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Agrarrohstoffe investieren

Agrarrohstoffe: Produktion, Verwendung und Investment

Lesezeit 9 min.

Dennis Groß
Redakteur
Lektoriert vonSebastian Rau
Überprüft durchChristian Musanke
Sieh dir an, wie wir bei Finanzwissen arbeiten

Täglich fördern, verarbeiten, handeln und konsumieren wir die unterschiedlichsten Rohstoffe. Als Konsument begegnet uns meistens das verarbeitete Endprodukt. Neben den Energierohstoffen sind die Agrarrohstoffe ein elementarer Bestandteil unseres Alltags.

Hast du dich schon einmal gefragt, wo die Lebensmittel aus dem Supermarkt herkommen und wie sich die Preise bilden?

Ist dir bewusst, dass Kaffee und viele weitere Agrarrohstoffe an der Börse gehandelt werden? Wer produziert die meisten Agrarerzeugnisse und leben einige Nationen im Überfluss?

Welche Bedeutung haben Agrarprodukte im Hinblick auf eine stark wachsende Weltbevölkerung?

Diese und viele weitere Fragen klären wir in unserem ausführlichen Ratgeber zu den Agrarrohstoffen.

1. Was sind Agrarrohstoffe - Überblick zu den Soft Commodities

Bevor wir ins Detail gehen, verschaffen wir dir einen Überblick zu den Agrarrohstoffen.

In unserer Analyse zum breiten Rohstoffmarkt haben wir bereits eine Unterteilung in Hard Commodities und Soft Commodities vorgenommen.

Die Gruppe der Hard Commodities umfasst nicht regenerative Rohstoffe wie die Edel- und Industriemetalle.

Die Soft Commodities sind in der Regel nachwachsende Rohstoffe.

Agrarrohstoffe sind unbearbeitete Agrarprodukte aus der Natur. Als nachwachsender Rohstoff werden sie den Soft Commodities zugeordnet. Innerhalb dieser Gruppe lassen sich die Agrarprodukte nochmals in verschiedene Segmente aufteilen.

Wir unterteilen die Agrarrohstoffe in folgende Kategorien.

Es gibt fast nichts, das nicht an der Börse gehandelt wird.

2. Wie investiere ich in Agrarrohstoffe? - Aktien, ETFs und ETCs

Als Privatanleger kannst du auch in Agrarrohstoffe investieren. Hierbei hast du die Wahl zwischen Aktien und ETFs aus dem Agrarsektor. Außerdem besteht die Option mit ETCs direkt in einzelne Agrarrohstoffe zu investieren.

 

Ethische Aspekte bei der Geldanlage in Agrarrohstoffe

Wichtiger Hinweis: Alle vorgestellten Aktien, ETFs und ETCs dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Empfehlung dar.

Bevor wir dir Unternehmen aus dem Agrarsektor vorstellen, wollen wir darauf hinweisen, dass es ethische Aspekte gibt, die du beachten solltest. Der Börsenhandel mit Agrarrohstoffen hat Vor- und Nachteile. Zum einen können sich Erzeuger über die Warenterminmärkte absichern, zum anderen locken die Finanzmärkte oftmals Spekulanten an.

Es werden nicht nur Genussmittel wie Kaffee und Kakao, sondern auch Grundnahrungsmittel an den internationalen Börsen gehandelt. Preisspekulationen auf Grundnahrungsmitteln, beispielsweise Weizen, Reis und Mais, sind die Schattenseite des Börsenhandels mit Agrarrohstoffen.

Selbstverständlich muss bei den enormen Mengen ein standardisierter Handel zur Verfügung gestellt werden, dennoch bleibt es ein zweischneidiges Schwert wenn einzelne Marktteilnehmer die Preise für Agrarrohstoffe bewegen können.

Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, ob man an der Börse auf die Preisschwankungen von Agrarprodukten spekulieren will oder nicht. Daher wollen wir dir alle Aspekte dieser Anlageklasse aufzeigen und möglichst viele Hintergrundinformationen zur Verfügung stellen.

Zunächst stellen wir dir eine Übersicht mit wichtigen Unternehmen aus dem Agrar- und Landwirtschaftssektor zur Verfügung.

