Fintech-ETF: Mit ETF in die Banken der Zukunft investieren?
Die Digitalisierung betrifft viele Branchen. So gibt es auch im Finanzmarkt und Bankensystem Innovationen und Umbrüche. In diesem Kontext sind Fintechs relevant. Bestimmt bist du als jemand, der Nachrichten und Finanzmärkte verfolgt, bereits auf diesen Tremd gestoßen. Mit Fintech-ETF ist ein Investment in diesen Zukunftsmarkt möglich.
Was genau zählt aber zu den Fintechs? Wie grenzen sie sich von klassischen Finanzwerten ab? Welche Renditen kann man erwarten? Diese Fragen beantworten wir in diesem Artikel zum Thema ETF auf Fintechs.
1. Was ist ein Fintech-ETF?
Zunächst einmal wollen wir kurz ETF, sowie den Begriff Fintech definieren.
Der Begriff Fintech ist eine Kurzform für Financial Technology und bezeichnet Unternehmen, die Finanzdienstleistungen oder Finanzprodukte anbieten, die mithilfe von technologischen Anwendungssystemen verändert bzw. optimiert wurden.
Das FSB definiert Fintech als technologiebasierte Innovationen im Finanzdienstleistungssektor, die neue Geschäftsmodelle, Prozesse, Anwendungen oder Produkte hervorbringen und daher das Potenzial haben, Finanzmärkte und -institute fundamental beeinflussen zu können.
Fintech-ETF sind Exchange Traded Funds, die sich auf Fintechs spezialisieren.
Sie gehören zu den Themen-ETF und investieren als solche also nur in Wertpapiere, die zu dem entsprechenden Thema – hier Fintech – passen. Anders als klassische, passive ETFs, die in den breiten Markt ohne Selektion investieren.
Doch was genau sind Fintech Unternehmen? Welche Produkte und Dienstleistungen bieten sie an?
Grundsätzlich ermöglichen Fintechs Anwendungen wie diese:
- Mit Smartphone im Super bezahlen
- Rechnungen später bezahlen
- International Geld transferieren
Wie du erkennst, umfassen Fintechs alle wesentlichen Teilbereiche der Finanzindustrie und somit eine Teilmenge der Finanzsektor-ETF. Die folgende Grafik vom Financial Stability Institut in Kooperation mit der Bank for International Settlements fasst die Teilbereiche von Fintech zusammen.
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2. Welche Fintech-ETF gibt es?
Insgesamt stehen für deutsche Investoren derzeit 4 Fintech-ETF zur Auswahl. Damit ist das Angebot noch eher begrenzt, allerdings handelt es sich hier um einen speziellen Themen-ETF.
Ein weiterer Aspekt ist, dass in Fintech-ETF nur die Fintechs enthalten sind, die nach einer Phase der Beteiligungsfinanzierung so weit gewachsen und etabliert sind, dass sie es erfolgreich an die Börse geschafft haben. Somit sind es also keine kürzlich gegründeten Start-ups, sondern etablierte Fintechs. Diese kürzlich gegründeten Start-ups sind typischerweise in Investmentportfolios von Venture-Capital Firmen, beziehungsweise für mittelgroße Fintechs Private Equity Firmen.
Die folgende Tabelle fasst alle 4 verfügbaren Fintech-ETF und ihre Eckdaten zusammen.
Name | ISIN | Volumen | TER | Ertragsverwendung | Domizil | Replikationsmethode |
---|---|---|---|---|---|---|
Invesco KBW Nasdaq Fintech UCITS ETF Acc | IE00BYMS5W68 | 45 Mio. | 0,49% | Thesaurierend | Irland | Synthetisch (Swap) |
Xtrackers MSCI Fintech Innovation UCITS ETF 1C | IE000YDOORK7 | 4 Mio. | 0,35% | Thesaurierend | Irland | Physisch |
Global X FinTech UCITS ETF USD Accumulating | IE00BLCHJZ35 | 3 Mio. | 0,60% | Thesaurierend | Irland | Physisch |
HANetf Grayscale Future of Finance UCITS ETF | IE000TVPSRI1 | 2 Mio. | 0,70% | Thesaurierend | Irland | Physisch |
3. Welcher ist der beste Fintech-ETF?
Kommen wir zu der Frage, welcher der beste Fintech-ETF ist.
