ETF-Grundlagen: Was ist ein Index?
Wann immer man über ETF spricht, spricht man auch über Indizes. Sie stellen die fundamentale Basis von Exchange-Traded Funds dar, denn diese bilden die Wertentwicklung eines Börsenindex ab.
Doch was genau ist ein Index? Welche sind die bekanntesten? Und wie werden sie zusammengestellt? Diese und weitere Fragen beantworten wir hier im Ratgeber.
1. Einfach erklärt: Was ist ein Index?
In diesem Kapitel definieren wir zuerst Indizes. Allgemein gesprochen wird ein Index erstellt, um eine Preisentwicklung zu betrachten.
Indizes werden nicht nur an den Börsen genutzt
Indizes sind nicht nur für Börsenakteure wichtig, sondern werden allgemein in der Wirtschaft genutzt. Beispiel ist hier der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes: Jeden Monat werden die Preise von 650 Gütern, die repräsentativ für den durchschnittlichen deutschen Haushalt stehen, betrachtet. Die Güter stammen aus den Bereichen Lebensmittel, Wohnen und Verkehr. Der Warenkorb bleibt konstant, und parallel werden jeden Monat die Preise des Warenkorbs überprüft. Damit wird die Inflation gemessen.
Ähnlich funktioniert ein Aktienindex, der die Preisentwicklung von zahlreichen Aktien abbildet. Ein Index ist hier ein Korb mit Wertpapieren, die einen Markt, ein Marktsegment oder eine Investmentstrategie repräsentieren. Abgebildet wird damit die Wertentwicklung dieses Marktsegments.
Auch andere Anlageklassen werden in einem Korb zusammengefasst
Neben den Aktienindizes gibt es auch jene auf Rohstoffe, Anleihen oder Immobilien. So kann ein Index beispielsweise aus den Kursen von Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten berechnet werden. Damit wird das Zinsniveau eines Finanzmarktes verfolgt.
2. Welche Arten von Indizes gibt es?
Indizes kann man anhand ihrer Anlageklassen klassifizieren:
- Aktienindex: Gibt die Wertentwicklung von Unternehmensaktien wider. Ein Beispiel ist der DAX40.
- Anleihenindex: Gibt die Wertentwicklung von Anleihen wider. Ein Beispiel ist der amerikanische Barclays Capital Aggregate Bond Index.
- Rohstoffindex: Zeigt die Wertentwicklung von Rohstoffen an. Ein Beispiel ist der Bloomberg Commodity Index.
Ferner unterscheidet man zwischen Kursindex, Performanceindex und Leitindex.
Wie funktioniert ein Kursindex?
Ein Kursindex, auch Preisindex genannt, zeigt die reine Kursentwicklung bzw. Preisveränderungen der Titel an. Unternehmensaktien schütten teilweise Dividenden aus. Dabei werden diese Dividendenausschüttungen vom Wert der Aktien abgezogen. Folglich sinkt auch der Index zu dem Zeitpunkt, an dem Dividenden ausgeschüttet werden.
Ein Beispiel für einen bekannten Preisindex ist der amerikanische Dow Jones Industrial Average, welcher 30 der größten Börsenunternehmen der USA enthält, oder der japanische Nikkei 225.
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Was ist ein Performanceindex?
Diese Variante wird auch Total Return Index genannt. Wie die Bezeichnung impliziert, misst er den gesamten Wertzuwachs der Aktien, einschließlich der Dividendenausschüttungen. Somit rechnen die Indexherausgeber bei einem Performanceindex die Veränderungen der Kurse und die Dividendenauszahlungen mit ein. Die ausgeschütteten Dividenden werden reinvestiert in den Index, dadurch verliert der Performanceindex nach den Dividendenausschüttungen nicht an Wert.
Beispiele für Total Return Indizes sind der MDAX und SDAX.
Leitindizes sind häufig die Grundlage für ETFs
Ein Leitindex listet die größten und wichtigsten Börsenkonzerne eines Landes. Jedes Land hat einen Leitindex, welcher die Top-Unternehmen abbildet.