Dieser Sektor umfasst zahlreiche Bereiche, wie z.B. Saatgut, Düngemittel, Herstellung von Landmaschinen, Pflanzenschutzmittel, Handelskonzerne und Produzenten.

Mit Aktien in den Agrarsektor investieren

Mit den nachfolgenden Unternehmen kannst du an der Wertentwicklung im Agrarsektor partizipieren.

Nutrien Ltd

Dieses kanadische Bergbauunternehmen gilt als weltweit größter Produzent von Kalidünger. Zudem ist Nutrien einer der größten Hersteller von Stickstoffdünger.

Deere & Company

Das amerikanische Industrieunternehmen ist vor allem für seine Hauptmarke John Deere bekannt. Der Konzern zählt zu den führenden Herstellern von Landmaschinen- und Agrartechnik.

Archer Daniels Midland Company (ADM)

ADM verarbeitet Getreide und Ölsaaten. Der amerikanische Konzern verarbeitet Sojaschrot, Sojaöl, Palmöl und Ethanol. Zusätzlich bietet ADM Dienstleistungen im Bereich Logistik an.

Bunge Limited

Bunge ist ein bedeutender Verarbeiter von Ölsaaten und ein wichtiger Lieferant der Nahrungsmittelindustrie.

CNH Industrial N.V.

Die Unternehmensgruppe CNH ist in den Bereichen landwirtschaftliche Maschinen, Nutzfahrzeuge und Baumaschinen tätig. Des Weiteren gehört die Produktion von Motoren zum Portfolio.

Hormel Foods Corporation

Hormel Foods hat sich auf die Herstellung von Lebensmitteln und Fleischprodukte spezialisiert. Zu den Kunden zählen der Einzel- und Großhandel sowie Restaurants aus aller Welt.

Lindsay Corporation

Die Lindsay Corp fokussiert sich auf die Bereiche Wasserwirtschaft und Straßeninfrastruktur. Die Bewässerungssysteme von Lindsay kommen hauptsächlich in der Landwirtschaft zum Einsatz.

K+S AG

Der deutsche Konzern zählt zu den führenden Herstellern von Düngemitteln. Weitere Segmente sind Kali- und Magnesiumprodukte und Salze.

Ingredion Incorporated

Ingredion ist ein etablierter Hersteller von Spezialstärken, die in den unterschiedlichsten Lebensmitteln zum Einsatz kommen.

Green Plains Incorporated

Green Plains ist ein bedeutender Produzent von Ethanol. Das Unternehmen ist in den Segmenten Ethanol Produktion, Agribusiness, Energiedienstleistungen und Nahrungsmittel tätig.

Agrarrohstoffe – diversifiziertes Investment mit ETFs

Nachdem wir einzelne Unternehmen aus dem Agrar- und Landwirtschaftssektor betrachtet haben, schauen wir uns nun einen Agrarrohstoff-ETF an, in den du dein Geld anlegen kannst.

iShares Agribusiness UCITS ETF Kurzporträt
  • Der iShares Agribusiness UCITS ETF bietet dir Zugang zu 73 Unternehmen aus dem Bereich Landwirtschaft und Agrarrohstoffe.
  • Breite Streuung über globale Unternehmen aus dem Agrarsektor
  • Der ETF ist bereits seit 2011 am Markt
  • Die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei 0,55 %
  • Vergleichsindex ist der S&P Commodity Producers Agribusiness
Unternehmenaktuelle Gewichtung
Nutrien LTD10,27 %
Deere9,21 %
Archer Daniels Midland9,18 %
Corteva INC7,94 %
Tyson Foods5,71 %
Kubota CORP4,3 %
Mosaic4,06 %
CF Industries Holdings3,63 %
FMC CORP3,11 %
Bunge LTD3,07 %
Top 10 Holdings iShares Agribusiness UCITS ETF

Zum Abschluss dieses Kapitels erhältst du von uns einen Überblick zu den Chancen und Risiken, die mit einem Investment in Agrarrohstoffe einhergehen.

