
Nachhaltig Geld anlegen: Für eine klimafreundliche Wirtschaft
Das wachsende Verlangen nach mehr Nachhaltigkeit wirkt sich zunehmend auf die Wirtschaft und den Finanzmarkt aus. Für Investoren spielen Nachhaltigkeitskriterien eine immer größere Rolle und an den Kapitalmärkten haben die Spekulationen auf die kommenden Marktführer in einer klimaneutralen Wirtschaft längst begonnen.
Wie können wir als Privatanleger in die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel investieren? Um die richtigen Investitionsentscheidungen zu treffen, müssen wir uns insbesondere mit den zwei folgenden Fragen auseinandersetzen:
- In welche Branchen kann ich nachhaltig Geld anlegen?
- Welche Finanzinstrumente eignen sich für die Anlage in das Thema Nachhaltigkeit?

Steigendes Anlagevolumen in nachhaltige Themen; Quelle: Umweltbundesamt nach Marktbericht des Forum nachhaltige Geldanlage (FNG)
1. In welche Branchen kann ich nachhaltig Geld anlegen?
Weltweit steigen die Temperaturen. Die Anzahl großer Naturkatastrophen in den Nachrichten nimmt jährlich zu. Waldbrände in Australien, Stürme in Nordamerika, Überflutungen in Asien und Deutschland und die nicht mehr zu überhörenden Warnungen der Wissenschaftler haben dazu geführt, dass der Klimaschutz auf der politischen Agenda immer weiter nach oben rückt.
Wir brauchen einen grünen Planeten - aber die Welt ist auf Alarmstufe Rot. Wir stehen am Rande des Abgrunds.
Mit dem Green Deal in Europa und dem Investitionspaket des US-Präsidenten Joe Biden wird stärker als je zuvor der Fokus auf eine nachhaltige Wirtschaft gelegt.
Gleichzeitig steigt auch bei vielen Konsumenten das Umweltbewusstsein, sodass dem Thema Nachhaltigkeit eine immer größer werdende Bedeutung in unserer Gesellschaft zukommt.
Für Investments in das Thema Nachhaltigkeit eignen sich gleich mehrere Branchen. Einige der am stärksten betroffenen Sektoren schauen wir uns nachfolgend etwas genauer an.
1.1. Energiesektor
Der Energiesektor zählt zu den am häufigsten genannten Branchen, wenn in der Öffentlichkeit über das Thema Nachhaltigkeit diskutiert wird. Erneuerbare Energien und der Verzicht auf fossile Brennstoffe stellen einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Welt dar und eignen sich daher auch besonders für ein nachhaltiges Investment.
Neben Unternehmen, die auf die Energieerzeugung durch Windparks, Solaranlagen und Wasserkraft setzen, können auch Anbieter effizienter Technologien für ein Investment in Betracht kommen. Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung wird es zukünftig immer mehr darauf ankommen, unsere Ressourcen, Wasser und Strom effizient zu nutzen.
Profiteure dieser Entwicklung sind beispielsweise Anbieter von automatisierten Heizungs- und Lichtanlagen oder von smarten Einrichtungen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs.
1.2. Mobilitätssektor
Ein weiterer Sektor, der im Zuge der Nachhaltigkeitsbewegung vor großen Veränderungen steht, ist der Mobilitätssektor.
Verbrennermotoren werden durch Elektroantriebe ersetzt. E-Bikes, City-Roller und Lastenfahrräder erobern unsere Innenstädte und der Bahnverkehr soll – getrieben von politischen Fördermitteln – in den kommenden Jahren an Attraktivität für Güter- und Personenverkehr gewinnen.
Nicht zuletzt wird zudem an alternativen Antrieben für einen nachhaltigen Flugverkehr geforscht. Somit bieten sich direkt mehrere Möglichkeiten, um in eine nachhaltige Mobilität zu investieren.
1.3. Bausektor
Auch im Bausektor sind die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz inzwischen nicht mehr wegzudenken (siehe unser Artikel “Anlagetrends im Bauwesen“). Um Heizenergie zu sparen, werden Gebäude modernisiert. Profiteure hiervon sind Produzenten von Dämmmaterialien sowie von Abdichtungen für Fenster und Türen. Auch nachwachsende Baustoffe gewinnen an Bedeutung, was beispielsweise dazu führt, das einige Anleger bereits in Holz investieren.
Die Ressourcenknappheit macht sich auch im Bausektor immer stärker bemerkbar. Daher steigen die Bemühungen, eine Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft zu realisieren. Hierfür sollen verbaute Materialien aus Bestandsgebäuden im Rahmen des Abbruchs zurückgebaut, getrennt und anschließend recycelt und wiederaufbereitet werden, um so eine Wiederverwendung bei neuen Bauprojekten zu ermöglichen.
