Geld gegen Bitcoin leihen: So funktionieren Bitcoin-Kredite
Wer einen Kredit aufnehmen möchte, muss diesen normalerweise bei einer Bank beantragen. Anschließend folgt eine teils umfangreiche Bonitätsprüfung. Das Geld steht dann in der Regel erst nach mehreren Wochen zur Verfügung.
Doch auch im Krypto-Markt können Kunden einen Kredit aufnehmen. Die Beantragung ist dabei ungleich leichter. Anleger können einfach Bitcoin als Sicherheit hinterlegen und einen Bitcoin-Kredit beantragen. Wie das genau funktioniert und wie sicher und vertrauensvoll die Angebote sind, schauen wir uns hier einmal genauer an.
1. Was ist ein Bitcoin-Kredit?
Bitcoin- oder Kryptokredite sind Darlehen, bei denen Bitcoins oder andere Kryptos als Sicherheit hinterlegt werden. Man gibt damit einer Krypto-Plattform seine Bitcoins als Sicherheit und bekommt im Gegenzug einen Kredit in USD, Euro oder einem Stablecoin. Die Bitcoins werden dann so lange verwahrt, bis der Kredit samt Zinsen wieder zurückgezahlt wurde.
Meistens werden solche Kredite nur von darauf spezialisierten Anbietern angeboten, einige Kryptobörsen bieten jedoch auch Darlehen an.
Wie hoch die hinterlegte Sicherheit sein muss, hängt von der Plattform ab. In der Regel werden mindestens 75 % der Kredithöhe verlangt. Möchte man also 100 € als Darlehen aufnehmen, muss man mindestens 75 € in BTC hinterlegen.
Sollte der Bitcoinkurs in der Zwischenzeit stark fallen, kann es zudem entweder zu einer Nachschussforderung oder einer Zwangsliquidation kommen. Kann man den Kredit nicht zurückbezahlen, werden die hinterlegten Krypto-Assets ebenfalls einbehalten.
Solche Kredite haben den Vorteil, dass man seine Bitcoins nicht verkaufen muss, wenn man dringend Geld benötigt. Zudem benötigt man keine Schufa-Auskunft, und die Vergabe erfolgt zumeist schnell und unbürokratisch.
Die Nachteile sind jedoch, dass die Kurse von Kryptowährungen sehr volatil sind und daher die hinterlegte Sicherheit schnell an Wert verlieren – es droht die Nachschusspflicht oder Liquidation. Außerdem gibt es auch immer wieder unseriöse Plattformen. So ging etwa der Krypto-Kreditgeber Celsius nach einigen Skandalen Bankrott und Kreditnehmer mussten lange um ihre hinterlegte Sicherheit bangen.
Bitcoin-Loans sind damit zwar einfacher, aber auch deutlich riskanter als normale Kredite. Hinzu kommt, dass die Zinsen mindestens genauso hoch sind wie bei herkömmlichen Banken. Bei einem der größten Bitcoin-Kreditgeber, Nexo, liegt der Jahreszins derzeit bei 13,9 %. Wenn man hierzu noch eine mögliche Nachschussforderung bei fallenden Bitcoin-Kursen oder eine Zwangsliquidierung einbezieht, birgt ein Kryptokredit ein erhebliches Risiko.
2. Wie nehme ich einen Bitcoin-Kredit auf?
Bevor du einen Kredit aufnimmst und deine Bitcoins als Sicherheit hinterlegst, solltest du dir einige Gedanken machen:
- Wie viele Bitcoins oder Kryptos kann ich als Sicherheit hinterlegen?
- Wäre es besser, die Coins zu verkaufen, anstatt einen Kredit aufzunehmen?
Bei einem Bitcoin-Kredit zahlst du teilweise hohe Zinsen und kommst für die gesamte Zeit nicht an deine Bitcoins heran. Da du ohnehin bis zu 150 % der Kredithöhe hinterlegen musst, solltest du dir überlegen, ob es nicht Sinn ergibt, einfach die Kryptowährung zu verkaufen, anstatt ein Darlehen aufzunehmen.
Möchtest du jedoch den Krypto-Kredit aufnehmen, solltest du vorher den Anbieter genau prüfen:
- Wie lange ist die Plattform schon aktiv?
