Versorger-ETF: Investieren in den Utilities-Sektor?
In Zeiten von Inflation, Zinsanstieg und auch Kriegen sehnen sich einige Investoren nach stabilen, sicheren Investments. So könnten für Anleger, die in ihrem ETF-Portfolio stabile Sektoren und Unternehmen mit konstanten Gewinnen höher gewichten wollen, Versorger-ETF möglicherweise interessant sein.
Als Sektor-ETF ermöglichen sie ein gezieltes Investment in den Börsensektor der Versorger (engl. Utilities). Bekannte Namen aus Deutschland wie E.ON und RWE zählen zu diesen Versorgungsbetrieben.
In diesem Artikel beleuchten wir die Chancen und Risiken eines Investments.
Viel Spaß beim Lesen!
1. Was ist ein Versorger-ETF?
Versorger-ETF werden auch Utilities ETF genannt. Diese bieten einen Zugang zu einem bestimmten, klar eingegrenzten Börsensektor.
In unserem Artikel zu den Sektor-ETF haben wir diese Art der Exchange-Traded Funds allgemein definiert. Insgesamt gibt es elf Börsensektoren. Ein Versorger-ETF bildet in seinem Portfolio die Wertentwicklung von den Aktien ab, die zu den Versorgern zählen.
Dies geschieht gemäß der typischen Funktionsweise von ETF, bei der ein Index repliziert wird.
Die wichtigsten Versorger-Indizes
Die Basis für einen Versorger-ETF ist immer ein auf Versorger-Aktien fokussierter Index. Diese möchten wir uns kurz genauer anschauen:
- MSCI World Utilities Index: Ein Versorger-Index herausgegeben von MSCI. Er zeigt die Wertentwicklung von Versorger-Aktien (bzw. Utilities Aktien) gemäß dem Global Industry Classification Standard (GICS) an.
- S&P Developed Ex-Korea LargeMidCap Sustainability Enhanced Utilities Index: Ein Versorger-Index, der von S&P Global Ratings herausgegeben wird. Der Index filtert Aktien zusätzlich nach ESG-Kriterien. Als Basis dient der breitere S&P Developed Ex-Korea LargeMidCap Utilities Index.
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Welche bekannten Aktien sind im Versorger-Sektor?
Um dir ein besseres Verständnis mitzugeben, werfen wir nun auch einen Blick auf die größten Unternehmen des Sektors.
- NextEra Energy: Amerikanisches Energieunternehmen, welches Solar- und Windenergie in den Vereinigten Staaten bereitstellt.
- Iberdrola: Spanisches Stromerzeugungs- und -vertriebsunternehmen, welches international elektrische Energie aus Wasserkraft und Wind, sowie aus Erdgas, vertreibt.
- Southern Company: Ebenfalls ein amerikanisches Energieunternehmen, welches Strom in einigen US-Bundesstaaten produziert und verkauft.
Die bekanntesten Energieversorgungskonzerne aus Deutschland sind E.ON und RWE. Diese haben ein breites Strom- und Gasportfolio und sind daher beide dem Subsektor Multi-Versorger zugeordnet.
2. Welche Versorger-ETF gibt es?
Die Auswahl an Versorger-ETF, die an deutschen Börsen handeln, beläuft sich auf derzeit 4 Exchange-Traded Funds. In der folgenden Tabelle listen wir diese auf, sowie ihre wichtigsten Eckdaten.
Name | ISIN | Volumen | TER | Ertragsverwendung | Domizil | Replikationsmethode |
---|---|---|---|---|---|---|
Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C | IE00BM67HQ30 | 270 Mio. Euro | 0,25% p.a. | Thesaurierend | Irland | Physisch |
Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (A) | IE000PMX0MW6 | 128 Mio. Euro | 0,18% p.a. | Thesaurierend | Irland | Physisch |
SPDR MSCI World Utilities UCITS ETF USD | IE00BYTRRH56 | 24 Mio. Euro | 0,30% p.a. | Thesaurierend | Irland | Physisch |
Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (D) | IE00052T92P8 | 3 Mio. Euro | 0,18% p.a. | Ausschüttend | Irland | Physisch |
Alle 4 ETF haben gemeinsam, dass sie physisch replizieren. Das bedeutet, dass der Indexfonds alle Wertpapiere, die im Index enthalten sind, tatsächlich physisch in seinem Portfolio hält.
