Schweizer Aktien kaufen: So funktioniert es in Deutschland
Seit dem 1. Juli 2019 können Anleger keine Schweizer Aktien an europäischen Börsenplätzen handeln. Grund hierfür ist ein gescheitertes Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU. Im Ergebnis hat die Schweiz einen Schutzmechanismus aktiviert, der ein Handelsverbot Schweizer Wertpapiere an europäischen Handelsplätzen vorsieht.
Für Anleger ergibt sich das Problem, dass insbesondere Schweizer Aktien spannende und nachhaltige Geschäftsmodelle verfolgen. Deswegen haben wir uns angeschaut, wie du auch heute Schweizer Aktien in Deutschland kaufen kannst – die passenden Optionen stellen wir dir in diesem Beitrag vor.
1. Schweizer Aktien kaufen: Warum sind Wertpapiere aus der Schweiz einen Blick wert?
Das Handelsverbot von Schweizer Aktien an europäischen Börsen hatte damals für Aufsehen gesorgt. Immerhin konnte sich kaum ein Anleger vorstellen, dass der Handel der beliebten Wertpapiere eingeschränkt wird.
Doch gerade Schweizer Wertpapiere genießen ein hohes internationales Ansehen und konnten auch in der Vergangenheit beachtliche Renditen einfahren. Mit einem Blick auf den STOXX Europe 600 Index zeigt sich zudem, dass die Schweiz einen beachtlichen Anteil an der gesamten Kapitalallokation hat.
Wie du hier gut erkennen kannst, entfallen rund 15 % des STOXX Europe 600 auf die Schweiz. Betrachten wir dahingegen die zehn größten Positionen des Index, zeigt sich sogar ein noch stärkerer Fokus auf Schweizer Aktien.
Damit finden sich allein in den Top 10 der enthaltenen Aktien mit Nestlé, Novartis und Roche drei Unternehmen aus der Schweiz wieder.
Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Gewichtung im STOXX Europe 600 nicht anhand der Marktkapitalisierung der Einzelunternehmen erfolgt. So erhält LVMH eine geringere Gewichtung als Nestlé, obwohl der Börsenwert des Luxusgüterkonzerns den Marktwert von Nestlé um etwa 100 Milliarden Dollar übersteigt.
Zeitgleich zeigt sich jedoch auch, dass Schweizer Aktien eine wichtige Rolle im europäischen Kapitalmarkt spielen. Folglich kann es sich für Anleger lohnen, einzelne Schweizer Aktien genauer zu beobachten oder als Bestandteil des eigenen Portfolios zu gewichten.
Zudem kommt mit einem Investment in Schweizer Aktien noch die Währungsdiversifikation zum Tragen. Die Schweiz und der Schweizer Franken als Nationalwährung gelten als sicherer Hafen bei Anlegern. Da die Kurse der Schweizer Aktien in CHF an der Heimatbörse gehandelt werden, erfolgt beim Kauf in Euro lediglich eine Umwandlung. Ein starker Schweizer Franken sorgt bei Ausschüttungen der Unternehmen für Sicherheit und kontinuierlich hohe Erträge.
2. So kannst du Schweizer Aktien in Deutschland kaufen
Wie eingangs bereits angemerkt, gibt es bei Schweizer Aktien aktuell eine Herausforderung, denn der Handel ist an europäischen Börsen nicht möglich. Allerdings bedeutet dies nicht, dass du die Schweizer Wertpapiere gar nicht mehr handeln kannst. Glücklicherweise gibt es auch heute Möglichkeiten, um echte Schweizer Wertpapiere zu kaufen.
In diesem Abschnitt stellen wir dir einige passende Broker vor und zeigen dir, wie einfach der Handel von Schweizer Aktien in Deutschland bei einigen Brokern auch heute ist.
Gibst du bei einem normalen Broker eine Schweizer Aktie wie Nestlé ein, wird dir für das Wertpapier mit der schweizerischen ISIN in der Regel kein Kurs angezeigt. Zur Verdeutlichung der Suchergebnisse haben wir beispielsweise bei Scalable Capital nach der Aktie gesucht und keinen Kurs erhalten. Stattdessen wird uns ein Nestlé ADR angezeigt – hierzu später mehr.
Broker, bei denen man Schweizer Aktien kaufen kann
Wie bereits angemerkt, gibt es einige Broker, die den Handel der Schweizer Aktien auch in Deutschland ermöglichen. Nachfolgend die Liste der entsprechenden Anbieter.
