Seit Jahren fordern einige öffentliche Vertreter, Wissenschaftler und Mediziner die Entkriminalisierung von Cannabis. In Deutschland rückte die Debatte durch die neue Bundesregierung wieder verstärkt in den Blickpunkt. Einige Anleger fragen sich daher, ob die Geldanlage in Cannabis ETFs ein kluges Investment sein könnte.
Wie stehen die Chancen für eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland und welcher Cannabis ETF eignet sich für Privatanleger, um den Trend zu spielen?
Mit diesem Artikel wollen wir die wichtigsten Fragen zur Investition in einen Cannabis ETF klären und gemeinsam das Chance-Risiko-Verhältnis des Cannabis-Marktes abwägen. Viel Spaß beim Lesen!
1. Was ist ein Cannabis ETF?
Mit einem Cannabis ETF können Anleger in einen Korb aus verschiedenen Aktien aus dem Sektor Cannabis investieren.
ETFs sind eines der beliebtesten Investment-Instrumente für Privatanleger. ETFs sind passiv verwaltete Wertpapierfonds. Sie replizieren die Wertentwicklung von Indizes oder Aktienportfolios.
Anleger können zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETFs wählen. Die Gesamtkostenquote (TER) gibt die Kosten des ETFs an. ETFs ermöglichen das diversifizierte Investieren in verschiedene Aktien und eignen sich zum Investieren per Sparplan.
Wenn du mehr über die Grundlagen von ETFs lesen möchtest, empfehle ich dir unsere Artikel Was sind ETFs? oder auch ETF-Richtlinien in Deutschland.
Welche Aktien in einem Cannabis ETF enthalten sind, hängt von der Art des ETFs und dem ETF-Anbieter ab. Anleger sollten sich daher vorher genau ansehen, welche Unternehmen im Cannabis ETF enthalten sind.
2. Wo ist Cannabis legal?
Aktuell ist der Konsum von Cannabis in Kanada, Uruguay und weiten Teilen der USA für volljährige Staatsbürger erlaubt. Das bedeutet, dass man sich dort ohne Rezept in Apotheken und Fachgeschäften THC-haltige Produkte kaufen und Cannabispflanzen selbst anbauen darf.
In den USA wurden im Jahr 2021 laut statista.com etwa 8,7 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von nicht-medizinischem Cannabis umgesetzt.
In den meisten Ländern beschränkt sich die Cannabis-Industrie bislang jedoch auf die Produktion von medizinischem Cannabis. Durch die Legalisierung von Cannabis in europäischen Ländern könnte sich der Absatzmarkt ausweiten.
Wird Cannabis unter der neuen Bundesregierung legalisiert?
Während die Legalisierung von Cannabis unter der alten Bundesregierung – bestehend aus CDU/CSU und SPD – undenkbar war, könnte sich das Blatt unter der neuen, liberaleren und jüngeren Bundesregierung nun wenden.
Insbesondere die beiden Koalitionsparteien Bündnis 90/Die Grünen und die Freie Demokratische Partei (FDP) sind einer Legalisierung gegenüber aufgeschlossen.
Deutschland als europäisches Vorbild
Sollte Deutschland tatsächlich den Besitz und Konsum von Cannabis legalisieren, ist davon auszugehen, dass sich andere EU-Staaten dem Vorbild anschließen werden.
Genau deswegen gehören Cannabis ETFs und auch Cannabis Aktien für Anleger aktuell zu den gefragtesten Finanzprodukten.
Argumente für eine Legalisierung von Cannabis
Neben dem medizinischen Nutzen für eine Cannabis-Legalisierung werden überwiegend kostentechnische Argumente angeführt.

Hohe Aufwendungen für Cannabis Strafverfolgung
Jedes Jahr muss sich die Polizei in Deutschland um mehr als 30.000 vermeidbare Cannabis-Delikte kümmern.
Die meisten dieser Fälle werden jedoch nie verhandelt und vorzeitig eingestellt, sodass die Arbeitszeit der Polizei meist erfolglos bleibt.
Durch die Legalisierung von Cannabis könnte der Bundeshaushalt zusätzliche Steuern einnehmen.
Eine Studie im Auftrag des Deutschen Hanfverbands kam zu dem Ergebnis, dass der deutsche Staat jährlich rund 4,7 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen durch die Legalisierung von Cannabis erwirtschaften könnte. Die Strafverfolgung durch die Polizei und Justiz würden pro Jahr Löcher von schätzungsweise 1,36 Milliarden Euro in den deutschen Staatshaushalt reißen.
