Frührente: Wann kann ich früher in Rente?
Spätestens mit 60 möchtest du nicht mehr früh aufstehen und in den Tag hinein leben? Dein Partner ist schon in Rente und du fragst dich, ob du dich nicht ein paar Jahre früher aus dem Beruf verabschieden kannst? Wir verraten, unter welchen Voraussetzungen eine Frührente möglich ist.
1. Was ist die Frührente? – Arten von Frührenten im Überblick
Eine Bekannte ist mit 65 früher in Rente gegangen, ein Arbeitskollege erhält nach einem Unfall eine Berufsunfähigkeitsrente und der Onkel bezog schon mit 63 nach 45 Berufsjahren eine Altersrente.
Umgangssprachlich nutzen wir im Alltag in all diesen Fällen den Begriff „Frührente“, bezeichnen damit aber verschiedene Rentenarten mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Ab wann welche Art von Frührente möglich ist, klären wir in den folgenden Abschnitten.
Frührente ab 63 für langjährig Versicherte
Das reguläre Renteneintrittsalter, also das Alter, ab dem eine Altersrente ohne Abschläge möglich ist, liegt derzeit bei 66 Jahren und wird schrittweise auf 67 angehoben.
Alle, die ab 1964 geboren sind, können sich erst mit 67 ohne Abschläge aus dem Berufsleben verabschieden. Wer schon früher auf 35 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung kommt, kann bereits mit 63 eine Rente beantragen, wenn er Rentenabschläge in Kauf nimmt. Pro Monat, den er früher in Rente geht, sinkt die Bruttorente um 0,3 Prozent.
Frührente für besonders langjährig Versicherte /Rente mit 63
Wer mit seinen Beiträgen besonders lange die gesetzliche Rentenkasse gestützt hat, soll im Gegenzug von einem früheren Rentenbeginn profitieren. Der Jahrgang 1952 und alle davor konnten ab 45 Beitragsjahren mit 63 in Frührente gehen. Deswegen ist diese Art von Frührente im Volksmund als „Rente mit 63“ bekannt.
Allerdings wächst für die ab 1953 Geborenen das Mindestalter für die Rente nach 45 Beitragsjahren um zwei Monate pro Jahrgang. Alle Jahrgänge ab 1964 können auch nach 45 Beitragsjahren erst mit 65 in Frührente. Eine Übersichtstabelle über die Rente für besonders langjährig Versicherte findest du im Abschnitt „Frührente ohne Abschläge: Wer kann die Rente mit 63 beantragen?“
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Wie viel Rente du nach 35 und nach 45 Beitragsjahren voraussichtlich erwarten kannst, erfährst du in unserem Artikel „Wie viel Rente nach 45 Jahren?“
Erwerbsunfähigkeitsrente
Wer so krank ist, dass er erwerbsunfähig wird, geht unabhängig vom Alter in Frührente und erhält von der gesetzlichen Rentenkasse eine sogenannte Erwerbsminderungsrente. Welche Voraussetzungen für eine Frührente wegen Krankheit gelten, erfährst du in unserem Artikel zum Thema.
Anders als bei der Berufsunfähigkeitsrente spielt es zum Nachweis einer Erwerbsunfähigkeit keine Rolle, welchen Beruf der Antragsteller gelernt oder zuletzt ausgeübt hat. Es geht ausschließlich darum, ob er eine Tätigkeit zum Erwerb des Lebensunterhalts ausführen kann oder nicht.
Berufsunfähigkeitsrente (BU-Rente)
Wer krank wird oder einen Unfall erleidet, kann insbesondere bei Berufen, die körperliche Tätigkeiten erfordern, oft nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt in diesem Fall unabhängig vom Alter eine Rente, damit Betroffene ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Doch Vorsicht! Eine staatliche Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es nur für vor 1961 Geborene.
Jüngere Arbeitnehmer und Selbstständige müssen eine private Versicherung abschließen, wenn sie gegen Berufsunfähigkeit abgesichert sein wollen. Die Höhe der Rente unterscheidet sich je nach Umfang der Behinderung und Vertrag.
Für alle Jahrgänge ab 1964 wird die Altersrente mit 67 die Regel sein. Es gibt jedoch einige Kategorien, die nach wie vor früher in Rente gehen können. Dazu zählen neben Bergleuten und Schwerbehinderten beispielsweise auch Soldaten und Polizisten.
2. Frührente ohne Abschläge: Wer kann die Rente mit 63 beantragen?
Wie bereits erwähnt können besonders langjährig Versicherte, die auf 45 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenversicherung kommen, früher abschlagsfrei in Rente gehen. Ab welchem Alter eine Frührente unter diesen Bedingungen möglich ist, hängt vom Geburtsjahr ab.
