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Was heißt eigentlich UCITS? – ETF Richtlinien in Deutschland

Die allermeisten ETFs, die man an deutschen Börsen handeln kann, haben die Abkürzung UCITS im Namen.

NYC Wallstreet
NYC Wallstreet; Bildquelle: twenty20.com.

Warum ist das so? Und was bedeutet diese kryptische Buchstabenfolge überhaupt?

Diesen und weiteren Fragen stellen wir uns im folgenden Artikel.

Eines vorweggenommen: Die Abkürzung UCITS steht für „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“ und stellt ein Qualitätsmerkmal für ETFs dar.

1. So funktionieren UCITS-ETFs und themenspezifische Fonds

Fonds müssen mindestens 16 verschiedene Werte enthalten.

Minimaldiversifikation UCITS Fonds
Minimaldiversifikation UCITS Fonds

Tatsächlich dürfen UCITS-Fonds maximal 10% ihres Nettoanlagevermägens in die Wertpapiere eines einzigen Emittenten investieren. Sollte ein oder mehrere Titel von Einzelemittenten mehr als 5% des gesamten Fondsvolumens ausmachen, dann dürfen diese zusammen nicht mehr als 40% des Nettoinventarwerts ausmachen. Dies bezeichnet man allgemein als die sogenannte „5/10/40-Regel“.

Daraus ergibt sich, dass UCITS-Fonds im Minimum 16 verschiedene Werte enthalten dürfen.

Die Allokationen in einem UCITS-Fonds könnten also wie in folgendem Beispiel aussehen:

  • 4 Werte à 10%
  • 12 Werte à 5%

Dies sind also die Anforderungen, die theoretisch von den Regulatoren gefordert werden. In der Praxis investieren die meisten ETFs in eine weitaus höhere Anzahl an Einzelwerten, sodass die oben genannten Grenzen nur selten erreicht werden.

Um das Risiko von Verlusten zu minimieren, ist Diversifikation in einem UCITS-Fonds ein entscheidendes Mittel.

Dabei ist nicht wichtig, ob es sich dabei um 5 verschiedene Aktien handelt oder um Werte aus anderen Anlageklassen wie beispielsweise Rohstoffen.

Immobilienfonds investieren überwiegend in die Anlageklasse Immobilien.

Aktienfonds investieren am Kapitalmarkt in Aktien.

Ziemlich simpel eigentlich. Doch auch ein Immobilienfonds kann in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe investieren.

Wichtig ist dabei allerdings, dass er sich an die vorherrschenden Gesetze hält. Besonderheiten gibt es bei den themenspezifischen Fonds.

Ein Immobilienfonds muss zu einem Anteil von mindestens 50% in die Anlageklasse der Immobilien investiert sein.

Genauso ist es bei Aktien- oder Rohstoff-Fonds. Auch diese dürfen nicht weniger als 50% der namensgebenden Anlage enthalten.

Rentenfonds sind ein Spezialfall:

Privat-Anlegern wird vom Gesetzgeber zugesichert, dass durch Riester-Rente und Co. keine Verluste entstehen können.

Das angelegte Geld muss vom Riester-Anbieter garantiert zurückgezahlt werden können, weswegen Rentenfonds zu einem Großteil risikoarme Anlageklassen wie Staatsanleihen enthalten.

2. MSCI World, Clean Energy oder S&P 500 - Das machen UCITS-ETFs anders

UCITS-ETFs, welche einen Index abbilden sollen oder diesen replizieren, haben besondere Richtlinien an welche sie sich halten müssen.

UCITS-Richtlinien für Index-Fonds

Zu allererst muss der Index selbst von der BaFin als solcher anerkannt werden.

Außerdem muss der Fonds den Index mindestens zu 95% nachbilden und Angaben zu dessen Zusammensetzung enthalten.

Der Fondsname muss selbstverständlich den Namen des Index enthalten und außerdem darüber informieren auf welche Index-Methode zurückgegriffen wird.

Replikationsmethoden der UCITS-Fonds

Indizes werden von Fonds entweder physisch oder synthetisch repliziert.

Physisch-replizierende Fonds bilden den Kurs des Index nach, indem ganz einfach die Werte des Indizes im vorgegeben Verhältnis erworben werden.

Synthetische Fonds kaufen entweder nur die größten Positionen des Indexes, welche für den Großteil der Kursbewegung verantwortlich sind, oder greifen auf sogenanntes „Swappen“ zurück.

