Smart-Beta-ETF: Sind Small Caps, Momentum ETF, Equal Weight ETF sinnvoll?
Egal ob MSCI World Small Cap, Momentum, Equal Weight oder auch ESG. Sie werden unter dem Begriff Smart Beta ETF zusammengefasst. Seit der erste ETF in den 90er-Jahren an die Börsen kam, hat sich der ETF-Markt stark weiterentwickelt. Mit der Zeit haben sich immer mehr ETF-Typen herausgebildet.
Doch was genau sind Smart-Beta-ETF? Welche Arten gibt es? Ist ein Investment sinnvoll? Und welche sind die besten? Wir gehen diesen Fragen hier in unserem umfassenden Guide zu den Smart Beta ETFs nach.
1. Sind Smart Beta ETF sinnvoll?
Sind Small Cap ETF sinnvoll? Sind Momentum ETF sinnvoll? Oder ist ein Equal Weight ETF besser? Die Auswahl an Smart Beta ETF ist sehr groß, daher kann die Frage, ob es sich lohnt in Smart Beta ETF zu investieren, besonders für ETF-Einsteiger schwierig sein. Passen diese überhaupt zu meiner Investmentstrategie und meinem Risikoappetit?
Wir haben für dich die wesentlichen Pro- und Contra-Argumente für die einzelnen Smart Beta ETF in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Smart-Beta-ETF | Pro | Contra | Sinnvoll für |
---|---|---|---|
Small Cap ETF | Meist höhere Renditen als Large und Mid Cap ETF | Höhere Volatilität und höheres Risiko als Large und Mid Cap ETF | ETF-Investoren mit mehr Risikotoleranz |
Momentum ETF | Besonders gute Renditen in bullischen Börsenphasen; nutzt den Momentum-Trend bei Aktien | Performen in schlechten Börsenphasen schlechter als klassische Markt-ETF | ETF-Investoren mit kurz- bis mittelfristigen Anlagefokus und höherer Risikobereitschaft |
Equal Weight ETF | Keine Übergewichtung großer Unternehmen; bessere Diversifikation | Meist höhere Transaktionskosten als ETF mit Marktkapitalisierungsgewichtung; meist niedrigere, stabilere Renditen | ETF-Investoren mit moderater Risikobereitschaft, die unabhängiger von großen Titeln sein wollen |
Value ETF | Langfristig überdurchschnittliche Renditen; Investieren in unterbewertete Aktien | Langsamere Kursentwicklung; einige Aktien im ETF können langfristig unterbewertet bleiben | Langfristige ETF-Investoren, die der Value Strategie folgen und in solide, meist etablierte Unternehmen investieren wollen |
Quality ETF | Reduziertes Risiko von Unternehmenspleiten und hohen Kursverlusten durch das Investieren in Aktien mit soliden Fundamentaldaten | Gute Fundamentaldaten der Titel korreliert nicht automatisch mit guter Kursbewertung an den Börsen | Risikoaverse ETF-Investoren mit Fokus auf finanzielle Stabilität |
ESG ETF | Enthalten nur Titel, die mit ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien konform sind | Nicht einheitliche und teilweise unklare Standards beim ESG-Screening; teilweise schlechter diversifizierte Indizes | ETF-Investoren, die ethische und nachhaltige Werte in ihrer Investmentstrategie unbedingt berücksichtigen |
Low Volatility ETF | Geringeres Risiko; bessere Performance in Bärenmärkten | Underperformance in bullischen Märkten; meist Untergewichtung von volatilen Sektoren | ETF-Investoren mit niedriger Risikotoleranz oder Investoren im späten Alter |
Wir haben zu jedem dieser ETF-Typen einen weiterführenden, detaillierten Artikel geschrieben. Diese findest du verlinkt in der obigen Tabelle.
Im Folgenden erklären wir dir, was genau hinter den jeweiligen ETF steckt, und stellen dir die besten ETF innerhalb jeder Gruppe vor.
2. Was bedeutet Smart-Beta-ETF?
Smart-Beta-ETF sind eine Subgruppe der Exchange Traded Funds. Dabei handelt es sich um börsengehandelte, passive Investmentfonds, die einen Index replizieren.
