Der Energierohstoff Kohle beim Abbau im Bergwerk.

Energierohstoff Kohle: Verwendung, Abbau und Investieren

Lesezeit 7 min.

Dennis Groß
Redakteur
Lektoriert vonSebastian Rau
Überprüft durchChristian Musanke
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Wenn wir an nachhaltiges investieren denken, dann kommt uns zunächst Solar- und Windkraft in den Sinn. Wir denken an erneuerbare Energien und Wasserstoff als nachhaltige Lösung, aber nicht an den Energierohstoff Kohle.

Im öffentlichen Diskurs werden Braun- und Steinkohle meistens kritisch betrachtet und zudem als schmutzige Energieträger bezeichnet. Dennoch ist der Energierohstoff Kohle nach wie vor einer der wichtigsten Energieträger – hierzulande und international.

In diesem Ratgeber geht es jedoch nicht um einen Vergleich der CO₂-Emissionen. Es ist unbestritten, dass wir eine Energiewende benötigen und sowohl in der Gesellschaft als auch in der Wirtschaft auf nachhaltigere Lösungen setzen müssen. Fossile Energieträger wie Erdgas, Erdöl und Kohle sind keine dauerhafte Lösung, zumal die Ressourcen begrenzt sind.

Wir vermitteln dir in diesem Ratgeber zum Rohstoff Kohle die wichtigsten Grundlagen. Zu Beginn erhältst du eine Übersicht zu den Eigenschaften und der Entstehung von Kohle.

1. Kohle: Eigenschaften und Entstehung

In diesem Abschnitt klären wir, wie der Rohstoff Kohle überhaupt entsteht. Außerdem werfen wir einen Blick auf die Eigenschaften von Braun- und Steinkohle.

Energierohstoff Kohle: Entstehung im Laufe vieler Millionen Jahre

Im Laufe der Zeit entstand aus abgestorbenen Pflanzenresten der Rohstoff Kohle. Diese von Erdschichten bedeckten Pflanzenteile waren steigendem Druck und hohen Temperaturen ausgesetzt. Der natürliche Prozess der Entstehung von Kohle wird Inkohlung (coalification) genannt.

Erste Phase: Biochemische Phase

Bei der Inkohlung gibt es zwei Phasen. Zunächst werden die Pflanzenreste abgebaut und es bildet sich Torf. Mit der Zeit bilden sich immer wieder neue Torfschichten und das Material sinkt ab. In dieser Phase sinkt der Wassergehalt, dafür steigt der Kohlenstoffgehalt.

Zweite Phase: Geochemische Phase

Während dieser Phase sinkt der Wassergehalt immer weiter ab. Das Material wird zunehmend verdichtet und nach Millionen von Jahren entsteht Braunkohle. Mit Fortschreiten des Prozesses erfolgt der Übergang zur Steinkohle.

Unterschied zwischen Braun- und Steinkohle

Der Hauptunterschied liegt in der Dichte und den daraus resultierenden Brennwerten. Im Vergleich zur Steinkohle ist die Braunkohle eher ein junges Produkt. Je länger die Inkohlung dauert, desto höher ist der Kohlenstoffgehalt der Kohle.

Ein weiterer Unterschied besteht in der Verwendung. Im folgenden Kapitel befassen wir uns ausführlich mit den Anwendungsgebieten von Kohle.

2. Verwendung und Anwendung von Kohle

Der Energierohstoff Kohle wird hauptsächlich zur Stromerzeugung eingesetzt. Ferner gibt es noch weitere Anwendungen in der Stahl-, Eisen- und Zementindustrie.

Wir fokussieren uns in diesem Abschnitt auf die Kohleverstromung. Selbstverständlich erhältst du auch eine Übersicht zu den restlichen Anwendungen.

Energieträger Kohle: Situation in Deutschland und weltweit

Deutschland hat 2020 per Gesetz den Kohleausstieg beschlossen. Der Anteil von Kohle am Strommix soll sukzessive reduziert werden und spätestens 2038 der vollständige Kohleausstieg erfolgen. Nach Möglichkeit kann der sogenannte  coal phase out auch früher stattfinden –  eventuell schon 2035 oder sogar 2030.

Das hängt vorwiegend vom Ausbau der erneuerbaren Energien und den vorhandenen Kapazitäten ab.

Kohleverstromung in Deutschland

Bis es so weit ist, sind wir noch angewiesen auf den Energierohstoff Kohle und das nicht zu knapp.

Das windarme Frühjahr 2021 führte zu 21 % weniger Strom aus Windkraft. Im ersten Halbjahr 2021 war Kohle, nach Angaben des statistischen Bundesamtes, erneut Deutschlands wichtigster Energieträger bei der Stromproduktion. Der Anteil an der Netzeinspeisung lag bei 27,1 %, wohingegen die Windkraft lediglich auf einen Anteil von 22,1 % kommt.

Diese Angaben beziehen sich auf die Stromerzeugung. Doch wie sieht es mit dem Primärenergieverbrauch aus?

Primärenergie ist die von unverarbeiteten Energieträgern stammende Energie.