- Große Auswahl an Aktien, ETF, Fonds & Derivaten
- Echte Kryptowährungen handelbar
- Gebührenfreier Handel ab 500 €
- Große Auswahl an Handelsinstrumenten
- Auch für Trader geeignet
- Große Auswahl an kostenlosen ETF-Sparplänen
- Auch für Firmen und Vereine geeignet
Im Folgenden gehen wir kurz auf die einzelnen Anbieter ein und zeigen dir, welcher Broker der beste zum Kaufen der Schweizer Wertpapiere ist.
Finanzen.net ZERO ist der einzige Neobroker für Schweizer Aktien
Der wohl bekannteste Name in unserem Vergleich ist Finanzen.net ZERO. In unserem Finanzen.net ZERO Testbericht hinterließ der Anbieter einen wirklich guten Eindruck. Immerhin kannst du bei diesem Neobroker ab 500 € komplett gebührenfrei handeln und zeitgleich auf eine riesige Auswahl an Assets zurückgreifen.
Hinzu kommt, dass Finanzen.net ZERO der einzige Neobroker im Vergleich ist, der den Handel von Schweizer Aktien in Deutschland ermöglicht. Der Handel findet hierbei über die Baader Bank statt, die unter anderem in der Schweiz ansässig ist. Als Handelsplatz wird eben die Baader Bank ausgegeben – klassischerweise ist das gettex. Da auch Scalable Capital auf die Baader Bank als Partner setzt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch hier die Funktion umgesetzt wird. Ist dies der Fall, dann kannst du auch Scalable Capital und Finanzen.net ZERO miteinander vergleichen, um den passenden Broker zu finden.
Hältst du also nach einem Broker Ausschau, bei dem du besonders kostengünstig handeln kannst, dann solltest du dir Finanzen.net ZERO genauer anschauen.
Flatex ermöglicht den Handel an der Schweizer Heimatbörse
Einen etwas anderen Ansatz verfolgt der Broker Flatex, der insbesondere durch die unzähligen Handelsmöglichkeiten bekannt ist. Bei Flatex handelst du ebenfalls günstig, doch hier belaufen sich die Gebühren für den Aktienkauf auf 5,90 €. Damit ist Flatex im Vergleich zu Finanzen.net ZERO deutlich teurer. Vergleichen wir dahingegen Flatex mit einer Direktbank wie der Consorsbank oder Comdirect, sind die Gebühren fair.
Die Besonderheit bei Flatex ist, dass du hier direkt an der Börse Schweiz handeln kannst. Somit kaufst du bei Flatex deine Schweizer Aktien direkt am Heimatmarkt. Neben den 5,90 € fallen hier noch Fremdspesen in Höhe von 0,001 % an – diese betragen mindestens 1,50 CHF und maximal 56,00 CHF.
Hervorzuheben ist bei Flatex die Möglichkeit, Aktien direkt in einer Fremdwährung zu kaufen. Entscheidest du dich für den Kauf von Schweizer Aktien an der Heimatbörse, dann erfolgt die Transaktion in CHF. Zu beachten sind hierbei die Wechselkurse für Fremdwährungsgeschäfte. Mehr hierzu liest du in unserem Flatex Test.
CapTrader bietet zahlreiche Auslandsbörsen zu fairen Konditionen
Mit CapTrader blicken wir nun auf den ersten Broker, der auf die White Label-Lösung von Interactive Brokers setzt. Hier können wir alternativ auch LYNX oder Estably aufführen, die eine vergleichbare Plattform bieten. CapTrader ermöglicht dir nicht nur den Handel an der Schweizer Börse, sondern den Handel an zahlreichen Auslandsbörsen wie der NYSE oder Nasdaq.
Hier betragen die Gebühren für den Handel von Schweizer Aktien 0,1 % des Ordervolumens, mindestens jedoch 15,00 CHF. Dementsprechend müsstest du mindestens 15.000 € in einer Transaktion ausführen, um eine höhere Gebühr zu bezahlen. Die 15,00 CHF sind im Vergleich zu Flatex und Finanzen.net ZERO jedoch recht teuer, sodass sich der Handel hier für den durchschnittlichen Anleger mit geringen Ordervolumen nicht lohnt.
Im Zuge unseres Estably Tests zeigte sich, dass der Online-Broker bei den variablen Gebühren sogar etwas teurer im direkten Vergleich ist. LYNX präsentiert sich in unserem Test sogar noch teurer, sodass wir dir an dieser Stelle eher zu CapTrader raten.
