Erdgas als Energierohstoff wird in Erdgasspeichern gelagert
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Erdgas: Verwendung und Prognose zum Energierohstoff

Zuletzt am 01.05.2023 aktualisiert
Erschienen am 16.01.2023
Lesezeit 5 min.

Dennis Groß
Redakteur
Überprüft durch Sebastian Rau
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Der Energierohstoff Erdgas gilt als unverzichtbar für die Industrie. Zumindest stehen, kurzfristig betrachtet, keine alternativen Energieträger in ausreichender Kapazität zur Verfügung. Ebenso wichtig ist der Rohstoff Gas für die privaten Haushalte. Laut dem Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft wird jede zweite Wohnung in Deutschland mit Gas beheizt.

In dieser ausführlichen Analyse zum Energierohstoff Erdgas stellen wir dir noch weitere Anwendungsgebiete vor. Außerdem erhältst du einen Überblick zu den größten Gasproduzenten. Dabei zeigen wir dir, wie du in Gasaktien investieren kannst und erläutern, wieso Erdgas hinsichtlich der Energiewende eine so enorm wichtige Rolle spielt.

Zunächst befassen wir uns mit den Investmentmöglichkeiten in Form von Gas-Aktien.

1. Gas-Aktien: In Konzerne aus der Gasindustrie investieren

In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns ausführlich mit dem Thema Gas-Aktien. Zunächst stellen wir dir die führenden Konzerne aus dem Gassektor vor.

Diese Konzerne dominieren den Gassektor

Wir betrachten im folgenden Verlauf die Top 10 aus dem Öl- und Gassektor.

Wichtiger Hinweis: Alle vorgestellten Aktien dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Handlungsempfehlung dar.

Gazprom ist ein Gasproduzent aus Russland.

Aktuell sind russische Aktien außerhalb Russlands nicht handelbar. Trotzdem stellen wir dir diese Gas-Aktie vor, da Gazprom der weltweit größte Gasproduzent ist.

Außerdem war Gazprom für Europa der bedeutendste Gaslieferant. Seit dem Beginn des Ukrainekonflikts hat sich die Relevanz russischen Gases für Deutschland verringert.

Der amerikanische Ölkonzern Exxon Mobil ist ein Global Player im Öl- und Gassektor. Das Unternehmen strebt Netto-Null-Emissionen bis 2050 an.

Außerdem forscht Exxon Mobil seit einigen Jahren an innovativen Biokraftstoffen mit vermindertem Ausstoß.

Des Weiteren fördert Exxon Mobil Erdgas direkt in Deutschland.

Chevron ist ebenfalls ein amerikanischer Konzern, dessen Schwerpunkt bisher auf Erdöl lag.

Allerdings ist Chevron bestrebt, seine Emissionen zukünftig deutlich zu reduzieren und die Energienachfrage klima- und umweltfreundlicher zu decken.

Deshalb deckt Chevron die gesamte Wertschöpfungskette im Gassektor ab:

  • Exploration
  • Produktion
  • Transport
  • Weiterverarbeitung
  • Bau von Pipelines

Shell gehört zur Gruppe der Big-Oil-Konzerne. Bisher lag der Fokus überwiegend auf Erdöl, jedoch will das Unternehmen in Zukunft klima- und umweltfreundlicher werden.

Deshalb wird die Bedeutung von Erdgas und erneuerbaren Energien im Portfolio zunehmen.

BP ist ein britischer Öl- und Gaskonzern, dessen Fokus sich zunehmend in Richtung Nachhaltigkeit verschiebt.

Dafür investiert BP in Elektromobilität, Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe.

Gemeinsam mit Uniper treibt BP die Herstellung von grünem Wasserstoff voran.

CNPC ist der drittgrößte Ölkonzern der Welt und führend auf dem chinesischen Markt.

Zudem ist CNPC der größte Gasproduzent Chinas. Der Konzern ist verantwortlich für 60% von Chinas gesamter  Gasversorgung.

Eni ist ein italienischer Mineralöl- und Energiekonzern. Das Unternehmen deckt die Bereiche Erdöl, Erdgas, Stromerzeugung, Petrochemie und Services ab.

Zusätzlich betreibt der Konzern die Marke Agip.

Bis 2050 will Eni enorme Kapazitäten an erneuerbaren Energien ausbauen.

ConocoPhillips exploriert, produziert, transportiert und vermarktet Öl sowie Erdgas.

