Europa-ETF: Mit welchem ETF in europäische Aktien investieren?
ETFs ermöglichen Anlegern, von der Entwicklung an den Aktienmärkten zu profitieren, ohne eine große Menge einzelner Titel kaufen zu müssen. Zudem kann man mit solchen Indexfonds auch gezielt in bestimmte Themen oder Regionen investieren. Eine Möglichkeit genau dies zu tun ist eine Investition in einen Europa-ETF.
Doch welche Europa-ETF gibt es überhaupt? Welche sind die besten ETF und worauf solltest du achten, bevor du investierst? Auf diese Fragen und noch einiges mehr gehen wir in diesem Artikel ein.
1. Was ist ein Europa-ETF?
Wenn du in ETF investieren möchtest, musst du die für dich passenden ETF-Typen und -Regionen entscheiden. Auch Regionen kannst du mithilfe unterschiedlicher ETF-Typen abdecken. Deswegen ist ein Europa-ETF auch den Regionen-ETFs unterzuordnen.
Ein Europa-ETF unterteilt sich zudem in mehrere Länder. So kannst du beispielsweise einen DAX-ETF kaufen, um in einen Teilbereich Deutschlands zu investieren – ein breiteres Investment ist etwa ein Deutschland-ETF. Bevor du einen solchen ETF kaufst, solltest du immer einen Blick auf den Index werfen.
Es gibt zahlreiche ETF-Anbieter, welche unterschiedliche ETF auf die einzelnen Indizes auflegen. Wirf vor der Investition unbedingt einen Blick auf die Zusammensetzung des ETF und prüfe, ob der ETF-Anbieter ausgewählte Faktoren zur Performanceoptimierung berücksichtigt – in diese Fall sprechen wir von einem Smart Beta ETF oder Faktor-ETF.
Vor einer tieferen Betrachtung ist es zunächst wichtig eine Grundsatzdefinition vorzunehmen. Denn Europa ist nicht gleich Europa. Je nach Betrachtung können drei verschiedene „Europa-Formen“ gemeint sein, die jeweils unterschiedliche Länder beinhalten und dementsprechend bei der Evaluation einer potenziellen Investition in Betracht gezogen werden sollten:
- Europäische Union (EU): Alle 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union
- Geografisch: Alle EU-Staaten plus Norwegen, Großbritannien und die Schweiz
- Eurozone: Alle Staaten der EU (in Summe 19), die als Währung den Euro führen
In den 27 Mitgliedstaaten der EU leben ca. 447 Millionen Menschen, die ungefähr 9,3 Prozent der aktuellen Weltbevölkerung ausmachen. Gemessen am BIP ist die EU hinter China der zweitgrößte Akteur im Welthandel und somit vor den USA. Ungefähr 14 Prozent des internationalen Warenverkehrs spielen sich im Europäischen Wirtschaftsraum ab.
In absoluten Zahlen gemessen war dies im Jahr 2022 eine Summe von 15,81 Billionen Euro in der gesamten EU, von denen 13,41 Billionen auf die Eurozone entfielen. Die größten Beiträge zu diesem Ergebnis lieferten Deutschland (ca. 3,8 Billionen Euro), Frankreich (ca. 2,6 Billionen Euro) und Italien (ca. 1,9 Billionen Euro).
Welche europäischen Indizes gibt es?
In Europa gibt es aus unserer Sicht sechs Indizes, die sich für ein Investment eignen. Natürlich könnten wir an dieser Stelle auch Dividenden-ETF oder Themen-ETF berücksichtigen – dies würde die Auswahl aber zu komplex gestalten.
Bei den sechs relevanten Indizes erfolgt die Auswahl der enthaltenen Werte überwiegend auf der Basis des Börsenwertes. Je höher die Marktkapitalisierung eines Unternehmens, desto stärker ist die Gewichtung des Wertes innerhalb der Indizes.
Index | Europa-Definition | Enthaltene Werte | Anzahl ETF |
---|---|---|---|
STOXX Europe 600 | Geografisch | 600 | 8 |
FTSE Developed Europe | Geografisch | 562 | 2 |
MSCI Europe | Geografisch | 428 | 12 |
STOXX Europe 50 | Geografisch | 50 | 17 |
Euro Stoxx | Eurozone | 300 | 1 |
MSCI EMU | Eurozone | 228 | 6 |
Euro Stoxx 50 | Eurozone | 50 | 17 |
Drei der oben vorgestellten ETF berücksichtigen Unternehmen, die geografisch der Region Europa zuzuordnen sind. Somit finden sich hier auch Unternehmen aus Norwegen, Großbritannien und der Schweiz wieder.
