Das Annuitätendarlehen – mit konstanten Raten den Kredit bezahlen
Annuitätendarlehen – dieses Wort hast du sicherlich schon häufig gehört oder gelesen.
Das Annuitätendarlehen ist nämlich der “Klassiker” unter den Darlehen und wird für jegliche Art von Krediten verwendet. Zum Beispiel für Immobilienkredite oder Studienkredite.
Wenn du diesen Artikel gelesen hast wirst du feststellen, dass ein Annuitätendarlehen einfacher zu verstehen ist, als du im ersten Moment denkst.
1. Was ist ein Annuitätendarlehen?
Das Annuitätendarlehen gehört zu den Tilgungsdarlehen und ist eine Finanzierungslösung für die Begleichung eines Kredits. Während der Laufzeit wird der Darlehensbetrag also mit jeder Zahlung geringer. Unter Annuität kannst du einfach die Raten verstehen, die du für Zinsen und die Tilgung deines Kredits bezahlen musst. Die Annuität setzt sich somit aus einem Tilgungsbetrag und dem Zinsbetrag zusammen. Das Besondere an einem Annuitätendarlehen ist jedoch, dass die Rate oder Annuität während der Zinsbindungsfrist immer konstant bleibt.
Eine Zinsbindungsfrist ist ein Zeitraum, für den der Zinssatz festgelegt ist und sich nicht verändert. Die Zinsbindungsfrist kann sowohl für die gesamte Kreditlaufzeit (bei kürzeren Laufzeiten unter 10 Jahren, z. B. Autokredit), als auch nur für eine gewisse Zeit vereinbart werden, z.B. für 5 oder 10 Jahre.
Eine variable Verzinsung ist grundsätzlich auch möglich, hier wird der Zinssatz bei jeder vierteljährlichen Zinsänderung angepasst. Wann genau die Zinsänderung erfolgt, ist im Darlehensvertrag festgelegt. Die variable Verszinsung ist jedoch nicht üblich, sollte hier jedoch erwähnt sein.
Die Zahlung der Annuität erfolgt üblicherweise monatlich. Vierteljährliche, halbjährliche oder jährliche Zahlungen sind aber auch möglich.
2. Wie berechnet sich ein Annuitätendarlehen?
Für die Berechnung der Annuität gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ist die gewünschte Darlehenslaufzeit oder die Höhe der Annuität die Grundlage für die Berechnung.
Der Darlehensbetrag wird durch die Tilgung immer geringer und die zu zahlenden Zinsen somit auch. Hierbei wird der Darlehensbetrag aus dem aktuellen Darlehenssaldo berechnet. Die Differenz zwischen dem Betrag der Annuität und dem Zinsbetrag wird durch eine Tilgung aufgefüllt.
Diese Differenz zwischen dem letzten Tilgungsanteil und dem neuen Tilgungsanteil bezeichnet man als ersparte Zinsen. Bei einem Annuitätendarlehen spricht man von einem anfänglichen Tilgungssatz. Der Tilgungsbetrag kann nämlich nach der ersten Zahlung nicht mehr mit dem Tilgungssatz berechnet werden.
Die Berechnung möchte ich dir in dem folgenden Beispiel aufzeigen:
Hier die Daten für die Berechnung:
- Darlehensbetrag: 300.000,00 €
- Annuität: 1.000,00 €
- Annuität: 4,00 %
- Tilgungssatz: 2,5 %
- Zinssatz: 1,5 %
- Zahlungsweise: monatlich
Darlehensbetrag | Tilgungssatz 2,5 % | Zinssatz 1,5% | monatliche Annuität | Darlehensbetrag nach Tilgung | |
1. | 300.000,00 € | 625,00 € | 375,00 € | 1.000,00 € | 299.375,00 € |
2. | 299.375,00 € | 625,78 € | 374,22 € | 1.000,00 € | 298.749,22 € |
3. | 298.749,22 € | 626,56 € | 373,44 € | 1.000,00 € | 298.122,66 € |
3. Exkurs: Was ist das Disagio beim Annuitätenkredit?
Selten kommt es vor, dass bei einem Darlehen ein Disagio vereinbart wird. Hierbei handelt es sich um einen bestimmten Prozentsatz, meist zwischen 2% und 4%. Darauf musst du unbedingt achten, da das Disagio bei der Auszahlung vom Darlehensbetrag abgezogen wird und zu einer Finanzierungslücke führen kann.
Auf unser Rechenbeispiel bezogen, würde bei einem Annuitätendarlehen von 300.000,00 € bei einem Disagio von 2% nur noch 294.000,00 € ausbezahlt werden.
4. Welche Vor- und Nachteile hat ein Annuitätendarlehen?
Nachteile
- konstante Annuität auch bei gegebenenfalls schwierigen finanziellen Phasen (z.B. Krankheit, Arbeitslosigkeit)
- Zinsbindung auch bei sinkendem Zinsniveau
5. Zusatzoptionen beim Annuitätendarlehen
Beim Abschluss eines Annuitätendarlehens hast du in Abhängigkeit der Kreditart, der Kredithöhe und der finanzierenden Bank mehrere Zusatzoptionen zur Auswahl. Im Folgenden will ich dir einige Zusatzoptionen vorstellen.
