Es gibt zahlreiche Rohstoffe, in die wir investieren können. In diesem Ratgeber wollen wir dir das Edelmetall Palladium näher vorstellen. Die Edelmetalle Gold und Silber gelten als Klassiker im Bereich der Geldanlage.
Doch wie gut eignet sich das Edelmetall Palladium für dein Portfolio? Diese Frage wollen wir im folgenden Verlauf beantworten.
Zunächst vermitteln wir dir die Grundlagen:
- Welche Eigenschaften hat Palladium?
- Wofür wird das Edelmetall Palladium verwendet?
- Wo befinden sich die größten Reserven und welche Nationen produzieren Palladium?
- Wie kaufe ich Palladiummünzen?
Im ersten Schritt befassen wir uns mit den Eigenschaften und der Historie von Palladium.
1. Eigenschaften und Historie des Edelmetalls Palladium
Grundsätzlich werden Rohstoffe und insbesondere Metalle kategorisiert. Palladium gehört zur Gruppe der Platinmetalle, auch bekannt als Platingruppenmetalle.
Die folgenden Elemente werden als Platinmetalle bezeichnet:
- Ruthenium
- Rhodium
- Palladium
- Osmium
- Iridium
- Platin
In einer separaten Analyse stellen wir dir das Edelmetall Platin vor.
Eigenschaften des Edelmetalls Palladium
Palladium hat unter den Platinmetallen den niedrigsten Schmelzpunkt – dieser liegt bei 1.555 °C. Dafür besitzt das silberweiße Metall eine einzigartige Absorptionsfähigkeit für Wasserstoff. Palladium kann bei Raumtemperatur das 900-fache des eigenen Volumens binden.
Das Edelmetall Palladium ist etwas zäher und härter als Platin. Zudem zeichnet sich Palladium durch eine hohe elektrische und thermische Leitfähigkeit aus.
Palladium: Historie des Edelmetalls
Der Name Palladium leitet sich vom Asteroiden Pallas ab. Im Jahr 1802 entdeckte der Wissenschaftler William Hyde Wollaston Palladium in einem lateinamerikanischen Platinerz.
Mithilfe von Königswasser konnte er das Erz lösen. Anschließend neutralisierte er diese Lösung mit Natriumhydroxid.
Erstmals im Jahr 1866 bemerkte Thomas Graham die einzigartige Absorptionsfähigkeit von Palladium.
Heutzutage kommt Palladium aufgrund seiner bemerkenswerten Eigenschaften in vielen Bereichen zum Einsatz.
2. Edelmetall Palladium: Verwendung und Anwendung
Wir zeigen dir im folgenden Verlauf, wie vielseitig und wichtig das Edelmetall Palladium ist. Hierzu betrachten wir die Hauptanwendungen des Edelmetalls.
Bei den folgenden Angaben beziehen wir uns auf die Daten des World Platinum Investment Council (WPIC), das die Palladiumnachfrage zwischen 2015 und 2019 ausgewertet hat. Die Nachfrage lässt sich in vier Kategorien unterteilen.
- Automobilsektor – 80–85 %
- Industrie – 10–15 %
- Schmuckindustrie – 1–2 %
- Investment – (-7)–11 %
Palladium – Verwendung im Automobilsektor
Der größte Nachfragetreiber ist der Automobilsektor. Das Edelmetall Palladium wird hauptsächlich für Katalysatoren verwendet. Zwischen 2015 und 2019 kamen 80–85 % der gesamten Palladiumnachfrage aus dem Automobilsektor.
Die Nachfrage des Automobilsektors wird von vier Faktoren bestimmt:
- Die Anzahl neuer Fahrzeuge
- Größe der Fahrzeuge
- Unterschiedliche Antriebe, unterschiedliche Mengen an Palladium (Benziner haben den höchsten Palladiumanteil)
- Technologischer Wandel
Reine Elektroautos, also batterieelektrische Modelle, kommen ohne Platin und Palladium aus, während Hybridfahrzeuge auf die Platinmetalle angewiesen sind.
Edelmetall Palladium – Industrielle Verwendung
In den frühen 2000er-Jahren machte die industrielle Nachfrage etwa ein Drittel der Gesamtnachfrage aus.
Mit der zunehmenden Verwendung im Automobilsektor änderte sich die Gewichtung. Inzwischen beträgt die Palladiumnachfrage der Industrie 10–15 % der Gesamtnachfrage.
