Frau beim Rebalancing ihres ETF Portfolios

Rebalancing im Portfolio – Renditeoptimierung durch Reallokation

Lesezeit 7 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchChristian Musanke
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Entscheidest du dich für das passive Investieren mit ETF, dann spielt das Rebalancing des Portfolios eine tragende Rolle. Portfolio-Rebalancing heißt zu deutsch etwa “Ausbalancieren des Portfolios”.

In diesem Artikel wollen wir dir zeigen, wie Rebalancing genau funktioniert. Außerdem zeigen wir dir, wann du dein Portfolio anpassen solltest und welche Vor- und Nachteile es hat.

1. Was ist Rebalancing? - Definition & Vorteile

Beim Rebalancing handelt es sich grundsätzlich um eine Taktik oder Methode, die darauf abzielt, die ursprüngliche Portfolio-Struktur wiederherzustellen. Das Rebalancing findet Anwendung, sobald du mindestens 2 ETF in deinem Portfolio besitzt.

Rebalancing dient der Wiederherstellung deiner Portfolioallokation

Der Begriff Rebalancing beschreibt die Wiederherstellung deiner ursprünglichen Portfoliozusammensetzung. Auf diese Weise profitierst du langfristig vom Potenzial deiner Anlagestrategie. Es hilft auch dabei, langfristig dein Risiko zu kontrollieren.

Die Kurse deiner Anlagen ändern sich mit der Zeit, und damit auch die Gewichtung der einzelnen Positionen oder Anlageklassen im Portfolio. Beim Rebalancing wird deine Portfolioallokation so umgeschichtet, dass es der ursprünglichen Investmentstrategie wieder entspricht.

Dies bedeutet konkreter, dass Positionen mit guter Wertentwicklung so verkauft werden, dass deine anfängliche Portfoliozusammensetzung wiederhergestellt ist.

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Das klingt möglicherweise widersprüchlich, da es beim passiven Investieren doch darum gehen soll, häufige Umschichtungen zu vermeiden und eine strategische Asset Allocation über Jahre hinweg zu verfolgen. Tatsächlich ist aber insbesondere beim passiven Investieren diese regelmäßige Anpassung wichtig.

Im Folgenden erklären wir genauer, warum das Rebalancing empfehlenswert ist. Auch zeigen wir dir, wie oft eine Anpassung erfolgen sollte. Zusätzlich findest du ein praktisches Rechenbeispiel.

Rebalancing hält Risikoverteilung aufrecht

Die verschiedenen Anlagen und Anlageklassen deines Portfolios entwickeln sich typischerweise unterschiedlich. Das bedeutet, dass die Asset-Klassen oder Positionen, die in einem Zeitraum überdurchschnittlich gut performen, mit der Zeit automatisch eine höhere Gewichtung einnehmen.

Hier können sich Klumpenrisiken entwickeln. Beim langfristigen Buy-and-Hold-Investieren soll dieses Klumpenrisiko durch das Rebalancing vermieden werden. Dadurch hältst du dein ursprüngliches Rendite-Risiko-Profil und deine Strategie aufrecht. Denn du stellst sicher, dass nicht ein Wertpapier aufgrund des Wertzuwachses überproportional im Portfolio gewichtet ist.

Rebalancing steigert die Rendite

Ein weiterer Vorteil des Rebalancing ist das Steigern der Rendite. Der Grund dafür ist die sogenannte Regression zum Mittelwert. Dieser Begriff stammt aus der Statistiktheorie. Er besagt, dass der Markt die Tendenz hat, sich langfristig dem Renditemittelwert anzunähern.

Einfacher gesagt bedeutet das: Wertpapiere, die sich überproportional gut entwickelt haben, entwickeln sich zukünftig meist unterdurchschnittlich. Andersherum werden Wertpapiere, die schlechter performt haben, wieder steigen.

Deine Portfolioallokation anzupassen, bringt also auch Rendite. Denn der Anteil der gut performenden Positionen wird reduziert und der Anteil, der schlecht performenden vergrößert, bevor diese sich wieder zum Durchschnittswert zurückbewegen.