Unser Favorit ist hier der Invesco KBW Nasdaq Fintech UCITS ETF Acc (ISIN: IE00BYMS5W68).
Zwar hat der Xtrackers Fintech ETF leicht niedrigere Kosten mit einer TER von 0,35 % per anno, allerdings hat dieser ein unzureichend großes Fondsvolumen mit lediglich 4 Millionen, was für einen ETF extrem niedrig ist.
Zudem hat der Invesco Fintech ETF eine nicht viel höhere TER von nur 0,49 %, welche für einen Themen-ETF im gängigen Normalbereich ist.
Die restlichen verfügbaren Fintech-ETF besitzen ebenfalls ein zu niedriges Fondsvolumen und bewegen sich zwischen nur 2 bis 4 Millionen Fondsvolumen, weshalb wir sie derzeit eher als ungeeignet betrachten. Manche dieser ETF, wie der Xtracker Fintech ETF, wurden erst Mitte letzten Jahres gelauncht und können daher in der Zukunft noch im Fondsvolumen wachsen. Derzeit scheint der Invesco Fintech ETF die beste Lösung für ein diversifiziertes Investment in Fintechs zu sein.
Werfen wir einen genaueren Blick auf das Portfolio, so repliziert der Invesco KBW Nasdaq Fintech UCITS ETF Acc den KBW Nasdaq Financial Technology Index. Dieser Index fasst derzeit die Wertentwicklung von 49 US-amerikanischen Fintechs zusammen.
Die derzeit größten Positionen im ETF sind:
- Coinbase Global, Inc.: Handelsplattform für Kryptowährungen.
- Zillow Group, Inc.: Führender Online-Immobilienmarktplatz in den USA.
- Envestnet, Inc.: Vermögensverwaltungstechnologien und -lösungen für Anlageberater, (Depot-)Banken und andere Finanzunternehmen.
- CoStar Group: Anbieter von Informationen, Analysen und Online-Marktplätzen für Gewerbe- und Wohnimmobilien
- Fiserv, Inc.: Zahlungsverkehrs-Dienstleistungen und Software für Banken, Finanzdienstleister und Retailer.
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- Steuerreports
4. Die Investmentthese: Ist ein Fintech-ETF sinnvoll?
Die Digitalisierung macht auch vor den Banken und Finanzmärkten nicht halt.
So konkurrieren Fintechs mit den etablierten Finanzdienstleistern und erzielen Wettbewerbsvorteile durch Innovation und digitalen Technologien.
Durch Fintechs wandeln sich klassische Finanzdienstleistungen
Das Ziel vieler Fintechs ist es, Dienstleistungen und Finanzprodukte kundenfreundlicher und günstiger für Verbraucher anzubieten. Mithilfe von Automatisierung und digitalen Anwendungen ist es für sie möglich, diese zu günstigeren Konditionen anzubieten.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist oft die vollständige Digitalisierung des Unternehmens und der Produkte. Ein Großteil, wenn nicht alle, der Geschäfte können komfortabel von zu Hause aus getätigt werden. So entfallen Termine vor Ort in Filialen, als auch die Kosten für diese Räumlichkeiten für die Unternehmen.
Während die ältere Generation oft digitalen Prozessen skeptisch gegenüberstehen oder ihre Sicherheit bezweifeln, sind es insbesondere die jüngeren Generationen, die digitale Geschäfte als normal und sicher ansehen und diese zu ihren Kundenbedürfnissen zählen.