Außerdem hat sich der Konzern das Ziel gesetzt, bei Flüssiggas-Technologien ein Global Leader zu werden.

Der norwegische Konzern Equinor ASA ist ein internationales Energieunternehmen und der zweitgrößte Gaslieferant Europas.

Nach eigenen Angaben sind die Norweger auch der erste Betreiber eines schwimmenden Windparks auf hoher See.

Kinder Morgan mit Sitz in Houston, Texas betreibt 135.000 Kilometer Erdgas- und Erdöl-Pipelines und 143 Terminals.

Das Unternehmen ist also spezialisiert auf die Infrastruktur und Logistik im Gassektor.

Öl- und Gasreserven kommen oftmals gemeinsam in der Natur vor. Die größten Gas-Aktien sind daher gleichzeitig die führenden Öl-Aktien. In einer separaten Analyse findest du Detailinformationen zum Energierohstoff Erdöl.

Die nachfolgende Grafik zeigt eindrücklich, dass Öl- und Gasaktien zu den Schwergewichten an den Finanzmärkten zählen. Zu sehen sind die 20 größten Öl- und Gaskonzerne nach Marktkapitalisierung.

Führende Öl- und Gaskonzerne nach Marktkapitalisierung

Top 20 Konzerne aus dem Öl- und Gassektor | Quelle: visualcapitalist.com

Du kennst nun die wichtigsten Unternehmen und deren Aktien aus dem Erdgas-Sektor. Im folgenden Abschnitt zeigen wir dir, wo du Gas-Aktien handeln kannst.

Gas-Aktien kaufen: Die ersten Schritte

Als erstes benötigst du ein Depot, um in Aktien kaufen zu können. Solltest du noch kein Depot eröffnet haben oder auf der Suche nach einem neuen Anbieter sein, empfehlen wir dir unseren detaillierten Neobroker-Vergleich. Dort bekommst du zahlreiche Informationen zu den besten Neobrokern am Markt.

Ein wichtiger Hinweis: Rohstoffaktien sind mit erheblichen Risiken verbunden. Deshalb haben wir nachfolgend eine Gegenüberstellung der Chancen und Risiken vorgenommen.

Investieren in Gasaktien – Chancen und Risiken im Überblick

Chancen der Gasaktien

  • Gasaktien bzw. Rohstoffaktien allgemein bieten dir in starken Phasen eine Überrendite zum breiten Aktienmarkt.

  • Gasaktien sind ein vielversprechendes Investment, wenn der Erdgaspreis steigt.  Zudem können Gas- und Rohstoffaktien in gewissem Umfang als Hedge gegen Inflation fungieren.

Risiken der Gasaktien

  • Die Rohstoffpreise verlaufen in Zyklen. Somit kommt es auch zu schwachen Phasen, in denen die Gasaktien schlechter performen als der Gesamtmarkt. Grundsätzlich ist mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen.

  • Zudem sind Rohstoffaktien anfällig für Währungsrisiken und geopolitische Risiken. Internationale Konflikte können zu Sanktionen oder Embargos führen. Diese Beschränkungen erschweren bestimmten Konzernen den Handel, was sich auf die Aktienkurse auswirkt.

Du kennst nun die wichtigsten Gas-Aktien, weist wie du sie handeln kannst und hast dich über die Chancen und Risiken informiert. Abschließend erläutern wir, welche Alternativen dir zum Investieren in Erdgas zur Verfügung stehen.

Nachhaltige Geldanlage als Alternative zu Gas-Aktien

Aufgrund des weltweiten Umdenkens geht der Trend eindeutig hin zur nachhaltigen Geldanlage. Insbesondere ESG-Kriterien spielen beim Investieren eine zunehmende Relevanz. Nachhaltige Alternativen zu Gasaktien sind beispielsweise Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Solar- und Windkraftanlagen spezialisiert haben.

Auch die Bereiche Elektromobilität und Wasserstoff gewinnen in diesem Zusammenhang an Bedeutung. So ist Wasserstoff eine passende Alternative für Erdgas und zudem nachhaltig. Mit Wasserstoffaktien kannst du in diesen Wachstumsmarkt investieren.

Jedoch dürfen wir hierbei eine bestimmte Tatsache nicht ausblenden. Öl, Gas und Kohle sind nach wie vor unsere wichtigsten Energieträger. Laut Statista machten Erdöl, Kohle und Erdgas im Jahr 2019 etwa 80 % des globalen Primärenergieverbrauches aus.