Primärenergieträger sind:

  • Braunkohle
  • Steinkohle
  • Erdöl
  • Erdgas
  • Wasser
  • Wind
  • Kernbrennstoffe
  • Solar

Primärenergieverbrauch in Deutschland nach Energieträgern

Nach Angaben des Umweltbundesamtes sieht die Aufteilung des Primärenergieverbrauchs 2021 folgendermaßen aus:

  • Mineralöl 32 %
  • Gase 27 %
  • Kohle 18 %, Braun- und Steinkohle zu je 9 %
  • Erneuerbare Energien 16 %
  • Kernenergie 6 %
  • Sonstige (Abfälle, Abwärme) 1,3 %

Primärenergieverbrauch weltweit nach Energieträgern

Hierbei beziehen wir uns auf die Daten der International Energy Agency (IEA).

Die Aufteilung sieht, Stand 2019, wie folgt aus:

  • Öl 30,9 %
  • Kohle 26,8 %
  • Gas 23,2 %
  • Kernenergie 5 %
  • Wasserkraft 2,5 %
  • Biomasse, Biokraftstoffe 9,4 %
  • Weitere Erneuerbare 2,2 %
Unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ist nach wie vor immens.

Internationaler Stommix: Welche Rolle spielt die Kohleverstromung?

Beim globalen Strommix landet Kohle mit einem Anteil von etwa 37 % auf Platz 1, gefolgt von den erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 26,5 %.

Nachdem wir uns ausführlich mit Kohle als Energieträger befasst haben, zeigen wir dir im nächsten Schritt, in welchen Industrien Kohle zum Einsatz kommt.

Energierohstoff Kohle: Verwendung in der Industrie

Für die Stahlindustrie ist die metallurgische Kohle, bekannt als Kokskohle, von elementarer Bedeutung. Mittels eines Destillationsverfahrens wird aus Kohle Koks erzeugt.

Laut der World Coal Association kommt Kohle bei 70 % des produzierten Stahls zum Einsatz.

Kohle in der Zementindustrie

Ebenso wichtig ist der Energierohstoff Kohle für die Zementherstellung. Laut der World Coal Association benötigt man für die Herstellung von einer Tonne Zement etwa 200–450 kg Kohle.

Energieintensive Aluminiumindustrie benötigt Kohle

Weiterhin sagt die World Coal Association, dass rund 60 % der zur Herstellung von Aluminium benötigten Energie aus Kohle stammt.

Kohle: Nichtenergetische Anwendungen

Neben den genannten Industriezweigen nutzen auch Papierhersteller, die chemische und die pharmazeutische Industrie den Rohstoff Kohle für ihre Prozesse.

Außerdem ist Kohle ein wichtiger Bestandteil zur Herstellung von Aktivkohle, die in Filtern zur Wasserreinigung eingesetzt wird.

Wir können also festhalten, dass Kohle und dessen Nebenprodukte in vielen Bereichen verwendet werden.

Im nächsten Kapitel verschaffen wir dir einen Überblick zu den globalen Kohlereserven.

3. Energierohstoff Kohle: Reserven, Produktion und Verbrauch

Wir stellen dir in diesem Kapitel die größten Reserven, Produzenten und Verbraucher vor. Die nachfolgenden Tabellen haben wir anhand der Daten des BP Statistical Review of Energy 2021 erstellt.

Der Ölkonzern BP wertet seit über 70 Jahren die internationale Energiesituation aus.

Globale Kohlereserven im Überblick

LandMillionen TonnenWeltweiter Anteil
USA256.73423,9 %
Russland162.16615,1 %
Australien150.22714 %
China143.19713,3 %
Indien111.05210,3 %
Deutschland35.9003,3 %
Indonesien34.8693,2 %
Ukraine34.3753,2 %
Polen28.3952,6 %
Welt gesamt1.074.108
Mehr als 75 % der globalen Kohlereserven sind auf nur fünf Länder verteilt.

Die weltweit größten Kohleproduzenten

Ein Joule ist die international gültige Maßeinheit der Energie.

1 Exajoule= 1.000.000.000.000.000.000 Joule ( Trillion)

LandProduktion in ExajouleAnteil
China80,9150,7 %
Indonesien13,888,7 %
Indien12,687,9 %
Australien12,427,8 %
USA10,716,7 %
Welt159,61
Allein China produziert die Hälfte der globalen Fördermenge. Allerdings sind viele der fördernden Rohstoffunternehmen in staatlicher Hand. Börsennotierte Rohstoffaktien findest du eher und in westlichen Nationen vor.

Energierohstoff Kohle: Die größten Verbraucher

Nachfolgend betrachten wir die Top 5 der Kohlekonsumenten.

LandVerbrauch in ExajouleAnteil
China82,2754,3 %
Indien17,5411,6 %
USA9,26,1 %
Japan4,573 %
Südafrika3,482,3 %
Welt151,42

Ende 2020 war Australien der größte Exporteur und China der größte Importeur.