Dahingegen fokussieren sich die anderen drei Indizes auf Unternehmen, die aus Ländern der Eurozone kommen.
Zu den letzteren gehört auch der Euro Stoxx 50, welcher als europäischer Leitindex gilt. Enthalten sind im Index 50 Unternehmen aus dem Euro-Raum. Die Gewichtung der einzelnen Positionen erfolgt basierend auf der Marktkapitalisierung, den Umsätzen und der Branchenzugehörigkeit.
2. Welche Europa-ETF gibt es?
Wie du im vorherigen Kapitel siehst, gibt es zahlreiche Indizes, die sich um Europa und den Euroraum drehen. Zur besseren Abgrenzung wollen wir uns im Folgenden um echte Europa-ETF, also jene ETF fokussieren, die einen geografischen Fokus setzen.
Hierfür stellen wir dir die 6 größten Europa-ETF in der nachfolgenden Tabelle vor.
Name | WKN | Index | Volumen | TER | Replikationsmethode | Ertragsverwendung | Positionen |
---|---|---|---|---|---|---|---|
iShares Core MSCI Europe UCITS ETF EUR (Dist) | A0MZWQ | MSCI Europe | 6.651 Mio. € | 0,12 % | Sampling | Ausschüttend | 430 |
Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF Acc | LYX0Q0 | Stoxx Europe 600 | 5.769 Mio € | 0,12 % | Physisch | Thesaurierend | 602 |
iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF (DE) (Dist) | 263530 | Stoxx Europe 600 | 5.372 Mio. € | 0,20 % | Physisch | Ausschüttend | 600 |
iShares Core MSCI Europe UCITS ETF EUR (Acc) | A0RPWG | MSCI Europe | 5.282 Mio. € | 0,12 % | Sampling | Thesaurierend | 430 |
Xtrackers MSCI Europe UCITS ETF 1C | DBX1ME | MSCI Europe | 3.566 Mio. € | 0,12 % | Physisch | Thesaurierend | 427 |
Vanguard FTSE Developed Europe UCITS ETF Distributing | A1T8FS | FTSE Developed Europe | 2.517 Mio. € | 0,10 % | Physisch | Thesaurierend | 562 |
Wie du hier siehst, sind die ETF auf den MSCI Europe und den STOXX 600 besonders häufig vertreten. Der FTSE Developed Europe kommt dahingegen lediglich ein Mal zum Einsatz.
Grundsätzlich zeigt sich auch, dass die ETF auf den MSCI Europe gesamtheitlich günstiger sind.
3. Welcher ist der beste Europa-ETF?
Nachdem wir nun die größten Europa-ETF betrachtet haben, wollen wir schauen, welche ETF sich für ein Investment eignen. Hierbei haben wir die zwei beliebte ETF herausgepickt.
Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF (Acc)
Aus unserer Sicht ist der Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF (Acc) der beste Europa-ETF, um in die geografische Region Europa zu investieren.
Mit einer TER von 0,07 Prozent hat dieser, im Vergleich zu den anderen vorgestellten Europa-ETF, die günstigsten jährlichen Kosten.
Der Lyxor Core STOXX Europe 600 (DR) UCITS ETF (Acc) repliziert den Stoxx Europe 600 Index. Dieser beinhaltet 600 Unternehmen aus zehn europäischen Ländern (Stand: August 2023). Die am stärksten repräsentierten Sektoren sind der Gesundheitssektor, das Finanzwesen und die Industrie.
Die unten stehende Grafik zeigt dir die prozentuale Gewichtung der Sektoren und Länder im Portfolio des ETF.
Zwar ist das Fondsvolumen mit 5,4 Milliarden geringer als beim iShares Core MSCI Europe UCITS ETF (DIST), allerdings bietet die Replizierung des Stoxx Europe 600 (600 Werte) einen höheren Diversifizierungsgrad als die des MSCI Europe (400 Werte). Die größten Werte im Portfolio des ETF sind Nestlé, Novo Nordisk, ASML, LVMH und Shell.