Immer mehr entwickeln sich das Bankensystem und Finanzdienstleistungen in diese Richtung, sodass traditionelle Anbieter und Prozesse, etwa das Aufgeben einer Überweisung in der Bankfiliale, als veraltet und nicht mehr kundenfreundlich angesehen werden.
Diese Bereiche umfasst die Branche Fintech
Doch der Begriff Fintech umfasst nicht nur Banking. Die Fintech-Branche umfasst diverse Anwendungsfelder des konventionellen Finanzsektors:
- RoboAdvisor: Unterstützung von Anlegern bei der Geldanlage mithilfe von teil- oder vollautomatisierten Systemen
- Digitales Banking/Neo-Banken: Neobanken sind Finanzinstitute, die zu 100 % online agieren. Sie werden auch Challenger-Banken genannt.
- Innovative Bezahlsysteme: Neben klassischen Bezahlverfahren wie Barzahlung, Überweisung oder Kreditkarte, etablieren sich innovative Bezahlverfahren. Beispiele sind Carrier-Billing, Buy Now Pay Later, Electronic Wallets.
- Insurtech: Insurtechs sind Unternehmen die moderne Technologien in der Versicherungsbranche nutzen.
- Open Banking: Open Banking, auch API Banking genannt, ist ein neuer Ansatz in der Abwicklung von Bankgeschäften. Es ermöglicht den Zugriff und die Kontrolle über Bank- und Finanzkonten von Verbrauchern mithilfe von Anwendungen von Drittanbietern.
- RegTech: Regtechs bieten innovative Dienstleistungen im Compliance Management, Risikomanagement, Kundenverifizierung und Betrugserkennung an.
Zu den zwei zentralen Wettbewerbsvorteilen von Fintechs gegenüber den konventionellen Anbietern gehören der Preisvorteil sowie der Komfort des Service. Beide werden durch den hohen Grad an technischer Automatisierung und Digitalisierung möglich gemacht.
Die Fintech-Branche hat also durchaus Zukunftspotenzial und viele Unternehmen sind bereits heute etabliert und für ihre Kunden nicht mehr wegzudenken.
Fintech-ETF kann durch mediale Hypes starken Schwankungen unterliegen
Mit einem Fintech-ETF ist ein gebündeltes Investment in die Financial Technology Branche möglich, und somit diversifizierst du dein Risiko über mehrere Unternehmen.
Doch wie bei jedem Themen-ETF, die im Prinzip eine Wette auf das Zukunftspotenzial einer Branche sind, kann es hier mal zu zeitweisen Übertreibungen an den Börsen kommen.
So wurden Fintechs während der Coronapandemie medial sehr gehypt, und ihre Kurse stiegen stark. Im Anschluss, als dieser Hype vorüber war, sank der ETF auf den KBW NASDAQ Financial Technology Index stark – genauer fiel der Kurs vom Hoch Ende 2021 bei knapp 43 € pro Stück auf 31 € bis Mitte 2022.
Diese Kursübertreibungen, befeuert durch das mediale Aufbauschen von Branchen und Sektoren, umgehst du zum Beispiel dadurch, dass du dein Investment langfristig auslegst und per Sparplan monatliche Beiträge einbezahlst. Der Nebeneffekt ist hier, dass du langfristig zum Durchschnittskurs einkaufst.
5. Chancen und Risiken von Fintech-ETF
Im Folgenden erhältst du eine Zusammenfassung der Chancen und Risiken, die mit einem Investment in Fintech ETF einhergehen.
Chancen Fintech ETF
- Fintech-ETF bieten gebündelten Zugang zur Zukunftsbranche Financial Technology.
- Fintechs überzeugen Kunden durch ein günstigeres Produktangebot sowie komfortablen digitalen Service von Zuhause.
- Die Fintech Branche umfasst innovative Bezahlsysteme, Neo-Banken, Insurtech, Open Banking, RegTech, Services für Blockchain und Kryptowährungen, RoboAdvisor und Automatisiertes Trading.