- Welche Lizenzen hat der Kreditgeber?
- Wo ist der Hauptsitz?
- Welcher Erfahrungen haben andere Nutzer gemacht?
Die meisten Kryptoplattformen haben keine offizielle Lizenz für ein Kreditangebot in Deutschland. Damit sind sie unsicherer als Banken. Da die Sicherheit in Bitcoin oder anderen Kryptowährungen erfolgt, würde ohnehin keine Einlagensicherung greifen.
Sobald du einen passenden Anbieter gefunden hast, musst du noch folgende Schritte durchlaufen:
- Ein Konto erstellen
- Bitcoins oder andere Kryptowährungen einzahlen
- Kredit beantragen und Kryptos hinterlegen
In der Regel prüfen Anbieter jede Kreditanfrage individuell, sodass es zu einiger Wartezeit kommen kann. Hast du die Prüfung bestanden und den Vertrag unterschrieben, bekommst du dein Geld entweder in einem Stablecoin oder in Euro ausbezahlt.
Neben einem klassischen Kredit bieten auch immer mehr Anbieter Krypto-Kreditkarten an. Diese wandeln die von dir hinterlegten Kryptowährungen in Euro oder andere Fiat-Währungen um, sodass du damit zahlen kannst. Krypto-Kreditkarten funktionieren im Prinzip genau wie andere Kreditkarten auch. Nur wird nicht dein Konto belastet, sondern deine Kryptowährungen, die auf einer Krypto-Börse liegen.
Anbieter | Zinsen | Kryptowährungen |
---|---|---|
Nexo | Bis zu 16 % | Bitcoin, Ethereum, Solana, Tether |
YouHodler | Bis zu 21 % | Bitcoin, Ethereum, Solana, Tether |
Nebeus | 8 % | Bitcoin |
Binance | Bis zu 24 % | Bitcoin, Ethereum, Solana, Tether, Ripple, Cardano, Doge, Link, LTC uvm. |
Bei manchen Anbietern kannst du überdies verschiedene Modelle der Rückzahlung wählen. So kannst du auswählen monatlich nur die Zinsen zu zahlen und dann den kompletten Betrag am Ende der Laufzeit.
3. Für wen lohnen sich Bitcoin-Kredite?
Wie oben schon erwähnt wird es in den meisten Fällen mehr Sinn ergeben, die Bitcoins einfach zu verkaufen. Es kann aber auch Gründe geben, dies nicht zu tun und ein Bitcoin-Darlehen aufzunehmen.
Ein Grund kann sein, dass man mit dem Kredit noch mehr Bitcoins kaufen möchte. Obwohl dies überhaupt nicht zu empfehlen ist, gibt es sehr überzeugte Menschen, die Bitcoins auf Kredit kaufen. Personen können auch von steigenden Kursen überzeugt sein und wollen deshalb ihre BTC nicht veräußern.
Wer seine Kryptos weniger als ein Jahr besitzt, aber dringend Geld benötigt, kann die Steuerzahlung auf seine Bitcoin mit einem entsprechenden Kredit umgehen. Hier muss man dann aber das Risiko des Kredits eingehen und Zinsen zahlen.
Ebenso haben Bitcoin- oder Kryptokredite den Vorteil, dass weder eine Schufa-Auskunft noch ein Gehaltsnachweis erforderlich ist. Das kann ein weiterer Grund für viele sein, ein solches Darlehen aufzunehmen und Vermögenswerte als Sicherheit für den Kredit zu hinterlegen.
4. Selbst Kredite mit Bitcoin vergeben
Dass Kredite nur von Banken vergeben werden können, ist auch abseits des Kryptosektors Vergangenheit. Mittels sogenannten Peer-to-Peer-Krediten können Anleger anderen Personen Kredite geben und damit selbst Zinsen verdienen.
Dies gibt es natürlich auch im Kryptobereich in verschiedenen Ausführungen. Wer seine Bitcoins verleihen möchte, muss sich bei einer entsprechenden Krypto-Plattform anmelden. Hier kann man dann die Anzahl der BTC und die Verleihdauer bestimmen. Man zahlt die BTC von seiner Bitcoin-Wallet in der Plattform ein oder kauft Bitcoins bei dem Anbieter, die man dann verleiht. Die Höhe der Erträge hängt dabei von Faktoren wie der Verleihdauer, der verliehenen Kryptowährung, Höhe und Bonität des Kreditnehmers ab.