Ein Leitindex gibt typischerweise Einsicht in das aktuelle Börsenklima eines Landes.
3. Die bekanntesten Indizes im Überblick
In dieser Sektion geben wir dir einen Überblick über die wichtigsten Indizes, denen du als ETF-Anleger vermutlich oft begegnen wirst.
Weltweit bekannte Aktienindizes
Index | Index-Art | Region | Beschreibung | Anzahl Titel | Top 3 Unternehmen |
---|---|---|---|---|---|
MSCI World | Performanceindex | Industrieländer | Large und Mid Cap Aktien aus 23 Industrieländern weltweit. Deckt rund 85 % der Marktkapitalisierung in jedem Land ab. | Rund 1500 | Microsoft, Apple, Nvidia |
MSCI Emerging | Performanceindex | Schwellenländer | Large und Mid Cap Aktien aus 24 Schwellenländern. Deckt rund 85 % der Marktkapitalisierung in jedem Land ab und rund 13 % der weltweiten Marktkapitalisierung. | Rund 1300 | Taiwan Semiconductor, Tencent Holdings, Samsung |
MSCI ACWI | Performanceindex | Welt | Large und Mid Cap Aktien aus 23 Industrieländern und 24 Schwellenländern. Deckt 85 % des weltweit investierbaren Marktes ab. | Rund 2800 | Microsoft, Apple, Nvidia |
HSCEI | Performanceindex | China | Aktien von 50 Unternehmen des chinesischen Festlands, die in Hongkong handeln (H-Aktien). Die Gewichtung erfolgt nach Streubesitz der Unternehmen. Jeder Titel darf nur maximal 10 % einnehmen. | 50 | Tencent, Meituan, CCB |
SMI | Kursindex | Schweiz | Der Swiss Market Index ist der Leitindex der Schweiz. Bildet die 20 größten Aktien der Schweiz ab. Repräsentiert rund 90 % der Marktkapitalisierung und 90 % des Handelsvolumens aller Swiss Exchange (SIX) notierten Unternehmen. | 20 | Nestle, Roche, Novartis |
S&P 500 | Performanceindex | USA | Umfasst die 500 größten Börsenunternehmen der USA. Repräsentiert rund 80 % des Gesamtwerts des amerikanischen Aktienmarkts. | 500 | Microsoft, Apple, Nvidia |
DAX | Kursindex | Deutschland | Der DAX ist der deutsche Leitindex. Bildet die Performance der 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands ab. | 40 | SAP, Siemens, Allianz |
NASDAQ-100 | Performanceindex | USA | Technologielastiger Index der NASDAQ-Börse. | 100 | Microsoft, Apple, Nvidia |
Dow Jones | Kursindex | USA | Der Dow Jones Industrial Average bildet die 30 größten US-amerikanischen Blue Chip Unternehmen ab. | 30 | United Health Group, Goldman Sachs, Microsoft |
Nikkei 225 | Kursindex | Japan | Der Nikkei ist der wichtigste Index Asiens und der japanische Leitindex. Bildet die Kurse von 225 Unternehmen ab, die an der Börse von Tokio gehandelt werden. | 225 | Fast Retailing, Tokyo Electron, Softbank Group |
FTSE 100 | Performanceindex | Großbritannien | Der FTSE 100 notiert 100 Blue Chip Unternehmen des Vereinigten Königreichs. Er gibt die Performance der 100 größten Aktien der Londoner Börse wider. | 100 | Shell, AstraZeneca, HSBC |
Euro STOXX 50 | Performanceindex | Europa | Repräsentiert die Wertentwicklung der 50 größten Aktien der Eurozone. Wird öfter als europäischer Leitindex bezeichnet. | 50 | ASML, LVMH Moet Hennessy, Total Energies |
Damit hast du eine Übersicht über die wichtigsten Aktienindizes weltweit. Das ETF-Investieren bezieht sich allerdings nicht nur auf die Anlageklasse Aktien, es haben sich seit den 90er-Jahren stets weitere ETF-Arten herausgebildet.