Die Mehrheit der verfügbaren Versorger-ETF ist außerdem thesaurierend. Bei ihnen werden die Erträge der Aktien, also Dividenden oder Zinsen, direkt wieder in das ETF-Portfolio reinvestiert. Der einzige Versorger ETF, der seine Erträge ausschüttet, ist der Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (D), welcher aber ein sehr geringes Fondsvolumen von nur 3 Millionen Euro hat. Aufgrund dessen sollte er besser nicht deine erste Wahl sein.
3. Welcher ist der beste Versorger-ETF?
Wenn es um die Frage geht, welchen ETF man idealerweise aus dieser Auswahl wählt, beachten wir vorwiegend drei wesentliche Aspekte.
Achte bei deiner Auswahl auf das Fondsvolumen
Zuerst ist ein ausreichend hohes Fondsvolumen essenziell, um mit dem ETF langfristigen Vermögensaufbau betreiben zu können. Grob kann als Orientierung gesagt werden, dass bei börsengehandelten Fonds ab über 100 Millionen Euro Fondsvolumen die Wahrscheinlichkeit einer frühzeitigen Auflösung geringer wird.
Somit sind also der Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C, mit 270 Millionen Euro Fondsgröße, und der Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (A), mit 128 Millionen Euro zunächst interessant.
Kosten und Diversifikation sind entscheidende Faktoren bei der Geldanlage
Der zweite wichtige Aspekt ist eine geringe Total-Expense-Ratio. Es sollte dein Ziel sein, die Kosten beim ETF-Investieren möglichst gering zu halten. Hier fällt auf, dass der Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C und der Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (A) mit jeweils 0,25 % und 0,18 % TER p. a. beide im günstigen Bereich liegen.
Der letzte wichtige Punkt ist ein ausreichend diversifiziertes Portfolio. Indexfonds können unterschiedliche Indizes replizieren, manche davon können schlechter diversifiziert sein als andere. Konkret bedeutet das, je mehr Aktien der Index abbildet, desto besser. Werfen wir einen Blick in die Fact Sheets der beiden Versorger-ETF, sehen wir Folgendes:
- Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C: 76 Aktien aus 23 Industrieländern weltweit.
- Amundi S&P Global Utilities ESG UCITS ETF DR EUR (A): 49 Aktien aus 15 Industrieländern weltweit.
Unter Berücksichtigung der Aspekte Fondsvolumen, Kosten und Diversifikation lässt sich der Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C (ISIN: IE00BM67HQ30) als bester Versorger-ETF bezeichnen.
Hier siehst du noch einige Eckdaten zum Portfolio:
- Länderaufteilung: Die USA dominieren das Portfolio mit mehr als 60 % Anteil. Darauf folgen Vereinigtes Königreich, Spanien, Italien und Kanada mit jeweils weniger als 10 % Anteil. Die restlichen Länder umfassen einen Anteil von rund 15 %.
- Top-Unternehmen: NextEra Energy, Southern Company, Duke Energy, Iberdrola und Constellation Energy gehören zu den Top 5 Aktien im ETF.
ETF | Index | KGV | Value/Growth-Orientierung | Länder | Region | Size-Orientierung |
---|---|---|---|---|---|---|
Xtrackers MSCI World Utilities UCITS ETF 1C | MSCI World Utilities Index | 15.18 | Eher Value | 23 | Industrieländer | Large & Mid Cap |
4. Die Investmentthese: Ist ein Versorger-ETF sinnvoll?
Die Frage, die nun bleibt, ist, ob ein Investment in Versorgungsunternehmen mit einem Utilities ETF sinnvoll ist.
Unternehmen aus den Bereichen herkömmliche, erneuerbare oder kombinierte Stromerzeugung können Versorgungsunternehmen sein. Nicht im Sektor sind die Produzenten von Energie aus fossilen Energieträgern.
Vergangene Performance zeigt wenig Wachstum
Werfen wir einen Blick auf die historische Performance des MSCI World Utilities Index im Vergleich zum MSCI World und MSCI ACWI.