ETF lassen sich in drei Kategorien einteilen
Unterteilen kann man ETF in drei große Kategorien. Nämlich
- passive ETF
- Smart-Beta-ETF
- aktive ETF
Dabei spricht man von sogenannten ETF-Typen. Smart-Beta-ETF stellen dabei eine Art Mischform bzw. Hybrid zwischen dem passiven und aktiven Investmentansatz dar.
Konkret bedeutet das nun, man nutzt bei Smart Beta ETF die Basis des passiven Investierens mithilfe der ETF-Funktionsweise. Allerdings versucht man zusätzlich, durch regelbasierte Faktoren, eine Mehrrendite im Vergleich zum passiven, marktneutralen Portfolio zu erreichen. Der englische Begriff “Smart Beta” spiegelt diese Logik wider: Beta steht für den passiven Markt, Smart bedeutet, dass das passive Investieren zusätzlich optimiert wird.
Ein synonymer Begriff für Smart-Beta-ETF sind Faktor-ETF. Welche regelbasierten Faktoren sind das nun, die eine Outperformance erzielen sollen?
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3. Welche Smart Beta ETFs gibt es? - Eine umfassende Übersicht
Innerhalb des Smart-Beta-Investierens gibt es mehrere Faktoren. Diese Faktoren existieren nicht willkürlich. Seit mehreren Jahrzehnten forschen Finanzwissenschaftler an der Frage, wodurch sich die Überrendite von bestimmten Aktien erklären lässt.
Ein Meilenstein bzw. die Grundlagen für das Faktor-Investieren setzten French und Fama, die mit ihrem Forschungsmodell mit den Faktoren Marktkapitalisierung, Value und Momentum erklären wollten, wodurch manche Aktien besser performen.
Auf Basis dieser Faktoren, die für eine Überrendite gegenüber dem allgemeinen Markt verantwortlich sein können, haben sich Smart-Beta-ETF entwickelt.
Beispiele für Faktoren, die für Smart Beta ETF genutzt werden, sind:
- Size: Hier ist der Faktor die Unternehmensgröße (etwa Small Caps, Mid Cap oder Large Cap).
- Value: Value steht für Unternehmen, die als unterbewertet gelten. Meist sind Kennzahlen wie Preis-Gewinn-Verhältnis, Erträge, Cashflow oder Buchwert des Unternehmens die Basis, anhand derer sie als unterbewertet eingestuft werden.
- Momentum: Der Faktor Momentum basiert auf der Theorie, dass eine Aktie, deren Kurs derzeit steigt, sich auch in der kommenden Zeit gut entwickeln wird.
- Quality: Beim Faktor Qualität werden stabile, nicht riskante, profitable Unternehmen selektiert. Die Basis dafür sind meist Kennzahlen wie Eigenkapitalrendite oder Gewinn.
- Low Volatility: Low Volatility ist ein Faktor, mit dem Unternehmen mit niedrigerer Volatilität herausgepickt werden. Die Volatilität einer Aktie gibt an, wie stark der Preis der Aktie über Zeit schwankt. Low Volatility Unternehmen werden als weniger risikoreich betrachtet.
- Dividende: Bei Dividenden-ETF werden dividendenstarke Unternehmen herausgefiltert.
- ESG: Beliebter wird auch der Faktor ESG. Hier geht man davon aus, dass Unternehmen, die Nachhaltigkeitskriterien entsprechen, besser performen.
- Multi-Faktor: Bei Multi-Faktor-ETF werden mehrere Faktoren kombiniert. Diese Faktoren werden so kombiniert, dass sie einander nicht widersprechen und die Effekte der Faktoren sich nicht gegeneinander ausspielen. Ein Beispiel ist der Gerd Kommer Multifaktor ETF.
- Equal Weight: Bei Equal-Weight-ETF werden alle Unternehmen im ETF gleich gewichtet. Anders als bei klassischen ETF, bei denen nach Marktkapitalisierung gewichtet wird.
4. Welche sind die besten Small Cap ETF, Momentum ETF, Equal Weight ETF?
In der folgenden Tabelle nennen wir dir Beispiele für die besten und günstigsten Smart-Beta-ETF innerhalb der verschiedenen Faktoren.
Hierbei fokussieren wir uns auf Faktor-ETF für breite, diversifizierte Indizes wie den MSCI World. Natürlich gibt es innerhalb jeden Faktors eine Vielzahl an Indizes und Regionen, die mit dem ETF abgedeckt werden können.
