefern müssen, um dir die gleiche Rendite zu liefern.

Dein Finanzwissen-Newsletter
Jeden Freitag: Kostenloser Finanzwissen-Newsletter mit allen wichtigen Themen für deine privaten Finanzen.
Exklusive Artikel
News der Woche
Aktuelle Deals
Viele weitere Inhalte
Informationen zur Datenverarbeitung kannst Du unserer Datenschutzerklärung entnehmen.
Finanzwissen Newsletter

Bei ETF hast du einen besseren Überblick über deine Investition

Ein weiterer Vorteil von ETFs ist es, dass du jederzeit nachvollziehen kannst, welche Aktien in deinem ETF-Korb liegen.

  • ETFs bieten dir eine hohe Transparenz. Über den Index hast du jederzeit einen Überblick, in welche Aktien du investiert bist. Leichte Abstriche müssen bloß bei ETFs gemacht werden, die Sampling verwenden, also nur einen Teil der Unternehmen im Index abbilden.
  • Bei aktiv gemanagten Fonds hast du den Nachteil, dass die Fondsmanager ihre Anlageentscheidungen nicht täglich offenlegen müssen. Es kann gut sein, dass zwischen den monatlichen oder quartalsweisen Fondsberichten Aktien gekauft und wieder verkauft wurden, ohne, dass du es hättest mitbekommen können.

ETFs sind liquider als Investmentfonds

Zugegebenermaßen ist dieser Punkt nicht ganz so relevant wie die vorherigen, ich möchte ihn dennoch kurz erwähnen:

  • Du kannst ETFs während der Börsenöffnungszeiten jederzeit frei handeln. Der Preis wird kontinuierlich an der Börse festgestellt und bei einem Crash könntest du theoretisch jederzeit verkaufen.
  • Bei klassischen Investmentfonds wird in der Regel einmal täglich der Nettoinventarwert (NAV) festgestellt. Zu diesem Schlusskurs kannst du aus dem Fonds aussteigen. Nach dem Ausstieg dauert es häufig jedoch mehrere Tage, bis du an dein Geld kommst.

Du siehst also, dass es einige Unterschiede zwischen ETF und Fonds gibt. In den folgenden Abschnitten möchte ich mit dir einen Blick darauf werfen, was diese Unterschiede für deine Anlageentscheidungen bedeuten, damit du für dich selbst entscheiden kannst, welche Anlageform für dich eher infrage kommt.

2. Sollte ich lieber in ETF oder Fonds investieren?

Ob du lieber in ETFs oder in Investmentfonds investieren solltest, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Grundsätzlich ist es schwierig eine “bessere” Option zu nennen, denn ETFs unterscheiden sich auch untereinander, genauso wie Fonds.

Damit du herausfinden kannst, welche Option sich besser für deinen individuellen Fall eignet, schauen wir uns nun die einzelnen Faktoren an:

Anlagehorizont

Möchtest du in naher Zeit wieder auf dein Geld zugreifen und planst damit, das Geld nur wenige Wochen investiert zu haben, dann solltest du ETFs auf jeden Fall den klassischen Fonds vorziehen. Durch die hohe Liquidität kannst du jederzeit dein Investment verkaufen und dein Geld zurückerhalten.

Planst du hingegen ein langfristiges Investment, dann eignen sich beide Vehikel, Fonds und ETF, dafür. Achte jedoch darauf, dass höhere Gebühren bei Fonds langfristig auch durch eine deutlich bessere Performance ausgeglichen werden müssen.

Risikobereitschaft

Sowohl bei Investmentfonds als auch bei ETF gibt es die Möglichkeit, verschiedene Risikoprofile zu wählen. Grundsätzlich gilt, dass breit gestreute Fonds sicherer sind als Fonds, die nur in ein paar Einzelwerte investieren.

Wer höhere Renditen anstrebt, muss auch ein höheres Risiko mit höherer Volatilität in Kauf nehmen. Hierfür eignen sich primär spezialisierte Fonds oder ETF, die in Themenbereiche wie KI, Biotech investieren.

Verfügbares Kapital und Mindesteinzahlungen

ETFs haben den Vorteil, dass häufig nur niedrige Mindestanlagesummen notwendig sind. Deswegen eignen sich ETFs besonders gut für Sparpläne. Bei aktiv gemanagten Fonds, insbesondere bei spezialisierten Fonds, gibt es meistens eine recht hohe Mindestanlagesumme.

ETF-Sparplan anlegen
Vergleiche die besten ETF-Sparplan Depots und profitiere mit deinem Sparplan vom Zinseszins.
Adobe Stock
Junges Paar vergleicht gemeinsam ETF-Depots an einem Laptop
Adobe Stock

Kombination aus ETFs und Fonds als Alternativlösung

Natürlich kannst du dich auch dafür entscheiden, eine Kombination aus ETFs und aktiv gemanagten Fonds in dein Portfolio mit aufzunehmen. So würdest du z.B. den Ansatz einer Core-Satellite-Strategie fahren, in der du mit kostengünstigen ETFs den Kern deines Portfolios bildest. Über aktiv gemanagte Fonds als “Satelliten” kannst du zusätzlich in spezielle Marktsegmente oder Strategien investieren. Achte jedoch darauf, dass es keine zu großen Überschneidungen dabei gibt, damit du ein Klumpenrisiko vermeidest.

