Das Tide Geschäftskonto im Test Wie gut ist Tide im Vergleich zur Konkurrenz?
Im Vereinigten Königreich ist Tide eines der führenden Geschäftskonten. Nun expandiert Tide auch nach Deutschland und bietet zum Start ein kostenloses Geschäftskonto für Einzelunternehmen. Grund genug also, Tide einem Test zu unterziehen und zu schauen, wie gut das Produkt wirklich ist.
Wir zeigen dir, wie sich Tide im Vergleich zu anderen Geschäftskonten schlägt, ob sich das Konto für dich lohnt und welche Stärken und Schwächen wir sehen.
Im Zuge unseres Geschäftskonto Vergleichs haben wir Tide in unterschiedlichen Kategorien bewertet:
- Kosten: Hier prüfen wir, welche Kosten im Zuge der Kontonutzung anfallen. Wichtig sind hierbei fixe Kosten wie monatliche Entgelte sowie variable Kosten, die mit der aktiven Nutzung des Kontos ansteigen.
- Bargeld: Welche Möglichkeiten bietet Tide an, um Bargeldein- und -auszahlungen zu tätigen?
- Zahlungsabwicklung: Wie läuft der allgemeine Zahlungsverkehr ab? Gibt es im Konto enthaltene Überweisungen oder muss jede Buchung bezahlt werden? Besteht die Möglichkeit, per Echtzeit zu überweisen? Wie viele Karten sind im Konto enthalten, werden Bezahldienste wie Apple Pay unterstützt etc. Wir prüfen, wie gut sich das Konto im Vergleich zur Konkurrenz schlägt.
- Features: An dieser Stelle bewerten wir die Features von Tide. Dabei spielt die Kontoeröffnung eine Rolle. Doch auch Schnittstellen und Funktionen, die das Konto neben dem reinen Banking anbietet, sind hier relevant. Moderne Geschäftskonten sind inzwischen mehr als reine Konten – diese Anforderung prüfen wir ab.
- Service: Beim Service untersuchen wir in erster Linie, welche Kanäle der Kundenservice überhaupt anbietet. Neben ausführlichen FAQ sind auch Chatbots, Live-Chats, Telefonservices und direkte Beratungsgespräche Teil unserer Prüfung.
- Produkte: Abschließend bewerten wir im Rahmen unseres Tests auch, wie es um die weiteren Produkte des Anbieters steht. So schauen wir, welche Finanzierungsmöglichkeiten angeboten werden. Außerdem stehen Sparkonten wie Tages- und Festgeld im Fokus sowie etwaige Firmenkreditkarten.
Die von uns geprüften Bewertungskriterien haben wir zudem unterschiedlich zur Ermittlung der Gesamtbewertung gewichtet. Als reines Online-Geschäftskonto adressiert Tide insbesondere die Zielgruppe der Einzelunternehmen. Folglich haben wir die Kategorien wie folgt gewichtet:
1. Unser Tide Test: Geringe Kosten können überzeugen
Im ersten Teil unseres Tide Tests habe ich die Kosten des Geschäftskontos untersucht. Die Grundlage hierfür ist das aktuelle Preis-Leistungsverzeichnis, dass du unter den allgemeinen Geschäftsbedingungen einsehen kannst.
Das Preis-Leistungsverzeichnis bei Tide ist sehr kurz gehalten. Dementsprechend gibt es hier nicht viele Positionen, die zusätzliche Kosten verursachen – sehr gut!
Entscheidest du dich für ein Tide Geschäftskonto, dann ist das erste Konto grundsätzlich kostenlos. Für jedes weiteres Konto wirst du in Zukunft allerdings 6,00 € monatlich bezahlen dürfen. Zum Zeitpunkt meines Tests stand die mehrfache Kontoeröffnung allerdings noch nicht zur Verfügung.
Da das Konto zum aktuellen Zeitpunkt auch nur Kleingewerbetreibenden und Freiberuflern zur Verfügung steht, ist auch nur ein Kontozugang vorgesehen. Für diese Zielgruppe ist das vollkommen ausreichend und erfüllt unsere Erwartungen.
Spannend war in diesem Zuge auch, wie sich Tide hinsichtlich der Kosten pro Überweisung verhält. Tide verzichtet zwar auf die Berechnung eines Monatsentgelts, dafür sind Überweisungen jedoch kostenpflichtig. Aktuell kostet jede Überweisung 0,20 € – wer also monatlich 100 Überweisungen tätigt, zahlt in Summe dann 20,00 €. Im direkten Vergleich dazu ist das N26 Business Standard kostenlos – auch bei den Überweisungen.