- Fintech-ETF beinhalten Fintechs, die bereits etabliert sind und einen erfolgreichen Börsengang hinter sich haben.
- Die jüngeren Generationen sehen digitale Geschäfte als die Norm an, traditionelle Prozesse im Finanzsektor werden als kundenunfreundlich und veraltet gesehen.
Risiken Fintech ETF
- Fintech-ETF unterliegen Kursschwankungen, da sie ein Trendthema sind und medial zeitweise gehypt werden.
- Fintech-ETF enthalten keine jungen Startups der Fintechbranche, die potenziell extrem hohe Wachstumsraten aufweisen. Diese sind in den Portfolios von Private Equity oder Venture Capitals.
6. Fintech-ETF kaufen: So geht es
Fintech-ETF kaufst du wie andere Wertpapiere bei deinem Broker.
Falls du bisher noch keine Erfahrungen damit hast, einen ETF zu kaufen, dann wirf gerne einen Blick auf unseren Leitfaden zum ETF kaufen. Dort begleiten wir dich Schritt für Schritt durch den Kaufprozess für einen ETF.
Es gibt die Möglichkeit, in Fintech-ETF per Einmalkauf oder per Sparplan zu investieren. Bei einem Sparplan fließt regelmäßig (monatlich, zweimonatlich, halbjährlich, jährlich) ein von dir festgelegter Betrag in den Indexfonds.
Sparpläne sind perfekt, wenn du langfristig investieren willst. Ein positiver Nebeneffekt davon ist, dass du vom sogenannten Dollar-Cost-Averaging profitierst und effektiv zum Durchschnittspreis kaufst.
In unserem ETF-Depotvergleich vergleichen wir die Konditionen für Sparpläne der verschiedener Broker.
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Wie erwähnt gibt es an deutschen Börsen derzeit nur 4 relevante Fintech-ETFs. Daher solltest du auch darauf achten, nur in diese und über einen Kauf an einer inländischen Börse zu investieren. Denn bei Fintech-ETF, die nur an ausländischen Börsen, z. B. in den USA, handelbar sind, fallen höhere Kaufgebühren an.
Bei den Fintech-ETF mit sehr geringem Fondsvolumen (2–4 Millionen) ist es auch wahrscheinlich, dass sie weniger an den Börsen gehandelt werden, da weniger Anleger in sie investiert sind. Ist das Handelsvolumen geringer, ist der Spread beim Kauf und Verkauf oftmals etwas höher.
7. Fazit: Fintech sind Innovatoren der traditionellen Banken und Finanzdienstleistungen.
Als Fazit denken wir, dass Fintechs ein enormes Zukunftspotenzial haben.
Der Fintech-Bereich umfasst zahlreiche Anwendungen, von Regtech, Insurtech, Neo-Banken, Blockchain bis hin zu automatisierter Anlageberatung.
Der Vorteil eines Fintech-ETF gegenüber einem Aktieninvestment in ein einzelnes Fintech liegt darin, dass dein Risiko über mehrere Unternehmen diversifiziert ist. Vor allem als langfristiges Investment könnten Fintech-ETF interessant sein.
Denn es ist unwahrscheinlich, dass die jüngeren Generationen zukünftig wieder zu traditionellen Prozessen wie Überweisung oder Filialgeschäft umsteigen. Die Vorteile von Fintechs – komfortabler digitaler Service und günstigere Kosten – überzeugen Kunden.
Allerdings stellt sich langfristig die Frage, wie innovationsfähig die etablierten Player sind. So könnten diese durch eine Umstellung und Digitalisierung ihrer Finanzprodukte und Services möglicherweise gegenüber den aufstrebenden Fintechs einen Wettbewerbsvorteil haben.
Sei dir auch bewusst, dass es zu Kursübertreibungen kommen kann. Allerdings haben sich Fintech-ETF seit dem Kursverlust post-Pandemie wieder etwas erholt.
8. FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Fintech-ETF
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.