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Scheinwerfer eines roten Porsche Autos

Porsche AG IPO – VW plant Börsengang von Porsche

Jedes Jahr gibt es dutzende Initial Public Offerings (IPO) an den internationalen Börsen. In manchen Jahren entsteht ein regelrechter IPO-Hype an den Finanzmärkten. 2021 war definitiv von solch einem Hype geprägt.

Einer der prominentesten IPOs in diesem Jahr war der Börsengang von Coinbase. Die Aktie erreichte am ersten Handelstag kurzzeitig eine Marktkapitalisierung von über 100 Milliarden US-Dollar.

Der E-Autobauer Rivian ist seit November 2021 an der Börse gelistet. Obwohl das Unternehmen gerade erst anfängt Autos zu verkaufen und kaum Umsätze vorhanden sind, überflügelte Rivian in puncto Marktkapitalisierung Konzerne wie Ford und General Motors. Wir reden hier von Big Playern der Automobilbranche.

Daran sieht man, welchen Effekt IPOs auf die Anlegerszene haben können. Seit Monaten wird viel über einen potentiellen Börsengang der Porsche AG spekuliert. Mittlerweile verdichten sich die Gerüchte und das Projekt Porsche IPO scheint langsam konkret zu werden. Im weiteren Verlauf betrachten wir, was bis dato bekannt ist. Außerdem gehen wir auf das Potenzial der Porsche Aktie ein.

1. Welche Rolle spielt die Porsche AG in der Unternehmensstruktur des VW-Konzerns?

Um die Hintergründe des Porsche IPOs besser verstehen zu können, sollten man zunächst die Unternehmens- bzw. Aktionärsstruktur des VW-Konzerns kennen. Wer sind die Profiteure bei der Ausgabe von Porsche-Aktien?

Eventuell fragst du dich, wieso überhaupt vom Börsengang Porsches die Rede ist. Denn Porsche ist doch bereits im DAX gelistet. Jedoch handelt es sich hierbei um die Porsche Automobil Holding SE.

Welche Position hat die Porsche AG im Megakonzern Volkswagen?

Zum besseren Verständnis erhältst du im folgenden einen kurzen Überblick zur Unternehmensstruktur des VW-Konzerns.

Position Struktureller Anteil im Konzern
Familie Porsche und PiechDie beiden Familien halten 100 % der Stammaktien der Porsche Automobil Holding. Somit auch die kompletten Stimmrechte
VW-KonzernDie Porsche Holding hält 53,3 % der Stammaktien von VW, weitere 20 % gehören dem Land Niedersachsen. Etwa 17 % der Stimmrechte hat die Qatar Holding LLC.
Porsche HoldingStimmrechte zu 100 % in den Händen der Familien Porsche und Piech. Die Holding kontrolliert 53 % der Stimmrechte von Volkswagen
Porsche AGIst zu 100 % im Besitz des VW-Konzerns

Für Außenstehende sind die Strukturen äußerst komplex.

Porsche und VW: Enge Beziehung seit der Gründung

Bereits 2005 begann Porsche damit große Aktienpakete der Volkswagen AG zu erwerben. Das große Ziel war die Übernahme.

Zunächst wurde 2007 das operative Geschäft der Porsche AG in die neu gegründete Tochtergesellschaft Porsche Vermögensverwaltung AG ausgelagert. Die VW-Anteile (rund 30 %) und die Anteile an der Porsche Vermögensverwaltung AG verblieben in der Porsche AG. Anschließend wurde die Porsche Vermögensverwaltung AG in Dr. Ing. h.c.F. Porsche AG umbenannt. Ende 2007 ging die Porsche Automobil Holding aus der Dr. Ing. h.c.F. Porsche AG hervor.

Anfang 2009 war Porsche mit 50,7 % der VW-Stammaktien Mehrheitseigner. Im Zuge der Finanzkrise musste Porsche die Übernahme von VW wegen Finanzierungsproblemen aufgeben. In den Folgejahren ging die Porsche AG in den Besitz von Volkswagen über.

Daraus leiten wir ab, dass die Familien Porsche und Piech ein großes Interesse am Börsengang haben. Der Wunsch nach mehr Porsche und etwas weniger VW dürfte sehr stark sein. Ebenso könnte Volkswagen erheblich vom IPO der Porsche-Aktie profitieren.

2. Porsches Börsengang - Finanzierung für die elektrische Zukunft von Volkswagen?

Die Automobilbranche durchläuft eine unglaubliche Transformation. Sowohl Hersteller als auch Zulieferer sind von der Elektrifizierung des Mobilitätssektors betroffen. Die Elektromobilität gilt als einer der bedeutendsten Megatrends an der Börse, auch durch diverse staatliche Förderungen für Elektroautos.

Der international führende E-Autobauer Tesla will künftig auch den europäischen Markt dominieren. Als europäischer Branchenprimus will VW seine Marktstellung auch weiterhin beibehalten. Der Konzern ist seit geraumer Zeit im Umbruch. Inzwischen gibt es große Zukunftspläne für die Umstrukturierung zum führenden E-Autobauer Europas.