Die industrielle Nachfrage lässt sich in vier Bereiche unterteilen:
- Elektronik
- Dentaltechnik
- Chemische Industrie
- Sonstige
Palladium ist in den meisten Elektrogeräten verbaut. Wir finden das Edelmetall beispielsweise in Computern oder Smartphones.
Seltenes Edelmetall Palladium in der Schmuckindustrie
Nach Angaben des WPIC wird Palladium seit den 1930er-Jahren in der Schmuckindustrie eingesetzt. Allerdings ist Palladium heutzutage eher unbedeutend für die Schmuckindustrie. Mit einem Anteil von 1–2 % ist dieser Sektor kaum relevant für die Palladiumnachfrage.
Laut dem WPIC hatte Palladium seinen Höhepunkt im Jahr 2005, als die Schmuckindustrie etwa 18 % der gesamten Palladiumnachfrage ausmachte. Im Gegensatz zu Gold und Platin hatte Palladium niemals eine vergleichbare Stellung.
Edelmetall Palladium als Investment
Die negative Investmentnachfrage kam aufgrund von Nettoverkäufen der physisch hinterlegten ETFs zustande. Die Palladiumnachfrage des Investmentsektors variiert sehr stark.
Anleger haben auch die Möglichkeit, in Palladiummünzen oder Barren zu investieren. In einem separaten Abschnitt zeigen wir dir, worauf du achten solltest.
Du kennst jetzt die wichtigsten Anwendungen von Palladium. Daher befassen wir uns als Nächstes mit den Vorkommen des Edelmetalls.
Wo sind nennenswerte Palladiumreserven zu finden und welche Nationen sind die größten Produzenten? Diese Fragen beantworten wir im folgenden Abschnitt.
3. Palladium: Reserven und Produktion
Die Platingruppenmetalle (Platinum Group Metals, PGM) kommen in zwei unterschiedlichen Lagerstättentypen vor.
Zum einen gibt es Lagerstätten mit geringen Gehalten an Basismetallen und entsprechend hohen PGM-Gehalten. Zum anderen werden die PGM als Beiprodukte gewonnen, wenn die Nickel- und Kupfervorkommen dominieren.
Nach Angaben der deutschen Rohstoffagentur befinden sich die bedeutendsten PGM-Vorkommen im Bushveld-Komplex in Südafrika.
Nachfolgend betrachten wir die größten Reserven und die bedeutendsten Palladiumproduzenten. Hierbei beziehen wir uns auf die Daten der Mineral Commodity Summaries 2022.
Weltweite Reserven der Platingruppenmetalle
Land | Reserven in KG |
---|---|
Südafrika | 63.000.000 |
Russland | 4.500.000 |
Zimbabwe | 1.200.000 |
USA | 900.000 |
Kanada | 310.000 |
Welt | 70.000.000 |
Mit der folgenden Tabelle erhältst du eine Übersicht zu den führenden Palladiumproduzenten.
Top 5 Palladiumproduzenten
Land | Produktion in KG |
---|---|
Südafrika | 80.000 |
Russland | 74.000 |
Kanada | 17.000 |
USA | 14.000 |
Zimbabwe | 13.000 |
Welt | 200.000 |
Bisher haben wir uns lediglich die Minenproduktion angeschaut, aber noch nicht das gesamte Palladiumangebot. Der Recyclinganteil sollte beim Palladiumangebot nicht unterschätzt werden.
Weltweites Palladiumangebot
Das Gesamtangebot wird in zwei Kategorien unterteilt. Der Großteil des Palladiumangebots stammt aus der Minenproduktion. Die Minenproduktion machte in den vergangenen Jahren etwa zwei Drittel des Gesamtangebots aus, während ein Drittel durch Recycling auf den Markt kam.
Hierzu haben wir uns eine Auswertung des WPIC angeschaut. Im Jahr 2019 betrug das weltweite Palladiumangebot 10,31 Millionen Unzen. Hiervon stammten 6,89 Millionen Unzen aus der Minenproduktion und 3,41 Millionen Unzen aus Recycling.
Das Angebot aus Recycling wird in drei Kategorien unterteilt. Laut dem WPIC sah die Aufteilung im Jahr 2019 folgendermaßen aus:
- Fahrzeugkatalysatoren – 2.932.000 Unzen
- Elektronik – 471.000 Unzen
- Schmuckindustrie – 13.000 Unzen
Wir haben dir bisher die wichtigsten Grundlagen zum Edelmetall Palladium vermittelt. Du kennst die Verwendung, die Eigenschaften und zudem weißt du, wie sich das Angebot zusammensetzt.
