Tracking Difference und Tracking Error bei ETF: Wie gut repliziert mein ETF?
Angenommen, du möchtest einen ETF kaufen und weißt auch schon, welchen Referenzindex er haben soll. Nun findest du zu deinem gewünschten Referenzindex jedoch zwei ETF. Daher zweifelst du, welchen der beiden ETF du kaufen sollst. In diesem Falle ist die Tracking Difference eine wichtige Kennzahl, die dir bei deiner Entscheidung helfen kann. Folgender Artikel stellt sie genauer vor. Außerdem erklären wir dir hier den Unterschied zum Tracking Error.
1. Was ist die Tracking Difference?
Ein ETF verspricht eine Anlage gemäß seinem Referenzindex. Falls etwa der Referenzindex der DAX ist, dann investiert der ETF in die im DAX enthaltenen Aktien. Zudem gewichtet er diese Aktien nach den Vorgaben des DAX.
Trotzdem entspricht die Rendite eines ETFs nicht immer exakt der Rendite des Referenzindex. Es kommt in der Regel zu kleinen Abweichungen. Diese Abweichungen misst die Tracking Difference. Sie ist folglich als die Differenz zwischen der Rendite des Referenzindex und der Rendite des ETF definiert. Häufig wird sie für ein Jahr berechnet. Allerdings ist auch eine Berechnung für längere oder kürzere Perioden möglich.
2. Was ist der Tracking Error?
Die Tracking Difference wird häufig mit dem Tracking Error verwechselt. Allerdings unterscheiden sich die beiden Kennzahlen. Um dir den Unterschied genauer zu erklären, wollen wir in folgender Abbildung ein Beispiel betrachten. Hier ist die Performance von ETF1 und ETF2 innerhalb eines Jahres dargestellt.
ETF1 und ETF2 haben dieselbe Tracking Difference, aber einen unterschiedlichen Tracking Error
Die Tracking Difference liegt sowohl für ETF1 als auch für ETF2 bei 0. Sie haben nämlich am Ende des Jahres denselben Kurs wie ihr Referenzindex. Somit gibt es für das gesamte Jahr betrachtet keine Abweichung der Rendite des Referenzindex von der Rendite des ETF.
Allerdings streut ETF2 innerhalb des Jahres deutlich mehr um den Referenzindex. Sein Kurs entfernt sich nämlich zeitweise sehr stark von ihm. Diese Streuung misst der Tracking Error. ETF2 hat folglich einen deutlich höheren Tracking Error als ETF1, obwohl die Tracking Difference bei beiden ETF gleich ist.
Der Tracking Error sollte möglichst gering sein
Generell ist der Tracking Error ein Maß für die Streuung der Renditen eines ETF um die Renditen des Referenzindex innerhalb einer bestimmten Periode. Mathematisch ausgedrückt ist der Tracking Error die Standardabweichung der Tracking Difference. Anleger bevorzugen einen ETF mit geringem Tracking Error.
Bei einem hohen Tracking Error kommt es nämlich häufig vor, dass der Kurs eines ETF stark von seinem Referenzindex abweicht. Wenn du genau dann den ETF verkaufen willst, könntest du einen Betrag erhalten, der deutlich geringer als der Referenzindex ist. Bei einem niedrigen Tracking Error ist es hingegen unwahrscheinlich, dass der Kurs des ETF weit unter dem Referenzindex liegt.
Allerdings gilt auch beim Tracking Error, dass diese Kennzahl sich auf die Vergangenheit bezieht. Wenn der Tracking Error in den letzten Jahren niedrig war, hat die Rendite des ETF nicht viel um seinen Referenzindex gestreut. Das kann sich jedoch in den nächsten Jahren ändern.
3. Wie wird die Tracking Difference berechnet?
Die Tracking Difference lässt sich einfach berechnen, sofern dir die dafür notwendigen Daten vorliegen. Du benötigst die Rendite eines ETF und dessen Referenzindex in einer bestimmten Periode. Anschließend ziehst du die Rendite des ETF von der Rendite des Referenzindex ab, um die Tracking Difference zu erhalten.
Tracking Difference = Rendite Referenzindex – Rendite ETF
Die Tracking Difference ist immer eine rückblickende Kennzahl und bezieht sich auf vergangene Perioden. Schließlich muss die erwirtschaftete Rendite von Referenzindex und ETF bereits feststehen. Für Anleger ist eine kleine Tracking Difference von Vorteil, weil sie mit einer höheren Rendite des ETF einhergeht.
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4. Was beeinflusst die Tracking Difference?
Eventuell stellst du dir die Frage, wieso es überhaupt zu einer Tracking Difference kommt. Warum kann ein ETF seinen Referenzindex nicht genau abbilden? Es gibt mehrere Faktoren, die einen Unterschied von ETF-Rendite und Referenzindex-Rendite erklären.
Vor allem die Kosten eines ETF verursachen dessen Tracking Difference
Der wohl wichtigste Faktor sind die Gebühren eines ETF. Sie fallen beim ETF-Anbieter an und beinhalten Kosten für Verwaltung, Vertrieb, Lizenzen etc. Genauere Informationen hierzu findest du in unserem Artikel zu ETF-Kosten.
Um die Kosten eines ETF zu messen, dient die Total Expense Ratio (TER). Sie setzt die bei der Fondsgesellschaft anfallenden Kosten ins Verhältnis zum Fondsvermögen des ETF. Demzufolge erhöht eine große TER die Tracking Difference.
Allerdings sind in der TER nicht alle Kosten der Fondsgesellschaft enthalten. Wenn sie etwa Wertpapiere kauft oder verkauft, fallen dabei Ordergebühren an. Die Ordergebühren sind jedoch nicht Bestandteil der TER. Daher ist bei einem ETF mit einer relativ niedrigen TER trotzdem ein hoher Tracking Error möglich.
