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Altersarmut in Deutschland, Rentnerpaar prüft Budget für Lebensmittel
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Altersarmut in Deutschland: Ein Überblick und mögliche Lösungen

Lesezeit 7 min.

Silvia Benetti
Redakteurin
Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
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Denken wir an Rentner und Armut, haben viele das Bild der alten Obdachlosen vor Augen, die an öffentlichen Orten Pfandflaschen sammeln. In der Tat hat Altersarmut aber viele Gesichter und Gründe, die dazu führen. Wir erklären, wer in Deutschland als arm im Alter gilt und wie junge Menschen mit einer effektiven Altersvorsorge ihr Risiko für Altersarmut verringern.

Altersarmut in Deutschland – Das Wichtigste in Kürze

  • Zirka jeder sechste deutsche Rentner galt 2022 als arm.
  • Die Gründe für Armut im Rentenalter sind fast immer in einem unregelmäßigen und zu geringen Verdienst während des Erwerbslebens zu finden.
  • Die gesetzliche Rente reicht in der Regel nicht aus, um den finanziellen Bedarf im Alter zu decken, was zu Altersarmut führt.
  • Mit einer klugen privaten Altersvorsorge senkst du dein Risiko für Altersarmut.

1. Was ist Altersarmut und wer ist davon betroffen?

In einem entwickelten, wohlhabenden Land wie Deutschland ist der Lebensstandard der Bevölkerung im Schnitt weitaus höher als in Entwicklungsländern. Nur weil niemand verhungert oder in Elendsvierteln lebt, heißt es aber nicht, dass es keine Armut gibt.

Definition von Armut: Wer gilt als armutsgefährdet?

Um das zu verstehen, müssen wir uns die Definition von Armut anschauen.

Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn ihr Einkommen (Nettoäquivalenzeinkommen) weniger als 60 % des mittleren Einkommens (Medianeinkommen) beträgt.

Statistisches Bundesamt

Das Medianeinkommen bezeichnet das Nettoeinkommen, bei dem 50 Prozent der Haushalte darunter und 50 Prozent darüber liegen. Gehören mehrere Personen zu einem Haushalt, wird das Gesamteinkommen durch die Anzahl der Mitglieder geteilt. Das bedeutet, dass es in einem Land umso mehr Arme gibt, je stärker die Einkommensschere auseinandergeht.

2023 betrug das Medianeinkommen 26.274 Euro pro Jahr oder 2.189 Euro pro Monat. Hatten also die Mitglieder eines Haushalts weniger als 1.313 Euro pro Monat und pro Kopf zur Verfügung, galten sie als armutsgefährdet.

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Wie eine Erhebung des Statischen Bundesamtes zeigt, traf das auf 21,3 Prozent der Bevölkerung zu. Besonders von Armut bedroht waren dabei vorwiegend zwei Gruppen: Alleinerziehende und ihre Kinder sowie Senioren ab 65.

Altersarmut und Statistiken

Da die gesetzliche Rente im Schnitt weniger als die Hälfte des Erwerbseinkommens vor der Rente beträgt, rutschen viele Rentner in die Armut. Hier ein paar Zahlen und Fakten zum Thema Altersarmut:

  • Die durchschnittliche Nettorente (vor Steuern) betrug 2022 in Deutschland 1.384 Euro.
  • Frauen hatten 2022 im Schnitt 1.173 Euro Nettorente, Männer 1.543 Euro.
  • 27,8 Prozent der Rentner hatten 2021 ein Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro, darunter 38,2 Prozent der Frauen und 14,7 Prozent der Männer.
  • Weitere 29 Prozent der Rentner hatte ein Nettoeinkommen von 1.000 bis 1.500 Euro (Männer: 29,2 Prozent / Frauen: 29,8 Prozent)
  • 17,5 Prozent der Menschen ab 65 waren 2022 armutsgefährdet.
  • 22,4 Prozent der Senioren ab 80 waren 2021 laut einer Studie des Ceres-Institut der Uni Köln von Armut betroffen. Bei den Frauen, die nie gearbeitet hatten, lag die Armutsquote bei über 50 Prozent.
  • In den neuen Bundesländern war die Armutsquote der ab 80-Jährigen mit 18,2 Prozent unterdurchschnittlich und die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen geringer.
  • Von den Hochbetagten mit einer hohen Bildung waren 6,7 Prozent arm, dagegen waren 41,5 Prozent der Rentner mit einer niedrigen Bildung arm.
  • Fast 700.000 von den 21 Millionen Rentnern bezogen 2023 Leistungen der Grundsicherung, weil die Rente nicht reichte, um ihren Mindestbedarf zu decken.
  • Laut einer OECD-Erhebung war die deutsche Bruttoersatzrate, also das Verhältnis zwischen der Durchschnittsrente und dem Durchschnittseinkommen, im Jahr 2023 niedriger als im OECD-Durchschnitt (43,9 vs. 50,7).

Nicht jeder Rentner, der eine geringe Rente bezieht, ist automatisch arm. Zum einen hat er möglicherweise einmal Immobilien geerbt oder gekauft, sodass er mietfrei leben kann. Zum anderen berücksichtigt die Definition von Armut keine regionalen Unterschiede.