Folglich zeigen wir dir als Nächstes, wie du in das Edelmetall Palladium investieren kannst.
4. Palladium Kaufen: So kannst du das Edelmetall kaufen
In diesem Abschnitt zeigen wir dir, wo und wie du Palladiummünzen erwerben kannst.
Grundsätzlich hast du bei Edelmetallen die Möglichkeit sowohl direkt als auch indirekt zu investieren. Ein direktes Investment umfasst das physische Angebot und das indirekte Investment bezieht sich auf Aktien.
Wir beginnen mit dem direkten Investment.
Wo und wie kaufe ich Palladiummünzen?
Der erste Schritt ist bereits der wichtigste, da du einen seriösen Edelmetallhändler finden musst.
Hierbei ist es sinnvoll, sich online ausführlich zu informieren, da du die Konditionen vergleichen kannst. Außerdem sind reine Edelmetallhändler Spezialisten, die das entsprechende Fachwissen mitbringen. Somit kannst du dich umfassend informieren.
Ein am Markt etablierter und bekannter Edelmetallhändler wie z. B. Degussa ist eine gute Anlaufstelle. Du kannst sowohl online als auch offline Edelmetalle erwerben – ein klarer Vorteil.
Zudem stehen dir seriöse Online-Vergleichsportale zur Verfügung. Bei Gold.de kannst du dich umfassend über Edelmetalle informieren. Darüber hinaus erhältst du eine Übersicht zu zertifizierten und geprüften Edelmetallhändlern.
Der Kaufprozess ist in der Regel selbsterklärend, da du Schritt für Schritt durchgeleitet wirst. Beim Online-Kauf erfolgt die Zahlung per Vorkasse.
Welche Münzen und Barren eignen sich als Geldanlage? – Darauf solltest du achten.
Die kanadische Anlagemünze Maple Leaf ist eine der weltweit bekanntesten und beliebtesten Edelmetallmünzen. Du kannst den Maple Leaf in allen Varianten erwerben – Gold, Silber, Platin oder Palladium.
Neben den Anlagemünzen können Privatanleger auch in Palladiumbarren investieren. Hierbei wird oftmals die 1 OZ (Unze) Variante präferiert.
Edelmetall Palladium kaufen: Steuern auf Münzen und Barren
Im Gegensatz zu Gold-Bullionware fällt bei den sogenannten Weißmetallen die Mehrwertsteuer von 19 % an. Zur Gruppe der Weißmetalle gehören Silber, Platin und Palladium.
Es gibt jedoch eine Ausnahme – das Zollfreilager. Eine Erläuterung zum Zollfreilager findest du in unserem ausführlichen Ratgeber zu Edelmetallen.
Bei Palladiummünzen kannst du übrigens von der Differenzbesteuerung profitieren. Hierbei wird die Differenz zwischen Ankaufspreis und Bruttoverkaufspreis mit 19 % besteuert.
Beim Verkauf von Münzen und Barren gilt: Nach einer Haltedauer von mindestens einem Jahr sind alle Gewinne steuerfrei.
Welche Alternativen gibt es zur physischen Geldanlage?
Im nächsten Kapitel befassen wir uns mit den indirekten Investments.
5. Edelmetall Palladium: In Palladiumaktien investieren
Wir schauen uns in diesem Kapitel drei Big Player aus dem Palladiumbergbau an.
Wichtiger Hinweis: Alle vorgestellten Aktien dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Handlungsempfehlung dar. Die dargestellten Investmentvehikel unterliegen teilweise sehr starken Kursschwankungen.
Sibanye-Stillwater – südafrikanischer Big Player fördert Gold und Platinmetalle
Impala Platinum – PGM-Pure-Play aus Südafrika
Anglo American – führender Platinmetallproduzent
Du weißt jetzt, wie du an der Wertentwicklung von Palladium partizipieren kannst. Daher fragst du dich vermutlich:
Wie werden sich die Palladiumpreise entwickeln?
In unserer Analyse zu den Edelmetallen haben wir versucht, mithilfe diverser Ratios (Verhältnisse) festzustellen, ob eine Über- oder Unterbewertung besteht.
