Manager plant einen aktiven ETF
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Aktive ETF: ETF mit Fondsmanager und aktiver Anlagestrategie?

Lesezeit 7 min.

Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
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Der Begriff ETF wird inzwischen fast synonym mit dem passiven Investieren verwendet. Herkömmliche ETF orientieren sich an einem Index und bilden ziemlich genau dessen Wertentwicklung ab. Wie kann es da auch aktive ETF geben, die sogar einen Fondsmanager haben?

Aktive ETF versuchen das Beste aus den passiven ETF und den aktiv gemanagten Fonds zu vereinen, um so noch bessere Rendite zu erwirtschaften. Ob dies gelingt, was genau einen aktiven ETF ausmacht und ob sich ein Investment lohnt, beleuchten wir in diesem Artikel.

Aktive ETF – das Wichtigste in Kürze

  • Was ist ein aktiver ETF? Ein aktiver ETF orientiert sich ebenfalls grob an einem Index, hat aber zusätzlich einen Fondsmanager, der versucht das Portfolio zu optimieren. Ein aktiver ETF kann daher stark von dem zugrundeliegenden Index abweichen.
  • Welcher ist der beste Aktiv-ETF? In den vergangenen 5 Jahren hat der JPMorgan US-Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc) von den aktiven ETF am besten performt. Der Indexfonds verzeichnete ein Wachstum von 109,12 % seit 2019.
  • Was unterscheidet einen Aktiven-ETF von einem klassischen Fonds? Ein aktiver ETF orientiert sich zu einem gewissen Grad an einem Index, hat niedrigere Kosten und ist an der Börse handelbar.
  • Wo kann ich aktive ETF kaufen? Aktive ETF kannst du bei den meisten deutschen Brokern kaufen. Broker mit niedrigen Ordergebühren sind Finanzen.net Zero, Scalable Capital und Trade Republic.

1. Von Investmentsfonds über Exchange Traded Funds zu aktiven ETF – Eine kurze Übersicht

Bevor ETF massentauglich wurden und eine der beliebtesten Anlageklassen vieler Investoren wurden, hatten Sparer die Auswahl zwischen Einzelaktien oder traditionellen Investmentfonds (im Englischen Mutual Funds genannt).

Die Ausgangssituation: Klassische, aktiv gemanagte Investmentfonds

Da in Zeiten vor dem Internet der Handel mit Aktien etwas aufwendiger war, kauften viele Anleger Aktienfonds, die von ihrer Bank oder einem Berater verkauft wurden. Solche Fonds waren aktiv verwaltet. Das bedeutet, dass ein oder mehrere Fondsmanager entschieden haben, welche Aktien in den Fonds kamen und welche nicht.

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Die Manager wollten natürlich für ihr aktives Portfoliomanagement des Fonds bezahlt werden, weshalb es Gebühren auf solche Fonds gibt. Klassischerweise betragen die Gebühren einmalig 5 % bei der Einzahlung (Ausgabeaufschlag) und dann 2 % (Verwaltungsgebühr) jedes Jahr.

Die hohen Kosten haben leider die Rendite der Investoren deutlich geschmälert, weshalb Investments in solche Fonds nur bedingt rentabel waren. Auch zeigte sich, dass viele Fondsmanager auf lange Sicht nicht den Markt schlagen konnten. Deshalb kam irgendwann die Idee auf, einfach den ganzen Markt mit einem ETF abzubilden und so eine angemessene Rendite zu bekommen.

Neue und bessere Anlageform der passiven ETF bildete sich in den 90er-Jahren heraus

Klassische ETF haben keinen Fondsmanager, sondern bilden nur einen Index wie den DAX, den MSCI World oder den Dow Jones ab. Sie werden deshalb auch Indexfonds genannt und haben das passive Investieren massentauglich gemacht. Passiv investieren bedeutet, nicht die besten Unternehmen für ein Investment zu finden, sondern den ganzen Markt möglichst ohne Selektion von Einzeltitel oder Branchen abzudecken.