Wer ländlich und günstig wohnt, kommt vielleicht auch mit einer kleinen Rente besser über die Runden als ein Rentner mit höheren Bezügen, der in einer teuren Großstadt wohnt.

2. Gründe für Altersarmut: Warum geraten Rentner in Armut?

Armut nach der Rente entsteht nicht plötzlich. Bei den meisten armen Senioren war es schon während ihres Erwerbslebens absehbar, dass sie im Alter in wirtschaftliche Not geraten.

Als Hauptgrund für Altersarmut gilt ein zu geringes Einkommen während ihres gesamten Erwerbslebens. Dies führt zum einen dazu, dass diese Menschen, als sie noch gearbeitet haben, keine angemessene zusätzliche Altersvorsorge finanzieren konnten. Zum anderen führen ein niedriger Verdienst oder eine unterbrochene Erwerbsbiografie zu geringen Rentenansprüchen.

In den nächsten Abschnitten wollen wir uns die am meisten von Altersarmut betroffenen Kategorien anschauen.

Geringverdiener können kaum für das Alter vorsorgen

16 Prozent der Beschäftigten arbeiteten 2023 in Deutschland im Niedriglohnsektor, bekamen also einen Stundenlohn von weniger als 13,04 Euro. Vor allem Arbeitnehmer mit einer niedrigen Bildung verrichten solche Tätigkeiten, bei denen selbst bei einer Vollzeitstelle der Nettoverdienst bei ungefähr 1.500 Euro pro Monat liegt. Da sie den Großteil ihres Einkommens für ihren Grundbedarf wie Miete und Lebensmittel ausgeben, können sie nicht oder nur wenig für ihr Alter vorsorgen.

Mütter erwerben oftmals niedrige Rentenansprüche

Vor allem in den früheren Generationen haben Frauen nach der Geburt ihrer Kinder ihre Berufstätigkeit aufgegeben, um sich auf die Kindererziehung zu konzentrieren. Dadurch haben sie kaum Rentenansprüche erworben. Die Anrechnung von Erziehungszeiten vor 1992, die mit der 2014 eingeführten Mütterrente verbessert wurde, reicht nicht aus, um diese Nachteile auszugleichen. In den vergangenen Jahrzehnten arbeiten Mütter häufiger, allerdings meist Teilzeit: Nur 37 Prozent der Mütter mit Kindern ab 6 Jahren hatte 2022 eine Vollzeitstelle, dagegen arbeiteten 93,4 Prozent der Väter Vollzeit.

Alleinerziehende gelten häufig als armutsgefährdet

Wer ohne einen Partner Kinder erzieht, muss oft allein die Miete für eine große Wohnung stemmen und mit nur einem Einkommen mehrere Personen finanzieren. Über ein Drittel der Alleinerziehenden mit zwei Kindern galt 2021 als arm.

Da das Geld oft nicht mal reicht, um das Notwendigste zu finanzieren, sparen alleinerziehende Eltern nicht für ihr Alter. Zusätzlich sind sie oft zur Teilzeitarbeit gezwungen, um ihre Kinder zu betreuen.

Langzeitarbeitslose

Wer über Jahre arbeitslos und auf Bürgergeld (vor 2023: ALG II/“Hartz IV“) angewiesen ist, zahlt während dieser Zeit nicht in die Rentenversicherung ein und sammelt keine Rentenpunkte an.  Gleichzeit kann er nichts sparen, da sein Einkommen zu gering ist.

Selbstständige müssen privat vorsorgen

Selbstständig sind oft privat versichert, sowohl was die Rentenversicherung als auch was die Krankenversicherung angeht. Anders als Angestellte haben sie aber kein festes Einkommen. Läuft es gut, ist die Verdienstgrenze nach oben offen. Jedoch ist das relativ selten: 80 Prozent aller Start-ups in Deutschland scheitern innerhalb von drei Jahren.

Insbesondere Selbstständige mit einem Gewerbe und Angestellten tragen eine hohe finanzielle Verantwortung und haften bei einer Insolvenz oft mit ihrem Privatvermögen. Eine Firmenpleite vernichtet dann die Ersparnisse und die Altersvorsorge – selbst wenn es davor jahrelang gut lief.

Auch Freiberufler sind von Altersarmut betroffen

Freiberufler wie Ärzte und Anwälte verdienen in der Regel überdurchschnittlich. Bei anderen Kategorien, beispielsweise bei Künstlern, sieht es anders aus. Unregelmäßige Aufträge und geringe Honorare führen dazu, dass viele als Rentner von Armut betroffen sind.

Nicht alle von Armut betroffene Rentner haben aber über die Jahre zu wenig verdient. In manchen Fällen führt auch mangelndes Finanzwissen dazu, dass sie trotz eines durchschnittlichen oder hohen Einkommens nicht genug zur Seite gelegt haben, um ihr Alter zu finanzieren.