Restschuldversicherung
Die Restschuldversicherung greift je nach Anbieter zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Tod. Beim Abschluss einer Restschuldversicherung muss genau überlegt werden, ob diese für dich sinnvoll ist. Restschuldversicherungen sind meist sehr teuer. Du solltest dir deshalb vorher unbedingt die Kosten aufzeigen lassen.
Risikolebensversicherung
Gerade bei Immobilienkrediten oder bei höheren Darlehensbeträgen ist der Abschluss einer Risikolebensversicherung sehr sinnvoll, da im Todesfall die Hinterbliebenen nicht die Schulden erben oder den finanzierten Gegenstand (z.B. Immobilie) verkaufen müssen.
Sondertilgungen
Die Vereinbarung einer Sondertilgungsmöglichkeit ist in jedem Fall sinnvoll. Diese werden im Darlehensvertrag festgelegt und sind keine Verpflichtung, sondern eine Möglichkeit. Dadurch kannst du das Darlehen zusätzlich tilgen und somit die Laufzeit sowie die Zinskosten reduzieren. Wurde kein Sondertilgungsrecht vereinbart so ist ein Vorfälligkeitsentgelt zu bezahlen.
Änderungen der Annuität
Änderungen der Annuität während der Zinsbindungsfrist sind oftmals möglich. Hierfür passt deine finanzierende Bank den Tilgungsanteil im Darlehen an. Beachte, dass diese Option einen Zinsaufschlag kosten kann.
Tilgungsfreier Zeitraum
Bei Aufnahme des Darlehens kann der Beginn der Annuität zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt werden. In der Zeit bis zum Beginn wird nur der Zins des abgerufenen Darlehensbetrages fällig. Dies kann gerade bei Immobiliendarlehen sinnvoll sein.
Forwarddarlehen
Bereits vor Ablauf der Zinsbindungsfrist kannst du dir die aktuellen Zinssätze mit einem Forward-Darlehen sichern. Dies ist mit einem Aufschlag auf den zukünftigen Zinssatz verbunden. Kann aber bei steigendem Zinsniveau oder für die Planungssicherheit sinnvoll sein.
5. Bauspardarlehen oder Annuitätendarlehen – darauf kommt es an
Bei einem Bauspardarlehen sparst du den Bausparer an, bis dieser zuteilungsreif ist. Erst mit der Zuteilung wird das Bauspardarlehen ausgereicht.
Während der Ansparung des Bausparers muss das Darlehen vorfinanziert werden. Das heißt, für diesen Darlehensbetrag werden während der Ansparung nur Zinsen gezahlt. Ein Bauspardarlehen kann jedoch nur für wohnwirtschaftliche Zwecke verwendet werden.
Ein Bauspardarlehen ist auch ein Annuitätendarlehen.
6. Was passiert, wenn die Kreditrate nicht gezahlt wird?
Wenn du die Kreditrate nicht bezahlen kannst, musst du dich unbedingt vorher mit dem Darlehensgeber in Verbindung setzen und nach Möglichkeiten für eine Aussetzung oder Reduzierung fragen.
Wird die Rate ohne vorherige Absprache nicht bezahlt, wird diese rückständig und Verzugszinsen fallen an. Gleichzeitig startet das Mahnverfahren, welches wiederum noch zusätzlich Mahngebühren verursacht.
Im schlimmsten Fall führt das Mahnverfahren zur Kündigungsreife und somit zur Kündigung des Darlehens. Außerdem kann der Darlehensgeber nach der zweiten Mahnung und der verstrichenen 14-tägigen Frist einen negativen SCHUFA-Eintrag vornehmen.
7. Fazit zum Annuitätendarlehen
Das Annuitätendarlehen ist eines der am häufigsten anzutreffenden Darlehen in Deutschland. Egal ob du dich für einen Immobilienfinanzierung, einen Autokredit oder eine andere Finanzierung entscheidest, hast du eine konstante Rate, dann handelt es sich um einen Annuitätenkredit.
Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass sich ein solcher Annuitätenkredit besonders für die Planungssicherheit eignet. Wer eine Immobilie finanziert, der möchte eine konstante Rate an die finanzierende Bank bezahlen. Während der Laufzeit erhöht sich hier automatisch der Tilgungsanteil innerhalb der Annuität.
Für mich ist das Annuitätendarlehen nicht umsonst der „Klassiker“ unter den Darlehen. Je mehr Zahlungen erfolgen, umso höher wird die Tilgung. Die gleichbleibende Rate ist einfach übersichtlich und gut einzuplanen. Außerdem gibt es noch genügend Optionen durch Sondertilgung, Zinsablauf oder Änderungen der Annuität während der Laufzeit.
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9. FAQ - Häufig gestellte Fragen zum Annuitätendarlehen
- Anonymisierter Benutzer31. Januar 2023Sehr geehrte Frau Lautner, ist es der Bank gestattet, eine Rate früher als vertraglich ausgemacht, einzuziehen? Meine Bank hat mehrmals meine Rate eines Annuitätendarlehens vor dem vereinbarten Termin eingezogen. Statt zum 1. Des Monats, hier bekomme ich auch mein Gehalt, zum 30. des Vormonates oder auch noch früher. Dadurch rutsche ich in den Dispositionskredit des Girokontos und muss natürlich Zinsen bezahlen. Ich finde das ein unlautere Geschäftsgebaren. Mit freundlichen Grüßen Brigitte Luschkowski