Mann im Renteneintrittsalter geht im Wald laufen
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Renteneintrittsalter: Wann kann ich in Rente gehen?

Lesezeit 6 min.

Silvia Benetti
Redakteurin
Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
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Der Gedanke, noch weitere 30 oder 40 Jahre arbeiten zu müssen, treibt dir den Angstschweiß auf die Stirn? In der Tat werden künftige Generationen später als ihre Eltern in Rente gehen, aber dein eigenes Renteneintrittsalter ist nicht in Stein gemeißelt. Wie verraten, wann du voraussichtlich dran bist und wie du deine Altersvorsorge so planst, dass auch ein früherer Rentenbeginn möglich bleibt.

Renteneintrittsalter – Das Wichtigste in Kürze

  • Wann ist der reguläre Renteneintritt in Deutschland? Das reguläre Renteneintrittsalter liegt in Deutschland 2024 bei 66 Jahren.
  • Wer muss mit 67 Jahren in Rente? Alle, die ab 1964 geboren sind, können im Regelfall erst ab 67 eine Altersrente ohne Abschläge beziehen.
  • Früher in Rente nach 45 Jahren Arbeit? Lange arbeiten lohnt sich: Wer 45 Jahre eingezahlt hat, kann schon zwei Jahre früher in Rente gehen.
  • Lohnt es sich, das Renteneintrittsalter zu verschieben? Wer seinen Rentenbeginn hinausschiebt, bekommt einen Zuschlag auf die Rente.
  • Rentenlücke trotz spätem Rentenbeginn? Auch nach 45 Jahren Erwerbstätigkeit genügt die gesetzliche Rente oftmals nicht, um den Lebensstandard im Ruhestand zu halten. Daher sind weitere Säulen der Altersvorsorge sinnvoll: Dazu gehört unter anderem die private Altersvorsorge mit ETF. Hierfür benötigst du ein Wertpapierdepot. Bei uns findest du eine Übersicht der besten Depotanbieter.

1. Was ist das Renteneintrittsalter?

Mit dem Renteneintrittsalter ist die Altersgrenze gemeint, ab der Versicherte eine Altersrente aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen. Diese Grenze hängt sowohl vom Geburtsjahr als auch von ihren bis dahin gesammelten Wartezeiten ab. Damit sind die Beitragsjahre gemeint, die bis zur Rente gezahlt wurden.

Renteneintrittsalter ist abhängig vom Geburtsjahr und den Wartezeiten

Alle Arbeitnehmer sind in Deutschland grundsätzlich in der gesetzlichen Rente pflichtversichert, aber auch Selbstständige, Freiberufler und nicht Erwerbstätige können freiwillig einzahlen und damit Beitragszeiten sammeln.

Darüber hinaus zählen zur Erfüllung der Wartezeiten:

  • Anrechnungszeiten – das sind Zeiten, in denen der Versicherte keine Beiträge zahlt, beispielsweise wegen Arbeitslosigkeit (Bezug von Bürgergeld, vor 2023 ALG II), Arbeitsunfähigkeit, Schwangerschaft oder weil er studiert hat.
  • Berücksichtigungszeiten – wer ein ab 1992 geborenes Kind erzogen hat und deswegen nicht erwerbstätig war, bekommt ab der Geburt drei Jahre lang circa einen Rentenpunkt pro Jahr angerechnet.
  • Zurechnungszeiten – diese beitragsfreien Zeiten werden Versicherten gewährt, die beispielsweise vor dem Erreichen des Renteneintrittsalters arbeitsunfähig waren und eine Erwerbsminderungsrente bezogen haben.
  • Monate aus einem Versorgungsausgleich bei Scheidung.

Gesetzliches Renteneintrittsalter ≠ tatsächliches Renteneintrittsalter

Das vom Gesetzgeber festgelegte Renteneintrittsalter stimmt nicht zwingend mit dem tatsächlichen Renteneintrittsalter überein. So steigt ersteres ab 2012 stufenweise auf 67 Jahre. Das tatsächliche durchschnittliche Renteneintrittsalter lag aber 2020 bei 64,1 Jahren für Männer und 64,2 Jahren für Frauen.

Dies hat verschiedene Gründe. Beispielsweise entscheiden sich manche trotz Abschläge für eine Frührente, oder profitieren von der Rente für besonders langjährig Versicherte, die einen früheren Ruhestand ermöglicht.

2. Renteneintrittsalter in Deutschland und Europa

Südländer und Dolce Vita? Nicht wirklich, denn unsere südlichen Nachbarn erreichen 2024 das reguläre Rentenalter später als wir.

