Dividendenrendite: Diese Aussagekraft hat die Kennzahl
Eine Aktie mit einer hohen Dividendenrendite ist doch der Traum von Dividendeninvestoren, oder? Wir erklären dir in unserem Artikel, was die Dividendenrendite aussagt und wieso eine hohe Dividendenrendite nicht automatisch gut ist.
Anschließend gehen wir darauf ein, welche Kennzahlen du im Kontext der Dividendenrendite noch betrachten solltest. Die einzelnen Berechnungen erklären wir dir anhand einfacher Beispiele.
1. Was ist die Dividendenrendite? – einfach erklärt
Wenn ein Unternehmen Gewinne an die Aktionäre ausschüttet, spricht man von einer Dividende. Setzen wir diese Dividende ins Verhältnis zum Aktienkurs, erhalten wir die Dividendenrendite.
Die Ausschüttung einer Dividende ist allerdings keine Pflicht. Ein Unternehmen kann auch auf die Auszahlung einer Dividende verzichten und den erwirtschafteten Gewinn bspw. in neue Projekte zur Sicherstellung des künftigen Wachstums investieren.
Als Kennzahl wird die Dividende immer als absoluter Betrag angegeben. Die Dividendenrendite ist dahingegen eine relative Kennzahl, welche wir ermitteln, indem wir die gezahlte Dividende je Aktie ins Verhältnis zum aktuellen Aktienkurs setzen.
Die Dividendenrendite ist eine der am häufigsten betrachteten Aktienkennzahlen, wenn es um die quantitative Aktienbewertung geht.
2. Formel zur Berechnung der Dividendenrendite – mit Beispiel
Wie eben bereits erwähnt, ergibt sich die Dividendenrendite, indem wir die gezahlte Dividende einer Aktie ins Verhältnis zum Aktienkurs setzen.
Dividendenrendite Formel
Neben dieser Formel gibt es noch eine zweite Möglichkeit, wie du die Dividendenrendite berechnen kannst. Hierfür benötigst du die in Summe gezahlte Dividende für alle Aktien und die Marktkapitalisierung:
Beide Formeln führen zum selben Ergebnis. In der Regel wird die erste Formel verwendet, da Informationen zur gezahlten Dividende je Aktie leichter zu finden sind als die in Summe gezahlte Dividende für alle Aktien eines Unternehmens.
3. Welche Bedeutung hat eine hohe Dividendenrendite?
Die große Frage ist natürlich, ob Aktien mit hoher Dividendenrendite besser sind als Aktien mit niedriger Dividendenrendite? Das lässt sich so pauschal allerdings nicht beantworten. Es gibt hier noch eine Reihe weiterer Faktoren, auf die wir schauen müssen, um gute Dividendenaktien ausfindig machen zu können.
Ist eine hohe oder steigende Dividendenrendite gut?
Zunächst müssen wir klären, was eine hohe bzw. eine steigende Dividendenrendite überhaupt aussagt. Schau dir hierzu noch mal die Formel zur Berechnung der Dividendenrendite an:
Die Dividendenrendite einer Aktie steigt, wenn das Unternehmen seine Dividende erhöht, oder der Aktienkurs sinkt. Während das erste Szenario durchaus wünschenswert ist, ist ein Aktienkurs im langfristigen Abwärtstrend ein Warnzeichen.
Daran siehst du also, dass sich nicht pauschal sagen lässt, dass eine hohe bzw. steigende Dividendenrendite gut ist. Die Dividendenrendite einer Aktie kann auch hoch sein, weil das Unternehmen zuletzt noch eine hohe Dividende gezahlt hat, in der Zwischenzeit aber negative Nachrichten kamen, die den Aktienkurs haben einbrechen lassen.
Was sagt eine niedrige bzw. sinkende Dividendenrendite aus?
Andersherum kannst du daraus nun ableiten, dass eine niedrige bzw. sinkende Dividendenrendite nicht unbedingt schlecht sein muss. Die Dividendenrendite kann innerhalb weniger Monate deutlich sinken, wenn der Aktienkurs bspw. aufgrund starker Quartalsberichte zuletzt deutlich gestiegen ist.
Gerade bei Unternehmen, die ihre Dividende jährlich ausschütten, kann auf ein sich deutlich verbessertes Geschäftsumfeld erst verzögert mit einer höheren Dividendenausschüttung reagiert werden. In diesem Fall ist eine sinkende Dividendenrendite also keinesfalls ein Problem.
Anders sieht die Situation hingegen aus, wenn die geringe Dividendenrendite auf Dividendenkürzungen zurückzuführen ist. In diesem Fall solltest du prüfen, warum es zur Kürzung der Dividende kam. Gute Dividendenaktien bieten eine Kontinuität der Dividende oder steigende Ausschüttungen.