Daher betrachten wir auch kurz die wichtigsten Indizes innerhalb weiterer ETF-Klassen.
Indizes der Asset Klassen Rohstoffe, Anleihen und Immobilien
ETF-Anlageklasse | Rohstoffe | Anleihen | Immobilien |
---|---|---|---|
Indizes | Bloomberg Energy and Metals Equal-Weighted Index | Barclays Capital Aggregate Bond Index | FTSE EPRA/NAREIT Developed Asia Dividend+ Index |
Barclays Backwardation Tilt Multi-Strategy Capped Index | Bloomberg Euro Corporate Bond Index | FTSE EPRA/NAREIT Developed Dividend+ Index | |
Bloomberg Brent Crude Index | IDC US Treasury Short Term Index | FTSE EPRA/NAREIT Developed Index | |
Bloomberg Commodity Index | Bloomberg SASB US Corporate ESG Ex-Controversies Select Index | FTSE EPRA/NAREIT United Kingdom Index | |
Bloomberg Roll Select Commodity Index | iBoxx® EUR Liquid High Yield Index | FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe Index | |
Bloomberg Copper Index | Bloomberg Euro Aggregate Treasury Index | FTSE EPRA/NAREIT United States Dividend+ Index |
4. Wie funktioniert die Indexzusammenstellung?
Nun bleibt die Frage, wie ein Index von den Herausgebern wie MSCI, FTSE oder S&P Global Ratings eigentlich zusammengestellt wird. Das interessiert besonders vor dem Hintergrund, da der Sinn eines Index darin besteht, ein Marktsegment repräsentativ abzubilden. Wie funktioniert das?
Die Berechnung und Zusammenstellung eines Indizes kann teilweise komplex sein und Faktoren wie Unternehmensgröße, Handelsvolumen oder Streubesitz der Aktien berücksichtigen. Dennoch kann man die Indexzusammenstellung wie folgt in grob 4 Schritte unterteilen:
Gesamtheit aller Titel
Jeder Indexherausgeber steht zunächst vor der Gesamtheit aller Wertpapiere, die zu dem gewählten Marktsegment (etwa eines bestimmten Landes) gehören.
Die Basis für die regionale Zuordnung einer Aktie ist typischerweise der Unternehmenssitz oder an welcher Heimatbörse die Aktien des Unternehmens gelistet sind.
Oftmals wollen die Herausgeber einen repräsentativen Index für eine bestimmte Region bzw. Gruppe an Ländern erstellen. Ein Beispiel dafür sind die Schwellenländer-Indizes. Das Einteilen der Länder in die Gruppen Schwellenländer oder Industrieländer erfolgt nach bestimmten Klassifizierungskriterien, die auf der Website des Indexherausgebers einsehbar sind.
Auswahl und Gewichtung der Titel
Je nach Ziel und Zweck des Index gibt es Regeln, nach denen die Aktien aus der Gesamtheit ausgewählt und in den Index aufgenommen werden. Diese Auswahlregeln sind oft Unternehmensgröße (Marktkapitalisierung), ESG-Konformität oder auch die Zugehörigkeit zu einem Börsensektor.
An dieser Stelle ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Indizes, ob die Unternehmen auf Basis der Marktkapitalisierung gewählt und gewichtet werden, oder auf Basis der Gleichgewichtung (Equal-Weight). Hier gibt es nämlich unterschiedliche Möglichkeiten. Diese sind:
- Index nach Marktkapitalisierung: Die meisten Indizes selektieren und gewichten typischerweise nach der Marktkapitalisierung der Aktie. Beispiele hierfür sind der MSCI World oder S&P 500. Die Marktkapitalisierung steht für den Gesamtwert der Anteile eines Börsenunternehmens. Sie setzt sich aus dem Preis der Aktie, multipliziert mit der im Umlauf befindlichen Aktienanzahl, zusammen.