1.4. Lebensmittel und Konsum
Nicht zuletzt lässt sich auch im Konsumverhalten von uns Endverbrauchern ein Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit erkennen. Viele haben ein verstärktes Bewusstsein für ihre Ernährung entwickelt.
Die Anzahl der Vegetarier und Veganer stieg zuletzt deutlich an. Die Fleischproduktion gilt als großer Klimaschädling, sodass Ersatzprodukte immer stärker in den Fokus rücken. Durch die steigende Weltbevölkerung sinkt zudem die für landwirtschaftliche Nutzung verfügbare Fläche.
Des Weiteren versuchen viele Menschen, auf den Verbrauch von Plastik zu verzichten, sodass alternative und nachhaltigere Ersatzprodukte in der Hygiene, der Verpackungsindustrie sowie vielen weiteren Bereichen verstärkt nachgefragt werden. Darüber hinaus steigen die Forschungsbemühungen im Bereich Plastikrecycling.
1.5. Rohstoffe
Um indirekt an Trends wie der Solarenergie, E-Mobilität oder einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu partizipieren, können neben den oben genannten Branchen auch Investments in die dafür erforderlichen Rohstoffe in Erwägung gezogen werden.
Eine steigende Nachfrage wird beispielsweise für Industriemetalle erwartet, die für die Entwicklung von Batterien und Ladeinfrastrukturen in Zusammenhang mit der E-Mobilität sowie mit der Energiegewinnung aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft benötigt werden.
Neben Silber und Kupfer wird auch für Aluminium und Lithium eine steigende Nachfrage im Industriesektor erwartet, um ausreichend Solarpanels, Energiespeicher und Wechselrichter für die Energiewende herstellen zu können.
Investoren, die aus Überzeugung ihr Geld nachhaltig anlegen möchten, sollten sich jedoch auch den Umweltauswirkungen bewusst sein, welche vielfach mit der Förderung seltener Erden und Metalle in Verbindung stehen.
1.6. Zwischenfazit: Branchenübergreifende Nachhaltigkeit
Das Verlangen nach mehr Nachhaltigkeit erstreckt sich auf unterschiedliche Bereiche unseres Lebens.
- Unsere Energie soll mit sauberen Verfahren gewonnen werden.
- Für unsere Mobilität sollen klimafreundlichen Antriebe entwickelt werden.
- Die Industrie soll auf nachhaltige Produktions- und Bauverfahren umgestellt werden.
- Unser Konsum soll mit Rücksicht auf die natürlichen Ressourcen erfolgen.
Die Beispiele zeigen, dass das Thema Nachhaltigkeit in vielen unterschiedlichen Bereichen eine Rolle spielt. Um den Klimawandel zu stoppen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, werden neue Technologien entwickelt, nachwachsende Materialien verwendet und umweltfreundliche Produkte nachgefragt.
Nachdem wir nun wissen, welche Branchen sich für ein nachhaltiges Investment eignen, schauen wir uns im weiteren Verlauf an, auf welche Finanzinstrumente man sich im Konkreten konzentrieren sollte.
2. Nachhaltige Einzelaktien
Eine Möglichkeit, um in das Thema Nachhaltigkeit Geld anzulegen, stellen Einzelaktien von Unternehmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell dar. Wer nochmal nachlesen möchte, was genau Aktien eigentlich sind, findet hierzu unseren Artikel “Aktien einfach erklärt”.
Grundsätzlichen kommen für nachhaltige Investments sämtliche Aktien von Unternehmen in Frage, die sich beim Thema Nachhaltigkeit engagieren. Hierzu zählen Erzeuger von nachhaltigem Strom, Hersteller für Wechselrichter und Batterien, Holzwerkstoff-Produzenten, verschiedene Technologieunternehmen sowie Händler und Erzeuger von klimafreundlichen Nahrungsmitteln und Konsumprodukten.
SolarEdge (ISIN: US83417M1045) ist ein führender Hersteller von Wechselrichtern, die für die Solarenergie benötigt werden.
Encavis (ISIN: DE0006095003) ist ein deutsches Unternehmen, das nachhaltige Energieerzeugungsanlagen plant, realisiert und anschließend betreibt.
Vestas Wind Systems (ISIN: DK0061539921) ist der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen.
Tesla (ISIN: US88160R1014) ist der Vorreiter für elektrisch angetriebene Autos.