2. Eignet sich Rebalancing nur bei ETF?

Wir haben also erkannt, dass es insbesondere für passive Anleger empfehlenswert ist, die Veränderungen im Portfolio durch Rebalancing regelmäßig auszugleichen.

Nun stellt sich die Frage, ob Rebalancing auch für aktive Investoren notwendig ist? Diese aktiven Investoren verfolgen das Ziel, durch das Auswählen von einzelnen Investments die allgemeine Rendite des Markts zu übertreffen (sogenanntes Stock-Picking und Markt-Timing).

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Die Antwort: Grundsätzlich ist es nicht notwendig, allerdings kann das Rebalancing auch für aktive Investoren interessant sein. Denn sie können ebenfalls von der Regression zum Mittelwert und antizyklischem Investieren profitieren. In der Praxis sieht es jedoch meist so aus, dass aktive Anleger ihre Asset-Allokation laufend neu entscheiden und opportunistisch in Bezug auf die aktuellen Marktentwicklungen handeln. Es gibt also oft keine ursprünglich ausgewählte Asset-Allokation, die man langfristig beibehält.

Dagegen gehört das Rebalancing aus unserer Sicht zu den Grundpfeilern einer langfristig erfolgreichen, passiven ETF-Strategie.

3. Wann solltest du dein Portfolio rebalancen?

Kommen wir zu der Frage, wie und wie oft das Rebalancing in der Praxis durchgeführt werden sollte.

Das Rebalancing ist weniger kompliziert, als es klingt. Es gibt natürlich eine Vielzahl an Ansätzen und Meinungen zum Rebalancing. Beispielsweise in Bezug darauf, ob es quartalsweise, halbjährlich oder einmal im Jahr stattfinden sollte.

Ein empfehlenswerter Ansatz ist ein jährliches ETF-Rebalancing an einem von dir fest ausgewählten Zeitpunkt.

Wie oft sollte ein Portfolio Rebalancing stattfinden?

Erfahrungsgemäß ergibt es Sinn, wenn du einmal jährlich eine Überprüfung deines Portfolios vornimmst. Am besten stellst du dir hierfür einen regelmäßigen Termin in deinem Kalender ein. So vergisst du das Rebalancing nicht.

Zudem solltest du aus steuerlicher Sicht darauf achten, dass das Rebalancing zum Jahresende stattfindet. So kannst du nicht realisierte Freibeträge nutzen.

Das hilft dir aus psychologischer Sicht dabei, dass du nicht die sich gut entwickelnden Positionen einfach weiter laufen lässt. Wie oben erwähnt würde die überbewertete Position das Klumpenrisiko deines Portfolios erhöhen oder deine Risikoverteilung verändern.

Das Rebalancen deines Portfolios macht allerdings nur ab einer bestimmten Höhe der Abweichung vom ursprünglichen Portfolio Sinn. Bei einer Abweichung von unter 5 % ist es vermutlich nicht optimal, denn beim Verkauf oder Kauf von ETF fallen Transaktionskosten an, die der Rendite gegengerechnet werden. Es gibt also einen Trade-Off zwischen Nutzen und Kosten.

Beispiel zum Rebalancing im Gesamtportfolio

In diesem Rechenbeispiel mit Musterportfolio zeigen wir auf, welchen Einfluss die Marktentwicklung auf dein Gesamtportfolio, insbesondere die Aufteilung zwischen risikofreiem und risikobehaftetem Teil, hat.

Ausgangspunkt ist ein Portfolio mit einem Wert von 10.000 € und einer Assetallokation von 30 % risikofreiem Anteil und 70 % risikobehaftetem Anteil. Der risikofreie Anteil kann etwa ein Tagesgeldkonto oder Anleihen-ETF sein. Der risikobehaftete Anteil kann aus Aktien-ETF bestehen.