Lending ist eine der Möglichkeiten, mit Bitcoin Geld zu verdienen. Wer dies regelmäßig tut und über den Freibetrag von 256 € kommt, muss diesen Ertrag jedoch versteuern.
Wie genau Krypto-Lending, Mining, Cloud-Mining und alles Weitere versteuert wird, erfährst du in unserem Krypto-Steuerratgeber.
Lending ist aber auch mit dem Risiko verbunden, dass der Kreditnehmer zahlungsunfähig wird und man sein Geld verliert. Investoren sollten daher nur Vermögen verleihen, dass sie auch bereit sind zu verlieren.
In unserem Krypto-Lending-Vergleich stellen wir dir eine Auswahl der besten Anbieter vor.
5. Kredite mit anderen Kryptowährungen erhalten
Es ist natürlich auch möglich, andere Kryptowährungen als Bitcoin zu verleihen oder zu leihen. Viele der Krypto-Kreditgeber nehmen generell ein großes Spektrum an verschiedenen Währungen entgegen. Bei vielen Altcoins ist die Volatilität und damit auch das Risiko dafür abermals höher.
Andere Krypto-Netzwerke bieten jedoch auch dezentrale Finanzierungslösungen an, die über Smart Contracts laufen.
Smart Contracts sind Verträge im Ethereum-Netzwerk, die automatisch ausgeführt werden und nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Dies können einfache Zahlungen sein, aber auch Kredite und Kreditrückzahlungen. Im Ethereum-Netzwerk können zudem auch Apps laufen – die sogenannten dApps (dezentrale Applikationen).
Einige dieser dApps haben sich auf den Verleih von Währungen und Token spezialisiert. Dies bietet eine weitere Möglichkeit, sich Geld mit einer Kryptowährung zu leihen. Wie genau die Konditionen sind und welche Sicherheit hinterlegt werden muss, hängt vom Anbieter ab.
Da die Apps dezentral organisiert sind, bestimmt häufig die Community über die Zinsen und die genauen Konditionen. Der Verleih erfolgt dabei häufig nicht über Ether, sondern einen Stablecoin. Auf diese Weise möchte man sich gegen die Schwankungen am Kryptomarkt schützen.
DeFi-Apps, die Kredite vergeben, im Überblick
Anwendung | Zinsen | Verfügbare Kryptowährungen |
---|---|---|
Fluid | Bis zu 14 % | Ether, USDT, USDC, WBTC |
aave | Bis zu 9 % | Alle EVM-kompatiblen Coins und Token |
MakerDAO | 6,50 % | DAI |
Stablecoins sind vereinfacht gesagt Kryptowährungen, die an einen anderen Wert, wie dem US-Dollar, gebunden sind und versuchen ihren Wert zu halten.
Wer Stablecoins als Sicherheit hinterlegt, ist damit weniger dem Risiko einer Nachzahlung oder Liquidation ausgesetzt.
6. Vor- und Nachteile von Bitcoin-Krediten im Überblick
Nun möchten wir zum Abschluss noch einmal einen kurzen Blick auf die Vor- und Nachteile von Bitcoin-Krediten werfen.
Vorteile von Bitcoin-Krediten
- Einfacher Antragsprozess
- Keine Schufa-Auskunft oder Einkommensnachweise erforderlich
- Man muss seine Krypto-Assets nicht verkaufen
- Kann genutzt werden, um Kredit aufzunehmen und Steuerpflicht zu vermeiden
Nachteile von Bitcoin-Krediten
- Notwendige Sicherheit ist höher als der Kreditbetrag
- Bei Kursrückgängen kann es zur Nachschusspflicht kommen
- Kann kein Nachschuss erfolgen, wird die Sicherheit veräußert
- Gibt einige unseriöse Anbieter auf dem Markt. Bei einer Pleite sind die hinterlegten Bitcoins nicht sicher
- Oft sehr hohe Zinsen