3. Historischer Performance-Vergleich: ETF vs Aktiv gemanagte Fonds

Wie du bereits erfahren hast, versuchen ETFs einen Index nachzubilden und aktive Fonds, diesen mit einer Überrendite zu schlagen.

Ob aktives Management dazu in der Lage ist, wurde in mehreren Studien untersucht. Dabei ist das Ergebnis ziemlich erschreckend. So kam beispielsweise in der S&P Dow Jones Indices SPIVA-Studie aus 2024 heraus, dass 87,98 % der aktiv gemanagten US-Aktienfonds ihre Vergleichsindizes nicht schlagen konnten.

Viele aktiv gemanagte Fonds werden ihren Erwartungen nicht gerecht

87,98 % aller US-Aktienfonds können ihren Vergleichsindex nicht schlagen
Quelle: S&P Global

Noch schlimmer sah es tatsächlich bei EU-Aktienfonds aus. Nur 7,69 % aller aktiv gemanagten Fonds, die sich mit dem S&P Europe 350 benchmarken, konnten diesen über die letzten 10 Jahre überbieten.

92,31 % aller Europa-Aktienfonds können ihren Vergleichsindex nicht schlagen
Quelle: S&P Global

Neben den Studien von S&P Global können wir auch noch das Active/Passive Barometer vom Finanzdatenanbieter Morningstar herbeiziehen.

Morningstar berichtet, dass aktiv gemanagte Fonds über die letzten zwei Jahre ihre passiven ETF-Pendants zwar outperformen konnten, dies über längere Zeithorizonte allerdings nicht mehr der Fall war.

Lohnt sich ein Investment in aktiv gemanagte Fonds überhaupt?

Du stellst dir nun sicherlich die gerechtfertigte Frage, ob es dann überhaupt einen Grund gibt, noch in aktive Fonds zu investieren?

Ein Grund für die gute Performance von passiven Indexfonds könnte gewesen sein, dass wir uns über die letzten 15 Jahre in einem starken Bullenmarkt befunden haben. Das bedeutet, dass die Kurse stetig stiegen und vor allem große Unternehmen davon profitierten. Diese sind tendenziell in vielen Indizes übergewichtet, was zu einer starken Performance bei vielen ETF geführt hat.

Wechselt jedoch das Marktsentiment von einem Bullen- in einen Bärenmarkt, würden diese Unternehmen voraussichtlich auch entsprechend höheres Potential für Kursverluste haben. Passive ETF würden in diesen volatilen Marktphasen die Kursverluste vollständig mitnehmen. Fonds mit aktivem Management hingegen könnten rechtzeitig Positionen schließen und so das Risiko für Kursverluste reduzieren.

Es gibt also durchaus Gründe für Anleger, ihr Geld in aktiv gemanagte Fonds zu investieren. Dennoch solltest du bei deiner Geldanlage stets bedenken, dass nur die wenigsten Fonds eine konsistente Überperformance liefern können. Die niedrigen Gebühren machen ein Investment in passive ETF zusätzlich attraktiver, da am Ende mehr Nettorendite für dich übrig bleibt. Dies macht sich vor allem auf lange Zeithorizonte bemerkbar.

4. Welches Produkt eignet sich besser für die Altersvorsorge?

Egal, ob du dich gerade noch im Studium befindest oder schon kurz vor der Rente stehst, die Altersvorsorge wird durch den demografischen Wandel immer relevanter für uns.

Vielleicht hast du inzwischen schon ein Gefühl entwickelt, ob sich ETFs oder Fonds besser für deine eigene Altersvorsorge eignen. Lass uns trotzdem noch einmal auf die wichtigsten Faktoren schauen:

Langfristigkeit ist der wichtigste Faktor für die Altersvorsorge

Bei der Altersvorsorge sparst du im Normalfall über viele Jahrzehnte Geld an. Damit der Zinseszinseffekt bestmöglich greifen kann, spielen niedrige Gebühren hier eine enorme Rolle.

Nehmen wir folgendes hypothetisches Beispiel:

  • Option 1: Ein ETF mit 7 % jährlicher Rendite und einer TER von 0,20 %
  • Option 2: Ein aktiver Fonds mit 8 % jährlicher Rendite und einer TER von 1,50 %

Auf den ersten Blick lässt man sich leicht von der Überrendite des aktiven Fonds blenden. Zieht man allerdings die Kosten ab, erhält man eine effektive Rendite von 6,8 % beim ETF und 6,5 % beim Fonds. Was dieser kleine Unterschied auf einen langen Zeithorizont, von bspw. 40 Jahren ausmachen kann, kannst du dir über unseren Zinseszinsrechner verbildlichen:

Steuerliche Optimierung

Vergleichbar mit den Kosten solltest du auch auf eine Optimierung steuerlicher Aspekte achten. Du solltest z.B. darauf achten, dass thesaurierende (wiederanlegende) Fonds anders besteuert werden müssen als Fonds, die dir eine Dividende ausschütten. Für langfristige Anlagen würde ich persönlich die thesaurierenden Produkte präferieren.

Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten

Sollten sich die Marktbedingungen in den nächsten Dekaden ändern, möchtest du natürlich sicherstellen, dass du so flexibel wie möglich bleibst.

Normalerweise solltest du über solche Zeithorizonte sowohl mit ETFs als auch Investmentfonds flexibel genug sein. ETFs bieten den Vorteil, dass du auch kurzfristig Anlageentscheidungen treffen kannst.

Bei aktiv gemanagten Fonds werden diese Anlageentscheidungen für dich getroffen. Aufpassen solltest du bei Fonds, die einen hohen Ausgabeaufschlag fordern. Dieser muss durch eine deutliche Überrendite zurück erwirtschaftet werden. Bei hohen Ausgabeaufschlägen kann dies durchaus mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

Berücksichtigung deiner aktuellen Lebensphase

Unabhängig davon, ob du dich für einen ETF oder Fonds entscheidest, solltest du deine aktuelle Lebensphase in deine Entscheidung einbeziehen. In jüngeren Jahren kannst du tendenziell ein höheres Risiko eingehen und dich auf wachstumsorientierte ETF konzentrieren.

Mit wachsendem Lebensalter wird eine Absicherung immer relevanter, weshalb sich dann eine konservativere Ausrichtung eher anbietet. Du könntest etwa dein Portfolio im Rentenalter in Richtung Anleihen-ETF oder defensiv ausgerichtete, aktiv gemanagte Fonds gewichten.

5. Vorteile und Nachteile von ETFs und Fonds im Vergleich

Wie du siehst, bieten ETFs und Fonds ihre eigenen Vorteile und Nachteile, die ich im Folgenden gerne noch einmal zusammenfassen möchte:

Vorteile von ETFs

  • Niedrige Kosten: Geringe Verwaltungsgebühren durch passives Management
  • Hohe Transparenz: Tägliche Offenlegung der Portfoliozusammensetzung
  • Flexibilität: ETF lassen sich wie Aktien handeln
  • Diversifikation: Breite Streuung, besonders bei Index-ETFs

Nachteile von ETFs

  • Seltene Outperformance: ETFs bilden einen Index ab und versuchen nicht, ihn zu übertreffen
  • Marktrisiko: Volle Teilhabe an Marktschwankungen, auch bei Abwärtsbewegungen
  • Keine persönliche Betreuung: Weniger Anlegerservice im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds

Vorteile von Investmentfonds

  • Professionelles Management: Fondsmanager übernehmen Anlageentscheidungen
  • Potential für Überrenditen: Aktiv gemangte Fonds können Benchmark-Indizes übertreffen
  • Risikomanagement: Gute Investmentfonds passen Anlagestrategie an Marktbedingungen an
  • Spezialisierung: Zugang zu spezifischen Märkten oder Anlagestrategien möglich

Nachteile von Investmentfonds

  • Höhere Kosten: Hohe Kosten für das Management können zu unterdurchschnittlichen Renditen führen
  • Performancerisiko: Nur wenige aktiv verwaltete Fonds schlagen ihre Vergleichsindizes signifikant
  • Geringere Transparenz: Die genaue Zusammensetzung wird of nur periodisch offengelegt
  • Höhere Einstiegshürde: Die Mindestanlagesummen von aktiv gemanagten Fonds liegen meistens über denen von ETFs

6. Fazit zum ETF vs Fonds Vergleich

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel die Unterschiede von ETF und Fonds näherbringen konnte.

Mein Rat an dich wäre, dass du vor einer konkreten Investitionsentscheidung auf jeden Fall die Nettorenditen der verschiedenen Produkten vergleichst.

Häufig werben aktiv gemanagte Fonds mit Überrenditen. Selten werden diese jedoch in einem Umfang erreicht, mit dem du eine höhere Nettorendite erzielst, als mit einer passiven ETF-Strategie.

Persönlich fahre ich eine Core-Satellite-Strategie, in der ETFs mein Kernportfolio bilden, das ich mit kleineren Investments, z.B. auch in aktiv gemanagte Fonds, erweitere.

Wie stehst du zu dem ganzen Thema? Über einen Kommentar mit deinen Erfahrungen würde ich mich sehr freuen! 😊

Christian Musanke
Christian Musanke
Gründer
Über den Autor
Nach meinem Studium der Mathematikdidaktik konnte ich mein erstes Start-up zu einem erfolgreichen Exit führen und sammelte später Erfahrung in einem Investmentfonds für Kryptowährungen. Als einer der Gründer von Finanzwissen.de habe ich es mir zum Ziel gesetzt, jungen Menschen den richtigen Umgang mit ihren Finanzen und solides Investieren näherzubringen.

Kommentare zum Beitrag
Werde Teil der Finanzwissen Community
Du musst angemeldet sein, um hier kommentieren zu können. Melde dich mit deinem Community-Konto an oder erstelle kostenlos ein Konto.
Kommentar verfassen
Informationen zur Datenverarbeitung kannst Du unserer Datenschutzerklärung entnehmen.