- Preisgewichteter Index: Etwas weniger, aber dennoch viele der Leitindizes, gewichten nach dem Preis bzw. Kurs der Aktie. Beispiel ist der Dow Jones Industrial Average.
- Gleichgewichteter Index: Diese Indizes gewichten alle Unternehmen gleich. Die Gewichtung nach Marktkapitalisierung führt oftmals dazu, dass einige wenige Top-Unternehmen sehr stark gewichten. Dieser „Übergewichtung“ versucht die Gleichgewichtung entgegenzuwirken. Sie wird auch Equal Weight genannt. Viele der bekannten Indizes haben ein gleichgewichtetes Äquivalent.
- Gewichtung nach spezifischen Index-Kriterien: Mittlerweile gibt es viele Nischen-Indizes, die spezifische Anlagestrategien abdecken. Somit gibt es auch Indizes, die auf Basis der Dividendenrendite oder weiteren Fundamentaldaten der Unternehmen gewichten.
Mehr zum Thema Gleichgewichtung und Gewichtung nach Marktkapitalisierung findest du in unserem Artikel zu den Equal-Weight-ETF.
Regelmäßige Überprüfung und Neuanpassung
Zuletzt muss ein Index periodenweise überprüft und neu angepasst werden. Im folgenden Kapitel erklären wir das sogenannte Index-Rebalancing genauer.
5. Was ist ein Rebalancing?
Ein Index muss regelmäßig überprüft und neu angepasst werden. Dies bezeichnet man als Index-Rebalancing. Es wird von den Indexherausgebern durchgeführt, da sich aufgrund der natürlichen Marktbewegungen die Aktienkurse der Titel verändern. Somit verändert sich auch ihre Marktkapitalisierung und folglich das Gewicht, welche sie im Index einnehmen sollten. Indizes sind also dynamisch.
Zu bestimmten Zeitpunkten, meist quartalsweise, wird durch ein Rebalancing die Zusammensetzung neu angepasst. Das beinhaltet auch die Möglichkeit, dass ein Unternehmen den Index verlässt und ein neues hinzugenommen wird.
Größtenteils findest du auf den Webseiten der Indexherausgeber genauere Informationen, wann das nächste Index-Rebalancing durchgeführt wird und wie es genau funktioniert.
Hinweis: Das Index-Rebalancing ist nicht dasselbe wie das Rebalancing deines eigenen ETF-Portfolios. Das Rebalancing wird von den Indexherausgebern getätigt. Das Portfolio-Rebalancing dagegen ist eine individuelle Strategie, mit der du deine ursprüngliche Portfolioallokation langfristig beibehältst. Mehr dazu findest du in unserem Artikel zum eigenständigen Portfolio-Rebalancing.
6. In einen Index mit ETF investieren: So geht es
Wenn du in einen Index investieren möchtest, geht das indirekt über ETF. Ein direktes Investment in einen Index ist nicht möglich. Ein ETF bildet immer einen Index entweder durch physische oder synthetische Replikation ab.
Der Kauf von börsengehandelten Indexfonds (ETF) funktioniert gleich wie der von Aktien oder Anleihen. Falls du bisher noch keinen ETF gekauft hast, empfehlen wir dir einen Blick in unsere Anleitung zum ETF-Kauf.
Voraussetzung ist immer ein Depot bei einer Depotbank. Dort liegen deine Investments ab und du führst deine Kauforder beim Broker aus. Wir raten dazu, einen Depot-Anbieter mit geringen Handelsgebühren zu wählen. Einen Vergleich der Konditionen und Kosten verschiedener ETF-Broker findest du in unserem ETF-Depotvergleich.
Das Investieren in börsengehandelte Indexfonds ist auch mit einem Sparplan möglich. Anders als beim Einzelkauf legst du dort eine individuelle Sparrate an und dein Depot-Anbieter investiert diese automatisiert entweder monatlich, zweimonatlich oder quartalsweise in einen ETF. Mit unserem ETF-Sparplananbieter-Vergleich kannst du das beste Sparplandepot finden.
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7. Häufig gestellte Fragen zum Thema Index
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.