Möglicherweise haben sie auf die gesetzliche Rente vertraut und nicht eingesehen, dass sie nicht reichen wird, um ihren finanziellen Bedarf zu decken. In manchen Fällen haben sie auf riskante Anlagen gesetzt und ihre Ersparnisse verloren, oder auf Finanzprodukte mit einer geringen Rendite gesetzt, sodass die Inflation über die Jahre ihr Geldpolster „aufgefressen“ hat.

3. Maßnahmen und Lösungen gegen Altersarmut

Arme Senioren können mit der Grundsicherung ihre Rente aufstocken. Diese deckt die Miet- und Heizkosten, die Kranken- und Pflegeversicherung sowie den Mindestbedarf für Lebensmittel, Pflege, Freizeit und sonstige Aufgaben. Bis zur Höhe des Mindestsatzes, der sich am Bürgergeldsatz orientiert, wird die Rente bezuschusst. Ist die Rente zu hoch für die Grundsicherung, aber immer noch unter bestimmten Grenzen, steht von Armut betroffenen Rentnern möglicherweise Wohngeld zu.

Diese staatlichen Hilfen ermöglichen allerdings kein würdiges Leben, das eine soziale Teilhabe beinhaltet. Kultur- und Freizeitaktivitäten lassen sich damit nicht finanzieren, oft müssen sich Betroffene sogar bei Grundbedürfnissen wie Gesundheit und Ernährung einschränken.

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So können junge Menschen Altersarmut vorbeugen

Wie wir im vorherigen Abschnitt erklärt haben, ist eine geringe Rente fast immer das Ergebnis von unterbrochenen Erwerbsbiografien, jahrelanger Teilzeitarbeit und/oder einem geringen Lohn. Um Armut im Alter zu vermeiden, sollten junge Menschen also:

  1. Möglichst lange und ohne Unterbrechung arbeiten
  2. Möglichst Vollzeit arbeiten
  3. Möglichst gut verdienen

Eine hohe Bildung in nachgefragten Berufen, vor allem im IT-Bereich, im Ingenieurwesen und in Wirtschafts- und Rechtswissenschaften erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese drei Voraussetzungen erfüllt werden.

Dennoch reicht selbst eine gute Stelle nicht, um so viel Rente zu bekommen, dass der finanzielle Bedarf im Alter vollständig durch die gesetzliche Altersrente gedeckt ist. Wer beispielsweise 2024 68.000 Euro Jahresbrutto bekommt, hat das Anderthalbfache des durchschnittlichen Beschäftigten und bekommt 1,5 Rentenpunkte.

Gelingt es ihm, ganze 45 Jahre lang so viel zu verdienen, hätte er 67,5 Rentenpunkte und nach aktuellem Stand nach 45 Jahren eine Bruttorente von 2.654 Euro. Nach Steuern und Krankenversicherungsbeiträgen bliebe ihm eine Nettorente von etwas über 2000 Euro. Davon kann man sicherlich leben, aber große Sprünge sind auch nicht drin.

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Wie viel Rente du voraussichtlich später bekommst, erfährst du aus der Renteninformation, die du jährlich von der Rentenversicherung bekommst, wenn du mindestens 27 und seit mindestens 5 Jahren versichert bist. Damit kannst du deine Rentenlücke berechnen, also der Unterschied zwischen deinem Finanzbedarf und deiner künftigen Rente. Wahrscheinlich wirst du merken, dass auch deine Rente später nicht reichen wird.

Mit privater Altersvorsorge frühzeitig gegen Altersarmut absichern

Möchtest du deine Rentenlücke schließen, hast du mehrere Optionen:

  • Riester-Rente – diese private Rentenversicherung wird bei Arbeitnehmern und Beamten vom Staat bezuschusst, zudem lassen sich die Zahlungen steuerlich absetzen. Die Rendite bleibt jedoch im Vergleich zu Aktien- und ETF-Fonds überschaubar, auch sind die Verwaltungskosten hoch.
  • Rürup-Rente – die Rürup-Rente ähnelt der Riesterrente, ist aber für Selbstständige gedacht.
  • Betriebliche Altersvorsorge – manche Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern eine private Altersvorsorge an, die das Unternehmen finanziert. Wie die Verträge im Detail aussehen, unterscheidet sich je nach Unternehmen.
  • Private Altersvorsorge – zu den Optionen der privaten Altersvorsorge zählen Aktien und ETFs, Fonds, Staatsanleihen sowie selbst bewohnte Immobilien oder Immobilien als Kapitalanlage. Im Vergleich zu privaten Rentenversicherungen steigt das Risiko, aber auch die Rendite.
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4. Häufige Fragen zur Altersarmut in Deutschland

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

Silvia Benetti
Silvia Benetti
Redakteurin
Über die Autorin
Ich habe an der TU Berlin Physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und war anschließend jahrelang in der Windenergie-Branche tätig. Seit 2016 schreibe ich freiberuflich über Technik und Finanzen. Zu meinen Themen zählen Kryptowährungen, Finanzanlagen, Cybersecurity, Industrie 4.0 und erneuerbare Energien. Auch in meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit Investitionen in grüne Technologien und digitale Projekte.

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