Aus diesen Gründen hat sich in Europa das in ETF investierte Vermögen über die letzten 20 Jahre deutlich erhöht. Dadurch kam es auch zu der schrittweisen Herausbildung von neuen ETF-Arten, darunter die sogenannten aktiven ETF.

Entwicklung des investierten Vermögens der in Europa gelisteten ETF von 2005 bis 2023 in Milliarden Euro
Quelle: Statista

Die Vorteile von ETF gegenüber den klassischen Fonds

  • Indexfonds sind an der Börse handelbar. Bei klassischen Fonds ist dies nicht immer möglich.
  • ETF sind zudem deutlich kostengünstiger. Neben den jährlichen Kosten fallen nur Ordergebühren beim Kauf und Verkauf an.
  • Auch sind ETF transparenter. Sie müssen die enthaltenen Werte periodisch veröffentlichen.

Mehr zu den Unterschieden findest du in unserem ETF vs. Fonds Vergleich.

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2. Was sind aktive ETF?

Bei einem aktiven ETF entscheiden Fondsmanager, welche Position aus dem Index sie in den ETF übernehmen wollen. Das Ziel ist, die Rendite des Index zu schlagen.

Fondsmanager haben die Möglichkeit, das ETF-Portfolio abweichend vom Index aufzubauen

Bildet der zugrundeliegende Index beispielsweise den DAX ab, kann der Fondsmanager bestimmte Aktien aussortieren, die er für nicht so profitabel hält. Zudem besteht auch die Möglichkeit, Aktien aus anderen Indizes zum Fonds hinzuzufügen.

Um die Abweichung vom Index deutlich zu machen, wurde der Wert des Active Share eingefügt. Dieser zeigt auf einer Skala von 0 bis 100, wie sehr der ETF vom Basisindex abweicht. Bei 0 ist die Abweichung nicht vorhanden, bei 100 hat der ETF nichts mehr mit dem Index zu tun.

Ein relativ bekanntes Beispiel für einen aktiven ETF ist der ARK Innovation ETF der bekannten Fondsmanagerin Cathie Wood. Der ETF orientiert sich am S&P 500 und sucht Investitionen in „disruptive innovations“ also Technologien, die großes Disruptionspotenzial versprechen.

Der ETF orientiert sich zwar am S&P 500, hat aber am 31. Dezember 2023 laut Factsheet einen Active Share von 97 % – der ETF hat also fast nichts mehr mit dem Index gemein. Im Vergleich zum S&P 500 hat der ETF auch nicht besonders gut performt. Der amerikanische Index wuchs in den vergangenen 5 Jahren um rund 80 %. Der ETF von Cathie Wood stieg im selben Zeitraum um nur 67,82 %.

Aktive ETF vs. Smart-Beta-ETF

Aktive ETF sind aber nicht mit Smart-Beta-ETF (auch Faktor-ETF genannt) gleichzusetzen.

Grundsätzlich gibt es unterschiedliche ETF-Subtypen. Die für diesen Artikel relevant sind:

  • Passive ETF – bilden den Index eins zu eins nach.
  • Smart Beta ETF – replizieren einen Index, der einen Faktor wie z.B. Nachhaltigkeit, Small Cap oder Momentum anwendet.
  • Aktive ETF – versuchen durch gezieltes Eingreifen eines Fondsmanagers eine höhere Rendite, als der Index zu erzielen.

Faktor-ETF sowie klassische ETF unterliegen aufgrund des Index und vorbestimmten Kriterien relativ strengen Regeln. Solche Indexfonds haben damit wenig Flexibilität und kaufen den Index nach. Deshalb werden sie auch als passiv eingestuft.

Aktive-ETF haben im Vergleich deutlich mehr Spielraum. Fondsmanager unterliegen hier keinen Regeln oder Vorgaben in der Auswahl der Titel für ihren ETF. Zwar orientieren sie sich auch an einem Index, weichen aber davon ab, um die Rendite zu verbessern.

3. Welche aktiven ETF gibt es?

Im Folgenden haben wir einmal die nach Fondsvolumen größten in Deutschland verfügbaren aktiven ETF aufgelistet.

ETFAusgangsindexISINTERErtragsverwendungFondsgrößeDomizil Replikation
JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc)S&P 500IE00BF4G70760,20% p.a.Thesaurierend5.243 Mio. EuroIrlandVollständig
JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc)MSCI WorldIE00BF4G6Y480,25% p.a.Thesaurierend2.986 Mio. EuroIrlandVollständig
PIMCO US Dollar Short Maturity UCITS ETF DistPIMCO US Dollar Short Maturity IndexIE00B67B7N930,35% p.a.Ausschüttend2.962 Mio. EuroIrlandSampling
PIMCO Euro Short Maturity UCITS ETF DistPIMCO Euro Short Maturity IndexIE00B5ZR21570,35% p.a.Ausschüttend1.929 Mio. EuroIrlandSampling
Lyxor Smart Overnight Return UCITS ETF C-EURLyxor Smart Overnight Return IndexLU11904175990,05% p.a.Thesaurierend1.382 Mio. EuroLuxemburgSwap-basiert
Auflistung der größten in Deutschland verfügbaren aktiven ETF (Stand: Februar 2024)

Interessant ist, dass neben den beiden ETF von JPMorgan sich alle anderen aktiv gemanagten Indexfonds aus der Top 5 an einem hauseigenen Index orientieren.

Einige Fakten zu den in Deutschland verfügbaren active ETF:

In Deutschland sind Stand 2024 114 aktive ETF verfügbar.

  • Die verschiedenen ETF-Typen sind: Aktien-ETF (63 verfügbar), Anleihen-ETF (43 verfügbar), Immobilien-ETF (1 verfügbar) und Geldmarkt-ETF (6 verfügbar).
  • Die 114 Aktive-ETF bilden insgesamt 86 verschiedene Indizes ab.
  • Der wichtigste Faktor bei Active-ETF ist Nachhaltigkeit. 97 von 114 aktiven Indexfonds achten auf Nachhaltigkeitskriterien
  • Die günstigsten aktiven ETF haben jährliche Kosten von 0,05 %, die teuersten liegen bei 0,85 % TER.

4. Die Investmentthese: Ist ein aktiver ETF sinnvoll?

Um zu beurteilen, ob ein Investment in einen aktiven ETF sinnvoll ist, schauen wir uns die Performance im Vergleich zu den Indizes an.

Die beiden Aktiven-ETF JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc) und der JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD (acc) haben es sich zum Ziel gemacht, mit gezielten Investments die zugrundeliegenden Indizes zu schlagen.

Der US-Research ETF orientiert sich am S&P 500. Der Global Research ETF am MSCI World. Beide Fonds wurden 2019 aufgelegt, weshalb wir im Folgenden mal die Performance mit den Indizes vergleichen wollen.

MSCI World im Vergleich mit dem JPMorgan Global Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF USD

Quelle: JPMorgan

Die Daten zeigen, dass der ETF es tatsächlich geschafft hat, ein leicht besseres Wachstum hinzulegen, als der MSCI World. Doch sind 5 Jahre ein sehr kleiner Zeitraum. Dass der ETF auch in Zukunft so gut performt, ist anhand der kleinen Datenmenge nicht vorherzusehen.

Ähnlich sieht es jedoch beim JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF aus.

S&P 500 im Vergleich mit dem JPMorgan US Research Enhanced Index Equity (ESG) UCITS ETF

Quelle: JPMorgan

Dass die Grafen so ähnlich aussehen, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass amerikanische Aktien fast 70 % des MSCI World ausmachen.

Hier zeigt sich jedoch, dass aktive ETF teilweise den Markt schlagen können. Zumindest taten es die beiden ETF von JPMorgan über die letzten 5 Jahre.

Doch ist dies bei mehreren aktiven ETF der Fall? Nein, zumindest nicht laut den Forscherinnen Jitka Hilliard und Thanh Dat Le von der Auburn University. In ihrer Studie aus dem Jahre 2021 untersuchten die beiden die Entwicklung von 53 aktiven und 427 passiven ETF.

Die Ergebnisse waren, dass aktive ETF auf den US-Markt im Schnitt 1,8 bis 2,76 % pro Jahr schlechter performen als passive ETF. Auf dem globalen Markt zeigte sich kein merklicher Unterschied zwischen aktiven und passiven ETF.

Studien zeigten, dass aktive ETF im Schnitt etwas schlechter performen als passive ETF. Zudem sind die Kosten sowie die Volatilität oft höher.

Auch fanden die Autoren der Studie heraus, dass sich viele aktive ETF kaum von den passiven unterscheiden. Sie werden also als aktiv verkauft, bilden aber im Prinzip auch nur den Index nach. Das sollte einem vor allem wegen der häufig höheren Kosten zu denken geben. Aktive ETF können also den Markt schlagen, wie die JPMorgan-ETF bewiesen haben, wenn auch bisher nur über einen kurzen Zeitraum.

5. Vorteile und Nachteile der aktiven ETF

Stellen wir nun einige Vor- und Nachteile der aktiven ETF gegenüber.

Vorteile der aktiven ETF

  • Können teilweise besser performen als der Markt.
  • Sie bieten durch aktives Management eine bessere Kontrolle von Nachhaltigkeitskriterien.
  • Aktive ETF bieten Zugang zu Nischen-Themen.

Nachteile der aktiven ETF

  • Haben meistens höhere Kosten.
  • Die meisten Aktiven-ETF performen de facto schlechter oder genauso wie der Index.
  • Die Volatilität von aktiven ETF ist höher.
  • Teilweise halten sich aktive ETF überhaupt nicht mehr an den Index.

6. Aktive ETF kaufen: So geht es

Aktive ETF kaufst du genauso wie passive ETF über einen Broker. Da beim ETF-Kauf Ordergebühren anfallen, schaust du dir am besten einen ETF Depotvergleich an, solltest du noch keins haben. Auf diese Weise findest du die günstigsten Konditionen für dein erstes Depot heraus.

Auch kannst du anstelle eines einmaligen Investments einen Sparplan auf einen aktiven ETF einrichten. Bei einem Sparplan fallen ebenfalls Transaktionskosten an. Versuche daher auch hier das beste Sparplan-Depot mit den geringsten Kosten zu finden.

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7. Fazit: Aktive ETF sind teurer als passive ETF, aber günstiger als konventionelle Fonds

Aktive-ETF versuchen das Beste aus klassischen Fonds und ETF zu vereinen. Teilweise schaffen es aktive Fonds auch, den Markt zu schlagen. Doch die meisten aktiv gemanagten Indexfonds performen gleich oder schlechter als der Index.

Einige aktiv verwaltete ETF weisen derart starke Abweichungen vom zugrundeliegenden Index auf, dass sich die Frage stellt, ob ein Investment überhaupt sinnvoll ist. Möchtest du in einen aktiven ETF investieren, solltest du möglichst darauf achten, dass der ETF nicht zu nah und auch nicht zu fern vom Index ist.

Willst du dennoch einen oder mehrere Active-ETF in deinem ETF-Portfolio haben, solltest du vor allem auf eine ausreichende Diversifikation achten. Ebenfalls können Smart-Beta-ETF eine bessere Alternative dafür sein, einen passiven Indexfonds mithilfe von zusätzlichen Faktoren zu optimieren.

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8. Häufig gestellte Fragen zu aktiven ETF

Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.

Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.

Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.

Rune Fauck
Rune Fauck
Autor
Über den Autor
In meinem Studium der Germanistik, Politik und Wirtschaftswissenschaften konnte ich bereits fundamentale Kenntnisse über unser Wirtschaftssystem sammeln. Bereits im Studium habe ich mit dem Investieren in Aktien und ETFs begonnen und möchte gerne mein angesammeltes Wissen weitergeben. Nach meinem Studium zog es mich deshalb zunächst ins Bildungssystem, wo ich am Gymnasium arbeitete und dort bereits erste Erfahrungen in der Vermittlung von wirtschaftlichen Themen sammeln konnte. Als Lehrer weiß ich, wie man Wissen verständlich erklärt und spannend gestaltet.

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