Chancen

  • Phasen der Überrendite zum Gesamtmarkt
  • Mögliche Inflationsabsicherung
  • Ergänzung im Depot
  • Substanz- bzw. Sachwerte mit Ackerland, Lagerbeständen und Wald

Risiken

  • Preise der Agrarerzeugnisse unterliegen hoher Volatilität
  • Erfordert spezielle Branchenkenntnisse
  • Abhängigkeit von Witterung und Saisonalität
  • Zunehmend erschwerte Anbaubedingungen
Für risikobewusste Anleger ist ein Investment in Agrarrohstoffe durchaus eine sinnvolle Beimischung für das Depot.

3. Verwendung von Agrarrohstoffen

In diesem Abschnitt befassen wir uns mit der Verwendung der Agrarrohstoffe.

Die Soft Commodities werden für folgende Zwecke verwendet:

  1. Nahrungsmittel für die Menschen
  2. Futtermittel für die Tiere
  3. Biomasse zur Energiegewinnung
  4. Industrielle Verarbeitung

Mais gilt als einer der vielseitigsten Agrarrohstoffe, wie wir an der nachfolgenden Grafik erkennen können.

Verwendung von Mais

Verwendung von Mais | Quelle: visualcapitalist.com

Die Landwirtschaft versorgt die Weltbevölkerung mit Agrarrohstoffen

Eigentlich erzeugt die Landwirtschaft genügend Lebensmittel, um rein rechnerisch die gesamte Menschheit mit Nahrung zu versorgen. Trotzdem leiden weltweit etwa 800 Millionen Menschen an Hunger und Mangelernährung.

Gleichzeitig erkranken Millionen von Menschen aufgrund von Übergewicht und Überernährung. Diese ungleiche Verteilung hat viele Ursachen. Eine Steigerung der Produktionsmenge löst jedoch nicht die Probleme. Später gehen wir noch genauer auf diesen Punkt ein.

Die wichtigsten Nahrungsmittel im Überblick

An oberster Stelle stehen die Grundnahrungsmittel. Für den Hauptteil der Weltbevölkerung ist der großflächige Anbau von Getreide lebenswichtig.

Anhand der Daten des World Food and Agriculture Statistical Yearbook haben wir die wichtigsten Fakten für dich zusammengetragen.

  1. Zwischen 2000 und 2019 ist die Produktionsmenge von Nutz- und Getreidepflanzen um 53 % angestiegen. Absolut lag diese bei 9,4 Milliarden Tonnen.
  2. Lediglich vier Nutzpflanzen stehen für die Hälfte der weltweit produzierten Menge: Mais, Weizen, Reis, Zuckerrohr
  3. Bei der Produktion von pflanzlichen Ölen konnte sogar eine Steigerung von 118 % im genannten Zeitraum verzeichnet werden.
  4. Mit einem Plus von 44 % hat auch die Fleischproduktion stark zugenommen. Stand 2019 wurden 337 Millionen Tonnen Fleisch produziert.

Wichtige Agrarrohstoffe als Futtermittel

  • Silomais
  • Gras
  • Getreide
  • Raps
  • Soja

Vor allem Soja hat einen hohen Stellenwert als Futtermittel, weil es das bedeutendste Eiweißfuttermittel in der Nutztierhaltung ist. Hierzulande werden laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft fast 90 % der Futtermittel angebaut. Lediglich bei der Eiweißversorgung setzt Deutschland auf Importe.

Laut der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) nutzt der Agrarsektor etwa 67 % der globalen Anbauflächen als Wiese- und Weideflächen und nur 33 % als Ackerfläche. Im Jahr 2019 umfasste die weltweite Anbaufläche 4,8 Milliarden Hektar.

Welche Agrarrohstoffe nutzen wir zur Energiegewinnung?

Eine weitere Anwendung, die an Bedeutung gewinnt, ist die Energie aus Biomasse. Die Energiegewinnung aus Pflanzen und Pflanzenresten hat großes Potenzial, weil als Grundlage nachwachsende Agrarrohstoffe genutzt werden.

Folgende Rohstoffe können bioenergetisch genutzt werden:

  • speziell kultivierte Nutzpflanzen, beispielsweise Mais und Raps
  • Gehölze
  • Reststoffe aus Landwirtschaft und Haushalten, sogar Altfett und Klärschlamm

Wie kann Biomasse eingesetzt werden?