Volkswagen (ISIN: DE0007664039) ist der weltweit zweitgrößte Autohersteller mit klarem Vision zur Umstellung auf E-Mobilität.
Accell (ISIN: NL0009767532) ist eine Holding mit verschiedenen Fahrrad-Marken in Europa.
Steico (ISIN: DE000A0LR936) ist ein Anbieter von Holz-Bauprodukten.
Geberit (ISIN: CH0030170408) ist ein Anbieter von Sanitäranlagen mit steigendem Bewusstsein für Wasserknappheit.
Beyond Meat (ISIN: US08862E1091) ist ein börsennotierter Produzent von Fleischersatzprodukten.
Mowi (ISIN: NO0003054108) ist ein Unternehmen, welches Bio-Lachs in Offshore-Aufzuchtanlagen züchtet.
Oatly (ISIN: US67421J1088) bietet Haferprodukte an, die herkömmliche Kuhmilch-Produkte ersetzen sollen.
Pro Einzelaktien
- Der Vorteil eines Investments in ein einzelnes Unternehmen über Aktien ist, dass das Geschäftsmodell, das Management sowie das Produkt und die Kunden sehr genau analysiert werden können. Es ist somit möglich, die eigenen Ideale und Vorstellungen mit dem einzelnen Unternehmen abzugleichen, um nicht in etwas Geld anzulegen, was man eigentlich gar nicht unterstützen möchte.
Contra Einzelaktien
- Gleichzeitig darf das Risiko eines Totalverlusts bei Einzelaktien jedoch keinesfalls vernachlässigt werden. Wer in Einzelaktien Geld anlegen möchte, sollte immer auf mehrere Unternehmen setzen. Das Risiko eines Totalverlusts ist beim Kauf von Aktien eines einzigen Unternehmens groß.
Um die Risiken des eigenen Investments zu diversifizieren, sollte man auf eine ausreichend große Anzahl von mindestens zehn Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Regionen setzen.
Für wen sind nachhaltige Einzelaktien geeignet?
Wer Freude an der Analyse von Geschäftsmodellen hat, ausreichend Geld für mehrere Aktien mitbringt und bereits ein paar erste Investitions-Erfahrungen gemacht und sich ein grundlegendes wirtschaftliches Verständnis angeeignet hat, für den eignen sich unter Umständen nachhaltige Einzelaktien.
Wer hingegen weniger Zeit und Geld zum Geldanlegen hat und viel Wert auf eine breite Diversifikation in Form eines breiteren Aktienportfolios legt, für den sind ETFs oder Fonds möglicherweise die bessere Wahl.
3. Nachhaltige ETFs und Fonds
Um in ein breites Spektrum unterschiedlicher Aktien und Unternehmen Geld anzulegen, sind ETFs ein hervorragendes und gleichzeitig kostengünstiges Instrument. Wer mehr darüber erfahren möchte, was ETFs eigentlich sind, findet hierzu Informationen in unserem Einsteiger-Guide zum Thema “Was sind ETFs?”.
Da das Thema Nachhaltigkeit bei Investments immer mehr an Bedeutung gewinnt, sprießen Nachhaltigkeits-ETFs förmlich wie Pilze aus dem Boden und existieren für eine Vielzahl von Märkten, Branchen und Regionen.
Für wen sind ETFs geeignet?
Grundsätzlich bieten sich ETFs für alle Investoren an, die mit kleinen Beträgen ihr Geld auf unterschiedliche Unternehmen und Branchen verteilen möchten. Der Aufwand für die Aktienauswahl kann mit ETFs deutlich reduziert werden.
Zu beachten ist jedoch, dass nicht in allen ETFs das drinsteckt, was man vielleicht anhand der ETF-Bezeichnung erwarten würde. Da viele ETF- und Fonds-Anbieter eigene Kriterien für Nachhaltigkeit definiert haben, sollte man sich immer nochmal vergewissern, in welche Aktien und Unternehmen man mit einem ETF eigentlich investiert und ob dies mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt – oder ob der ETF eher in die Rubrik „Green Washing“ einzuordnen ist.
Achtung, "Green Washing"-Gefahr!
Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte man mindestens die zehn größten Positionen eines ETFs durchgehen und prüfen, ob diese dem eigenen Nachhaltigkeitsgedanken entsprechen.
Die zehn größten Positionen eines ETFs findet man auf dem Factsheet eines jeden ETFs. Das Factsheet kann man einfach googlen.
Ein paar Vorschläge für interessante ETFs mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit findet ihr in unserem Artikel “Nachhaltig investieren” von Stefan.