Was dir die Ausschüttungsquote verrät
Neben der Dividendenrendite solltest du ein besonderes Augenmerk auf die Ausschüttungsquote legen. Die Ausschüttungsquote kannst du berechnen, indem du die gezahlte Dividende je Aktie durch den Gewinn je Aktie dividierst. Wir schauen uns das beispielhaft einmal für Siemens an.
Siemens hat im Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 4,25 € je Aktie gezahlt. Der Gewinn je Aktie (auch als EPS bezeichnet, earnings per share) lag bei 4,65 €. Daraus ergibt sich eine Ausschüttungsquote von 91 %.
Die Ausschüttungsquote sollte weder zu niedrig, noch zu hoch liegen. Allgemein lässt sich sagen, dass Werte zwischen 25 % und 75 % wünschenswert sind.
Ist die Ausschüttungsquote dauerhaft sehr hoch, zeigt das, dass das Unternehmen nicht weiß, wie es den erwirtschafteten Gewinn innerhalb des Unternehmens sinnvoll für weiteres Wachstum einsetzen kann.
Besonders kritisch ist eine Ausschüttungsquote von mehr als 100 %. In einigen Fällen versuchen Unternehmen nach einem schlechten Geschäftsjahr die Aktionäre mit einer hohen Dividende zufriedenzustellen. Wird dabei allerdings eine höhere Dividende ausgeschüttet, als an Gewinn erzielt wurde, muss das Unternehmen auf seine Gewinnrücklagen zurückgreifen. Aktien mit einer Ausschüttungsquote von mehr als 100 % solltest du daher meiden.
Welche Faktoren sind noch wichtig?
Möchtest du gezielt in Aktien mit hoher Dividendenrendite investieren, solltest du noch auf weitere Kennzahlen achten.
Wie eben bereits erwähnt solltest du die Ausschüttungsquote im Blick behalten. Außerdem solltest du auf ein konstantes Dividendenwachstum achten. Eine Aktie mit einer Dividendenrendite von 2 % und einem konstanten Dividendenwachstum über die letzten Jahre bzw. Jahrzehnte ist in der Regel besser als eine Aktie mit einer Dividendenrendite von 5 %, bei der die Dividende die letzten Jahre aber kaum erhöht wurde.
In diesem Zusammenhang lohnt es sich auch die Stabilität der Dividendenzahlungen zu betrachten. Gerade in den USA finden sich zahlreiche Unternehmen mit einer sehr langen Dividendenhistorie.
Die Rede ist hier von Dividendenaristokraten und Dividendenkönigen. Diese Unternehmen haben ihre Dividende die letzten 25 bzw. die letzten 50 Jahre kontinuierlich erhöht.
Das Zusammenspiel aus der Höhe der Dividendenrendite, der Ausschüttungsquote sowie dem Dividendenwachstum und der Stabilität sind die wichtigsten Komponenten für eine erfolgreiche Dividendenstrategie.
Wann ist eine zu hohe Dividendenrendite ein Warnsignal?
Eine besonders hohe Dividendenrendite von 10 % muss nicht automatisch ein Warnsignal bedeuten. Hier solltest du dich aber nicht von der Höhe der Dividendenrendite blenden lassen, sondern genauer recherchieren. Du kannst dir aber merken: Die Aktie mit der höchsten Dividendenrendite ist sicherlich nicht automatisch die Beste.
Wird die hohe Dividendenrendite nur dank einer besonders hohen Ausschüttungsquote erzielt, ist auf jeden Fall Vorsicht geboten.
Außerdem kann die Dividende auch deshalb so hoch ausfallen, weil im aktuellen Geschäftsjahr eine Sonderdividende gezahlt wurde oder der Gewinn durch Sondereffekte so hoch ausgefallen ist, dass einer derart hohen Ausschüttung nichts im Wege steht.
Häufig kann eine derart hohe Dividendenrendite langfristig nicht gehalten werden.
Sind Unternehmen, die keine Dividende zahlen, eine schlechte Wahl?
Ein Unternehmen ist nicht automatisch schlecht, nur weil es keine Dividende zahlt. Auch hier musst du wieder auf die Gründe dafür schauen.
Befindet sich ein Unternehmen aktuell in der Wachstumsphase, ist das Geld im Unternehmen definitiv besser aufgehoben als auf dem Konto der Aktionäre. In diesem Fall ist es sogar ratsam, dass das Unternehmen keine Dividende zahlt.