3. Die besten Schweizer Aktien im Überblick
Nachdem du nun weißt, wo du Schweizer Aktien in Deutschland kaufen kannst, schauen wir uns einige der beliebteren Einzelwerte genauer an. Besonders interessant sind zahlreiche Schweizer Wertpapiere aufgrund der gezahlten Sachdividenden. Allerdings gibt es noch weitere Unternehmen, die aufgrund ihrer langfristigen und nachhaltigen Dividendenhistorie bei Anlegern beliebt sind.
In der nachfolgenden Liste findest du eine Auswahl der besten Schweizer Aktien:
Die 10 besten Schweizer Aktien im Überblick
Unternehmen | Branche | ISIN |
---|---|---|
Nestlé S.A. | Lebensmittel | CH0038863350 |
Roche Holding AG | Pharma | CH0012032048 |
UBS Group AG | Finanzen | CH0244767585 |
Swisscom AG | Telekommunikation | CH0008742519 |
ABB | Technologie | CH0012221716 |
Calida AG | Luxus | CH0126639464 |
Lindt & Sprüngli | Lebensmittel | CH0010570759 |
Novartis AG | Pharma | CH0012005267 |
Swatch AG | Luxus | CH0012255151 |
Swiss Life Holding | Versicherung | CH0014852781 |
Im Folgenden stellen wir dir drei der besten Schweizer Aktien für dein Depot vor.
Nestlé: Der größte Einzelwert im SMI
Starten wir direkt mit Nestlé, einem der weltweit größten Lebensmittelkonzerne. In Deutschland erfreut sich das Unternehmen keinem guten Ruf, da viele Kunden das Unternehmen mit einer fragwürdigen Vergangenheit und der Ausbeutung von Arbeitskräften assoziieren. Der scheinbar schlechte Ruf scheint allerdings unbegründet, denn Zahlen lügen nicht.
Nestlé wurde nämlich bereits 1886 gegründet und konnte seit diesem Zeitpunkt wachsen. Gemessen an der aktuellen Marktkapitalisierung von rund 280 Mrd. CHF gehört die Konsumgüter Aktie zudem zu den 30 wertvollsten Unternehmen der Welt. Ein Blick auf den langfristigen Chart verdeutlicht, welch hervorragende Entwicklung das Unternehmen bereits zurückgelegt hat.
Durch intelligente Zukäufe relevanter Wettbewerber schafft es Nestlé trotz der bereits erzielten Unternehmensgröße weiterhin zu wachsen. Insbesondere das Jahr 2022 verdeutlichte, dass das Unternehmen eine hervorragende Marktposition hat und um 8,3 % organisch wachsen konnte – im Vergleichszeitraum betrug die Inflation 8,2 %. Damit konnte Nestlé höhere Preise am Markt durchsetzen.
Inzwischen hat Nestlé seinen Aktionären 28. Dividendenerhöhungen in Folge gezahlt. Mit dieser Serie gehört Nestlé zum elitären Kreis der Dividendenaristokraten.
Roche Holding AG – der größte Pharma-Konzern der Schweiz
Das zweite Unternehmen auf unserer Liste ist die Roche Holding AG. Das Unternehmen kommt aktuell auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 200 Mrd. CHF und ist damit ein Weltkonzern. Gegründet wurde die Pharma-Aktie bereits 1896.
Durch den Fokus auf Biopharma, Diagnostik und pharmazeutische Produkte profitiert Roche vom globalen Wohlstandszuwachs. Insbesondere die Übernahme von Biotech-Pioniers Genentech sorgte dafür, dass das Schweizer Unternehmen eine starke Forschungssparte in den USA aufbaute. Auch die Übernahme von Ventana im Jahr 2018 war ein Erfolg und stärkte die Diagnostiksparte des Pharma-Riesen.
In den vergangenen Jahren ist der Kurs konsolidiert, das KGV mit 18,7 jedoch eher im Branchendurchschnitt. Spannend ist auch bei dieser Aktie die Dividende, denn im September 2023 liegt die Dividendenrendite bei 3,68 % und damit 0,5 % über dem zehnjährigen Durchschnitt. Die Payout-Quote liegt dahingegen bei 61,2 % und lässt somit noch etwas Luft nach oben für weitere Erhöhungen.
Auch Roche erhöht seit 25 Jahren seine Dividenden und gehört somit ebenfalls zu den Dividendenaristokraten.
UBS ist die Schweizer Aktie aus dem Finanzsektor
Abschließend wollen wir auch einen Blick auf die UBS werfen. Die Schweizer Bank rückte aufgrund der Übernahme der Credite Suisse in den Fokus der Anleger und Medien. Durch die Übernahme kommt das Finanzinstitut auf Einlagen in Höhe von mehr als 1,945 Billionen CHF, basierend auf den Zahlen aus 2022.