Und was ist mit aktiv gemanagten Fonds?
Eine alternative Möglichkeit zu Einzelaktien oder ETFs ist es, in einen aktiv gemanagten Fonds zu investieren, dessen Fondsmanager – nach klaren und transparenten Nachhaltigkeits-Kriterien – die aus seiner Sicht besten Aktien auswählt und somit die Diversifikation und Aktienselektion für einen übernimmt.
Da solche aktiven Fonds aber häufig teurer sind als ETFs, sollte man auf eine besonders gute Performance des Fonds achten oder sich aus fundamentalen Überzeugungen für einen aktiv gemanagten Fonds entscheiden.
4. Industriemetalle für die Energiewende
Als dritte Möglichkeit für die Investition in das Thema Nachhaltigkeit können sich Rohstoffe eignen. Um in Rohstoffe zu investieren, gibt es grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten.
- Eine Variante für Rohstoffinvestments ist der Kauf von physischen Barren oder Münzen.
- Eine alternative, liquidere Möglichkeit stellen Rohstoff-ETFs oder Rohstoff-ETCs dar.
- Eine Sonderform ist das Investment in Aktien von Minenbetreibern, die direkt von steigenden Preisen für die Industriemetalle wie Silber oder Kupfer profitieren.
Insbesondere bei günstigeren Rohstoffen wie Aluminium können bei einem physischen Investment schnell große Mengen zusammenkommen, sodass – auch vor dem Hintergrund der Lagerkosten – ein Investment in einen Rohstoff-ETF häufig die elegantere Wahl sein dürfte.
Minenaktien können eine spannende Beimischung zu einem Aktienportfolio darstellen. Weil mit der Kapazitätserweiterung für die Rohstoffgewinnung hohe Investitionen sowie zum Teil umweltrechtliche Auflagen für die Minenbetreiber verbunden sind, kann das Rohstoffangebot erst zeitversetzt an die erhöhte Nachfrage angepasst werden. Dies dürfte zukünftig zu weiter steigenden Preisen bei den besonders gefragten Industriemetallen führen.
Soll ich in Rohstoffe Geld anlegen?
Ein Vorteil von direkten Investitionen in Rohstoffe ist, dass das unternehmerische Risiko von Einzelaktien umgangen wird. Der Preis eines Rohstoffs kann (fast nicht) auf null fallen.
Am Beispiel von Öl wurde im letzten Jahr allerdings deutlich, dass in der Theorie auch bei Rohstoffen ein Totalverlust nicht ausgeschlossen werden kann und daher auch bei Rohstoffen auf eine ausreichende Diversifikation Wert gelegt werde sollte.
Darüber hinaus warnen einige Experten bereits vor einem überhitzten Markt mit spekulativen Rohstoffpreisen.
Ein Investment in Rohstoffe sollte besser nur als Ergänzung für ein bereits bestehendes Investmentportfolio gewählt werden.
5. Fazit: Für jeden das passende Nachhaltigkeits-Investment
Der Trend zu einer nachhaltigen Welt nimmt immer mehr an Fahrt auf. Sowohl die Zielsetzungen der Politik als auch die Bemühungen der Wirtschaft zielen verstärkt darauf ab, dem CO2-Ausstoß und der globalen Umweltverschmutzung entgegenzuwirken und somit den Klimawandel zu stoppen. Nachhaltigkeit spielt daher auch für Investoren eine immer größere Rolle.
Um dem Trend nachhaltig Geld anlegen zu folgen und langfristig zu profitieren, bieten sich verschiedene Branchen an, die aufgrund der Komplexität des Themas Nachhaltigkeit vor großen Veränderungen in den nächsten Jahren stehen. Neben den erneuerbaren Energien bieten sich globale Trends wie die E-Mobilität, nachhaltiges Bauen sowie Landwirtschaft und das zunehmend umweltbewusste Konsumverhalten unserer Gesellschaft an, um das Thema Nachhaltigkeit zu unterstützen.
Ob man dabei auf Fonds, ETFs, Einzelaktien oder Rohstoffe setzt, sollte man von seinen persönlichen Investmentzielen und -erfahrungen abhängig machen. Für eher unerfahrene und risikobewusste Investoren empfehlen sich ETFs mit dem Fokus Nachhaltigkeit. Investoren, die bereit sind, etwas mehr Risiko einzugehen und Interesse an der Analyse von Einzelunternehmen haben, können sich auch an Aktien wagen. Als Beimischung für ein diversifiziertes Investment-Portfolio bieten sich zudem Rohstoffe an, um von einer steigenden Nachfrage zu profitieren.