Es gibt zusätzlich zu den Kosten eines ETF noch weitere Gründe für die Tracking Difference
Neben den Kosten existieren noch weitere Faktoren für die Tracking Difference. Sie möchten wir dir im Folgenden genauer darstellen. Außerdem erklären die weiteren Faktoren, wieso es manchmal zu einer negativen Tracking Difference kommt. Dann performt ein ETF besser als sein Referenzindex.
- Zeitpunkt des Rebalancing: Die meisten Referenzindizes verändern ihre Zusammensetzung und Gewichtung kontinuierlich. Allerdings nehmen viele ETF nur vierteljährlich ein sogenanntes Rebalancing vor und gewichten die Bestandteile des ETF neu. Das kann zu Abweichungen der ETF-Performance vom Referenzindex führen.
- Dividenden oder Kuponzahlungen: Bei vielen Referenzindizes werden ausgeschüttete Dividenden oder Kuponzahlungen direkt reinvestiert. Ein ETF hingegen nimmt die Reinvestitionen häufig verzögert vor. Auch dadurch gleicht seine Rendite nicht exakt der des Referenzindex.
- Liquiditätsreserve: Viele ETF halten eine sogenannte Liquiditätsreserve. Dieser Betrag ist nicht investiert, sondern dient als Rücklage. Folglich kann er auch keine Rendite erwirtschaften.
- Nachbildungsgenauigkeit: Oft kann und möchte ein ETF-Anbieter gar nicht exakt den Referenzindex nachbilden. So nutzen viele Fondsgesellschaften das optimierte Sampling. Dann kaufen sie nicht alle Wertpapiere des Referenzindex, sondern nur eine Auswahl. Dadurch versuchen sie, die Gebühren des ETF gering zu halten. Allerdings verursacht ein solches Vorgehen zwangsweise Abweichungen in der Rendite.
- Steuern: Der ETF-Anbieter muss in der Regel Steuern auf seine Erträge zahlen. Manchmal entspricht diese Besteuerung jedoch nicht derjenigen, welche bei der Berechnung des Referenzindex angenommen wird. Demzufolge kommt es zu einer Abweichung der Nettorenditen.
- Wertpapierleihe: Ein ETF kann seine gekauften Wertpapiere verleihen. Dadurch ist es ihm möglich, Erträge zu generieren. Vor allem die Wertpapierleihe lässt einige ETF besser als ihr Referenzindex performen.
5. Wo finde ich Informationen zur Tracking Difference?
Wenn du ETF kaufen willst, dann ist die Tracking Difference eine nützliche Kennzahl. Besonders falls zwei ETF denselben Referenzindex abbilden, lohnt sich ein Blick auf die Tracking Difference. Je niedriger sie ist, desto mehr Rendite verspricht der ETF.
Allerdings sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Tracking Difference sich auf die Vergangenheit bezieht. Sie zeigt nur, wie sehr die Performance eines ETF bisher von seinem Referenzindex abwich. Ob das in Zukunft so bleiben wird, ist unklar.
Es existieren Datenportale zur Tracking Difference
Trotz des Vergangenheitsbezuges der Tracking Difference ist es sinnvoll, sie zumindest als einen von mehreren Faktoren in Anlageentscheidungen einzubeziehen. Doch wo genau findest du Informationen zu ihr? Die Angabe der Tracking Difference ist für ETF-Anbieter keine Pflicht. Daher suchen Anleger in Verkaufsprospekten oder auf der Website der Anbieter oft vergeblich nach der Tracking Difference.
Auch wenn du die Tracking Difference nicht explizit finden kannst, ist mittels der Dokumente eines ETF häufig eine Berechnung möglich. Im Factsheet findest du meist die Rendite des ETF in den vergangenen Jahren. Außerdem ist dort in vielen Fällen die Rendite des Referenzindex angegeben. Dann kannst du selbst die Differenz der beiden Werte errechnen.
Abhilfe schaffen bei der Suche nach der Tracking Difference meist Datenportale. So existiert unter anderem der Anbieter trackingdifferences.com. Dort kannst du deinen gewünschten ETF in die Suchfunktion eingeben. Anschließend erhältst du genaue Daten zu dessen Tracking Difference.
Interessant sind diese Daten vor allem, wenn mehrere ETF denselben Referenzindex haben. So zeigt folgenden Abbildung verschiedene ETF, welche allesamt den MSCI World Index abbilden. Außerdem ist die Tracking Difference für die letzten Jahre angegeben. In der Spalte TD ist der Durchschnitt der Tracking Differences in den letzten Jahren dargestellt. Du erkennst an den negativen Werten, dass einige ETF sogar besser als ihr Referenzindex performten.
Die Tracking Difference ist in der Regel kein allzu entscheidender Faktor bei der Geldanlage
Du solltest jedoch die Bedeutung der Tracking Difference nicht überbewerten. Meist geht es bei ihr nur um geringe Abweichungen vom Referenzindex. Wichtiger ist, dass du deine eigenen Transaktionskosten beim Kauf eines ETF minderst. Hierdurch lassen sich deutlich höhere Beträge sparen.
Daher ist es sinnvoll, einen günstigen Depotanbieter zu wählen. Falls du diesbezüglich mehr Informationen benötigst, schau dir gerne unseren Depotvergleich an. Dort findest du unter anderem eine Übersicht zu den verschiedenen Gebühren der Anbieter. Sofern du mittels Sparplan in ETF investierst, haben wir dir dafür einen gesonderten Depotvergleich erstellt, damit du das beste Sparplan-Depot für ETFs ermitteln kannst.