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iShares EURO STOXX 50 UCITS ETF (DE)
Möchtest du hingegen eher in die Eurozone investieren, so ist aus unserer Sicht der iShares EURO STOXX 50 UCITS ETF (DE) (WKN: 593395) einen genaueren Blick wert.
Mit einer TER von 0,10 Prozent ist dieser im Vergleich zu anderen Europa-ETF auch als günstig einzuordnen.
Der iShares EURO STOXX 50 UCITS ETF (DE) repliziert den EURO Stoxx 50 Index. Dieser beinhaltet 50 Unternehmen aus acht europäischen Ländern (Stand: August 2023). Die am stärksten repräsentierten Sektoren sind der Tech-Sektor, Konsumwerte und die Industrie. Die größten Werte im Portfolio des ETF sind ASML, LVMH, Total, SAP und Sanofi.
Nachfolgende Grafik zeigt dir die prozentuale Gewichtung der Sektoren und Länder im Portfolio des ETF.
Aus Gründen der Diversifikation sind die Europa-ETF jedoch den Euro-ETF vorzuziehen, da du hier in den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum investierst. Die Euro-ETF berücksichtigen ausschließlich Unternehmen aus der Eurozone, sodass wichtige Unternehmen wie Nestlé, Roche, Novartis, Shell etc. nicht berücksichtigt werden.
4. Die Investmentthese: Ist ein Europa-ETF sinnvoll?
Relevanz des Europäischen Wirtschaftsraums
Europa hat eine enorme Relevanz für die globale Wirtschaft und sollte in keinem Portfolio fehlen. Der durch die Europäische Union entstandene Binnenmarkt ist der weltweit größte Wirtschaftsraum, der den darin vertretenen Unternehmen ausgezeichnete Möglichkeiten zum Handeln und Wachsen bietet.
Ungefähr 14 Prozent des internationalen Warenverkehrs spielen sich im Europäischen Wirtschaftsraum ab. Damit ist die EU, gemessen am BIP, hinter China der zweitgrößte Akteur im Welthandel, noch vor den USA.
Das Wachstum der europäischen Wirtschaft lag, wie du in der Grafik erkennen kannst, seit 2009 im Jahresdurchschnitt nur bei ca. 3 Prozent und damit deutlich unter den Wachstumsraten, die beispielsweise China erzielte. Allerdings bieten europäische Werte im Vergleich dazu eine deutlich geringere Volatilität und bringen Stabilität ins Portfolio.
Diversifikation als Chance
Diversifikation ist für viele ETF-Investoren ein besonders relevanter Punkt im Rahmen der Anlagestrategie beim Aufbau eines ETF-Portfolios. Das Vorbild eines Weltportfolios wird dabei häufig als eine der einfachsten Formen zur Erzielung einer hohen Diversifikation und Balance zwischen Chancen- und Risikoverhältnis verstanden.
Im Mittelpunkt einer solchen Strategie steht unter anderem ein Investment in den MSCI World. Investieren in ein breites und globales Portfolio an Aktien mit nur einem ETF? Einfacher kann man doch gar nicht diversifizieren? Das stimmt nicht ganz. Denn 72 Prozent der Werte im MSCI World sind in Nordamerika angesiedelt, während lediglich 13 Prozent der Werte europäisch sind.
Grund dafür ist die Gewichtung des World Index auf der Basis der Marktkapitalisierung der Unternehmen. 15 der 23 Länder im MSCI World sind europäisch. Würde eine Gewichtung auf Basis des BIP dieser Länder erfolgen, so müssten diese einen Anteil von ca. 40 Prozent aufweisen. Demnach liegt ein sinnvoller Anteil europäischer Werte also deutlich höher. Somit bietet dir ein Europa-ETF die Möglichkeit zusätzlich zu diversifizieren und deine Renditechancen in einem ausgeglichenen Risikorahmen deutlich zu erhöhen.
Vorsicht: Einfluss von Wechselkursen auf die Rendite
Mehr Diversifikation kann gegebenenfalls auch zusätzliches Risiko bedeuten. Während Wechselkurseinflüsse bei einem Investment in der Eurozone für dich keine Rolle spielen, können Sie bei einer Anlage im geografischen Europa deine Renditechancen beeinflussen.