Dabei fällt auf, dass der Utilities Sektor sich im Vergleich zum MSCI World, der alle Börsensektoren umfasst, über den Zeitraum von 2009 bis heute nur gering entwickelt hat.
Stabilität in Krisenjahren
In Krisenzeiten, beispielsweise im schlechten Börsenjahr während der Corona-Pandemie 2020, fiel der Wert der Utilities Aktien jedoch auch weniger.
Unternehmen aus dem Bereich Versorgung gelten daher im Allgemeinen als antizyklisch. Das bedeutet, sie sind unabhängiger von der wirtschaftlichen Konjunktur. Denn Strom, Gas, Wasser und Entsorgung werden immer benötigt. Dennoch können die Energiepreise und der Verbrauch schwanken, was einen direkten Einfluss auf die Umsätze der Versorger hätte. Für viele Konsumenten ist jedoch die Einschränkung von diesen essenziellen Diensten meist eine der letzten Optionen beim täglichen Wirtschaften.
Hinzu kommt noch, dass der Konkurrenzdruck der Branche geringer ist. Größtenteils gibt es ein paar wenige dominierende Versorgungsunternehmen für ein Gebiet.
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Kritische Aspekte bei den Versorger-Unternehmen
Auf der anderen Seite sind Versorgungsbetriebe stark reguliert und unterliegen staatlichen Aufsichtsbehörden. Somit haben politische und regulatorische Entscheidungen bedeutenden Einfluss auf die Gewinnaussichten.
Ebenso besteht eine Abhängigkeit von Rohstoffen wie Öl, Gas oder Kohle. Auch ist die Umstellung auf innovativere Technologien bei den traditionellen Versorgern zunächst mit kostspieligen Investitionen verbunden. Diese Aspekte können das Wachstum und den Gewinn beeinträchtigen.
Clean-Energy-ETF als mögliche Alternative
Alternative Möglichkeiten, gebündelt in einige Unternehmen des Versorger-Sektors zu investieren, sind Themen-ETF wie Clean-Energy-ETF. Diese sind konzentrierter, da sie unter anderem Müllentsorgungsunternehmen oder die Konzerne, die mit fossilen Brennstoffen wirtschaften, ausschließen.
Mit insgesamt 23 verfügbaren Clean-Energy-ETF und Fondsvolumen von über 2.000 Millionen Euro sind diese deutlich beliebter und ihr Angebot vielfältiger.
5. Chancen und Risiken von Versorger-ETF
Im Folgenden findest du einen Vergleich der Chancen und Risiken, die mit einem Investment einhergehen.
Chancen der Versorger-ETF
- Typischerweise antizyklischer Sektor
- Stabile Cash-Flows oft auch in Krisenzeiten
- Versorgerunternehmen sind in klassischen Indizes gering gewichtet
- Teilweise monopolartige Strukturen im Markt
- Strom, Gas, Wasser und Entsorgung gelten als essenziell
Risiken der Versorger-ETF
- Abhängigkeit von regulatorischen und politischen Entscheidungen
- Abhängigkeit vom Energiekonsum
- Geringes Angebot von nur 2 relevanten ETF
- Energiewende verlangt hohe Investitionen
6. Versorger-ETF kaufen: So geht es
Falls du noch keine Erfahrungen mit dem ETF-Kauf hast, lohnt sich ein Blick in unsere Kaufanleitung für ETF.
Voraussetzung dafür, einen Kauf zu tätigen, ist ein Depot. In unserem Depot-Vergleich haben wir die Konditionen der verschiedenen Anbieter miteinander verglichen.
Es gibt außerdem neben dem klassischen Einmalkauf die Möglichkeit, einen Sparplan einzurichten. Bei dieser Investmentform investierst du monatlich eine fixe Summe in den ETF.
Dabei bleibt der Sparplan flexibel und die Raten kannst du jederzeit anpassen, sowie auch den Sparplan beenden. Dadurch gibt es eine einfache Möglichkeit, auch mit wenig Geld mit dem Vermögensaufbau direkt zu starten. Ein Sparplan ist meist ab 20 € möglich, teilweise sogar ab 1 €. In unserem Vergleich zum besten Sparplan Depot findest du weitere Informationen zum Thema Sparplananbieter.
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7. Häufig gestellte Fragen zu Utilities-ETF
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.