VW will nach eigenen Angaben bis 2025 bis zu drei Millionen reine Elektroautos pro Jahr bauen und verkaufen. Dafür strebt der Konzern Investitionen in Höhe von 73 Milliarden Euro an. Davon entfallen 35 Milliarden Euro auf Elektromobilität.

Die VW-Aktie hat derzeit eine Marktkapitalisierung von etwa 114 Milliarden Euro. Das bedeutet der Autobauer will in den kommenden vier Jahren fast ein Drittel seines Börsenwertes in Elektromobilität investieren. Ein weiteres Drittel soll in Digitalisierung und Hybridisierung fließen.

E-Mobilität ist zu unserem Kerngeschäft geworden. Nun integrieren wir systematisch weitere Stufen in der Wertschöpfungskette. Wir sichern uns langfristig eine Pole-Position im Rennen um die beste Batterie und das beste Kundenerlebnis im Zeitalter der emissionslosen Mobilität.

Herbert Diess

Vorstandsvorsitzender Volkswagen AG

Selbst der größte Autobauer Europas benötigt hierfür frisches Kapital. Dafür kommen Kredite und das Einsammeln von Kapital an der Börse in Frage. Genau an dieser Stelle kommt die Porsche-Aktie in Spiel.

Die Porsche AG ist zu 100 % im Besitz des VW-Konzerns. Bei einem IPO könnte Volkswagen einen Teil der Aktien abstoßen und damit mehrere Milliarden zur Finanzierung der eigenen Transformation einnehmen. Daher verwundert es kaum, dass ein IPO der Porsche-Aktie nun konkreter im Raum steht.

3. Umsatzrekord im Krisenjahr 2020 - Potenzial der Porsche-Aktie

Nun stellt sich die Frage nach dem Wert der Marke Porsche. Darüber kann man im Vorfeld lediglich spekulieren. Zwei Anhaltspunkte gibt es jedoch. Allein der Umsatzrekord im Krisenjahr 2020 und die Marge zeigen wie wertvoll die Porsche AG für die Eigentümerfamilie, den VW-Konzern und die Anleger ist.

Im Jahr 2020 steigerte Porsche seinen Umsatz gegenüber 2019 um 100 Millionen Euro und erzielte ein phänomenales Ergebnis von 28,7 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis betrug 4,2 Milliarden Euro.

Trotz der zahlreichen Herausforderungen haben wir mit einer operativen Umsatzrendite von 14,6 % unseren strategischen Zielkorridor erreicht. Auf unsere Geschäftszahlen sind wir sehr stolz.

Lutz Meschke

Vorstand Finanzen und IT der Porsche AG

Der Sportwagenhersteller überzeugt mit seiner Produktpalette, ausgereiften Elektromodellen und Innovationsstärke. Außerdem hat sich Porsche mit der bilanziellen CO2-Neutralität bis 2030 ein sehr ambitioniertes Ziel gesetzt.

Als Hersteller von Luxusautos liefert uns Ferrari den zweiten Hinweis zum potentiellen Börsenwert der Porsche AG. Sobald wir die Umsätze der beiden Marken ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setzen, ergibt sich daraus eine exorbitante Bewertung für Porsche.

AutobauerPorscheFerrari
Umsatz 2020 in Euro28,7 Milliarden3,5 Milliarden
Faktor Umsatz Market Cap"12"12
Marktkapitalisierung in Euro"344 Milliarden"42 Milliarden

Diese Bewertung ist eher unwahrscheinlich. Allerdings dürfte die Marktkapitalisierung der Porsche-Aktie um ein Vielfaches über dem Umsatz liegen. Somit könnte Porsche eine höhere Marktbewertung als VW erhalten.

Falls du noch mehr Details zum Unternehmen suchst – Hier geht es zu unserer Porsche-Aktienanalyse.

Außerdem findest du in einem separaten Artikel eine Zusammenfassung  von vielversprechenden Elektroauto-Produzenten.

4. Fazit zum Porsche IPO

Anhand des Vergleichs zu Ferrari erkennt man das enorme Potenzial der Marke Porsche.

Wir fassen nochmal die Hauptmotive hinter dem angestrebten Porsche IPO zusammen.

  • Familie Porsche und Piech wollen mehr Einfluss auf die Porsche AG
  • VW benötigt immenses Kapital für die Elektromobilität
  • Der Aktienkurs von VW und Porsche SE könnte profitieren
  • Positiv für die Anleger

Zunächst sieht es bei einem Porsche IPO nach einer Win-Win-Situation aus. Sowohl für den VW-Konzern als auch die Anleger ergeben sich zahlreiche Chancen. Doch noch ist es nicht soweit und es bleibt abzuwarten welchen Effekt ein Börsengang hätte.

In unserer ausführlichen Porsche-Aktienanalyse gehen wir im Detail auf das Unternehmen ein.

Hi! Ich bin
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Ich bin gelernter Bankkaufmann und leidenschaftlicher Privatinvestor. Meine ersten Aktien habe ich im Alter von 14 gekauft und dabei die Börse kennengelernt. Seitdem beschäftige ich mich intensiv mit dem Geschehen an den Finanzmärkten und den unterschiedlichen Anlageklassen. Getreu dem Motto "man lernt nie aus" möchte ich mir ständig neues Wissen aneignen und so viel wie möglich an andere weitergeben.

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