Zum einen können wir die Edelmetalle untereinander vergleichen. Zum anderen haben wir die Möglichkeit einzelne Edelmetalle ins Verhältnis zum breiten Aktienmarkt (S&P 500, MSCI World) zu setzen.
In diesem Fall ergibt es Sinn, Palladium mit Gold und Platin zu vergleichen. Gold hat ebenso wie Palladium eine Investmentfunktion und Platin wird hauptsächlich im Automobilsektor eingesetzt – in Katalysatoren.
Wenn wir diese Edelmetalle gegenüberstellen, so bemerken wir direkt, dass Palladium im Verhältnis relativ teuer ist. Gold konnte sich gut entwickeln in den vergangenen 5 Jahren und Palladium war gewissermaßen der Star unter den Edelmetallen. Lediglich Platin verharrt auf niedrigem Niveau.
Historischer Palladiumpreis
Eine Unze Palladium kostet aktuell um die 2.000 US-Dollar (Stand Mai 2022), in der Spitze waren es 3.000 US-Dollar und mehr. Von 2010 bis 2018 bewegte sich der Palladiumpreis in einer Range von 500 bis 1.000 US-Dollar.
Goldpreis seit 2010
Gold erreichte 2020 bei über 2.000 US-Dollar je Unze sein letztes All-Time-High. Aktuell schwankt der Goldpreis zwischen 1.800 US-Dollar und 2.000 US-Dollar (Stand Mai 2022).
Platin im Verhältnis unterbewertet
Aktuell kostet eine Unze Platin 934 US-Dollar (Stand Mai 2022). Folglich beträgt der Goldpreis das Doppelte. Palladium war zwischenzeitlich dreimal so teuer wie Platin.
Bemerkenswert war die Entwicklung im Jahr 2008, als man für eine Unze Platin vier Unzen Palladium und zwei Unzen Gold erhalten hätte. Damals erreichte der Platinpreis einen Spitzenwert von weit über 2.000 US-Dollar.
Selbstverständlich sind diese Ratios allein kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung, aber ein möglicher Anhaltspunkt.
Entwicklung von Angebot und Nachfrage – massives Palladiumdefizit in Sicht?
Wir haben bereits erläutert, wie sich Angebot und Nachfrage zusammensetzen. In diesem Abschnitt möchten wir nochmals die Zahlen gegenüberstellen und zudem auf eine entscheidende Entwicklung hinweisen.
Laut dem WPIC gab es zwischen 2012 und 2019 ein Defizit am Palladiummarkt. Ganze 8 Jahre in Folge reichte das Angebot am Markt nicht aus. Es wurde zu wenig in den Bergbau und den Ausbau der Angebotsseite investiert und gleichzeitig stieg die Nachfrage im Automobilsektor. Folglich entstand ein langfristiges Defizit am Palladiummarkt.
Dieses Defizit könnte sich zukünftig massiv ausweiten, da unklar ist, inwieweit Russland zum weltweiten Palladiumangebot beitragen wird. Aufgrund der Sanktionen rückte vorwiegend die Energieversorgung in den Fokus. Russland ist einer der größten Exporteure von Energierohstoffen.
Viele Marktteilnehmer übersehen jedoch, dass Russland ebenfalls Unmengen an wichtigen Industriemetallen fördert und exportiert. Bedeutende Industriemetalle wie Nickel und Palladium könnten daher noch knapper werden.
In einem derartigen Marktumfeld sind Prognosen kaum möglich.
6. Fazit zum Edelmetall Palladium
Abschließend fassen wir nochmals die wichtigsten Inhalte zusammen:
- Palladium gehört zur Gruppe der Platingruppenmetalle. Zudem ist es ein Edelmetall.
- Das Edelmetall Palladium wird hauptsächlich im Automobilsektor eingesetzt.
- Die größten Palladiumvorkommen befinden sich in Südafrika. Bei der Produktion sind Russland und Südafrika führend.
- Du kannst Palladium in physischer Form erwerben oder in Aktien von Bergbauunternehmen investieren.
- Palladium ist im Verhältnis zu Platin – historisch gesehen – relativ teuer.
Bei uns findest du weitere spannende Analysen zum Rohstoffmarkt.
- Anonymisierter Benutzer18. August 2023Der Beitrag ist reich an Informationen, gut strukturiert, Empfehlung zum Lesen!