Faktor | Name | ISIN | Volumen | TER | Ertragsverwendung | Domizil | Replikationsmethode |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Small Cap | iShares MSCI World Small Cap UCITS ETF | IE00BF4RFH31 | 4.309 Mio. Euro | 0,35% | Thesaurierend | Irland | Physisch (Sampling) |
Momentum | Xtrackers MSCI World Momentum Factor UCITS ETF 1C | IE00BL25JP72 | 1.232 Mio. Euro | 0,25% | Thesaurierend | Irland | Physisch (Sampling) |
Value | iShares Edge MSCI Europe Value Factor UCITS ETF | IE00BQN1K901 | 1.303 Mio. Euro | 0,25% | Thesaurierend | Irland | Physisch (Sampling) |
Quality | Xtrackers MSCI World Quality Factor UCITS ETF 1C | IE00BL25JL35 | 1.990 Mio. Euro | 0,25% | Thesaurierend | Irland | Physisch (Sampling) |
Low Volatility | Xtrackers MSCI World Momentum Factor UCITS ETF 1C | IE00BL25JP72 | 1.232 Mio. Euro | 0,25% | Thesaurierend | Irland | Physisch (Sampling) |
Dividende | Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF Distributing | IE00B8GKDB10 | 4.684 Mio. Euro | 0,29% | Ausschüttend | Irland | Physisch (Sampling) |
ESG | Amundi MSCI World ESG Leaders UCITS ETF Acc | IE00016PSX47 | 1.998 Mio. Euro | 0,18% | Thesaurierend | Luxemburg | Physisch |
Multi-Faktor | HSBC Multi-Factor Worldwide Equity UCITS ETF USD | IE00BKZGB098 | 1.263 Mio. Euro | 0,25% | Ausschüttend | Irland | Physisch |
Equal Weight | Xtrackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF 1C | IE00BLNMYC90 | 11.037 Mio. Euro | 0,20% | Thesaurierend | Irland | Physisch |
Grundsätzlich solltest du bei der Auswahl des für dich richtigen Smart-Beta-ETF darauf achten, dass du sowohl den für dich passenden Faktor auswählst und dieser Faktor auf die gewünschte Region bzw. den gewünschten Index angewendet wird. So findest du den Faktor Size im MSCI World Small Cap Index, aber auch im S&P Small Cap 600 Index.
Der Faktor Dividende kann ebenso auf den EURO STOXX 50 Index angewendet werden, als auch auf den Dow Jones Asia/Pacific Index, welche sehr unterschiedliche Regionen und damit unterschiedliche Aktien beinhalten.
Der Titel des ETF gibt dir Aufschluss über den replizierten Index und den (die) angewendeten Faktor(en). Wirf auf jeden Fall auch immer einen Blick in das Fact Sheet. Dort findest du Informationen darüber, welcher Index repliziert wird, sowie welche Regionen, Unternehmen und Sektoren zu wie viel Prozent im Portfolio vertreten sind.
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5. Die Investmentthese: Warum in Smart-Beta-ETF investieren?
Das Ziel von Smart-Beta-ETF ist es, eine höhere Rendite zu erzielen als gewöhnliche, passive ETF, oder das ETF-Portfolio an bestimmte Investmentstrategien anzupassen (etwa Value oder Low Volatility).
Die Studien von Finanzanalysten und Wissenschaftler sehen Faktor-Investing als definitiv zielführend an, um höhere Renditen als der breite Markt zu generieren.
Beim Smart-Beta-Investieren profitiert man von vielen ETF-Vorteilen
Die Stärke vom Smart-Beta-Investieren liegt darin, dass die Vorteile des passiven Investierens mit den Vorteilen des aktiven Investierens kombiniert werden. Konkret heißt das, man profitiert von der ETF-Struktur, mithilfe derer ein Index kostengünstig, effizient und transparent nachgebildet wird. Durch das Hinzufügen von Faktoren werden allerdings Akzente im Portfolio gesetzt – man versucht, die guten Unternehmen von schlecht laufenden Unternehmen herauszufiltern. Oder man versucht, Unternehmen mit geringen Kursschwankungen zu selektieren.
So haben zum Beispiel mehrere Studien gezeigt, dass Small Cap Unternehmen bessere Rendite erzielen als Large- und Mid-Caps, da diese noch mehr unausgeschöpftes Wachstumspotenzial haben. Gleichzeitig haben sie auch höheres Risiko.
