MSCI World ex USA ETF: Regionale Klumpenrisiken reduzieren?
Der MSCI World ist einer der Klassiker unter den ETF und vielen ein Begriff. Allerdings gibt es Investoren, die sagen, der MSCI World hätte einen zu großen Anteil USA-Aktien. Deshalb gibt es mittlerweile auch MSCI World ex USA ETF, die denselben Index abbilden, nur ohne Aktien aus den Vereinigten Staaten.
Der amerikanische Aktienmarkt hat in den vergangenen Jahren eine starke Kursrallye zurückgelegt, was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass dies so bleiben wird. Wir schauen uns deshalb den MSCI World ex USA genauer an und vergleichen diesen mit dem klassischen Weltindex.
1. Was ist ein MSCI World ex USA ETF?
MSCI World ex USA ETF sind Regionen-ETF, die den MSCI World ex USA Index replizieren. Um sie genauer zu verstehen, betrachten wir kurz den MSCI World Index, von dem sie eine Variation sind.
So ist der MSCI World aufgebaut
Der klassische MSCI World Index beinhaltet die größten Unternehmen der Industriestaaten. Der Index wird vom Unternehmen MSCI bereitgestellt und diese bestimmen, welche Länder als Industriestaaten gelten. Derzeit rechnet das Unternehmen 23 Staaten zu den Industrienationen.
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Aus diesen 23 Ländern werden die größten Unternehmen in den Index aufgenommen. Dazu werden die Aktiengesellschaften der Länder nach Marktkapitalisierung geordnet und zum Index hinzugefügt, bis 85 % der Marktkapitalisierung des Landes erreicht sind.
Da die USA jedoch weltweit mit Abstand die größten Unternehmen haben, machen auch die Aktien einen Großteil der weltweiten Marktkapitalisierung aus. Daher kommt es, dass die USA mehr als 60 % eines MSCI World ETF ausmachen. Dasselbe Bild zeigt sich auch im verwandten Index, dem FTSE Developed World. Auch hier machen amerikanische Positionen über 60 % des Volumens aus.
Der MSCI World ex USA filtert US-Aktien raus
Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten, dieses Klumpenrisiko zu umgehen. Viele Anleger investieren zusätzlich in andere Regionen-ETF, um andere Länder und Regionen in ihrem Gesamtportfolio mehr zu berücksichtigen. Das bekannteste Portfolio ist hierzu das 70/30-Weltportfolio, welches zu 70 % aus dem MSCI World und zu 30 % aus dem MSCI Emerging Markets besteht.
Der MSCI World ex USA versucht dieses Problem zu umgehen, indem US-Aktien einfach direkt herausgenommen werden. Das Prinzip, nachdem die Aktiengesellschaften ausgewählt werden, funktioniert genauso wie beim klassischen MSCI World. Es werden also bis zu 85 % der Marktkapitalisierung der jeweiligen Länder abgebildet und nach Marktkapitalisierung gewichtet. Hier jedoch nur aus 22 Industrienationen; denn die USA werden außen vor gelassen.
Mit Blick auf die Zusammensetzung des MSCI World ex USA lässt sich Folgendes über den Index sagen (Stand: April 2024)
- Der ETF beinhaltet 850 Aktien. Die größten sind derzeit Novo Nordisk, ASML Holding, Nestlé, Toyota Motor, LVMH Moët Hennessy und Shell.
- Das Land mit dem größten Anteil ist Japan mit rund 21 % gefolgt von Großbritannien mit 13 % und Frankreich mit circa 11%.
- Die Top 10 Aktien machen etwa 14 % des gesamten Volumens aus.
- Die vier größten Sektoren sind Finanzdienstleistungen, Industrie, Konsumgüter und Pharmazie.
Ein MSCI World ex USA ETF beinhaltet also nur etwa 850 Unternehmen, anders als der klassische Weltindex mit rund 1450 Aktien. Die Top 10 machen im MSCI World mit USA derzeit über 20 % aus. In dem ohne die USA dafür nur rund 14 %. Die ex USA ETF sind damit ein wenig besser gewichtet, um Risiko zu streuen. Auch die Wirtschaftssektoren unterscheiden sich voneinander.
So ist die Finanzbranche in den ETF ohne USA am stärksten. Im klassischen MSCI World machen im Gegensatz dazu Technologieunternehmen den größten Teil aus.
Im weiteren Verlauf wollen wir uns nun einmal ein paar der größten in Deutschland verfügbaren MSCI ex USA ETF ansehen.
2. Welche MSCI World ex USA-ETF gibt es?
Die Idee, einen ETF auf den MSCI World nur ohne die USA aufzulegen, ist relativ neu. Deshalb konnten wir zu diesem Index an den deutschen Börsen auch nur 1 ETF finden, welcher erst kürzlich auferlegt wurde.