Risikofreier Anteil (hier Tagesgeld)Risikobehafteter Teil (Aktien-ETF)Verhältnis
Ursprüngliche Allokation3.000 €7.000 €30:70
Szenario A3.000 €6.000 €33:67
Szenario B3.000 €8.000 €27:73
Szenario C3.000 €12.000 €20:80

In der Tabelle siehst du, dass sich deine Portfolioallokation aufgrund externer Faktoren schnell verschieben kann.

Der risikofreie Teil verändert sich in unserem Beispiel nicht, da sich das Geld auf einem Tagesgeldkonto befindet. Zinsen betrachten wir hier nicht, diese wären jedoch ohnehin sehr gering.

  • Szenario A zeigt eine schlechte Marktentwicklung, bei der die Aktien-ETF einen Kursverlust von 1.000 € verzeichnen. Die neue Risikoaufteilung ist dadurch 33:67 ist.
  • Szenario B zeigt eine normale Marktentwicklung, welche zu einer 27:73 Risikoverteilung führt.
  • Szenario C zeigt eine sehr positive Marktentwicklung, mit der eine Risikoaufteilung von 20:80 folgt. Das Gewicht auf risikobehaftete Anlagen ist also wesentlich stärker als anfangs vom Investor gewählt.

Insbesondere im Szenario C solltest du als Anleger die ursprüngliche Portfoliozusammensetzung durch Umschichtungen oder Aufstockung wiederherstellen.

Beispiel zum Rebalancing im ETF-Portfolio

Im risikobehafteten Anteil des Gesamtportfolios, also z. B. den ETF-Anteil, kann man solche Veränderungen und deren Auswirkungen auch sehen, da meist mehr als nur 1 ETF gehalten werden.

Entscheidet sich ein Investor für ein Weltportfolio mit 70:30 Strategie, werden 2 ETF bespart.  70 % gehen in einen Industrieländer-ETF und die restlichen 30 % in einen Emerging Markets-ETF. Die Motivation des Investors könnte etwa sein, den Emerging Markets Anteil niedriger zu halten, da bei Schwellenländer Risiko und Volatilität höher sind.

Die untere Tabelle zeigt nun, wie sich die Allokation zwischen den beiden ETF mit der Zeit verändern kann.

ETF 1: SchwellenländerETF 2: IndustrieländerVerhältnis
Start2.100 €4.900 €30:70
Szenario A1.680 € (-20 %)4.410 € (-10 %)28:72
Szenario B2.310 € (+10 %)5.880 € (+20 %)28:72
Szenario C2.205 € (+5 %)6.370 € (+30 %)26:74

4. So kannst du dein Portfolio Rebalancing in der Praxis gestalten

In der Praxis gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, das Rebalancing durchzuführen. Wir gehen auf 3 der wichtigsten Ansätze ein.

Nachkauf per Einmalinvestment

Die erste Möglichkeit ist Rebalancing mithilfe eines Einmalkaufs. Hier bringst du zusätzliches Kapital in dein Portfolio ein, um neue Anteile hinzuzukaufen. Hast du beispielsweise 10.000 € in ein Weltportfolio investiert und deine Allokation in den Emerging Markets hat sich von anfänglich 30 Prozent auf 20 % reduziert, so würdest du neues  Kapital in den ETF einbringen, um die ursprüngliche 70:30-Aufteilung wiederherzustellen.

Rebalancing durch Umschichtung

Die zweite Option sind Umschichtungen. Kommt es in deinem Depot zu Verschiebungen, kannst du Anteile eines Assets verkaufen, um das entsprechende Gegenstück aufzustocken.

Hast du etwa 80 % deines Kapitals in risikobehafteten Anlagen und 20 % in einer sicheren Anlage, dann müsstest du 10 % deines risikobehafteten Portfolios verkaufen, um den entsprechenden Gegenpart aufzustocken.

Umschichtungen eignen sich vor allem für größere Investmentportfolios. Durch den Verkauf und das anschließende Reinvestieren kannst du schnell und einfach die ursprüngliche Portfoliozusammensetzung bzw. Strategie wiederherstellen.

