Was heißt eigentlich UCITS? – ETF Richtlinien in Deutschland einfach erklärt
Höchstwahrscheinlich bist du schon über das “UCITS” im Namen der meisten ETF gestolpert und hast dich gefragt, was das genau bedeutet. UCITS steht abkürzend für Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities. Hinter dem Begriff befindet sich ein von der EU verabschiedetes Regelwerk, das vor allem ETF so sicher wie möglich für Anleger machen soll.
Welche Regeln und Anforderungen das genau sind und was sie für dich als Anleger bedeuten, erfährst du in diesem Artikel.
1. Was bedeutet UCITS? - Kompakt definiert
Die UCITS-Richtlinien wurden erstmals 1985 eingeführt und seitdem von der Europäischen Union regelmäßig aktualisiert. UCITS ist ein System von Sicherheitsstandards, die für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gelten. Der EWR umfasst die 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen, Liechtenstein und Island. In all diesen Ländern müssen Emittenten von Fonds daher die UCITS-Regeln befolgen.
Das hat den Vorteil, dass man als Investor Indexfonds aus dem Europäischen-Wirtschaftsraum ohne Sicherheitsbedenken kaufen kann, da alle die gleichen Regeln befolgen.
Einen UCITS-ETF erkennen
Rund 75 Prozent aller ETFs werden UCITS-konform aufgelegt. In der folgenden Tabelle siehst du einen UCITS-konformen ETF und einen nicht-UCITS-konformen ETF. Du erkennst, ob ein ETF ein UCITS-ETF ist, direkt am Namen. Außerdem geben die ISIN sowie das Fondsdomizil weitere ungefähre Hinweise, ob es sich vermutlich um einen UCITS-ETF handelt oder nicht. Absolute Klarheit findest du bei einem Blick ins Fact Sheet.
ETF | UCITS-ETF | ISIN | Fondsvolumen | Gesamtkostenquote | Domizil |
---|---|---|---|---|---|
iShares Core S&P 500 UCITS ETF USD (Acc) | Ja | IE00B5BMR087 | 86.243 Mio. EUR | 0,07% p.a. | Irland |
SPDR S&P 500 ETF Trust | Nein | US78462F1030 | 585.493 Mio. USD | 0.09% p.a. | USA |
Bei UCITS, zu Deutsch OGAW, handelt es sich also um Regeln für Fondsanbieter, die die Anleger schützen sollen. Doch was bedeutet UCITS bei ETF und Fonds im Detail?
2. Welche Anforderungen muss ein UCITS-Fonds erfüllen?
Damit ein Investmentfonds oder ETF den UCITS-Regeln entspricht, müssen einige Anforderungen erfüllt werden.
Wir stellen euch die wichtigsten Anforderungen nun genauer vor.
Anforderung 1: Ausreichende Diversifikation
Tatsächlich dürfen UCITS-Fonds maximal 10 % ihres Nettoanlagevermögens in die Wertpapiere eines einzigen Emittenten investieren. Sollte ein oder mehrere Titel von Einzelemittenten mehr als 5 % des gesamten Fondsvolumens ausmachen, dann dürfen diese zusammen nicht mehr als 40 % des Nettoinventarwerts ausmachen. Dies bezeichnet man allgemein als die sogenannte „5/10/40-Regel“.
Diese Regel ist einer der Gründe, warum es in Europa bislang keinen Bitcoin-ETF oder Gold-ETF gibt. In den USA sind die Regeln nicht ganz so streng, weshalb dort ETFs mit nur einem Bestandteil erlaubt sind.
Durch die Richtlinien müssen UCITS-Fonds jedoch im Minimum 16 verschiedene Werte enthalten. Die Allokationen in einem UCITS-Fonds könnten also wie in folgendem Beispiel aussehen:
- 4 Werte, die 10 % ausmachen
- plus 12 Werte, die 5 % ausmachen
Dies sind also die Anforderungen, die theoretisch von den Regulatoren gefordert werden. In der Praxis investieren die meisten ETFs in eine weitaus höhere Anzahl an Einzelwerten, sodass die oben genannten Grenzen nur selten erreicht werden.
Themenspezifische Fonds haben besondere Auflagen
Dabei ist nicht wichtig, ob es sich um fünf verschiedene Aktien handelt oder um Werte aus anderen Anlageklassen wie Rohstoffen oder Immobilien.
Ziemlich simpel eigentlich. Doch auch ein Immobilienfonds kann in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe investieren. Wichtig ist dabei allerdings, dass er sich an die vorherrschenden Gesetze hält. Besonderheiten gibt es bei den themenspezifischen Fonds.
Ein Immobilienfonds muss zu einem Anteil von mindestens 50 % in die Anlageklasse der Immobilien investiert sein. Genauso ist es bei Aktien- oder Rohstoff-Fonds. Auch diese dürfen nicht weniger als 50 % der namensgebenden Anlage enthalten.
Anforderung 2: UCITS-Fonds gelten immer als Sondervermögen
Ein weiterer Punkt der Richtlinien besagt, dass die ETF und Fonds vom Broker als Sondervermögen aufbewahrt werden müssen. Die gekauften Anteile werden also von einer separaten, unabhängigen Depotbank verwahrt. Damit soll garantiert werden, dass im Falle einer Insolvenz des Anbieters die gekauften ETF nicht verloren gehen.