Selbst etablierte Unternehmen, die überzeugt sind, dass sie ihre Gewinne lieber innerhalb des Unternehmens reinvestieren, anstatt sie auszuschütten, sind keine Seltenheit. Das beste Beispiel hierfür ist Alphabet. Noch nie in der Unternehmensgeschichte hat Alphabet eine Dividende ausgezahlt.
Zahlt ein Unternehmen allerdings keine Dividende, weil es aktuell schwere wirtschaftliche Zeiten durchmacht oder gar Verluste erwirtschaftet, ist das als negativ zu werten. Die negative Bewertung ist in diesem Fall aber auf die Gewinnentwicklung und nicht auf die Dividendenpolitik zurückzuführen.
Was passiert nach der Dividendenzahlung?
So verlockend eine hohe Dividendenrendite auch sein mag, solltest du immer beachten, dass der Aktienkurs einer Aktie nach der Ausschüttung in der Regel um den ausgezahlten Betrag sinkt. Am jeweiligen Tag wird die Aktie „ex-Dividende“ gehandelt.
Dadurch, dass das Unternehmen seine Dividende zahlt, verlässt automatisch Geld das Unternehmen und die Aktie ist weniger wert.
Sollte deine Strategie also darin bestehen, eine Aktie immer kurz vor der Dividendenzahlung zu kaufen und direkt danach wieder zu verkaufen, müssen wir dir leider sagen, dass das nicht die Abkürzung zum schnellen Reichtum ist.
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Ist die Dividendenrendite eine geeignete Kennzahl zur Aktienanalyse?
Die Dividendenrendite allein reicht für die Fundamentalanalyse nicht aus. Erst in Kombination mit weiteren Kennzahlen wie der Ausschüttungsquote oder dem Dividendenwachstum wird die Dividendenrendite zu einer aussagekräftigen Kennzahl.
Im Rahmen der quantitativen Aktienanalyse solltest du außerdem auch noch weitere Aktienkennzahlen wie das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) oder die Eigenkapitalrentabilität heranziehen.
4. Welche Unterschiede gibt es zwischen Dividendenrendite und Yield on Cost (YoC)?
Wie du nun bereits weißt, kannst du die Dividendenrendite einer Aktie berechnen, indem du die zuletzt gezahlte Dividende durch den aktuellen Aktienkurs dividierst.
Eine weitere von Dividendeninvestoren häufig betrachtete Kennzahl ist die Yield on Cost (YoC). Hierbei handelt es sich quasi um deine persönliche Dividendenrendite, wenn du eine Aktie kaufst. Um deine persönliche Dividendenrendite zu berechnen, verwendest du die folgende Formel:
Die YoC sagt dir also aus, wie hoch deine persönliche aktuell erzielte Dividendenrendite mit einer Aktie ist, im Verhältnis zu dem Kurs, zu dem du die Aktie gekauft hast.
Um die Berechnung zu veranschaulichen, greifen wir noch mal kurz unser Beispiel mit Siemens auf. Aktuell zahlt Siemens eine Dividende von 4,25 € je Aktie. Wir gehen nun davon aus, du hast Siemens Aktien im September 2019 zu einem Kurs von 92 € gekauft.
Deine persönliche Dividendenrendite (YoC) im Verhältnis zum damaligen Kaufkurs liegt aktuell also bei 4,72 %.
Gerade bei Aktien, die ein stabiles Dividendenwachstum vorweisen können, steigt die YoC Jahr für Jahr an. Hältst du Aktien über Jahre und Jahrzehnte, kann die Yield on Cost auch weit über 20 % betragen.
5. Fazit: Aktien mit hoher Dividendenrendite sind nicht immer die beste Wahl
Eine hohe Dividendenrendite allein macht eine Aktie nicht automatisch zu einem guten Investment. Du solltest hierfür insbesondere auch auf die Höhe der Ausschüttungsquote und die Dividendenhistorie achten.
Es ist besser eine Aktie mit einer moderaten Dividendenrendite zu kaufen, die dafür aber auf kontinuierliche Dividendenerhöhungen zurückblickt, als eine Aktie zu kaufen, die erst seit Kurzem eine besonders hohe Dividendenrendite aufweist.
Während eine hohe Dividendenrendite nicht automatisch gut ist, muss eine niedrige Dividendenrendite nicht schlecht sein. Auch wenn ein Unternehmen keine Dividende zahlt, kann die Aktie dennoch ein lohnendes Investment sein.
Anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen, solltest du immer auf die Details achten und verstehen, was eine hohe oder niedrige Dividendenrendite aussagt.
Im Rahmen der quantitativen Aktienbewertung solltest du neben der Dividendenrendite auch noch weitere Aktienkennzahlen, wie das KGV oder die Eigenkapitalrendite, heranziehen.
6. Häufige Fragen zur Dividendenrendite von Aktien
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.