Du kennst jetzt die wichtigsten Grundlagen zum Energierohstoff Kohle. Im folgenden Kapitel schauen wir uns an, wie sich der Kohlepreis entwickeln könnte. Zudem werfen wir einen Blick auf die größten Kohle-Konzerne.

4. Wie investiere ich in den Energierohstoff Kohle?

Wir betrachten in diesem Abschnitt drei Aktien, die im Kohlebergbau tätig sind. Bei ETFs wirst du nicht fündig werden. Es gibt zwar breit aufgestellte Rohstoff-ETFs, jedoch keine Pure-Plays im Kohlesektor.

Vorab ein wichtiger Hinweis: Die vorgestellten Unternehmen dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Handlungsempfehlung dar.

BHP – Rohstoffgigant produziert metallurgische Kohle

Der Rohstoffgigant BHP fördert und produziert eine Vielzahl an Rohstoffen:

  • Öl und Gas
  • Metallurgische Kohle
  • Kalisalz
  • Kupfer
  • Eisenerz
  • Nickel

In der Automobilbranche ist Stahl ein essenzieller Werkstoff. Laut BHP benötigt man 770 KG metallurgische Kohle, um die Menge an Stahl zu produzieren, die in einem mittelgroßen Auto verbaut wird.

BHP Group

Anglo American – Big Player mit Kohle im Portfolio

Nach Unternehmensangaben ist Anglo American der drittgrößte Exporteur metallurgischer Kohle (Kokskohle). Dieser Rohstoff wird für die Stahlherstellung verwendet.

Das Australien Segment umfasst 5 operierende Minen.

Neben Kohle fördert Anglo American noch weitere Rohstoffe und Minerale:

  • Diamanten
  • Kupfer
  • Plantinmetalle
  • Eisenerz
  • Nickel
  • Mangan
  • Polyhalit (Einsatz in Düngemitteln)

China Shenhua Energy – Chinas führender Kohleproduzent

China Shenhua Energy ist eines der größten Bergbauunternehmen Asiens und der größte Kohleproduzent Chinas.

Die Hauptgeschäftsfelder sind die Produktion und der Vertrieb von Kohle. Zudem ist der Konzern im Transportwesen tätig. Hierzu betreibt China Shenhua ein eigenes Netzwerk aus Eisenbahn- und Schiffsrouten.

Darüber hinaus ist der chinesische Konzern im Energiehandel und der Energieerzeugung tätig.

Welche Faktoren beeinflussen den Kohlepreis?

Grundsätzlich ist die Entwicklung abhängig von Angebot und Nachfrage. Wir haben bereits erwähnt das Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen wird. Bei der COP 26, der letztjährigen UN-Klimakonferenz, haben 40 Nationen dem coal phase out zugestimmt.

China und Indien haben jedoch andere Pläne.

Beide Volkswirtschaften verzeichnen ein starkes Bevölkerungswachstum. Hinzu kommt noch das immense Wirtschaftswachstum. Die Folge dieser Entwicklung ist ein gigantischer Energiehunger.

Wie bereits erwähnt, verbrauchen China und Indien etwa zwei Drittel des globalen Kohlebedarfs.

Die nachfolgende Grafik zeigt eindrücklich, wie groß der Energiehunger von China und Indien ist. Beide Länder beabsichtigen in den kommenden Jahren ihre Kohleproduktion deutlich auszubauen.

So entwickelt sich die Kohleförderung bis 2024

Prognostizierte Veränderung der Kohleproduktion bis 2024 | Quelle: visualcapitalist.com

Letztlich ist die Nachfrage aus China und Indien entscheidend.

Weitere Faktoren, die sich auf die Nachfrage auswirken:

  • Kohle bei der Stahlherstellung ersetzen
  • Allgemeine wirtschaftliche Situation
  • Kosten für Transport, Abbau und Weiterverarbeitung
  • Ausbau der erneuerbaren Energien

Eins steht fest: Nach und nach werden die Staaten ihre Abhängigkeit von Kohle reduzieren. Allerdings können wir nicht prognostizieren, bis wann der coal phase out erfolgen wird.

5. Fazit zum Energierohstoff Kohle

Abschließend erhältst du eine Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen:

  1. Der Energierohstoff Kohle ist im Laufe vieler Millionen Jahre entstanden.
  2. Wir verwenden Braun- und Steinkohle hauptsächlich zur Stromerzeugung und zur Stahlherstellung.
  3. Kohle ist  nach wie vor einer der wichtigsten Energieträger. Beim globalen Strommix landet Kohle sogar auf Platz Eins.
  4. Die größten Reserven befinden sich in den USA.
  5. China und Indien sind die größten Verbraucher.
  6. Mehr als die Hälfte der globalen Nachfrage kommt aus China.

Wir können festhalten, dass der Kohleausstieg unaufhaltsam und auch wichtig ist. Dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass alles davon abhängt, wie schnell die erneuerbaren Energien ausgebaut werden. Zudem müssen ausreichend Speicherkapazitäten zur Verfügung stehen.

Dennis Groß
Dennis Groß
Redakteur
Über den Autor
Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

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