Rebalancing per Sparplan

Hast du dich für das Investieren per Sparplan entschieden, ist auch die Anpassung deiner Sparpläne eine Möglichkeit, um die Allokation deines Portfolios anzupassen.

In diesem Fall passt du einfach die Sparrate deiner Sparpläne an. Du kannst auch vorübergehend damit aufhören, ein Wertpapier zu besparen. Sobald dein Portfolio wieder ausbalanciert ist, setzt du die Sparplanraten wieder zurück wie am Anfang.

Diese Methode eignet sich für kleinere bis mittelgroße Portfolios.

5. Was kostet das Rebalancing des Portfolios?

Beim Rebalancing fallen Kosten an. Hier solltest du Folgendes beachten:

  • Transaktionsgebühren: Für den Kauf oder Verkauf von ETF-Anteilen musst du bei deinem Broker Gebühren bezahlen. Die Gebühren hängen vom gewählten Broker ab.
  • Steuern auf Gewinne: Gewinne auf Kapitalerträge musst du in Deutschland versteuern. Beachte hierbei den Sparerpauschbetrag von aktuell 1.000 Euro für Singles. Durch die Realisierung von Verlusten kannst du die Steuerlast auf Gewinne reduzieren.
  • Ausführungskosten für Sparpläne: Auch bei der Sparplanausführung können je nach Broker Kosten entstehen. Im Grunde solltest du darauf achten, dass du kostenlose Sparpläne verwendest.

Die meist günstigste Methode, um dein Portfolio zu rebalancen, ist die Ausführung von Sparplänen. In unserem ETF-Sparplan-Depotvergleich zeigen wir dir, welche Broker kostenlose Sparpläne unterstützen.

Auch der Einmalkauf ist im Regelfall noch recht günstig. Zwar fallen hierfür höhere Transaktionskosten als beim Sparplan, allerdings musst du dir keine Sorgen um die Steuerbelastung machen.

Der wohl teuerste Ansatz ist das Rebalancing durch Umschichtung. Durch Verkäufe von gut und schlecht gelaufenen Positionen kannst du die Steuerlast jedoch proaktiv steuern.

6. Vor- und Nachteile vom Rebalancing

Zusammenfassend lassen sich die Vor- und Nachteile des Rebalancing wie folgt gegenüberstellen:

Vorteile vom Portfolio-Rebalancing

  • Höhere Anlagedisziplin
  • Antizyklisches Handeln bringt Rendite
  • Risikokontrolle schützt vor Verlusten und Klumpenrisiken
  • Steueroptimierung möglich

Nachteile vom Portfolio-Rebalancing

  • Anfallende Kosten bei Transaktionen
  • Zeitlicher und administrativer Aufwand
  • Psychologische Barriere beim Nachkauf schlecht laufender Positionen

Interessant ist an dieser Stelle auch: Wer für ein jährliches Rebalancing nicht in Stimmung ist, kann es alternativ mithilfe eines Robo-Advisors automatisieren. Die Kosten für Robo-Advisor sind in der Regel etwas höher als bei regulären ETFs, dafür werden dir sämtliche Aufgaben abgenommen. In unserem Robo Advisor Vergleich stellen wir dir die besten Anbieter am Markt vor.

Alles in allem lässt sich aber sagen, dass langfristig die Nachteile des Rebalancings durch eine bessere Performance deines Portfolios ausgeglichen werden.

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7. Häufige Fragen zum Rebalancing

Sebastian Rau
Sebastian Rau
Gründer
Über den Autor
Ich bin Sebastian, einer der Mitgründer von Finanzwissen. Nach meinem dualen Studium in der Automobilbranche bin ich zu einer der größten Automobilbanken Deutschlands gewechselt. Im Zuge meiner Karriere konnte ich ein fundiertes Wissen über Finanzen und Investitionen entwickeln. Heute investiere ich vor allen Dingen in Immobilien, Aktien und Kryptowährungen und möchte mein Wissen weitervermitteln.

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