Renteneintritt verschiebt sich aufgrund gestiegener Lebenserwartung

Die gestiegene Lebenserwartung und die niedrigen Geburtenraten belasten überall in Europa die sozialen Systeme und die gesetzliche Rentenversicherung, da auf immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentner kommen.

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Deswegen stieg überall in den vergangenen Jahren das reguläre Renteneintrittsalter. Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über das Renteneintrittsalter in Europa.

Genauso wie in Deutschland gibt es in den meisten Ländern Möglichkeiten für besonders langjährig Versicherte, auch vor dem Erreichen des Renteneintrittsalters ohne Abschläge in Rente zu gehen. Wie viele Beitragsjahre dafür notwendig sind, variiert von Land zu Land. In Spanien reichen beispielsweise 38,6 Jahre, um von einer Frührente ohne Abschläge zu profitieren, in Italien 42.

In manchen Ländern wie Tschechien hängt das gesetzliche Rentenalter auch vom Geschlecht und von der Anzahl der Kinder ab.

Renteneintrittsalter in Deutschland und weiteren europäischen Ländern

LandRenteneintrittsalter 2024
Deutschland66 (stufenweise Erhöhung auf 67 beschlossen)
Frankreich62 (Erhöhung auf 64 beschlossen)
Italien67
Spanien66,4
Portugal66,4
Griechenland67
Dänemark67 (stufenweise Erhöhung ab 69 beschlossen)
Schweden63
Finnland65
Polen65 (Männer), 60 (Frauen)
Ungarn65

3. Renteneintrittsalter Tabelle: In Rente gehen mit 63, 65 oder 67?

Bereits 2023 machten die Zuschüsse an die Rentenkasse und die Ausgaben für die Grundsicherung im Alter drei Viertel des Budgets des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales aus. Damit die Kosten für die Steuer- und Beitragszahler nicht unbegrenzt wachsen, hat der Gesetzgeber bereits 2007 beschlossen, ab 2012 das Renteneintrittsalter stufenweise von 65 auf 67 anzuheben.

Renteneintrittsalter in Deutschland, Jahrgänge 1946–1964

GeburtsjahrRegelaltersgrenze
194665
1947 65 + 1 Monat
194865 + 2 Monate
194965 + 3 Monate
195065 + 4 Monate
195165 + 5 Monate
195265 + 6 Monate
195365 + 7 Monate
195465 + 8 Monate
195565 + 9 Monate
195665 + 10 Monate
195765 + 11 Monate
195866
195966 + 2 Monate
196066 + 4 Monate
196166 + 6 Monate
196266 + 8 Monate
196366 + 10 Monate
Ab 196467

Rente mit 63 und mit 65 für besonders langjährig Versicherte

Das Gesetz sieht allerdings auch Ausnahmen vor. Besonders langjährig Versicherte, die 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, können je nach Geburtsjahr früher in Rente gehen.

Für alle, die vor 1953 geboren wurden, lag der Rentenbeginn ohne Abschläge bei 63 Jahren. Seit 2015 steigt er schrittweise um 2 Monate pro Jahrgang. Wer 1964 und später geboren ist, kann also auch mit 45 Beitragsjahren erst mit 65 abschlagsfrei in Rente gehen.

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Langjährig Versicherte, die auf 35 Beitragsjahre kommen, müssen dagegen für eine Altersrente ohne Abschläge bis zum regulären Renteneintrittsalter warten. Sie können unabhängig davon sich ab 63 für einen früheren Rentenbeginn entscheiden, allerdings mit Rentenabschlägen. Über die Höhe dieser Abschläge klären wir im nächsten Abschnitt auf.

Die folgende Tabelle zeigt, wie hoch das Rentenalter nach 45 Beitragsjahren abhängig vom Geburtsjahr liegt.

Renteneintrittsalter Tabelle: Rente nach 45 Jahren Arbeit

GeburtsjahrRentenbeginn ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte
195263
195363 + 2 Monate
195463 + 4 Monate
195563 + 6 Monate
195663 + 8 Monate
195763 + 10 Monate
195864
195964 + 2 Monate
196064 + 4 Monate
196164 + 6 Monate
196264 + 8 Monate
196364 + 10 Monate
196465

Jenseits der Optionen für besonders langjährig Versicherte gibt es weitere Ausnahmen, die einen früheren Renteneintritt ermöglichen:

  • Schwerbehinderte Menschen dürfen unabhängig von ihrer Wartezeit je nach Jahrgang zwischen 63 und 65 abschlagsfrei in Rente gehen.
  • Für langjährig unter Tage beschäftigte Bergleute gilt abhängig vom Geburtsjahr ein abschlagsfreier Rentenbeginn zwischen 60 und 62.