Einige Smart-Beta-ETF können ein höheres Risikoprofil haben
Die Beziehung zwischen Risiko und Rendite ist in der Finanzwissenschaft gut erforscht. Grundsätzlich gilt, dass höheres Risiko potenziell höhere Rendite bringen kann. Das ist auch bei Smart-Beta der Fall, denn viele der Faktoren erhöhen das Risiko des Portfolios gegenüber dem allgemeinen Markt.
Gleichzeitig heißt das aber auch, dass es statt einer Outperformance zu einer Underperformance des Marktes kommen kann.
Jedoch haben nicht alle Smart-Beta-ETF automatisch ein höheres Risiko. So können beispielsweise Low Volatility-ETF als weniger risikoarm gesehen werden als passive ETF. Bei Low Volatility ETF werden explizit Unternehmen selektiert, die geringere Kursschwankungen aufweisen und somit stabiler sind.
Smart-Beta-ETF haben meist ein höheres Risiko als Investments in den allgemeinen Markt mit normalen, passiven ETF.
Das Gegenteil kann aber auch der Fall sein, wenn ein Smart-Beta-ETF, wie zum Beispiel ein Low Volatility ETF, konkret darauf abzielt, das Risiko im Vergleich zu den passiven ETF zu reduzieren.
Daher ist es wichtig, dass du den angewandten Faktor im ETF immer verstehst. Je nach Faktor können dein Investmentrisiko und deine Renditeaussichten sich erhöhen oder reduzieren.
Smart-Beta-ETF sind weniger risikobehaftet als aktive Investmentinstrumente
Im Allgemeinen ist Smart-Beta-Investieren jedoch weniger risikoreich und volatil als aktives Investieren, bei dem entweder in einzelne Aktien, einen aktiven ETF, oder aktiv gemanagte Fonds investiert wird. Außerdem sind Smart-Beta-ETF in Bezug auf die Kosten günstiger.
6. Smart Beta ETF kaufen: So geht es
Smart-Beta-ETF gibt es genauso wie andere ETF und Aktien zum Kauf bei deinem Broker. Um Smart-Beta-ETF zu kaufen, benötigst du ein Depot. Unser ETF-Depot Vergleich kann dir dabei weiterhelfen, einen günstigen Anbieter mit guten Konditionen zu finden.
Solltest du bisher noch keinen ETF gekauft haben, gibt dir unser Leitfaden zum ETF Kauf für Anfänger eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den ETF-Kaufprozess.
Du kannst in Smart-Beta-ETF per Einmalkauf investieren oder einen ETF-Sparplan anlegen. Ein Sparplan eignet sich dann, wenn du monatlich nur geringere Beiträge investieren möchtest. Bei einem Sparplan fließt regelmäßig ein von dir festgelegter Betrag in den Indexfonds. Die Höhe und zu welcher Regelmäßigkeit (monatlich, quartalsweise, jährlich) legst du fest. Je nach Broker kannst du mit monatlichen Sparplanbeträgen von nur 10 € starten.
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7. Fazit: Smart-Beta-ETF bieten unterschiedliche Risiko-Rendite-Profile.
Als Fazit lässt sich sagen, dass Smart-Beta-ETF sehr attraktive Investmentvehikel sind. Ob ein Smart-Beta-ETF für dich sinnvoll ist, hängt allerdings von deinen individuellen Investmentzielen und von der genauen Art des Smart Beta ETFs ab.
- Für einen passiven, langfristigen Investor reicht es vollkommen in herkömmliche, passive ETF auf Industrieländer und Schwellenländer zu investieren. Etwa klassische Regionen-ETF oder Sektoren-ETF.
- Solange du darauf achtest, in die richtige Region bzw. in den richtigen Index zu investieren, und im Falle, dass du mehrere Faktoren kombinierst, lieber Multi-Faktor-ETF auswählst, anstatt sie selbstständig zu kombinieren, umgehst du viele der Risiken von Smart-Beta-ETF. Ein Beispiel ist der Gerd Kommer ETF .
- Weiterführende nützliche Artikel sind unser Beitrag zum richtigen ETF-Portfolioaufbau, sowie welche Fehler ETF-Investoren unbedingt vermeiden sollten.