Zwar sind die erneuerbaren Energien auf dem Vormarsch, jedoch ist ihr Anteil an der weltweiten Energieerzeugung immer noch relativ gering. Laut dem statistical review of world energy von BP beträgt der Anteil von Erdgas am globalen Energiemix 24,7 %, wohingegen die erneuerbaren Energien lediglich auf 5,7 % kommen.

Eine Welt ohne Erdgas ist aktuell also kaum denkbar. Doch wofür verwenden wir Erdgas eigentlich? Im nächsten Kapitel erhältst du eine Übersicht zu den Anwendungsgebieten des Energierohstoffes Erdgas.

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2. Anwendung und Verwendung von Erdgas

Zunächst werfen wir einen Blick auf den deutschen Energiemix. Laut dem Umweltbundesamt beträgt der Anteil von Erdgas am deutschen Primärenergieverbrauch 27 % (Stand 2021). Zum Vergleich: im Jahr 1990 lag der Anteil am Primärenergieverbrauch bei 15 %.

Damit ist Erdgas der zweitwichtigste Energieträger Deutschlands, wohingegen die erneuerbaren Energien lediglich auf einen Anteil von 16 % kommen.

Der Rohstoff Erdgas ist also einer unserer wichtigsten Energierohstoffe. Doch wofür wird Erdgas im Speziellen genutzt?

Verwendung von Erdgas in Haushalt und Industrie

Wie wir bereits erwähnt haben, kommt Erdgas als Wärmelieferant in Gebäuden zum Einsatz. Zusätzlich verwenden viele private Haushalte Gas zum Kochen und zur Warmwasseraufbereitung.

In der Industrie und dem Gewerbe wird Prozessenergie mit Hilfe von Erdgas bereitgestellt. Sogenannte Prozesswärme kommt bei zahlreichen technischen Prozessen zum Einsatz. Beispiele für Energie-intensive Prozesse sind:

  • Aushärten
  • Trocknen
  • Sterilisieren
  • Waschen
  • Verflüssigen

Wichtige Produktionsschritte wie z.B. das Schmelzen, Verformen oder Einbrennen benötigen sehr hohe Temperaturen. Der Energieträger Erdgas liefert bei der Verbrennung die erforderlichen Temperaturen. Zudem wird beim Einsatz von Erdgas eine exakte Regulierung gewährleistet.

Laut dem statistischen Bundesamt war Erdgas im Jahr 2020 mit einem Anteil von 31,2 % der wichtigste Energieträger der deutschen Industrie.

Den höchsten Verbrauch hatte die chemische Industrie. Dort kommt Erdgas auch als Komponente bei der Herstellung von Ammoniak zum Einsatz.  Gemessen am Erdgasverbrauch landen die Nahrungs- und Futtermittelhersteller auf Platz 2, gefolgt von der Metallerzeugung auf Rang 3.

Energiewende mit Erdgas als Backup

Eingangs haben wir die Bedeutung von Erdgas hinsichtlich der Energiewende erwähnt. In diesem Abschnitt wollen wir erläutern, weshalb Erdgas bei der Umstellung auf regenerative Systeme als Brückentechnologie fungieren könnte.

Bei der Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen, also Wind, Sonne und Wasser, steht die Versorgungssicherheit derzeit noch in Frage. Schließlich sind die erneuerbaren Energien abhängig von der Wetterlage.

Wir haben uns daran gewöhnt, dass sowohl Kraftstoffe als auch Strom stets zur Verfügung stehen. Deshalb benötigen wir umfangreiche Speicherkapazitäten mit entsprechender Infrastruktur.

Die Vorteile von Erdgas als Ergänzung zu den Erneuerbaren

  1. Der fossile Energieträger Erdgas kann die Versorgungslücke zeitweise schließen.
  2. Gaskraftwerke lassen sich flexibel einsetzen und verursachen weniger CO2 als die Rohstoffe Öl und Kohle.
  3. In Deutschland sind sehr große Gasspeicher vorhanden.
  4. Die bestehende Gasinfrastruktur kann für zukünftige Anwendungen genutzt werden.

Bisher haben wir uns mit den führenden Konzernen und der Verwendung von Erdgas befasst. Im nächsten Abschnitt erhältst du eine Übersicht zu den weltweit größten Erdgasreserven.