4. Früher in Rente: Mit welchen Abschlägen muss ich rechnen?

Bis zum gesetzlichen Rentenalter durchhalten oder früher aufhören, mit Abschlägen? Ein Viertel der Neurentner entschied sich 2022 für Letzteres.

Ob man lieber ein paar Jahre weiterarbeitet oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung. Manche Menschen fühlen sich etwa schlicht und einfach nicht in der Lage, weiterzumachen. Manche haben jenseits von der gesetzlichen Rente weitere Einkünfte, beispielsweise aus Immobilien, Fonds, ETF oder Aktien, sodass die Rentenabschläge nicht allzu sehr schmerzen.

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Doch wie hoch sind diese Abschläge? Entscheidend dafür sind die Monate, die bis zum regulären Renteneintrittsalter fehlen: Pro Monat vorzeitige Rente wird 0,3 Prozent abgezogen. Wer also 2 Jahre früher als vorgesehen in Rente geht, verliert 7,2 Prozent seiner Bruttorente, und zwar dauerhaft.

Da die Frührente erst 4 Jahre vor dem eigentlichen Renteneintrittsalter möglich ist, liegt der maximale Rentenabschlag bei 14,4 Prozent. Nicht verwechseln solltest du die Abschläge mit den Rentenabzügen, also Krankenversicherungsbeiträgen und Steuern, die jeder Rentner unabhängig vom Rentenbeginn zahlt.

Rentenabschläge abschätzen

Wie viel Rente dich voraussichtlich erwartet, wenn du so viel einzahlst wie durchschnittlich in den vergangenen 5 Jahren, erfährst du aus der Renteninformation. Damit kannst du ausrechnen, wie viel es kosten würde, wenn du vorzeitig in Rente gehst.

5. Rentenbeginn verschieben: später in Rente mit Zuschlag?

Wegen des Fachkräftemangels möchte die Politik Menschen dazu ermuntern, auch nach ihrer Rente weiterzuarbeiten oder den Rentenbeginn nach vorn zu verlegen.

In beiden Fällen setzt sie Anreize: Wer neben der Rente arbeiten geht, egal ob es sich um eine Regelaltersrente oder um eine Frührente handelt, muss ab 2023 keine Abzüge mehr befürchten.

Schieben Versicherte dagegen den Renteneintritt hinaus, bekommen sie für jeden Monat des späteren Rentenbeginns einen Zuschlag von 0,5 Prozent. Wer ein Jahr länger durchhält, erhält also 6 Prozent mehr Rente. Eine Obergrenze gibt es hierfür theoretisch nicht.

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Allerdings lohnt sich diese Option in vielen Fällen nicht. Bis Versicherte mit der Erhöhung die entgangenen Renteneinnahmen kompensieren, müssen viele Jahre vergehen.

Viel lukrativer ist es oft, schon beim Renteneintrittsalter die Rente zu beziehen, trotzdem weiterzuarbeiten und freiwillig in die Rentenversicherung einzuzahlen. Damit erhöhen Versicherte ihre Rente, ohne während der Zeit auf die bereits entstandenen Rentenansprüche zu verzichten.

6. Fazit zum Renteneintrittsalter: Individueller Rentenbeginn lässt sich planen

Das reguläre Renteneintrittsalter hat sich in den vergangenen Jahren schrittweise erhöht und wird auch nach 2031 wahrscheinlich weiter an die Lebenserwartung angepasst. Wie viel Rente du nach 35 oder 45 Jahren Arbeit bekommst, hängt sowohl von der Höhe der eingezahlten Beiträge als auch von den jährlichen Rentenanpassungen ab.

Das heißt allerdings nicht, dass du bis zum offiziellen Renteneintrittsalter arbeiten musst. Zum einen gibt es Optionen ohne Abschläge für Menschen, die besonders lange in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Gestaltest du deine private Altersvorsorge klug, kannst du zudem unabhängiger vom gesetzlichen Rentenalter deinen individuellen Rentenbeginn festlegen, da du über weitere Einnahmen verfügst. Da selbst die volle Altersrente kaum reichen wird, um deinen Lebensstandard abzusichern, ist eine ausgewogene Altersvorsorge zudem unabdingbar, um die Rentenlücke zu schließen.

7. Häufige Fragen zum Renteneintrittsalter

Silvia Benetti
Silvia Benetti
Redakteurin
Über die Autorin
Ich habe an der TU Berlin Physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und war anschließend jahrelang in der Windenergie-Branche tätig. Seit 2016 schreibe ich freiberuflich über Technik und Finanzen. Zu meinen Themen zählen Kryptowährungen, Finanzanlagen, Cybersecurity, Industrie 4.0 und erneuerbare Energien. Auch in meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Investitionen in grüne Technologien und digitale Projekte.

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