  • Als Biogas, meistens in Form von Methan, zur Strom- und Wärmeerzeugung
  • In flüssiger Form als Bio-Treibstoff aus Pflanzenöl
  • Pellets zur Wärmeerzeugung

Selbstverständlich gilt diese Nutzung nur dann als nachhaltig, wenn so viel nachwächst wie angebaut wird.

Aufgrund der begrenzten Anbaufläche und dem niedrigen Wirkungsgrad der Biomasse, macht es wenig Sinn diese Form der Energiegewinnung massiv auszubauen. Stattdessen sollte verstärkt auf Technologien gesetzt werden, die das restliche Potenzial aus Abfallstoffen nutzen.

In Japan gibt es bereits Produktionsanlagen, die Klärschlamm in sauberen Wasserstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge umwandeln. Mit der innovativen Waste-to-Hydrogen-Technologie könnte man grünen Wasserstoff produzieren und gleichzeitig die Abfallentsorgung nachhaltiger gestalten.

Falls du mehr Informationen zum Zukunftstrend Wasserstoff suchst, findest du bei uns auf der Seite spannende Analysen zum Thema.

Wir haben für dich sowohl Wasserstoff-ETFs als auch Wasserstoff-Aktien analysiert.

Technische Agrarrohstoffe im industriellen Einsatz

Neben der Energieerzeugung und Versorgung mit Nahrung gibt es auch Agrarrohstoffe, die in technischen Bereichen zum Einsatz kommen.

Laut WWF kommt Naturkautschuk hauptsächlich in der industriellen Gummiproduktion zum Einsatz. Etwa 70 % des Kautschuks dienen zur Produktion von Autoreifen.

Der Agrarrohstoff Baumwolle kommt überwiegend bei der Textilproduktion zum Einsatz. Wusstest du, dass Baumwolle auch zur Herstellung von Banknoten verwendet wird?

Tatsächlich ist Baumwolle die Grundlage für unsere Geldscheine.

Der Agrarrohstoff Holz kann ebenfalls sehr vielseitig eingesetzt werden. Zum einen nutzen wir Holz als Grundlage zur Wärmegewinnung und Stromproduktion, zum anderen bauen wir ganze Häuser damit. Des Weiteren kommt Holz bei der Möbel- und Papierherstellung zum Einsatz.

Agrarrohstoffe sind die Grundlage für unser Leben. Sie dienen uns als Nahrung, Energieträger und  Grundstoff für viele industrielle Anwendungen.

4. Agrarrohstoffe - die größten Erzeuger der Welt

Als nächstes schauen wir uns an, wo die Agrarrohstoffe herkommen und welche Länder die führenden Produzenten sind. Zunächst wollen wir dir aufzeigen, wie umfangreich die Wertschöpfungskette im Agrarsektor ist. Bevor wir als Verbraucher in den Genuss der Agrarprodukte kommen, ist einiges an Vorarbeit erforderlich.

Wertschöpfungskette in der Landwirtschaft
  1. Vorbereitung: Saatgut, Dünger, Maschinen
  2. Input: Investition, Wissen
  3. Produktion: Anbau, Pflege, Bewässerung, Ernte
  4. Lagerung
  5. Weiterverarbeitung: Trocknen, Schälen, Rösten
  6. Handel und Transport (Meertransport)
  7. Erneute Weiterverarbeitung (Optional)
  8. Handel und Transport (Landweg)
  9. Einzelhandel (Supermarkt)
  10. Verbraucher

Das ist nur eine Kurzfassung der wichtigsten Schritte. Die Wertschöpfungskette zeigt uns, wie viel Arbeit und Energie in unseren Lebensmitteln steckt.

Bedeutende Produzenten von Agrarrohstoffen im Überblick

Die nachfolgende Übersicht haben wir anhand der Daten des FAO Yearbook erstellt. (Stand 2019)

Führende Produzenten von Nutz- und Getreidepflanzen
BrasilienZuckerrohr
USAMais
ChinaWeizen
China Reis
IndonesienÖlpalme
China Kartoffeln
Top 3 Kaffee Produzenten
Brasilien 33 % der Weltproduktion
Vietnam 17 % der Weltproduktion
Kolumbien 8 % der Weltproduktion

führende Kaffeeproduzenten

Weltweit führende Kaffeeproduzenten | Quelle: visualcapitalist.com

Wer baut die Agrarrohstoffe an?