Den UBS MSCI World ex USA Index Fund haben wir in dieser Tabelle nicht gelistet, da Privatanleger nicht in diesen Indexfonds investieren können.
ETF | ISIN | Index | Volumen | TER | Ertragsverwendung | Domizil | Replikationsmethode |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Xtrackers MSCI World ex USA UCITS ETF 1C | IE0006WW1TQ4 | MSCI World ex USA | 157 Mio. Euro | 0,15 % p.a. | Thesaurierend | Irland | Physisch |
3. Welcher ist der beste MSCI World ex USA-ETF?
Da der UBS MSCI World ex USA Index Fund nur institutionellen Anleger zur Verfügung steht, reduziert sich die Auswahl an ETF für ein MSCI World ex USA Investment auf lediglich den Xtrackers MSCI World ex USA UCITS ETF 1C.
ETF | Index | KGV | Value/Growth-Orientierung | Länder | Region | Size-Orientierung |
---|---|---|---|---|---|---|
Xtrackers MSCI World ex USA UCITS ETF 1C | MSCI World ex USA Index | 15.49 | Neutral | 22 | Industrieländer ohne USA | Large & Mid Cap |
In den USA gibt es weitere MSCI World ex USA ETF, allerdings empfehlen wir einen Kauf an ausländischen Börsen aufgrund der höheren Transaktionskosten nicht.
Werfen wir einen Blick auf die Eckdaten des Xtrackers MSCI World ex USA UCITS ETF lässt sich sagen, dass dieser mit einer TER von 0,15 % pro Jahr recht günstig ist. Allerdings fällt auf, dass der ETF noch sehr jung ist. Sein Auferlegungsdatum ist erst der 6. März 2024.
Damit lässt sich auch das noch geringe Fondsvolumen begründen, welches aktuell bei 157 Millionen Euro liegt. Dies ist ausreichend, um nicht eindeutig Gefahr zu laufen, dass der ETF aufgrund von Unwirtschaftlichkeit aufgelöst wird.
Generell schauen viele Anbieter nach einigen Jahren, ob der ETF ein genügendes Volumen erreicht hat und sich dieser für den Emittenten lohnt. Ist das nicht der Fall, kann unter Umständen der ETF geschlossen oder mit einem anderen fusioniert werden.
4. Die Investmentthese: Ist ein MSCI World ex USA ETF sinnvoll?
Die Kernfrage ist hierbei, ob es sinnvoll ist, die USA auszuschließen. Diese sind derzeit die weltweit größte Volkswirtschaft und haben dazu auch den größten Aktienmarkt. Das BIP der Vereinigten Staaten belief sich 2022 auf 25.462 Milliarden US-Dollar. Damit haben die USA immer noch einen erheblichen Vorsprung zu China, der aktuellen Nummer Zwei.
Auch die Prognose des Internationalen Währungsfonds sieht für die USA ein besseres Wachstum als für die Eurozone vor. In ihrem jährlichen World Economic Outlook prognostiziert der IWF den Vereinigten Staaten für 2024 ein Wachstum von 2,7 %. Für die Eurozone wird nur ein Wachstum von 0,8 % für dieses Jahr vorhergesagt. Prognosen sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen und können sich im Nachhinein oft als falsch herausstellen.
Die USA haben einen großen Vorsprung im Technologiesektor
Für die USA spricht zudem, dass die meisten der großen Tech-Unternehmen dort ansässig sind. Dies sind ebenfalls die Wertpapiere, die im klassischen MSCI World die größten Positionen ausmachen. In dem Index sind Microsoft, Apple, Nvidia, Amazon und Meta (ehemals Facebook) die 5 größten Aktiengesellschaften. Genau darin liegt auch die Kritik am MSCI World, nämlich ein zu großer Anteil an US-Unternehmen und auch zu viel Tech. Dagegen wird oft angeführt, dass diese Unternehmen einen erheblichen Teil ihres Umsatzes in Europa und Asien machen. Deshalb sind diese nicht unbedingt nur abhängig von der wirtschaftlichen Lage der USA.
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MSCI World ex USA beinhaltet die gleichen Unternehmen wie der MSCI World – ausschließlich der US-Aktien
Ebenfalls ist die Anzahl der Unternehmen im MSCI World ex USA geringer. Da der Index einfach ohne US-Aktien repliziert wird, beinhaltet dieser nur etwa 850 Positionen. Mit den USA wären dies etwa 1450 enthaltene Aktien. Im Index ohne die USA sind die anderen Regionen dafür stärker gewichtet. Im Falle einer Wirtschaftskrise in den USA würde der ETF damit nicht so starke Kursverluste verzeichnen.