Die kostenlose Tide Card kann überzeugen
Zum Tide Geschäftskonto erhalten alle Kunden die Tide Mastercard. Bei dieser Karte handelt es sich um eine Mastercard Debitkarte, die direkt mit dem Geschäftskonto verbunden ist.
Im Konto ist eine kostenlose, physische Karte enthalten – auch der Versand ist kostenlos. Verlierst du deine Karte, erhebt Tide ein Entgelt von 5,00 € für die Neuausstellung. Für jede weitere Tide Card zahlst du 5,00 € im Monat.
Benötigst du mehrere Karten, dann findest du in unserem Firmenkreditkarten Vergleich einen ausführlichen Ratgeber, bei dem du die besten Angebote miteinander vergleichen kannst.
Im bargeldlosen Zahlungsverkehr kann mich die Tide Card vollends überzeugen. So sind die Zahlungen in Europäischen Wirtschaftsraum sowie der Schweiz kostenlos.
Wer lediglich innerhalb der EU als Unternehmen agiert, kann daher zumeist ohne Zusatzkosten bezahlen. Das gilt jedoch nicht für die EFTA-Staaten (bis auf die Schweiz) sowie einigen Osteuropäischen Ländern wie Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien, Mazedonien, Litauen oder das Vereinigte Königreich.
Hier zahlen Nutzer der Tide Card 1 % an Gebühren – der gleiche Satz gilt übrigens für Zahlungen in Fremdwährungen. Damit sind die Transaktionskosten der Tide Card jedoch sehr überschaubar.
Einziger Wermutstropfen für potenzielle Kunden sind die aktuell noch fehlenden Einzahlungsmöglichkeiten. Wer ein lokales Geschäft mit Bargeldverkehr führt, für den ist das Tide Geschäftskonto zum aktuellen Zeitpunkt keine Option.
Insgesamt erhält Tide damit im wichtigen Kostenkapitel eine sehr gute Bewertung von 91,33 %.
2. Gute Verfügbarkeit von Bargeld bei Tide im Test
Bargeld spielt im allgemeinen Zahlungsverkehr eine abnehmende Relevanz. Auch ich verwende in meinen Unternehmen kein Bargeld mehr. Einerseits kann ich fast überall per Karte zahlen und muss somit kein Bargeld mitführen. Wichtiger ist mir jedoch die Tatsache, dass ich keine Barkasse führen und somit auch keine Trennung von Bargeldbeständen vornehmen muss.
Nichtsdestotrotz bleibt es nicht aus, dass du auf Bargeld angewiesen bist. Sei es das defekte Kartenlesegerät in der Tankstelle oder ein Restaurant, welches ausschließlich Bargeld akzeptiert. In diesen Fällen ist es gut, wenn das Geschäftskonto Bargeldabhebungen zulässt.
Bei Tide kannst du einfach Bargeld mit deiner Tide Card abheben. Für Abhebungen in EUR bezahlst du 2,00 € sowie eventuell anfallende Kosten des Fremdinstituts. Nutzt du einen Automaten mit Mastercard Logo, entfällt die letztere Kostenpauschale in der Regel.
Je höhere deine Bargeldabhebung ist, desto geringer ist der Kostenanteil. Hebst du lediglich 100 € ab, kostet die Abhebung 2,00 %. Bei 500 € sind es dahingegen lediglich 0,4 %.
Für Bargeldabhebungen in Fremdwährungen zahlst du neben den 2,00 € zusätzlich auch 1,0 % des Umsatzes an Gebühr. In der Regel ist dieses Szenario für Unternehmer nicht sonderlich relevant und spielt eher für Privatkunden eine Rolle. Nichtsdestotrotz ist die Gebühr sehr überschaubar und fair.
Die Tide Card profitiert vom Mastercard-Netzwerk
Grundsätzlich ist der große Vorteil der Tide Card, dass es sich um eine Mastercard handelt. Dementsprechend kannst du einfach an allen Automaten mit dem prominenten Mastercard Logo Bargeld abheben – die Gebühren fallen wie zuvor beschrieben an.
Im Gegensatz zu zahlreichen Wettbewerbern schreibt Tide auch keine Abhebungsgrenzen vor. So darfst du mehrmals täglich und in beliebiger Höhe über dein Geld verfügen. Aus meiner Sicht ist das wichtig, denn ich möchte mir als Kunde nicht vorschreiben lassen, dass ich bspw. nur 500 € im Monat abheben darf.
4. Zum Start hat Tide noch leichte Schwächen im Zahlungsverkehr
Im nächsten Abschnitt unseres Tide Tests habe ich mich der Zahlungsabwicklung gewidmet. Mit diesem Test wollen wir herausfinden, wie gut sich der Zahlungsverkehr im Geschäftsalltag abwickeln lässt.