Medizinisches Cannabis als Heilmittel
Mehr als ein Drittel aller Deutschen könnten sich laut Umfragen vorstellen, Cannabis zur Behandlung von Beschwerden und Krankheiten einzunehmen.

Dabei ist anzunehmen, dass die Zustimmung in der Bevölkerung bei vermehrter Aufklärung durch medizinisches Fachpersonal und persönliche Beratung weit größer ausfallen dürfte.
Obwohl der medizinische Gebrauch von Cannabis seit 2017 erlaubt ist und Ärzte ihren Patienten Rezepte ausstellen dürfen, ist die Cannabis-Therapie noch nicht allzu weit verbreitet. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland laut DAP Cannabis-Report rund 100.000 Rezepte, welche medizinisches Cannabis ausstellten.
Cannabis Legalisierung in den USA
Werfen wir einen Blick auf die USA, die mitten im Legalisierungsprozess von Cannabis als Genussmittel steckt, sehen wir, dass etwa gleich viele Menschen die Pflanze als Rauschmittel und als Medikament nutzen.

Während Cannabis in Deutschland bis jetzt offiziell lediglich im medizinischen Kontext Gebrauch findet, hat die Pflanze in den USA auch bei gesunden Menschen eine breite Fangemeinschaft.
Darf bald jeder Cannabis kaufen?
Ob eine mögliche Legalisierung der neuen Ampel-Regierung den unbegrenzten Zugang zu Cannabis-Konsum bedeuten würde, ist jedoch fraglich. Viel wahrscheinlicher könnte es zu einer Regelung ähnlich zu denen in den Niederlanden oder Portugal kommen.
Dort gilt Cannabis zwar nicht als legale Droge, von einer strafrechtlichen Verfolgung wird aber abgesehen. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer „Entkriminalisierung“ der Droge und im besonderen der Konsumenten. Ein realistisches Szenario wäre eine streng kontrollierte Abgabe von Cannabis an Volljährige in Apotheken oder Marihuana-Shops.
Der Konsum würde jedoch deutlich steigen, was auch den Umsatz von Cannabis Aktien ankurbeln würde. Hiervon würde die Kursentwicklung von Cannabis ETFs stark profitieren.
3. Lohnt ein Investment in einen Cannabis ETF?
Der Cannabis Markt ist jung und steckt voller Potenzial. Erst seit wenigen Jahren wird die Therapie mithilfe von medizinischem Cannabis durchgeführt.
Allerdings gilt dies nur für einen kleinen Teil der Welt. Vorurteile aus der Zeit des strikten Cannabis-Verbots sind in den Köpfen vieler Menschen noch fest verankert.
Was passiert mit Cannabis ETFs bei einer Legalisierung
Trotz der Vorbehalte könnte Cannabis für Anleger ein interessantes Investmentobjekt sein. Zwar erzielen die wenigsten Unternehmen aus der Cannabis-Branche Gewinne. Dafür ist das Wachstumspotential sehr hoch, was Investoren aus der ganzen Welt anlockt.
Boom um Cannabis Aktien
Die Canopy Growth Corporation ist weltweiter Marktführer in der Branche des medizinischen Cannabis und konnte den Gesamtumsatz von rund 440 Millionen Kanadischen Dollar im Jahr 2020 um 76% steigern (s. Jahresabschlussbericht).
Die Canopy Growth Aktie ist mit einem KUV von um die 14 bewertet. Diageo, größter Spirituosenhersteller der Welt, wird dagegen lediglich mit einem KUV von 5,8 bewertet.
Marktwachstum durch Legalisierung
Durch eine flächendeckende Legalisierung von Cannabis, nicht nur als Medizin, sondern auch als Genussmittel, würde sich der Absatz des Cannabis-Marktes um ein Vielfaches vergrößern.
Cannabis Aktien, die bisher nur kleine Mengen an medizinischem Marihuana herstellen, könnten die Produktpalette um viele weitere Konsumprodukte erweitern und ihren Umsatz steigern.
Am Beispiel des aktuellen Hypes um CBD-Produkte wie Öl oder Cremes erkennt man die hohe Zahlungsbereitschaft der Endkunden für exotische Marihuana Produkte.
