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Digitaler Euro 2025: Einführung, Vorteile und Risiken

Lesezeit 4 min.

Silvia Benetti
Redakteurin
Lektoriert vonDennis Groß
Überprüft durchSebastian Rau
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Die Europäische Zentralbank arbeitet derzeit an der Einführung des digitalen Euro. Aber wozu soll er gut sein, wo wir doch Girokarten und PayPal haben? Und bedeutet das, dass das Bargeld abgeschafft wird? Alle Antworten dazu gibt es in unserem Artikel.

Digitaler Euro: das Wichtigste in Kürze

  • Der digitale Euro soll 2028 oder 2029 eingeführt werden.
  • Wie Bargeld würde er von der Europäischen Zentralbank geprägt werden und würde Geldtransaktionen auch ohne Banken ermöglichen.
  • Eine Umwandlung von digitalen Euro zu Buchgeld (Bankengeld) soll jederzeit möglich sein.
  • Zur Aufbewahrung von digitalen Euro würden genauso wie bei Kryptowährungen Wallets dienen, die private Anbieter oder die EZB bereitstellen.
  • Die Teilnahme am digitalen Euro soll freiwillig sein. Digitale Zahlungen über Bankkonten oder Apps sowie das Bargeld werden parallel weiter bestehen.

1. Warum ein digitaler Euro? Der Unterschied zu digitalen Zahlungen

Girocard, Google Pay oder Kreditkarte – ungefähr die Hälfte der Bezahlvorgänge war 2023 in Deutschland bargeldlos. Einwohnern der Eurozone soll zusätzlich ab 2027/2028 der digitale Euro zur Verfügung stehen. Was ist der Unterschied zu den bereits existierenden bargeldlosen Zahlungsmethoden?

Zahlst du in einem Geschäft bargeldlos, brauchst du ein Girokonto, das mit der jeweiligen Girocard oder VISA-Karte verknüpft ist. Auch über PayPal und andere Zahlungsapps kannst du bargeldlos bezahlen. Loggst du dich im Online-Banking ein, siehst du dein Guthaben als Betrag auf dem Display.

Unterschiede zwischen Buchgeld und Bargeld

Dieses Buchgeld, auch Giralgeld oder Bankgeld genannt, ist jedoch etwas anderes als Bargeld: Die Bank erzeugt es, wenn sie Kredite vergibt, und vernichtet es, wenn jemand seinen Kredit zurückzahlt. Eine 1:1 Deckung mit Bargeld gibt es nicht. Hast du 2.000 Euro auf dem Konto, bedeutet das lediglich, dass du gegenüber deiner Bank einen Anspruch auf diese Summe hast.

Zwar kannst du Geld von deinem Konto abheben und das Buchgeld wieder in Bargeld verwandeln. Heben jedoch alle Kontoinhaber ihr ganzes Guthaben ab, wäre die Bank nicht in der Lage, alle auszuzahlen.

Nachteile von Buchgeld

Ohne Banken und Sparkassen ist unser Wirtschaftssystem undenkbar. Was ist aber der Nachteil von Buchgeld, und was würde ein digitaler Euro anders machen?

  • Der digitale Euro wird von der Europäischen Zentralbank in Umlauf gebracht (Zentralbankgeld). Vom Konzept her gleicht er Euroscheinen und Münzen, nur eben digital als Token.
  • Willst du bargeldlos zahlen, musst du derzeit ein Konto eröffnen, das meist Gebühren kostet. Digitale Euros könntest du dagegen wie Bargeld in einem Portemonnaie aufbewahren, ähnlich wie bei einer Krypto-Wallet. Private Dienstleister wären theoretisch nicht notwendig.
  • Genauso wie bei Krypto und beim Bargeld wären dezentrale Transaktionen möglich: Willst du einem Freund 20 Euro überweisen, braucht ihr beide ein Bankkonto. Mit dem digitalen Euro könntest du dagegen die 20 Euro auf seine Wallet verschieben, genauso wie wenn du ihm einen 20-Euro-Schein aushändigen würdest.
  • Anders als Kryptowährungen wäre der digitale Euro aber von einer zentralen Institution herausgegeben und damit viel sicherer.
  • Zahlst du im Handel bargeldlos, wird der Betrag nicht sofort dem Konto des Händlers gutgeschrieben. Mit dem digitalen Euro wären dagegen Zahlungen in Echtzeit möglich.
  • Streiken Zahlungssysteme, funktionieren Giro- und Kreditkarten nicht mehr. Mit dem digitalen Euro wären genauso wie beim Bargeld Offline-Transaktionen möglich.
  • Anbieter digitaler Zahlungssysteme nutzen oft Kundendaten zu Marketingzwecken. Je nach Umsetzung könnte der digitale Euro mehr Privatsphäre gewähren.
BargeldBankgeldDigitaler EuroKrypto
Von einer zentralen Institution herausgegebenJaNeinJaNein
SicherheitsfaktorMittelHochHochNiedrig
Anonym nutzbarJaNeinUnbekanntZum Teil
Transaktionen einsehbarNeinJaUnbekanntJa
Dezentrale Transaktionen möglichJaNeinJaJa

2. Wie würde der digitale Euro funktionieren?

Da die Vorbereitungsphase zur Einführung des digitalen Euros erst Ende 2025 endet, ist die genaue Funktionsweise unbekannt. Ausgehend von den Aussagen der Europäischen Zentralbank, die das Projekt steuert, ist jedoch folgende Ausgestaltung wahrscheinlich:

  1. Jeder mit festem Wohnsitz in einem EU-Land kann bei seiner Bank oder bei der EZB ein Konto eröffnen oder eine Wallet einrichten.
  2. Die Wallet lässt sich mit jedem Bankkonto verknüpfen, sodass du einen beliebigen Betrag in digitale Euro umwandeln und in der Wallet aufbewahren kannst.
  3. Umgekehrt soll es genauso möglich sein: Jederzeit sollen digitale Euro in Girokontoguthaben umgewandelt werden können, beispielsweise um Kartenzahlungen oder klassische Überweisungen zu tätigen.
  4. Hast du die digitalen Euro in deiner Wallet, sollen Transaktionen im Alltag ohne Probleme möglich sein. Voraussichtlich werden viele Händler digitale Euro akzeptieren.
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3. Vorteile und Nachteile: Birgt der digitale Euro Gefahren?

Bis dato fehlt eine digitale Zahlungsmethode, die wie das Bargeld jedem zur Verfügung steht und anonyme Zahlungen ermöglicht. Der digitale Euro könnte die Lücke zwischen digitalen und Barzahlungen schließen sowie ihre Vorteile vereinen. Er stünde auch Personen zur Verfügung, die beispielsweise wegen ihrer schlechten Bonität oder aus anderen Gründen keinen Zugang zu einem Bankkonto haben.

Zwar ermöglichen auch etablierte Kryptowährungen eine Teilanonymität und sichere Zahlungen. Allerdings werden sie nicht durch eine zentrale Autorität gesteuert, sodass ihre Kurse volatil bleiben und sie als allgemeines Zahlungsmittel nicht infrage kommen.

Zudem wäre der digitale Euro je nach Gestaltung kostengünstiger und transparenter als die etablierten digitalen Systeme, die sich in der Hand weniger Tech-Konzerne befinden, Nutzerdaten vermarkten und den Händlern zum Teil hohe Margen abverlangen. Schließlich wäre ein digitaler Euro, der offline Zahlungen erlaubt, resilienter gegen Cyberangriffe als das aktuelle SWIFT-System.

Auf der anderen Seite warnen Kritiker des Projekts vor einer digitalen Überwachung. Sollte jeder Bürger ein Konto bei der EZB eröffnen müssen, so die Befürchtung, hätte die Zentralbank Zugriff auf alle Transaktionen, sodass ihre Privatsphäre nicht ausreichend geschützt wäre. Zudem könnte sie als Herausgeber die Geldströme kontrollieren und etwa negative Zinsen durchsetzen.

Zwar bestreitet die EZB solche Pläne und versichert, kein Interesse an Überwachungen jeglicher Art zu haben. Dennoch steht die Einführung noch bevor, sodass Aussagen über die Transparenz und Anonymität nicht möglich sind.

Sollten dagegen ausschließlich Privatanbieter wie Banken Wallets verwalten und vermarkten, wäre ihr Monopol weiter ungebrochen, sodass der Nutzen des digitalen Euros fraglich wäre. Ein finales Urteil über das Projekt kann ohnehin erst nach seiner Einführung gefällt werden.

Vorteile des digitalen Euros

  • Brücke zwischen digitalen Zahlungen und Bargeld
  • Je nach Ausgestaltung teilanonym
  • Inklusiv
  • Möglicherweise geringere Transaktionskosten

Nachteile des digitalen Euros

  • Fragliche Anonymität
  • Monopol durch die EZB
  • Abhängigkeit von Drittparteien (Wallet-Anbieter, Banken) weiter gegeben

4. Häufige Fragen zum digitalen Euro

Silvia Benetti
Silvia Benetti
Redakteurin
Über die Autorin
Ich habe an der TU Berlin Physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und war anschließend jahrelang im Bereich Windenergie tätig. Seit 2016 schreibe ich freiberuflich über Technik und Finanzen. Zu meinen Lieblingsthemen zählen Immobilien, Kryptowährungen und Tech-Aktien. Insbesondere interessiert mich die Schnittstelle zwischen Industrie und Wirtschaft und der wirtschaftliche Aspekt von technischen Innovationen. Auch im Freundeskreis bin ich eine geschätzte Beratung, wenn es um Investitionen in Immobilien und Aktien geht.

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