Anforderung 3: Transparenz der UCITS-ETFs
Mit zur Transparenz gehört es auch, dem Anleger weitreichende Informationen über den Fonds selbst zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören der Verkaufsprospekt, die Vertriebsunterlagen und die weiteren Anlegerinformationen. Deshalb findest du zu jedem UCITS-ETF immer
- ein Factsheet
- das Key Investor Information Dokument (KIID)
- einen vom Fonds verpflichtend herauszugebenden Jahres- und Halbjahresbericht
Ebenfalls zugänglich sein muss der aktuelle und stets geupdatete Nettoinventarwert des Fonds, sowie der prognostizierte Tracking-Error.
Anforderung 4: Handel mit Derivaten
Teilweise nutzen ETF Derivate zur Absicherung der Position. Teilweise nutzen Indexfonds auch sogenannte Swap-Geschäfte, um einen Index nachzubilden. Dabei wird ein Tauschhandel mit einer anderen Bank eingegangen, welche gegen eine Absicherung die Wertentwicklung eines Indizes zusichert.
Für diese Geschäfte gibt es jedoch auch Richtlinien im UCITS-Regelwerk. Bei Swap-Geschäften ist das Risiko auf bis zu 10 % des eingesetzten Betrags begrenzt. ETF-Anbieter sind bei Derivategeschäften zudem an weitere Regeln zur Erhöhung der Sicherheit gebunden. So dürfen UCITS-ETF keine feste Laufzeit haben und müssen stets liquide sein. Eine festgelegte Laufzeit wie bei Anleihen oder geschlossenen Immobilienfonds ist daher nicht UCITS-konform.
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3. UCITS bei anderen Anlageklassen? - Was gilt
Neben den ETF gibt es jedoch eine ganze Reihe an anderen Finanzprodukten, für die die UCITS-Richtlinien nicht gelten. So etwa den ETC und ETN. Beides sind Schulverschreibungen, mit denen man an der Wertentwicklung eines Rohstoffes, einer Kryptowährung oder eines ganzen Indizes teilhaben kann.
Dies sind jedoch Schuldverschreibungen von bis zu 100 % und daher nicht UCITS-konform. ETPs können deshalb die Abkürzung nicht im Namen tragen. Das führt auch dazu, dass weder ETCs noch ETNs als Sondervermögen klassifiziert werden. Im Falle einer Insolvenz des Anbieters können Anleger ihr gesamtes investiertes Geld verlieren.
Die UCITS-Regeln gelten nicht für ETC (Exchange-Traded Commodities) und ETN (Exchange-Traded Notes). Sie genießen daher keinen besonderen Schutz als Sondervermögen. Es gibt bei ETC und ETN also ein Emittentenrisiko.
Auch Investmentfonds können den UCITS-Bestimmungen folgen
Klassische Investmentfonds können dagegen nach dem Regelwerk aufgelegt werden und damit auch die Richtlinien im Namen tragen. Dies hängt aber von der Art des Fonds ab. Für einige Fonds ist die Umsetzung jedoch schwierig. So haben insbesondere Immobilienfonds häufig eine begrenzte Laufzeit. Hedgefonds hingegen können nicht immer eine Liquidität garantieren. Deshalb sind die meisten Fonds dieser Art nicht UCITS-konform.
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Vorsicht bei Fonds, die “UCITS geeignet” oder “UCITS konform” im Namen tragen
Es gibt auch immer wieder ETF, die damit werben, UCITS-konform oder geeignet zu sein. Hier ist Vorsicht geboten, denn viele dieser Fonds kommen ursprünglich aus den USA oder anderen Ländern, die nicht im Europäischen Wirtschaftsraum enthalten sind. Auch wenn diese sich vielleicht freiwillig an die Bestimmungen halten, sind diese nicht dazu verpflichtet.
Wenn du dir unsicher bist, kannst du im Fondsprospekt nachschauen, ob der ETF wirklich ein UCITS ist. Alternativ bietet die BaFIn auch eine Fondsdatenbank an, wo alle zertifizierten ETF enthalten sind. Dort kannst du ebenfalls nach deinem ETF suchen und schauen, ob dieser wirklich die UCITS-Regeln einhalten muss.
5. Fazit: Die UCITS-Richtlinien schützen uns Anleger
Seitdem die UCITS-Richtlinien im Jahr 1985 von der EU eingeführt wurden, fällt es Anlegern wesentlich leichter, ihre persönlichen Anlageentscheidungen zu treffen.
Die UCITS-Richtlinien sorgen unter anderem für
- ausreichend Transparenz
- Sicherheit
- eine hohe Liquidität
- und geringe Kosten.
Der Investmentfonds soll für den Anleger leicht zu verstehen und einfach zu handhaben sein. Als Investor ist es gut zu wissen, dass jeder Indexfonds aus dem Europäischen Wirtschaftsraum diesen Ansprüchen genügt. Man muss sich also keine Sorgen um Dinge wie eine Insolvenz des Anbieters machen, da das Vermögen durch die Richtlinien geschützt ist.
Sei dir bewusst, dass bei einem Kauf von einem US-amerikanischen ETF an einer ausländischen Börse die UCITS-Regeln nicht gelten. Das kann zu einem höheren Anlagerisiko führen.