Indizes wie der Stoxx Europe 600 beinhalten größtenteils Werte aus Großbritannien oder der Schweiz. Dementsprechend beeinflusst die Entwicklung der entsprechenden Landeswährungen, im Verhältnis zum Euro, auch die Wertentwicklung deines angelegten Kapitals. Denn die Kurse der betroffenen Aktien werden in Euro umgerechnet.
Steigen die Kurse der Landeswährungen dieser Werte im Vergleich zum Euro, so steigert das auch den Wert des Index, denn umgerechnet in Euro sind diese Aktien nun mehr wert. Kommt es allerdings zum gegenteiligen Effekt, sprich die Währungen sinken im Vergleich zum Euro, wirkt sich dies negativ auf die Werte im Portfolio aus.
5. Chancen und Risiken von Europa-ETF
Die Chancen und Risiken, die bei einer Investition in einen Europa-ETF zu erwarten sind, lassen sich wie folgt gegenüberstellen:
Chancen von Europa-ETF
- Hohe Stabilität und geringe Volatilität
- Diversifikationsmöglichkeiten für das Portfolio
- Ausgeprägte Markttransparenz
- Investition in den größten Binnenmarkt der Welt
- Gewichtung Europas nach BIP möglich
- Vergleichsweise günstige Marktbewertungen
Risiken von Europa-ETF
- In der Vergangenheit geringeres Wachstum
- Währungsrisiken durch Nicht-Euro-Länder
- Schwäche des Euros durch Staatsverschuldungen
- Heterogene Einzelmärkte
- Unternehmen gehören eher zur „Old Econmy“
6. Europa-ETF kaufen: So geht es
Europa-ETF kaufst du im börsennotierten oder außerbörslichen Handel. Hierfür benötigst du ein Depot bei einem Neobroker, einer Direktbank oder einer klassischen Filialbank.
In unserem ETF-Depot-Vergleich haben wir die unterschiedlichen Anbieter bewertet und zeigen dir, welche Depots sich für ETF-Anleger wirklich lohnen.
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Grundsätzlich solltest du für dich entscheiden, ob du eher per Einmalkauf oder Sparplan investierst. Für Sparplan-Anleger haben wir die unterschiedlichen ETF-Sparplan-Depots verglichen. Hierbei fällt auf, dass sich gerade Neobroker aufgrund der günstigen Konditionen lohnen.
Insgesamt zeigt sich, dass bei einem ETF-Depot die Kosten wichtig sind. So sollte es keine Gebühren für die Depotführung geben. Auch niedrige Sparplanbeträge sind wichtig, um eine gute Diversifikation zu erzielen – auch mit geringen Beträgen.
7. Fazit: Europa-ETF sind gut diversifiziert und ermöglichen es, dein Weltportfolio zu balancieren.
Der Europäische Wirtschaftsraum ist von enormer Relevanz für die Wirtschaft. So entstehen in Europa rund 40 Prozent der globalen Wertschöpfung. Tendenziell ergibt es Sinn, Europa mithilfe eines entsprechenden ETF abzubilden, da der MSCI World die USA aufgrund der hohen Marktkapitalisierung übergewichtet.
Folglich eignet sich ein Europa-ETF, um ein Weltportfolio mit BIP-Gewichtung abzubilden. Berücksichtigen solltest du hierbei allerdings, dass Europa bereits entwickelt ist. Das Wachstum der Wirtschaftsregion fällt Vergleich zu China, Indien oder den USA gering aus, sodass die Wertentwicklung der enthaltenen Werte in der Vergangenheit niedriger war. Dafür bieten europäische Werte eine geringe Volatilität und stabilisieren das Portfolio, gepaart mit einem kontinuierlichen Wachstum.
Unabhängig von unseren Einschätzungen zur Region solltest du stets deine eigenen Nachforschungen anstellen und eine individuelle Entscheidung treffen. So weißt du, welche Aktien am besten in dein Portfolio passen. Falls du dir bezüglich der Aufstellung deines Portfolios noch unsicher bist, lies dir unseren Artikel zum idealen ETF-Portfolio durch.
Wie stehst du zu Europa-ETF? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen.