ETF Ertragsverwendungen – Welche Unterschiede gibt es bei ausschüttenden und thesaurierenden ETF?
Du hast dich möglicherweise dazu entschieden, mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Bei deiner Suche nach geeigneten ETF für dein Portfolio stößt man auf sie: Die Begriffe ausschüttend und thesaurierend. In diesem Artikel werfen wir daher einen genaueren Blick auf die zwei zentralen Ertragsverwendungen bei ETF.
Zunächst definieren wir beide Ertragsverwendungsmethoden. Im Anschluss vergleichen wir diese umfassend und untersuchen, welchen Einfluss die Entscheidung auf deine Anlage haben kann. Abschließend beantworten wir die Frage, ob ein ausschüttender oder thesaurierender ETF besser ist.
ETF Ertragsverwendungen – das Wichtigste in Kürze
- Was sind Ertragsverwendungen? – Die Ertragsverwendung eines ETF gibt Auskunft darüber, wie der ETF mit den anfallenden Dividendenerträgen aus den Portfoliounternehmen umgeht.
- Was bedeutet ausschüttend? – Ausschüttende ETF zahlen ihre Erträge in bestimmten Intervallen an die Investoren aus.
- Was bedeutet thesaurierend? – Thesaurierende ETF zahlen Erträge nicht an Anleger aus, stattdessen reinvestiert der ETF-Herausgeber sie in den ETF.
- Was sind die Unterschiede? – Die Auswirkungen der Wahl eines ausschüttenden oder thesaurierenden ETF sind insgesamt eher gering, jedoch je nach individueller Situation oder Zielen des Anlegers relevant.
- Wo kann ich ETF kaufen? – Bei finanzen.net ZERO, Scalable Capital und Trade Republic kannst du günstig thesaurierende und ausschüttende ETF kaufen.
1. ETF Ertragsverwendung: Was bedeutet ausschüttend?
Egal, ob du einen ETF-Screener benutzt, um dir Überblick über die vielen verfügbaren ETF-Typen am Markt zu verschaffen, oder eigenständig per Google-Recherche diverse ETF betrachtest, auf die Begriffe thesaurierend und ausschüttend stößt du überall.
Grundsätzlich unterscheiden sich ETF untereinander nicht nur in Bezug auf das Marktsegment, welches sie replizieren. Sie unterscheiden sich auch in Bezug auf ihre generellen Eckdaten und Fondseigenschaften. Eine davon ist ihre Ertragsverwendung.
Ertragsverwendung Beispiel: Eckdaten eines ausschüttenden ETF
Wir konzentrieren uns im Folgenden auf einen MSCI World ETF, ein klassischer Einsteiger-ETF. In der unteren Abbildung siehst du einen Ausschnitt auf dem Fact Sheet des Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1D.
Typische Informationen, die du in diesem Teil des Fact Sheets erhältst, betreffen Aspekte wie Fondsdomizil, Währung, Replikationsmethode (hier Portfoliomethode genannt), Index, ETF-Verwalter, Kosten pro anno, Fondsvolumen (NAV). Ebenfalls enthalten sind Angaben zur Ertragsverwendung beim ETF, in diesem Fall die Information „ausschüttend“.
Wie funktioniert ein ausschüttender ETF?
Doch was bedeutet das nun? Ein ausschüttender ETF zahlt die Dividenden von den im Portfolio enthaltenen Aktien an dich als Anleger aus.
- Mehr als 2.000 kostenlose ETF-Sparpläne
- Prime ETF kostenlos kaufen
- Kostenlose Sparpläne ab 1 €
Da ein ETF die Aktien einer Vielzahl von Unternehmen in seinem Portfolio hält, erhält der ETF-Anbieter – hier Xtrackers – konsequenterweise Dividenden. Diese Erträge stehen den Anlegern zu. Wie diese Dividendenerträge gehandhabt werden, darüber entscheidet die für den ETF angewandte Ertragsverwendungsmethode.
Im Falle eines ausschüttenden ETF werden diese Dividendenerträge in einem bestimmten Rhythmus, meist quartalsweise, manchmal aber auch jährlich oder monatlich, automatisch auf das mit deinem Depot verknüpften Verrechnungskonto ausgezahlt.
Ausschüttende ETF erkennst du leicht anhand der ebenfalls häufig benutzten Begriffe distributing, distribution oder Abkürzungen wie dist, D und 1D in ihrer Bezeichnung.
2. Thesaurierung als Ertragsverwendung bei ETF: Wie funktioniert das?
Welche ist nun die alternative Ertragsverwendungsmethode? Zahlt ein ETF seine Dividendenerträge nicht an Anleger aus, handelt es sich um einen thesaurierenden ETF.
Thesaurierende ETF einfach erklärt
Bei einem thesaurierenden ETF verbleiben die Erträge im Fonds. Sie werden vom ETF-Verwalter automatisch reinvestiert. Dies geschieht in Form vom Kauf von weiteren Aktien.
Oftmals wird ein ETF von den Fondsanbietern in zwei Varianten herausgegeben: ein ausschüttender und ein thesaurierender. So gibt es für den oben als Beispiel angeführten, ausschüttenden Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1D das thesaurierende Äquivalent, den Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1C. Seine Eckdaten findest du in der unteren Abbildung:
Thesaurierende ETF werden oft auch mit den Begriffen accumulating, accumulation oder Abkürzungen wie ACC, C, 1C als solche gekennzeichnet.
Thesaurierung (Accumulating) bedeutet, dass der ETF Erträge reinvestiert
Anders als ausschüttende ETF reinvestiert ein thesaurierender ETF seine Dividendenerträge automatisch in den Fonds. Der ETF-Emittent investiert anfallende Dividenden gemäß der Indexzusammensetzung des ETF in neue Aktien.
Wahrscheinlich ist deine nächste Frage, welche weiteren Unterschiedene die Wahl zwischen einem thesaurierenden oder ausschüttenden ETF mit sich bringt? Das schauen wir uns im nächsten Kapitel genauer an.
3. Welche Auswirkungen hat die Ertragsverwendung auf meine ETF-Anlage?
In unserem obigen Beispiel der beiden Varianten des Xtrackers MSCI World ETF erkennst du beispielsweise, dass sich einige Eckdaten unterscheiden, etwa die Kosten und das Fondsvolumen.
Doch was sind die allgemeinen Trends und Fakten in diesem Kontext? Sind ausschüttende ETF immer günstiger als thesaurierende ETF? Oder nur in diesem Fall? Welche ETF-Ertragsverwendungsmethode schneidet in puncto Rendite besser ab?
In diesem Kapitel fassen wir die Auswirkungen der Wahl eines ausschüttenden oder thesaurierenden ETF in Bezug auf Rendite, Steuer, Investmentstrategie und weiteren Faktoren zusammen.
- Mehr als 2.000 kostenlose ETF-Sparpläne
- Prime ETF kostenlos kaufen
- Kostenlose Sparpläne ab 1 €
Steigendes Fondsvolumen und Zinseszinseffekt durch automatische Reinvestition bei Thesaurierung
Ein wesentlicher Vorteil von thesaurierenden ETF ist der durch die Reinvestition von Dividenden entstehende Zinseszinseffekt. Dadurch, dass die Erträge in Form von neuen Aktien wieder in den ETF gelangen, steigt der Wert des ETF beziehungsweise deiner ETF-Anteile. Insbesondere bei einem langfristigen Anlagehorizont sind thesaurierende ETF in Hinsicht auf diesen Punkt besser.
Zwar ist bei einem ausschüttenden ETF ein Zinseszinseffekt auch möglich. Hierzu müsstest du jedoch die ausgezahlten Dividenden eigenständig wieder in den ETF reinvestieren, was sowohl Transaktionskosten als auch einen administrativen Mehraufwand mit sich bringt.
Ausschüttende ETF ermöglichen die Dividendenstrategie
In manchen Fällen sind ausschüttende ETF die bessere Wahl. Neben dem einsteigerfreundlichen 70 30 Weltportfolio gibt es bekannterweise die unterschiedlichsten Investmentstrategien und Herangehensweisen an den ETF-Portfolioaufbau.
Eine dieser Strategien ist die Dividendenstrategie. Hier hat ein Investor das Ziel, einen passiven Cashflow durch regelmäßige Dividendenauszahlungen zu generieren. Sie unterscheidet sich also von Strategien, bei denen das Ziel der maximale Vermögenszuwachs (idealerweise mithilfe eines Zinseszinseffekt) ist.
Um ein für die Dividendenstrategie geeignetes ETF-Portfolio aufzubauen, sind ausschüttende ETF natürlich das A und O. Mit thesaurierenden ETF ist eine Dividendenstrategie in diesem Sinne nicht möglich.
Hinweis: Die sogenannten Dividenden-ETF sind entgegen ihrer Bezeichnung nicht immer ausschüttende ETF. Stattdessen konzentriert sich der ETF lediglich auf dividendenstarke Unternehmen im Portfolio. Dividenden-ETF können ausschüttend oder thesaurierend sein und sind nicht gleichzusetzen mit einer Dividenden-Portfolio-Strategie.
Steuerreform von 2018 relativierte den Vorteil von thesaurierenden ETF
Lange Zeit galten thesaurierende Fonds als besser, da man bei ihnen vom Effekt der Steuerstundung profitieren konnte. Da bei thesaurierenden ETF die Steuerlast erst dann anfiel, sobald der ETF verkauft wird, konnten Investoren die Steuer bis zum Verkaufszeitpunkt aufschieben. Dies hat sich jedoch mit der Investmentsteuerreform von 2018 geändert. Seit ihr werden die Kursgewinne aufgrund einer eingeführten Vorabsteuer bei thesaurierenden ETF auch ohne einen Verkauf wie zu versteuernde Kapitalerträge behandelt. Ein detailliertes Beispiel zu diesem Thema findest du in unserem Artikel zu ETF-Steuern.
Grundsätzlich lässt sich also seither sagen: Steuern sparen durch eine gezielte Auswahl von thesaurierenden oder ausschüttenden ETF funktioniert nicht mehr oder genauer gesagt in nur geringem Umfang.
Allerdings gibt es eine andere Möglichkeit, Steuern zu sparen. Mit dem Einrichten eines Freistellungsauftrags bei deiner Bank bzw. deinem Broker kannst du bis zu seiner Betragsgrenze (derzeit 1000 €) bei sowohl ausschüttenden als auch thesaurierenden ETF Steuern sparen. Sobald deine jährlichen Zins- und Dividendenerträge diesen Betrag übersteigen, fallen jedoch Steuern an und ab dieser Grenze bringt der Freistellungsauftrag keinen Steuervorteil mehr.
4. Ausschüttend oder thesaurierend: Welche Ertragsverwendung ist besser?
Die Antwort darauf, ob ein thesaurierender oder ausschüttender ETF besser ist, lautet leider: Hier gibt es kein allgemeines Rezept.
Wie bei vielen anderen Aspekten hängt auch beim Investieren die richtige Wahl von deinem individuellen Investorenprofil ab.
Allerdings können wir dir ein paar nützliche Fragen mitgeben, deren individuelle Beantwortung dich bei ETF-Auswahl und ETF-Portfolioaufbau weiterbringen.
- Was ist meine Investmentstrategie? – Ist dein Ziel eine Dividendenstrategie mit monatlichen Auszahlungen? Das spricht für ausschüttende ETF. Oder möchtest du maximal vom Zinseszinseffekt am Ende eines langfristigen Anlagezeitraums profitieren? Das spricht für thesaurierende ETF.
