Was ist ein Tilgungsdarlehen? Definition, Berechnung sowie Vor- und Nachteile
Das Tilgungsdarlehen wird auch Abzahlungsdarlehen genannt und gehört zur Grundlage des Kreditgeschäftes.
In diesem Artikel erfährst du die wichtigsten Informationen zu dieser Form des Darlehens.
Wir zeigen dir die Vor- und Nachteile vom Tilgungsdarlehen, erklären die Berechnung und geben dir wichtige Tipps, worauf du beim Kreditnehmen achten solltest.
1. Was ist das Tilgungsdarlehen?
Der Begriff Tilgungsdarlehen setzt sich aus zwei Wörtern zusammen: Tilgung und Darlehen.
Doch wie genau erfolgt die Tilgung?
Bei Abschluss des Darlehens wird der Tilgungsbetrag festgelegt. Dieser Betrag bleibt über die Laufzeit des Darlehens immer gleich, egal ob die Tilgung monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich gezahlt wird. Der Zinsbetrag wird immer aus dem aktuellen Darlehenssaldo ermittelt.
Frühere Baufinanzierungen waren häufig als Tilgungsdarlehen aufgebaut. Der Vorteil ist natürlich die sinkende Rate. Allerdings ist der Nachteil die hohe Rate zu Beginn der Darlehensphase. Bei Erwerb einer Immobilie durch einen Immobilienkredit kommen gerade am Anfang noch weitere Nebenkosten oder Investitionen hinzu. So ist die anfänglich hohe Rate mit einem vergleichsweise hohen finanziellen Aufwand verbunden.
Deshalb findet man Tilgungsdarlehen für Baufinanzierungen aktuell nur noch selten. Üblich ist inzwischen die Verwendung eines Annuitätendarlehens.
Die drei wichtigsten Eigenschaften eines Tilgungsdarlehens sind folgende:
- Die zurückzuzahlende Rate setzt sich aus dem Tilgungsbetrag und der Zinslast zusammen
- Der Tilgungsbetrag ist über die Laufzeit fest
- Die zurückzuzahlende Rate sinkt jedoch mit der Zeit, da sich die Zinslast reduziert
2. Wie berechnet sich ein Tilgungsdarlehen?
Du weißt nun schon, dass die Rate sinkt, weil der Zinsaufwand weniger wird.
Mit der folgenden Beispielrechnung für ein Tilgungsdarlehen wird das sicher noch verständlicher:
Hier die Daten für die Berechnung:
- Darlehensbetrag: 300.000,00
- Tilgungssatz: 2,5% p.a.
- fester Tilgungsbetrag: 625,00 €
- Zinssatz: 1,5% p.a.
- Zahlungsweise: monatlich
Darlehensbetrag | Tilgungsbetrag | Zinsbetrag | monatliche Rate | Darlehensbetrag nach Tilgung | |
---|---|---|---|---|---|
1. | 300.000,00 € | 625,00 € | 375,00 € | 1.000,00 € | 299.375,00 € |
2. | 299.375,00 € | 625,00 € | 374,22 € | 999,22 € | 298.375,00 € |
3. | 298.750,00 | 625,00 € | 373,44 € | 998,44 € | 298.125,00 € |
Zur Berechnung des Tilgungsdarlehens ermitteln wir den Zinsbetrag sowie den Tilgungsbetrag.
Die Formel für die Berechnung des Zinsbetrages in € lautet:
in unserem Beispiel wird so gerechnet:
Die Formel für die Berechnung des Tilgungsbetrages in € lautet:
in unserem Beispiel wird so gerechnet:
3. Wann lohnt sich ein Tilgungsdarlehen?
Die Tilgung erfolgt bei Tilgungsdarlehen in der Regel schneller als bei anderen Darlehensformen.
Deshalb ist das Tilgungsdarlehen gerade dann sinnvoll, wenn du deinen Kredit schnellstmöglich tilgen möchtest. Natürlich muss man sich das auch leisten können, da die anfänglichen Raten vergleichsweise hoch sind.