Wie stellst du dir die internationale Landwirtschaft vor? Einige internationale Konzerne, die uns weltweit mit Nahrung versorgen? Das kann man nicht pauschal beantworten.

Tatsächlich besteht der Großteil der Landwirtschaft aus kleinen Familienbetrieben.

Zum Vergleich: 85 % aller Bauernhöfe sind kleiner als zwei Hektar. Ein durchschnittlicher Familienbetrieb in Deutschland hat mehr als 43 Hektar.

Nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bewirtschaften diese kleinen Familienbetriebe aus aller Welt etwa 60 % der globalen Anbauflächen. Weltweit gibt es rund 525 Millionen Bauernhöfe und davon befinden sich ca. 87 % in Asien und 8 % in Afrika.

Bei der Anbaufläche gibt es erhebliche Unterschiede.

Durchschnittliche Hofgröße nach Region
Nordamerika 121 Hektar
Mittel- und Südamerika 67 Hektar
Europa 27 Hektar
Afrika 1,6 Hektar
Asien1,6 Hektar

Diese kleinen Bauernhöfe können in Puncto Produktivität nicht mithalten. Der durchschnittliche Getreideertrag liegt in Europa um ein Vielfaches über dem Ertrag in Afrika.

Ein großer Nachteil liegt in den deutlich schlechteren Anbaubedingungen und mangelhaftem Zugang zu Land, Wasser, Saatgut, Dünger, Energie und Maschinen.

Langfristige Ernährungssicherung der Weltbevölkerung

Eine zentrale Herausforderung, mit der sich viele Länder beschäftigen. Für die meisten Industrienationen scheint die Ernährung ihrer Bevölkerung zumindest auf absehbare Zeit gesichert zu sein. In Deutschland steht uns de facto mehr zur Verfügung als wir benötigen. Hierzulande ist eher die Lebensmittelverschwendung ein Problem.

Für Entwicklungsländer stellen Ernteverluste ein erhebliches Problem dar. Die jährlichen Getreideverluste südlich der Sahara werden laut BMEL auf vier Milliarden Dollar geschätzt. Allein diese Verluste würden ausreichen, um 48 Millionen Menschen zu ernähren.

Wir fassen die wichtigsten Punkte zum Erhalt und Ausbau der Ernährungssicherung zusammen:

  • Investitionen in Entwicklungsländern (Maschinen, Know-How, Saatgut)
  • fairer Handel von Agrarrohstoffen (Börsen und Großhandel)
  • Technologie zur Verfügung stellen (Bewässerung, Dünger)
  • Infrastruktur verbessern (Straßen und Transportwege)
  • Lagermöglichkeiten, Lebensmittel haltbar machen
  • Wasserknappheit bekämpfen
  • Böden schützen
  • Wälder bewahren und nachhaltig nutzen
  • Biodiversität erhalten
  • Agrarpolitik vor Ort muss besser werden
  • kleine Familienbetriebe benötigen besseren Zugang zu den Märkten
Zur Verbesserung der globalen Ernährungssituation benötigen wir also eine ökonomische, politische, gesellschaftliche und vor allem ökologische Komponente. Das Stichwort lautet Nachhaltigkeit.

Auch nachhaltiges investieren wird zunehmend wichtiger. Bei uns findest du ausführliche Ratgeber zum Thema nachhaltig Geld anlegen.

5. Prognose zu den Preisen im Agrarsektor

Eine kurzfristige Prognose ist, unabhängig von der Anlageklasse, kaum möglich. Zu viele unvorhersehbare Faktoren bestimmen die Preisentwicklung. Langfristig orientieren sich die Märkte am Angebot und an der Nachfrage.

Bei einer Aktie wird sich der wirtschaftliche Erfolg langfristig in einer verstärkten Nachfrage und somit in höheren Börsenkursen widerspiegeln.