Synthetische Fonds sind zwar durch die geringeren Transaktionskosten meist günstiger, versprechen aber auch weniger Sicherheit.

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Aktiv gemanagte Fonds

Aktive Fonds werden nicht auf Grundlage eines Indexes erstellt, sondern frei nach den Wünschen und der Strategie des Fondsmanagers zusammengestellt.

Wichtig ist hier, dass börsengehandelte aktive Fonds immer dazu verpflichtet sind ihre Anlagestrategie, die Art der Fondsverwaltung, die persönliche Anlagenpolitik und den eigenen Benchmark offen zulegen.

3. UCITS-ETFs und die Rolle der BaFin

ETFs dürfen in der EU und damit auch in Deutschland nur unter strengen Qualitätsmerkmalen aufgelegt und an der Börse gehandelt werden.

Damit sichergestellt werden kann, dass die an der Börse gelisteten Wertpapiere und Fonds sich an die Richtlinien der EU halten, werden diese von den nationalen Finanzaufsichtsbehörden kontrolliert.

EU Flaggen
Die Europäische Union; Bildquelle: twenty20.com

Die Deutsche Finanzaufsichtsbehörde nennt sich BaFin.

BaFin ist die Kurzform für „Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht “ .

Von ihren beiden Hauptstandorten, Bonn und Frankfurt, kümmert sich die BaFin sowohl um die Kontrolle von Banken und Versicherungen, als auch um die Aufsicht des Deutschen Wertpapierhandels.

Die BaFin untersteht dem Zuständigkeitsbereich des Bundesfinanzministeriums und wird dementsprechend vom aktuellen Finanzminister Olaf Scholz geführt.

Unterstützt und auch ein Stück weit entlastet wird der Finanzminister bei seiner Arbeit vom Präsidenten der BaFin, Mark Branson.

Die BaFin soll unser Finanzsystem so gut es geht stabilisieren und Anleger vor Betrügern schützen.

Des Weiteren behält die BaFin große Geldströme im Auge, sodass Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus aufgedeckt und verhindert werden kann.

Die Kontrolle des Wertpapierhandels

Die BaFin kontrolliert den Wertpapierhandel in Deutschland und prüft ob Geschäfte mit dem Wertpapierhandelsgesetz übereinkommen.

Besonderes Augenmerk wird auf das Verbot des Insiderhandels, der Marktmanipulation und versuchte Verschleierungen gelegt.

Die BaFin kann bestimmte Personen wie Aufsichtsräte oder Führungskräfte börsennotierter Unternehmen vorladen und eine strafrechtliche Verfolgung einleiten.

Aber auch den Handel mit einzelnen Wertpapieren kann die BaFin beschränken und zeitweise stoppen.

Außerdem hat die BaFin in der Vergangenheit gezeigt, dass auch der Leerverkauf, also das Shorten bestimmter Aktien, von ihnen – sofern es denn notwendig ist – verboten werden kann.

Der Unterschied zur Börsenaufsicht

  • national
  • setzt u.a. Wertpapierhandelsgesetz durch
  • Überwachung von Kreditinstituten und außerbörslichem Handel
  • vertritt auf internationaler Bühne die Börsenaufsicht
  • national
  • setzt Börsengesetz durch
  • Überwachung des Börsen-Handels

4. Die UCITS-Richtlinien - oder auch OGAW-Bestimmungen

Alle Informationen wurden von der BaFin bereitgestellt.

Fonds, welche in Deutschland aufgesetzt werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllen.

UCITS-Kriterien der BaFin in Deutschland

  • Erlaubnis der BaFin
  • "UCITS ETF" im Namen
  • Mindestdiversifikation
  • geringer Spread
  • Transparenz
  • Offen für jeden Anleger

Fonds dieser Art dürfen keinen hohen Spread haben. Das bedeutet, dass der Ankaufspreis sich nicht allzu stark vom Verkaufspreis des Wertpapiers unterscheiden darf.

Transparenz der UCITS-ETFs

Mit zur Transparenz gehört es auch dem Anleger weitreichende Informationen über den Fonds selbst zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören der Verkaufsprospekt, die Vertriebsunterlagen und die weiteren Anlegerinformationen.

Ebenfalls zugänglich sein, muss der aktuelle und stets geupdatete Nettoinventarwert des Fonds, sowie der prognostizierte Tracking-Error.

Des Weiteren müssen ETFs zu den üblichen Börsenzeiten durchgängig handelbar sein.

