Charakteristika von Unternehmen – Aktien und Geschäftsmodelle in Kategorien einteilen
Wie startest du am besten mit der fundamentalen Analyse eines Unternehmens? Genau darauf bekommst du in diesem Artikel eine Antwort. Der beste Ausgangspunkt für die qualitative Fundamentalanalyse ist zunächst die Geschäftsmodelle von Aktien in Kategorien einzuteilen.
Wir erklären dir, wie du solch eine Einteilung vornehmen kannst und welche Kategorien von Geschäftsmodellen es überhaupt gibt. Hierbei gehen wir auch auf die Aktienkategorien nach Peter Lynch ein. Außerdem bekommst du einen Überblick, welche Analysen auf die Kategorisierung des Geschäftsmodells bei der Unternehmensbewertung folgen.
1. Arten von Unternehmen im Überblick: So kategorisiert du Geschäftsmodelle
Bevor du tiefer in die Analyse von Aktien einsteigst und beginnst in eine bestimmte Aktie zu investieren, solltest du dich mit den grundlegenden Charakteristika von Unternehmen vertraut machen. Hierzu gehört es, dass du herausfindest, welche Art von Produkten und Dienstleistungen das Unternehmen anbietet und wodurch sich diese Produkte auszeichnen.
Wir haben dir hier eine Übersicht erstellt, welche Arten von Unternehmen es gibt:
- Hersteller kurzlebiger Produkte: In diese Kategorie fallen vor allem Produkte, die wir täglich konsumieren. Lebensmittel, Getränke und Haushaltwaren sind hierfür gute Beispiele. In diesem Bereich finden sich häufig Aktien aus dem Sektor nichtzyklische Konsumgüter.
- Anbieter von Produkten und Dienstleistungen, auf die wir immer angewiesen sind: In diese Kategorie fallen vor allem Unternehmen aus den Sektoren Gesundheitswesen und Energie. Die Produkte dieser Unternehmen kaufen wir meist nicht direkt. Betrachten wir bspw. den Energiesektor, beziehen wir die Produkte von Unternehmen aus dieser Kategorie fast schon unbewusst.
- Produkte, die mit Aufschlag gehandelt werden (Markenname, Technik, Qualität): Zu dieser Kategorie gehören Unternehmen mit einer starken Marke. Das beste Beispiel hierfür ist LVMH. Aber auch Unternehmen mit einer überlegenen Technologie oder einer besonders hohen Qualität fallen in diese Kategorie. Hierfür ist Apple ein sehr gutes Beispiel. In dieser Kategorie finden sich daher häufig Aktien aus den Sektoren zyklische Konsumgüter und Technologie.
- Produkte, die aufgrund von externen Einflüssen nachgefragt werden oder wegen Regulierungen: Ein gutes Beispiel für externe Einflüsse sind Regulierungen hinsichtlich erneuerbarer Energien. Es entsteht bspw. ein Druck kostenintensive Technologien zu verwenden, für die sich der Verbraucher ohne entsprechende Vorschriften sonst nicht entschieden hätte.
- Unternehmen mit hoher Skalierbarkeit: Eine hohe Skalierbarkeit weisen Unternehmen auf, die mit hohen Fixkosten, dafür aber sehr geringen variablen Kosten konfrontiert sind. In der Regel handelt es sich dabei um Unternehmen aus dem Technologiesektor, die immaterielle Produkte und Dienstleistungen herstellen.
- Anbieter mit den günstigsten Produkten: Bei dieser Positionierung sprechen wir von der Kostenführerschaft. Diese Unternehmen können ihre Produkte zu besonders niedrigen Kosten fertigen. Meist finden sich die Produkte eher im Niedrigpreissegment. Vor allem Unternehmen aus den Sektoren zyklische und nichtzyklische Konsumgüter gehören dieser Kategorie an.
So kannst du bspw. nicht davon ausgehen, dass ein Unternehmen, das Produkte des täglichen Bedarfs fertigt (wie Lebensmittel), künftig ein außerordentlich hohes Wachstum aufweist, wie es vielleicht bei Unternehmen im Technologiebereich der Fall sein könnte.
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2. Aktienkategorien nach Peter Lynch
Neben den eben vorgestellten Charaktereigenschaften von Unternehmen gibt es noch ein weiteres weitverbreitetes Modell, nach dem Aktien in Kategorien eingeteilt werden können. Hierbei handelt es sich um die sechs Aktienkategorien nach Peter Lynch.
Peter Lynch ist einer der erfolgreichsten Fondsmanager aller Zeiten. Mit seinem Fonds (Magellan Fonds) hat er zwischen 1977 und 1990 eine durchschnittliche jährliche Rendite von fast 30% erzielt. Die folgende Tabelle zeigt dir, wie du Aktien nach Peter Lynch kategorisieren kannst.