In ersten Schritt habe ich geprüft, wie viele Transaktionen im Monat über das Konto abzuwickeln sind. Hier hat Tide keine Begrenzung für das Kontomodell. Zu beachten ist allerdings, dass Überweisungen bei Tide nur bis zum 31. Oktober 2024 kostenlos sind – anschließend fallen 0,20 € an.
Kunden von Tide, die monatlich 100 eingehende und ausgehende Überweisungen verzeichnen, zahlen ab dem 1. Oktober 0,20 € pro Buchung.
Überweisung du dahingegen an andere Tide Mitglieder, sind sämtliche Überweisungen kostenlos. Echtzeitüberweisungen waren zum Zeitpunkt meines Tests noch nicht verfügbar.
Gut ist dahingegen, dass Tide keine Überweisungslimits angibt. Dementsprechend kannst du auch höhere Beträge in einer Transaktion überweisen.
Auch war es zum Zeitpunkt meines Tests nicht möglich, ein SEPA-Lastschriftmandat zu hinterlegen. Insofern diese für dich relevant sind, kannst du diese über einen Drittanbieter verwenden.
Im direkten Vergleich von N26 Business Standard und Tide fällt auf, dass Tide aktuell noch kein Cashback für Kartentransaktionen anbietet.
Was mir fehlt, ist die Option Sammelüberweisungen zu tätigen. So musst du jede einzelne Transaktion in einer Session bestätigen und freigeben. Dafür gibt es kostenlose Daueraufträge, die du auch beliebig oft anpassen kannst.
Auf die Karten bin ich bereits im vorherigen Kapitel eingegangen. Zu deinem Tide Geschäftskonto kommt eine kostenlose Tide Card. Zusätzlich kannst du die Karte auch per Apple Pay oder Google Pay verwenden.
Für die Tide Card gibt es ebenfalls kein tägliches Kartenlimit – eine aus meiner Sicht gute Eigenschaft. Zusätzlich kannst du beliebig häufig mit der Karte bezahlen und musst keine Einschränkungen im Zahlungsverkehr befürchten.
Insgesamt schneidet Tide somit mit 73,53 % in diesem Kapitel ab. Nachfolgende Tabelle zeigt, wie sich die Bewertung zusammensetzt.
4. Tide im Test: Zum Start mit eingeschränkten Funktionsumfang
Tide ist eines der größten Geschäftskonten in Großbritannien. Dort überzeugt das Geschäftskonto mit einem hervorragenden Funktionsumfang. Doch wie schlägt sich das Konto für deutsche Kunden?
Was mir besonders gut bei Tide gefällt ist der Prozess zur Kontoeröffnung. Nach rund 5 Minuten war mein Konto eröffnet – ein hervorragendes Ergebnis. Der Prozess gefällt mir sehr gut und in den nachfolgenden Screenshots siehst du, wie einfach die Kontoeröffnung ist.
Was ich im Anschluss nicht so gut fand, dass mir kein Kontowechselservice angeboten wurde. Gerade für Geschäftskunden, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zahlreiche Abbuchungen auf dem Konto haben, ist ein solches Feature sinnvoll.
Schnittstellen stehen bei Tide noch nicht zur Verfügung
Da es sich bei Tide um ein Produkt aus UK handelt, dass jetzt in Deutschland eingeführt wird, gibt es zum Start noch keine Schnittstellen. Dementsprechend kannst du die Daten nicht einfach in DATEV oder eine andere Buchhaltungssoftware einpflegen.
Auch eine Benutzerverwaltung gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Das gilt aber auch für andere Wettbewerber, die sich auf Selbstständige und Freiberufler als Zielgruppe fokussieren. So kannst du aber weder einem Mitarbeiter noch deinem Steuerberater Zugriff auf das Konto erteilen.
Jetzt kommt allerdings das große Aber, denn auf dem Heimatmarkt hat Tide erkannt, dass Selbstständige nicht nur ein einfaches Konto benötigen. Dort können Selbstständige Geld anlegen, Geschäftskredite aufnehmen und Buchhaltungstools nutzen. Zudem sind alle Features direkt in das Konto integriert, sodass es hier keine reinen Weiterleitungen gibt.
Zusätzlich verfügt Tide auf dem Heimatmarkt über einen Tide Card Reader, der die Abwicklungen von Transaktionen ermöglicht.
Du fragst dich, warum ich auf Features eingehe, die aktuell nicht zur Verfügung stehen? Die Antwort ist das Potenzial, denn mit diesen Features könnte sich Tide zu einem der besten Geschäftskonten für Selbstständige und Freiberufler mausern.
Nichtsdestotrotz kann Tide zum aktuellen Zeitpunkt nicht mit einem prallen Funktionsumfang überzeugen. Vielmehr handelt es sich um ein einfaches Girokonto für Geschäftskunden – bis zum 31.10.2024 sogar vollkommen kostenlos.