Weitere Vorgaben, die UCITS-Fonds erfüllen müssen

  • Pflicht zum Jahres- und Halbjahresbericht
  • keine Laufzeitbegrenzung
  • ausführliche Beschreibung
  • durchgängig handelbar (Liquidität)
  • muss mind. 1 Aktie enthalten

Falls der Fonds Dividenden auszahlt, so müssen auch diese genau wie die zu leistenden Transaktionskosten stets offen für den Anleger einsehbar sein.

Mindestdiversifikation der UCITS-Fonds

Fonds müssen den UCITS-Richtlinien nach zu urteilen immer ein Mindestmaß an Diversifikation aufweisen damit Anleger keinen Schaden vom Klumpenrisiko einiger Wertpapiere nehmen.

So darf ein Wert innerhalb des Fonds nicht mehr als 20% des Gesamtfondsvolumens ausmachen.

Diversifikation
Diversifikation; Bildquelle: twenty20.com.

In Ausnahmefällen kann sich diese Grenze allerdings auf bis zu 35% erhöhen.

Risikominimierung

Der Schutz des Anlegers

Um das Vermögen des Anlegers zu schützen, müssen Fondsaufleger die Vermögenswerte des Fonds stets auf einer unabhängigen Depotbank deponieren.

Da das investierte Vermögen des Anlegers durch die Investition in einen Fonds nicht in den Besitz des Fondsanlegers übergeht, muss man sich vor der Insolvenz des Finanzdienstleisters als Anleger keine allzu großen Sorgen machen.

Das investierte Vermögen bleibt in jedem Fall als Sondervermögen vorhanden und der Anleger kann es von einem anderen Finanzdienstleister verwalten lassen.

UCITS oder OGAW?

Diese Vorgaben wurden von der Europäischen Union aufgesetzt und sind unter dem Namen OGAW-Richtlinien bekannt.

OGAW steht für Organismus-für-gemeinsame-Anlagen-in-Wertpapieren.

International sind die EU-Richtlinien allerdings auch unter dem Namen UCITS-Richtlinien bekannt.

Regelmäßige Reformen für UCITS

Immer wieder werden die UCITS-Bedingungen von der EU aufgefrischt und auf den neuesten Stand gebracht.

Letztmals war dies im Jahr 2016 mit der sogenannten UCITS-Reform V der Fall.

Vorteile eines UCITS-konformen Fonds

  • kostengünstiges Auflegen

  • wenig Bürokratie

  • europaweit handelbar

  • hohes Fondsvolumen

  • hohe Rentabilität und Auswahl

Dürfen UCITS Fonds mit Derivaten handeln?

Die UCITS-Richtlinien sollen den Anlegern ein hohes Maß an Sicherheit und Transparenz bieten.

Um das Vermögen des Anlegers im Falle einer Finanzkrise oder eines Börsencrashs zu schützen und die Verluste zu minimieren setzen einige Fonds auf die Absicherung durch Finanzderivate.

Doch auch hier gibt es Beschränkungen durch die EU.

So dürfen Vertragspartner bei solchen Derivaten nicht an mehr als 10% des Gesamtkapitals beteiligt sein, um das Risiko des Zahlungsunfähigkeit zu minimieren.

5. Fazit: Die UCITS-Richtlinien schützen uns Anleger

Seitdem die UCITS-Richtlinien im Jahr 1985 von der EU eingeführt wurden, fällt es Anlegern wesentlich leichter ihre persönlichen Anlageentscheidungen zu treffen.

Die UCITS-Richtlinien sorgen für ausreichend Transparenz, Sicherheit, eine hohe Liquidität und geringe Kosten.

Der Investmentfonds soll für den Anleger leicht zu verstehen sein und einfach zu handhaben.

Frau am Laptop
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Bist du selbst in UCITS-Fonds investiert? Schreib uns doch einen Kommentar!

Hi! Ich bin
👋

Neben meinem Studium arbeite ich nun seit fast 3 Jahren als freiberuflicher Online-Texter und konnte so bereits als Teenager mein Hobby zum Beruf machen. Mit 16 Jahren habe ich begonnen mich neben der Schule mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen. Seitdem investiere ich mein Erspartes in ETFs, Kryptos und selten auch Einzel-Aktien. Ich wünsche mir, dass ich etwas von meinem Optimismus an euch weitergeben kann und freue mich jeden Tag aufs neue, dass ich mit meinen Artikeln Menschen zur Investition in ihre Zukunft motivieren darf.

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