Im September 2023 verzeichnet der Kurs einen zehnjährigen Höchststand. Dabei sorgen insbesondere die steigenden Zinsen für sprudelnde Gewinne. So stieg unter anderem der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 4 % und der Nettogewinn um 7 %.
Der hohe Kurs macht sich zudem bei der Dividendenrendite bemerkbar. Noch in den vergangenen 10 Jahren betrug die durchschnittliche Dividendenrendite 3,67 %. Kaufst du die Aktie zu heutigen Kursen, beläuft sich die Dividende auf 2,12 %. Hier zeigt sich deutlich, wie gut die Aktie in den vergangenen Monaten gelaufen ist.
Zeitgleich zeigt sich auch, dass die UBS kein Dividendenwert ist. So wurden die Zahlungen lediglich zweimal in Folge erhöht. Gezahlt wurde die Dividende dahingegen neunmal am Stück. Somit gab es mehrfach eine Senkung. Insgesamt zeigt sich, dass die UBS nicht unbedingt das beste Investment über einen langen Zeitraum war und aktuell aufgrund der angepassten Marktbedingungen profitiert.
4. Ein ADR als Alternative zur Schweizer Aktie?
Bei vielen Brokern kannst du Schweizer Aktien problemlos als ADR (American Depositary Receipt) kaufen. Wichtig ist hierbei, dass es sich nicht um die eigentliche Aktie, sondern um ein Zertifikat handelt. Das führt dazu, dass ADRs anderen steuerlichen und rechtlichen Grundlagen unterliegen.
Ein ADR ist somit kein Sachwert, sondern ein Finanzprodukt. Das Zertifikat ist an die emittierende Bank oder Börse gebunden und kann somit im Falle einer Insolvenz seinen kompletten Wert verlieren. Zudem hast du als Anleger bei einem ADR auf Schweizer Aktien keine Rechte, welche du bei Aktien normalerweise hast. So fehlt dir hier etwa das Stimmrecht bei Hauptversammlungen.
Die Schweizer ADRs wurden nach der Einschränkung des Handels an europäischen Börsen aufgelegt, um europäischen Anlegern einen Zugang zum Schweizer Kapitalmarkt zu ermöglichen. Bevor der komplizierte und teure Weg über Auslandsbörsen aufgenommen wird, ist ein ADR der einfachere Weg.
Blicken wir also kurz auf die Vor- und Nachteile von ADR im Vergleich:
Vorteile Schweizer ADR
- Handel der Schweizer Aktien als ADR auch an europäischen Börsen möglich
- ADR notieren in USD
- Steigendes Handelsvolumen durch besseren Zugang für Anleger
- ADR bilden den Kurs des Basiswertes sehr genau ab
Nachteile Schweizer ADR
- Ein ADR ist kein Sachwert im eigentlichen Sinne
- Die herausgebende Bank muss die Originalaktien halten
- Bezugsverhältnisse bei ADR nicht standardisiert
- Anleger trägt Insolvenzrisiko der Bank
Möchtest du also Schweizer Aktien in Deutschland kaufen, solltest du zur echten Aktie greifen. Hier kaufst du einen Sachwert und profitierst von allen Rechten und Pflichten, die mit dem Kauf einer Aktie einhergehen. Zudem entfallen die immanenten Nachteile des ADR.
Unser Broker der Wahl für den Kauf von Schweizer Aktien in Deutschland ist Finanzen.net ZERO.
- Große Auswahl an Aktien, ETF, Fonds & Derivaten
- Echte Kryptowährungen handelbar
- Gebührenfreier Handel ab 500 €
5. Fazit: Auch heute kannst du Schweizer Aktien in Deutschland kaufen
Insbesondere langfristig kann sich ein Investment in eidgenössische Wertpapiere für Anleger lohnen. Zu beachten sind hierbei jedoch die Einschränkungen im Handel. Wie du in diesem Artikel gelernt hast, gibt es einige Broker, die den Handel von Schweizer Aktien für deutsche Anleger ermöglichen. Der wohl günstigste Anbieter in diesem Bereich ist Finanzen.net ZERO.
Möchtest du Schweizer Aktien kaufen, dann nimm hierfür am besten die echten Aktien. Die ADRs der Unternehmen bieten im direkten Vergleich keine Vorteile und kommen sogar mit einigen Nachteilen daher. Möchtest du stattdessen breit diversifiziert in Schweizer Unternehmen investieren, kannst du auch einen entsprechenden ETF wählen – diese sind regulär am Markt handelbar.