3. Erdgasgewinnung: Geographische Schwerpunkte und politische Situation

Die folgende Tabelle haben wir anhand der Daten des BP Statistical Review of World Energy 2021 angefertigt.

Top 10 Länder mit den größten Erdgasreserven

LandGasreserven
Russland37,4
Iran32,1
Katar24,7
Turkmenistan13,6
USA12,6
China8,4
Venezuela6,3
Saudi-Arabien6
Vereinigte Arabische Emirate5,9
Nigeria5,5
Russland hat die größten nachgewiesenen Reserven. Bei der Produktion von Erdgas führt jedoch die USA.

Erdgas – Geopolitische Risiken

Bei Erdöl und Erdgas ist der Großteil der globalen Vorkommen auf wenige Länder verteilt, was letztendlich zu ungleichen Machtverhältnissen führen kann.

Unsere Abhängigkeit von Rohstoffen und die ungleiche Verteilung sorgen immer wieder für internationale Spannungen. Als Folge daraus entstehen Handelskriege, Sanktionen, Embargos oder sogar bewaffnete Konflikte.

Folglich ist die Verwendung von Rohstoffen ein zweischneidiges Schwert.

Dennoch wird kaum ein Land auf den Energierohstoff Erdgas verzichten – zumindest nicht in naher Zukunft.

Deshalb schauen wir uns im nächsten Abschnitt an, wie sich die Erdgaspreise langfristig entwickeln könnten.

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4. Erdgas Prognose: Wie könnte sich der Gaspreis langfristig entwickeln?

Der Erdgaspreis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Knappes Angebot und hohe Nachfrage steigern den Erdgaspreis – ebenso andersherum.

Folgende Faktoren können sich auf den Preis auswirken:

  1. Produktion bestimmt das Angebot
  2. Wetter und Wärmebedarf wirken auf die Nachfrage
  3. Wirtschaftswachstum/Bevölkerungswachstum wirken auf die Nachfrage
  4. Vorräte bzw. Speicher bestimmen das Angebot
  5. Vorhandene Alternativen beeinflussen die Nachfrage

Vor allem zwei Faktoren werden die langfristige Preisentwicklung beeinflussen. Zum einen die globale Energienachfrage und zum anderen der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Wir haben bezüglich der Energienachfrage die Daten des World Oil Outlook der OPEC ausgewertet. Die OPEC geht davon aus, dass die Nachfrage nach Erdgas zwischen 2019 und 2045 durchschnittlich um 1,2 % p.a. steigen wird.

Die größte Nachfrage wird aus den Schwellenländern, respektive China und Indien, kommen.

Es gibt eine Vielzahl an Szenarien. Je schneller der Ausbau der erneuerbaren Energien voranschreitet, desto eher werden wir auf fossile Energieträger wie Erdöl, Kohle und Erdgas verzichten können. In den nächsten 10-15 Jahren wird dies noch nicht der Fall sein und die Nachfrage nach Erdgas könnte sogar noch steigen.

5. Fazit zum Energierohstoff Erdgas

Zum Abschluss unserer Analyse zum Energierohstoff Erdgas fassen wir nochmals die wichtigsten Inhalte zusammen:

  1. Jede zweite Wohnung in Deutschland wird mit Gas beheizt.
  2. Unsere Industrie benötigt Erdgas für zahlreiche Prozesse.
  3. Die größten Ölaktien sind gleichzeitig die führenden Gasaktien.
  4. Ein Investment in Rohstoffaktien ist mit erheblichen Risiken verbunden.
  5. Erdgas könnte bei der Energiewende als Brückentechnologie zum Einsatz kommen.
  6. Russland hat die größten nachgewiesenen Reserven.
  7. Die Nachfrage nach Erdgas könnte in den kommenden Jahren steigen.

Auf unseren Seiten über Rohstoffe findest du noch viele weitere spannende Analysen. Welcher Rohstoff ist aktuell dein Favorit zum Investieren?

6. Häufige Fragen zum Energierohstoff Erdgas

Durch Abkühlung auf -161 bis -164 °C wird Erdgas verflüssigt. Das Flüssigerdgas (Liquefied Natural Gas, LNG) eignet sich besonders für den Transport größerer Mengen, beispielsweise per Schiff.

Als Brückenenergieträger hat Erdgas hinsichtlich der Energiewende noch großes Potenzial.

Dennis Groß
Dennis Groß
Redakteur
Über den Autor
Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

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