- Wie hoch ist mein Kapital bzw. meine Sparrate? – Wenn deine monatlichen Dividendenerträge unter dem maximal erlaubten Freibetrag bleiben, sparst du mit einem ausschüttenden ETF Steuern.
- Welcher ETF ist günstiger? – Solltest du keine Präferenz zwischen einem ausschüttenden oder thesaurierenden ETF haben, ist vermutlich die Wahl des günstigeren ETF eine bessere, solange alle anderen ETF-Konditionen ähnlich gut sind.
- Stört mich administrativer Aufwand beim Portfoliomanagement? – Falls du keine eigenständige Reinvestition der Dividendenerträge machen möchtest, ist ein thesaurierender ETF die bessere Wahl, da dieser administrative Aufwand auf Seite der ETF-Verwalter bleibt. Insbesondere bei einem hohen Kapitalstock ist die Reinvestition von Dividenden ein relevanter Aspekt für die Renditeentwicklung deines Portfolios.
5. Thesaurierende und ausschüttende ETF kaufen: So geht es
Grundsätzlich gibt es keine Unterschiede zwischen thesaurierenden und ausschüttenden Indexfonds in Bezug darauf, wie Kauf und Verkauf funktionieren.
Du kannst also sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETF per Einmalkauf kaufen oder per Sparplan investieren.
Solltest du bisher noch keinen ETF gekauft haben, hilft dir unsere Anleitung zum ETF-Kauf Schritt-für-Schritt durch diesen Prozess.
Eine Voraussetzung, um überhaupt Wertpapiere, inklusive ETF, kaufen zu können, ist ein Depot. Bei der Auswahl solltest du darauf achten, dass die Kosten der Depothaltung, sowie Transaktionskosten der Wertpapierkäufe von den Konditionen des Depotanbieters abhängen.
Wir empfehlen einen Depotanbieter mit niedrigen Ordergebühren und einen Blick in unseren ETF-Depotvergleich.
Nachfolgende Depotanbieter überzeugen mit geringen Ordergebühren und einer großen Auswahl an ETF-Sparplänen.
- Größte Auswahl an Aktien & ETF aller deutschen Broker
- Nur 0,99 € Ordergebühr
- Kostenlose Sparpläne ab 1 € möglich.
- Kostenlose Depotführung
- Kostenlose Sparpläne
- Niedrige Ordergebühren
- Für Einsteiger geeignet (hohe Benutzerfreundlichkeit)
- Keine Depotgebühren
- Große Auswahl an Handelsplätzen
- Umfangreiches Angebot an Wertpapieren
6. Fazit: Die ETF-Ertragsverwendung hängt von deinen persönlichen Anlagezielen ab
In diesem Artikel haben wir das Unterscheidungsmerkmal Ertragsverwendung genauer betrachtet, welches ETF in ausschüttende und thesaurierende aufteilt.
Ausschüttende ETF zahlen diese in regelmäßigen Abständen direkt an die Anleger aus. Thesaurierende ETF dagegen behalten die Dividendenerträge im Fonds und reinvestieren stattdessen in neue Aktien gemäß der Indexzusammensetzung des ETF. Dadurch erhöht sich der Wert deiner ETF-Anteile.
- Mehr als 2.000 kostenlose ETF-Sparpläne
- Prime ETF kostenlos kaufen
- Kostenlose Sparpläne ab 1 €
Ob ein ausschüttender oder thesaurierender ETF besser ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die Ertragsverwendung hat Einfluss auf Kursentwicklung des Fonds, Steuer, Anlagestrategie, sowie auch den administrativen Aufwand, der mit dem ETF-Investment einhergeht.
Daher empfehlen wir bei der Auswahl des richtigen ETF immer deine individuellen Ziele und Umstände als Investor zu berücksichtigen.
7. Häufig gestellte Fragen zu ETF Ertragsverwendungen
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.