Slow Growers | Diese Unternehmen weisen ein sehr geringes Wachstum auf, zahlen dafür häufig aber eine hohe Dividende. Hierzu zählen Aktien wie Procter & Gamble oder Coca-Cola. |
Stalwarts | Das Wachstum bei den Stalwarts fällt etwas größer aus als jenes bei den Slow Growern. Auch hier handelt es sich häufig um Großkonzerne, die aufgrund ihrer Marktposition und ihrer defensiven Ausrichtung eine hohe Sicherheit in wirtschaftlich schwachen Zeiten bieten. United Health und die Deutsche Telekom sind hierfür gute Beispiele. |
Fast Growers | Zu den Fast Growern zählen Unternehmen mit Wachstumsraten von über 20% pro Jahr. Diese verfolgen eine starke Expansion und ermöglichen hohe Kursgewinne. Am attraktivsten sind Fast Grower, wenn sie in einer moderat wachsenden Branche tätig sind und deutlich stärker wachsen als die Branche selbst. Die letzten Jahrzehnte haben Netflix und Starbucks solche Wachstumsraten verzeichnet. |
Zykliker | Als Zykliker werden Unternehmen bezeichnet, die abhängig von der Wirtschaftslage stark schwankende Umsätze und Gewinne verzeichnen. Während eines Wirtschaftsaufschwungs verzeichnen diese Aktien meist große Kursgewinne, tendieren dafür aber zu großen Kursrückgängen in einer Rezession. Vor allem die Autoindustrie (Mercedes) oder auch die Chemieindustrie (BASF) zählen zu den Zyklikern. |
Turnarounds | Bei Turnarounds handelt es sich um Unternehmen in einer tiefen Krise. Häufig stehen diese sogar kurz vor der Insolvenz. Damit solch ein Unternehmen aber tatsächlich als Turnaround eingestuft werden kann, muss es einen Impuls geben, der dafür sorgen könnte, dass die Aktie wieder zurück in die Spur findet. Ein prominentes Beispiel für einen Turnaround ist Infineon im Jahr 2009. |
Asset Plays | Als Asset-Plays werden Aktien bezeichnet, die über Vermögenswerte in ihrer Bilanz verfügen, die der Markt noch nicht erkannt oder falsch bewertet hat. Bei Asset Plays ist das Vermögen laut Bilanz häufig höher als der Wert der Aktie selbst. |
Indem du gezielt versuchst, die zu analysierende Aktie in eine der sechs Kategorien nach Peter Lynch einzuteilen, setzt du dich aktiv mit dem Unternehmen auseinander.
Außerdem weißt du so genauer, was du von deinem potenziellen Investmentkandidaten künftig erwarten darfst. Findest du bspw. heraus, dass es sich bei einer Aktie, die du gerade analysierst, um einen Slow Grower handelt, wirst du in den kommenden Jahren keine Vervielfachung des Aktienkurses erwarten dürfen.
3. Was folgt nach der Kategorisierung der Unternehmen?
Neben der Kategorisierung von Unternehmen gibt es noch einige weitere Analysen, die im Rahmen der Aktienanalyse und der Analyse des Geschäftsmodells durchgeführt werden sollten:
SWOT-Analyse: Bei der SWOT-Analyse bewertest du die Stärken und Schwächen eines Unternehmens und analysierst die Chancen und Risiken des Marktes, in dem das Unternehmen tätig ist.
Porters 5 Forces: Bei der Analyse nach Porters 5 Forces bewertest du die Attraktivität einer Branche hinsichtlich der bestehenden Wettbewerbsintensität, der Gefahr durch neue Konkurrenten, der Verhandlungsmacht durch Lieferanten und Kunden sowie der Gefahr durch Ersatzprodukte.
BCG-Matrix: Eine Analyse auf Basis der BCG-Matrix hilft dir dabei, einen besseren Überblick über die Geschäftsfelder eines Unternehmens zu erhalten. Du findest heraus, welche Geschäftsfelder besonders attraktiv sind und welche aktuell ein Problemfall für das Unternehmen darstellen.
Management analysieren: Jedes Unternehmen wird von Menschen geführt. Bei der Analyse des Managements beurteilst du, wie fähig das Management ist, das Unternehmen zu leiten. Außerdem stellst du sicher, dass das Management nicht auf den kurzfristigen Erfolg und die Maximierung der eigenen Vergütung aus ist.
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4. Fazit: Unternehmen und Aktien in Kategorien einteilen ist Teil der Fundamentalanalyse
Die Kategorisierung von Unternehmen ist der Startpunkt für die Analyse des Geschäftsmodells einer Aktie. Zu Beginn musst du dich mit den Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens auseinandersetzen und zunächst verstehen, wie das Unternehmen überhaupt Geld verdient. Neben unserem Schema hast du außerdem die Kategorisierung nach Peter Lynch kennengelernt.
Indem du eine Einteilung in eine dieser Kategorien vornimmst, bist du außerdem in der Lage Alleinstellungsmerkmale aufzudecken. Zudem findest du heraus, wo das Unternehmen einen strategischen Vorteil haben könnte. Dies kann z. B. die Nutzung von Skaleneffekten sein oder eine starke Marke, die es dem Unternehmen erlaubt, Produkte mit einem Preisaufschlag zu verkaufen.
Neben der Kategorisierung von Aktien solltest du bei der Unternehmensbewertung aber noch einige weitere Analysen durchführen. Zur qualitativen Analyse gehören unter anderem die SWOT-Analyse und Porters 5 Forces. Zusätzlich solltest du noch eine quantitative Analyse durchführen. Hier geht es darum, diverse Finanzkennzahlen eines Unternehmens auszuwerten.