4. Welche Vorteile und Nachteile hat ein Tilgungsdarlehen?
Im Folgenden blicken wir auf die Vor- und Nachteile eines Tilgungsdarlehens.
Nachteile von Tilgungsdarlehen
- keine gleichbleibende Rate
- hohe Raten zu Beginn
- häufig nicht möglich da (je nach Verwendungszweck) nicht vom Kreditgeber angeboten
5. Zusatzoptionen beim Tilgungsdarlehen
Beim Tilgungsdarlehen gibt es eine Besonderheit: Die Zinszahlung ist unabhängig von der Tilgung möglich.
Es ist möglich die Zinsen häufiger zu bezahlen als die Tilgung. Beispielsweise kann die Tilgung vierteljährlich erfolgen und die Zinsen monatlich. Dies kann bei unregelmäßigen Einnahmen sinnvoll sein.
Außerdem gibt es folgende weitere Zusatzoptionen für Tilgungsdarlehen:
6. Tilgungsdarlehen oder Annuitätendarlehen
Die beiden Begriff Tilgungsdarlehen und Annuitätendarlehen sind keine Synonyme.
Die nachfolgende Tabelle zeigt die beiden Darlehensarten im direkten Vergleich. Wir vergleichen hierbei die Zinsbelastung, den Verlauf der Rate sowie die Laufzeit.
Tilgungsdarlehen | Annuitätendarlehen |
---|---|
sinkende Rate | gleichbleibende Rate |
gleichbleibende Tilgung | steigende Tilgung durch ersparte Zinsen |
kürzere Laufzeit | längere Laufzeit |
weniger Zinsen fallen an | höhere Zinsbelastung |
7. Tipps zum Tilgungsdarlehen
Wichtig ist es dein Budget zu planen. Über eine Einnahmen-Ausgaben Rechnung kannst du dir eine Übersicht verschaffen, wie hoch deine Rate maximal sein darf. Dies ist die Grundlage für die erste Rate.
Ebenso solltest du für die Planung deines Budgets sonstige anfallende Kosten berücksichtigen. Beim Erwerb einer Immobilie sind dies beispielsweise beim Darlehen nicht berücksichtigte Investitionen oder Nebenkosten (Maklerprovision oder Kosten für Grundschuldeintragung).
Außerdem solltest du den Tilgungsplan beachten. Da es keine konstante Rate gibt, ist es wichtig zu wissen wie hoch die aktuell zu zahlende Rate ist. Sonst wird es schnell unübersichtlich.
Hast du einen Festzins vereinbart, hilft dir der Tilgungsplan bei der Übersichtlichkeit der Raten sehr gut.
Wenn jedoch ein variabler Zinssatz vereinbart wurde, kann sich die Rate jedoch häufiger ändern, z.B. vierteljährlich. Grundlage für die Anpassung des Zinssatzes ist hierbei der Darlehensvertrag. Je nach Kreditgeber gibt es verschiedene Richtlinien für die Änderung. Eine Änderung erfolgt jedoch immer in Anlehnung an dem aktuell marktüblichen Zinsniveau.
8. Fazit zum Tilgungsdarlehen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass du durch ein Tilgungsdarlehen oder Abzahlungsdarlehen Zinsen sparen kannst. Das ist durch die schnellere Rückzahlung möglich.
Allerdings ist das Tilgungsdarlehen nur dann zu empfehlen, wenn du dir die höheren Anfangsraten leisten kannst und auch die sonstigen Kosten in dein Budget passen. Diese Darlehensform wird häufig von den finanzierenden Banken nicht oder nur auf Nachfrage angeboten. Bei Autokrediten oder Konsumkrediten ist dies eher unüblich.
Für Privatkunden kommen Abzahlungsdarlehen eher selten in Frage. Im gewerblichen Bereich ist diese Darlehensform jedoch durchaus üblich. Grund dafür ist die steuerliche Abschreibung des finanzierten Gegenstandes.