Bis auf eine übersichtliche Banking App und einen wirklich gut gemachten Registrierungsprozess gibt es aktuell noch nicht wirklich viele Funktionen. Damit erhält Tide in unserem Feature-Test auch nur eine Bewertung von 40,86 % und liegt noch hinter der Konkurrenz.
5. Tide ist beim Kundenservice gleichauf mit dem Wettbewerb
Im nächsten Abschnitt meines Tide Tests habe ich mir den Kundenservice genauer angeschaut.
Den Kundenservice bewerten wir anhand der Kontaktmöglichkeiten. Um die Servicequalität zu messen, müssen über einen längeren Zeitraum anfragen erfolgen – das können wir nicht leisten.
Von daher haben wir geprüft, welche Kontaktwege Tide anbietet.
Grundsätzlich kannst du direkt in die FAQ abspringen und somit wichtige Fragen, rund um das Tide Geschäftskonto klären. Unter den einzelnen Menüpunkten findest du teilweise ausführliche FAQ, die wichtige Fragen beantworten.
Möchtest du dahingegen mit einem Mitarbeiter sprechen, musst du dich hierfür bei Tide registrieren. In der App kannst du dann einfach die Chat-Funktion verwenden und direkt mit den Mitarbeitern sprechen.
Außerdem gibt es eine telefonische Hotline. Hierbei handelt es sich um eine Notfall-Hotline, die von Montag bis Sonntag 10:00 – 19:00 zur Verfügung steht.
Da es sich bei Tide um ein Online-Geschäftskonto handelt, gibt es keine direkten Ansprechpartner. Auch Beratungsdienstleistungen standen zum Zeitpunkt des Tests nicht zur Verfügung.
Damit erhält Tide 57,89 % in unserem Test und liegt damit auf einem Niveau mit unserem bisherigen Testsieger Finom.
6. Diese weiteren Produkte bietet Tide zum Start
Wenn du ein Unternehmen gründest, solltest du dir auch Gedanken über die Finanzierung deines Unternehmens machen. Wenn Fremdkapital in Form von Krediten hierbei eine Rolle spielt, ist es sinnvoll eine Bank zu wählen, die passende Produkte anbietet.
Bei Tide ist das zum Marktstart noch nicht der Fall. Allerdings meinte Tide CEO Oliver Prill im FinanceFWD Interview bereits, dass eine nahtlose Integration von Krediten über Partner grundsätzlich interessant sei.
Zudem gibt es aktuell auch keinen Kontokorrentkredit und du musst das Geschäftskonto auf Guthabenbasis führen. Auch ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Mit Blick auf das UK-Produkt bin ich allerdings optimistisch, dass ein entsprechender Service zeitnah eingeführt wird.
Gut ist dahingegen die Möglichkeit, die Tide Card zu nutzen. In UK gibt es zusätzlich Mitarbeiterkarten, die für Geschäftsausgaben verwendet werden können. Auch hier gehe ich davon aus, dass die Karten bald Einzug im deutschen Geschäftskonto halten.
Insgesamt gibt es zum aktuellen Zeitpunkt 11,76 % für die weiteren Services bei Tide.
7. Fazit: Tide führt das Geschäftskonto als MVP ein
Insgesamt erzielt Tide eine Bewertung von 70,42 %. Das mag auf dem ersten Blick nicht sonderlich attraktiv wirken, allerdings handelt es sich hierbei um ein MVP.
Basierend auf dem UK-Produkt gehe ich davon aus, dass Tide das Geschäftskonto in den kommenden Monaten ordentlich erweitert. Gerade beim Funktionsumfang, der in unserem Testverfahren eine besonders hohe Gewichtung spielt, ist noch Luft nach oben.
Bereits durch Schnittstellen zu Buchhaltungstools, einer Möglichkeit zur Rechnungsstellung über das Konto und Unterkonten würde sich die Bewertung verbessern. Im Vergleich hierzu würde das bestehende Geschäftskonto für britische Kunden in unserem Vergleich mit einer sehr guten Bewertung von 91,02 % abschneiden und somit zu den besten Geschäftskonten am Markt zählen.
Aus diesem Grund kann ich dir Tide zum aktuellen Zeitpunkt bereits als Option empfehlen. Das Geschäftskonto ist kostenlos und du kannst es einfach ausprobieren. Bis zum 31. Oktober sind zudem alle Überweisungen kostenlos, sodass es sich als Zweitkonto eignet.
Ergänzend meiner Bewertung kannst du auch einen Blick auf die Tide Erfahrungen anderer Nutzer werfen oder deine Erfahrung mit anderen Nutzern teilen.