Die folgende Tabelle bietet einen ersten Überblick, weitere Details gibt es in unserem Artikel „Renteneintrittsalter“.
Rente nach 45 Jahren Tabelle
Geburtsjahr | Rentenbeginn ohne Abschläge für besonders langjährig Versicherte |
---|---|
1952 | 63 |
1953 | 63 + 2 Monate |
1954 | 63 + 4 Monate |
1955 | 63 + 6 Monate |
1956 | 63 + 8 Monate |
1957 | 63 + 10 Monate |
1958 | 64 |
1959 | 64 + 2 Monate |
1960 | 64 + 4 Monate |
1961 | 64 + 6 Monate |
1962 | 64 + 8 Monate |
1963 | 64 + 10 Monate |
1964 | 65 |
Keine Rentenabschläge? Abzüge gibt es trotzdem!
Abschlagsfrei in Rente gehen bedeutet nicht, dass es keine Rentenabzüge gibt. Neben den Beiträgen zur Kranken- und Pflegeversicherung, die meist von der Rente abgezogen werden, zahlen nicht wenige Rentner abhängig von der Rentenhöhe Steuern.
3. Früher in Rente mit privater Altersvorsorge
Einen Zwang, bis zum Regelrenteneintrittsalter zu arbeiten, gibt es weder in Deutschland noch in den meisten anderen Ländern dieser Welt. Theoretisch kannst du also auch mit 50 oder mit 40 kündigen und fortan als Frührentner zu Hause bleiben.
Wie viele Menschen ein solches Modell verwirklichen, ist nicht bekannt. Für die meisten dürfte die Vorstellung allerdings nur ein Traum bleiben, da sie ohne Erwerbseinkommen und Altersrente nicht wissen, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.
So ermittelst du deinen Geldbedarf für die private Altersvorsorge
Wer eine clevere private Altersvorsorge betreibt, kann aber ein paar Jahre früher in Rente gehen und bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter die Einkommenslücke mit eigenen Ersparnissen überbrücken.
Möchtest du ausrechnen, wie viel Geld du benötigst, um früher in Rente zu gehen, brauchst du folgende Eckdaten:
- Deinen monatlichen Geldbedarf unter Berücksichtigung der Inflation
- Deine monatliche Sparrate sowie die voraussichtliche Rendite.
Anhand eines Beispiels wollen wir zeigen, wie das funktionieren könnte.
Frührente aus eigenen Mitteln: Ein Beispiel
Alex, 1980 geboren, erreicht das gesetzliche Rentenalter 2047. Da er nicht so lange arbeiten möchte, rechnet er aus, dass er 3.000 Euro pro Monat (36.000 Euro pro Jahr) zum Leben benötigt.
Ausgehend von einer Inflation von 2 Prozent pro Jahr ergeben sich für die Jahre ab 2040, um die gleiche Kaufkraft zu erreichen, folgende Beträge.
Jahr | Betrag |
---|---|
2040 | 49.420,29 € |
2041 | 50.408,69 € |
2042 | 51.416,86 € |
2043 | 52.445,20 € |
2044 | 53.494,11 € |
2045 | 54.563,99 € |
2046 | 55.655,27 € |
SUMME | 367.404,41 € |
Möchte Alex mit 60 in Frührente gehen, benötigt er also knapp 368.000 Euro, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, bis ihm mit 67 eine gesetzliche Rente zusteht.
Unser Zinseszinsrechner zeigt, dass es das erreichen kann, wenn er ab 2024 monatlich 1.250 Euro in Geldanlagen mit einer Rendite von 5 Prozent investiert.
Diese können unter anderem Aktien, ETFs oder Immobilien sein.
Sicher handelt es sich um ein ambitioniertes Sparziel, doch unser Beispiel zeigt, dass mit der richtigen Strategie eine Frührente aus eigenen Mitteln möglich ist.
4. Fazit: Frührente nur mit Geldpolster
Die gesetzliche Rentenversicherung sieht nur zwei Möglichkeiten, in Frührente zu gehen: nach 45 Beitragsjahren abschlagsfrei ab 65 und mit 35 Beitragsjahren und Rentenabschlägen ab 63.
Allerdings wird das gesetzliche Rentensystem angesichts des Missverhältnisses zwischen Rentnern und Beitragszahlern schon in wenigen Jahren kaum noch zu finanzieren sein. Ob die Frührente in dieser Form möglich bleiben wird, ist daher fraglich.
Möchtest du die Option behalten, früher aus dem Beruf auszusteigen, solltest du frühzeitig mit einer privaten Altersvorsorge sparen und beispielsweise in eine Betriebsrente, Aktien und ETF oder Immobilien investieren. Auch wenn du bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeitest, schließt du mit einer solchen Altersvorsorge die Rentenlücke und verhinderst, in die Falle der Altersarmut zu tappen.
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