Jedoch könnte man dagegen argumentieren, dass die USA und Europa wirtschaftlich so verflochten sind, dass eine starke Wirtschaftskrise auch Europa merkbar beeinflussen würde.
Dafür hat der MSCI World ex USA mit über 50 % einen fast ebenso großen Anteil an europäischen Werten. Japan macht mit circa 20 % ebenfalls einen nicht unerheblichen Teil aus. Das viel kritisierte Klumpenrisiko beim MSCI World verschwindet nicht, wenn man die USA herausnimmt; es verschiebt sich nur auf andere Regionen.
Die USA haben in der Vergangenheit ein besseres Wachstum verzeichnet
Ebenfalls gegen den MSCI World ex USA spricht, dass der amerikanische Aktienmarkt in den letzten 5 bis 10 Jahren deutlich stärker gewachsen ist. Der S&P 500, welcher die 500 größten amerikanischen Aktien abbildet, wuchs in den vergangenen fünf Jahren um rund 70 %. Der Stoxx Euro 600, welcher die 600 größten europäischen Aktiengesellschaften umfasst, verzeichnet dagegen nur 29 %. Japans Leitindex, der Nikkei, konnte dafür immerhin 68 % Wachstum in dem Zeitraum verzeichnen.
Das zeigt sich auch im Vergleich zwischen der Wertentwicklung der beiden MSCI-Indizes. Zwar sind die ETF auf den ex USA-Index relativ neu, den zugrundeliegenden Index gibt es aber schon seit 1986. Daher können diese auch über einen längeren Zeitraum miteinander verglichen werden.
Während um das Jahr 2009 herum die Indizes fast gleich gewachsen sind, hat der Index mit US-Werten in den letzten zehn Jahren deutlich besser performt.
Hierzu sei noch mal gesagt, dass die Kurse der Vergangenheit nicht als Wegweiser für die Kurse der Zukunft dienen. Wie sich diese entwickeln, ist ungewiss. Vergangene Kurse können lediglich einen Eindruck und einen ungefähren Richtwert bieten.
Alles in allem ist die dahinterliegende Idee des MSCI World ex USA prinzipiell gut, aber vieles spricht derzeit gegen den ETF. Sein Anteil an Investitionen in die USA kann auch über andere Wege reduziert werden. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Equal Weight ETF.
Ebenfalls sind die USA derzeit immer noch Vorreiter im Technologie- und KI-Bereich und werden auf absehbare Zeit die größte Volkswirtschaft bleiben.
5. Chancen und Risiken von MSCI World ex USA ETF
Der Weltindex ohne die USA hat also sowohl Vor- als auch Nachteile, wobei meiner Ansicht nach die Nachteile überwiegen.
Chancen der ETF auf den MSCI World ex USA
- Kann das USA-Klumpenrisiko im Portfolio reduzieren
- Hat eine ausgeglichenere Gewichtung der Aktiengesellschaften
- Gewichtet den Tech-Sektor niedriger
Risiken der ETF auf den MSCI World ex USA
- Hat mit einem Anteil von über 50 % ein Klumpenrisiko auf Europa anstatt den USA
- Nur 1 ETF mit relativ geringem Fondsvolumen zur Auswahl
- Hat in den letzten 5 Jahren einen schlechteren Wertzuwachs verzeichnet als MSCI World ETF
- Beinhaltet weniger Wertpapiere als der MSCI World
- Ohne US-Aktien verzichtet man auf viele Börsengiganten
6. MSCI World ex USA-ETF kaufen: So geht es
Die beiden verfügbaren ETF kannst du über einen Broker kaufen. Da ETF börsengehandelte Indexfonds sind, können diese einfach über die Börse gehandelt werden. Dies hat den Vorteil, dass du ETF-Anteile jederzeit relativ unkompliziert kaufen oder verkaufen kannst.
Hierfür benötigst du ein Depot bei einem Broker. Für ein Depot können monatliche Kosten sowie Ordergebühren für jeden Kauf und Verkauf anfallen. Die besten Konditionen der verschiedenen Anbieter findest du in unserem Depotvergleich.
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Du hast bei den meisten Anbietern ebenfalls die Option, einen Sparplan anzulegen. Dann investierst du einen fixen Betrag in einen gewünschten ETF. Das hat den Vorteil, dass du schon früh und mit kleinen Summen mit dem Vermögensaufbau beginnen kannst. Auch hier fallen teilweise Gebühren und sogar Provisionen an. Deshalb haben wir auch hier Tests durchgeführt, um das beste Sparplan-Depot ausfindig zu machen.
7. Häufig gestellte Fragen zu MSCI World ex USA-ETF
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.