Die Preise im Rohstoffsektor werden ebenfalls von Angebot und Nachfrage bestimmt.

Folgende Faktoren haben Einfluss auf die Preise der Agrarrohstoffe

  1. US-Dollar, da die Rohstoffe international in der Leitwährung notieren.
  2. Wetter und Klima können die Ernte und somit die Angebotsseite massiv beeinflussen.
  3. Politische Situation und Regularien
  4. Wachsende Weltbevölkerung (Nachfrageseite)
  5. Veränderte Ernährungsgewohnheiten, möglicher Trend zu pflanzlicher Ernährung
  6. Erhöhte Nachfrage nach Bioenergie
  7. Energiepreise, viele Rohstoffe müssen um die Welt transportiert werden (Ölpreise)
  8. Lagerkosten und Vorräte
  9. vorhandene Anbauflächen und Wasserressourcen

Wachsende Weltbevölkerung und weniger Anbaufläche?

Die Menschheit wächst und das wird sich auch nicht so schnell ändern. Nach Schätzungen der United Nations (UN) werden im Jahr 2050 voraussichtlich 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Aktuell liegt die Weltbevölkerung bei etwa 8 Milliarden.

Starkes Wachstum in den Schwellenländern

Das größte Wachstum wird auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent stattfinden. Das sind auch die Regionen, die schon in der Vergangenheit am stärksten von Hunger betroffen waren. Somit wird sich die Situation noch weiter verschärfen, falls keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

In den Schwellen- und Entwicklungsländern zeichnet sich bereits ab, dass das Verlangen nach Wohlstand zunehmen wird. Die Industrienationen haben es die letzten 150 Jahre vorgemacht und Länder wie Brasilien, China und Indien sind diesbezüglich auf dem Vormarsch.

Immer weniger Agrarfläche steht zur Verfügung

Nach Angaben des BMEL müsste die Agrarproduktion bis 2050 um rund zwei Drittel gesteigert werden. Voraussetzung hierfür sind ausreichend fruchtbare Böden, genügend Süßwasser und eine effiziente, nachhaltige Landwirtschaft. Bis dato verlieren wir jährlich 12 Millionen Hektar Ackerfläche.

Die Preisentwicklung hängt also maßgeblich davon ab, wie effizient und nachhaltig wir unsere Anbauflächen nutzen werden. Die Nachfrage wird definitiv zunehmen. Sollte das Angebot nicht mithalten können, werden die Preise stark anziehen.

6. Agrarrohstoffe - Unser Fazit

Einige Faktoren deuten darauf hin, dass Agrarrohstoffe zukünftig im Preis steigen könnten. In unserer Analyse zu den Agrarrohstoffen haben wir versucht das Thema möglichst ganzheitlich zu betrachten.

Zum Abschluss fassen wir nochmal die wichtigsten Aussagen zusammen:

  1. Agrarrohstoffe sind sogenannte Soft Commodities.
  2. Grundnahrungsmittel wie z.B. Getreide ernähren den Großteil der Weltbevölkerung.
  3. Mit Aktien, ETFs und ETCs kannst du in Agrarrohstoffe investieren. Hierbei solltest du die ethische Komponente beachten.
  4. Agrarrohstoffe dienen uns als Nahrungsmittel, Futtermittel, Bioenergie und zur industriellen Verarbeitung.
  5. Die meisten Bauernhöfe betreiben Landwirtschaft mit wenig Anbaufläche und unter schlechten Anbaubedingungen.
  6. Zur globalen Ernährungssicherung sind Investitionen und nachhaltigere Methoden erforderlich. Unsere Ressourcen sind knapp.
  7. Die Preise der Agrarrohstoffe hängen auch von Faktoren wie dem Wetter und der Agrarpolitik vor Ort ab.
  8. Die Weltbevölkerung wächst bis 2050 und momentan verlieren wir Ackerfläche.

Das Thema Rohstoffe ist allgegenwärtig. Deshalb haben wir für dich auch weitere Rohstoffe analysiert. Bei uns auf der Seite findest du auch Ratgeber zu den kritischen Rohstoffen wie z.B. Lithium und Kobalt.

Dennis Groß
Dennis Groß
Redakteur
Über den Autor
Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

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