Der Hype um CBD Produkte
Laut Fortune Business Insights wurden im Jahr 2020 mit CBD-Produkten bereits mehr als 1,27 Milliarden US-Dollar allein in Nordamerika umgesetzt.
Profitieren ETFs von Cannabis als Genussmittel?
Anlegern sollte bewusst sein, dass eine Investition in Cannabis ETFs ein hohes Risiko des Verlustes mit sich bringt. Ein Cannabis ETF ist eine hochspekulative Anlage.
Anleger, die in Cannabis-Unternehmen und Cannabis ETFs investieren wollen, sollten sich fragen, wie wahrscheinlich die Legalisierung von Cannabis ist.
Sind Cannabis ETFs unmoralisch?
Immer häufiger achten Privatanleger beim eigenen Vermögensaufbau neben Renditeerwartungen und Risikomanagement auch auf die indirekten Auswirklungen ihres Investments. Die Rede ist von nachhaltigen und sozial-verträglichen Investitionen.
Meiner Meinung nach ist Cannabis eine – besonders in der Medizin – weitgehend unterschätzte Pflanze. Die positiven und heilsamen Eigenschaften von Marihuana-Erzeugnissen wurden schon viel zu lange durch veraltete Vorurteile überschattet und ausgeblendet.
Allerdings befinden sich in Cannabis eben auch Stoffe, die Menschen abhängig machen können und ihnen schlimmstenfalls auch schaden können.
Cannabisabhängigkeit in Deutschnald
Laut Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind in Deutschland rund 300.000 Menschen Cannabis abhängig (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen).
Pro
- Cannabis ETFs profitieren von der Weiterentwicklung und Verbreitung von Cannabis als Heil- und Genussmittel
Contra
- Cannabis ETFs profitieren vom regelmäßigen Cannabis-Erwerb abhängiger Konsumenten
4. Welche Cannabis ETFs gibt es aktuell am Markt?
Der Foxberry Medical Cannabis & Life Sciences Index enthält Cannabis Aktien, die folgende Kriterien erfüllen:
- Unternehmen aus der Forschung an Hanf, Cannabidiol, Biotechnologie, Pharma
- keine Unternehmen, die gesetzeswidrig handeln
- keine Unternehmen, die Cannabis mit erhöhtem THC-Gehalt produzieren/vertreiben
- Höhere Gewichtung von Unternehmen mit hoher Liquidität
Der Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF (ISIN IE00BJXRZ273) wurde im Februar 2020 in Irland aufgesetzt und er unterliegt den strengen UCITS-Richtlinien der Europäischen Union, weswegen das Fondsvolumen lediglich 42,5 Millionen US-Dollar beträgt.
- Fondsgröße von 42,5 Millionen US-Dollar
- TER von 0,65%
- investiert in Unternehmen des medizinischen Cannabis Marktes
- 5 größte Positionen: 63,8%
- Domizil: Irland
- Erstzulassung: 12.02.2020
- Wertentwicklung letzte 12 Monate: 0,95%
Die 10 größten Positionen des Rize ETF machen nahezu 100% des Gesamtfondsvolumens aus. Das einhergehende Risiko aus dieser geringen Diversifikation wird durch das Übergewicht von Jazz Pharmaceuticals Plc., welches mehr als 16% des Fondsgewichts ausmacht, verstärkt.
Die geringe Diversifikation des Rize ETF macht sich anhand der hohen Volatilität bemerkbar
Weil innerhalb des abgebildeten Cannabis Index nur eine sehr geringe Anzahl Einzelaktien vorhanden sind, ist auch die Volatilität innerhalb des vergangenen Jahres mit 40% ziemlich hoch.
Der HANetf The Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF (ISIN IE00BG5J1M21) besitzt ein Fondsvolumen von 38,4 Mio. USD.
- Fondsgröße von 38,4 Millionen US-Dollar
- TER: 0,80%
- Auflegungsdartum: 09.01.20
- Anzahl der Positionen: 41
- Thesaurierend
- Fondsdomizil: Irland
- Wertentwicklung letzte 12 Monate: 12,32%
5. Welcher ETF für Cannabis Unternehmen ist der beste?
HANetf The Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF
weniger Übergewichtung großer Unternehmen
mehr Einzelwerte vertreten
physisch replizierend
Volatilität vergangenes Jahr: 33,57%
kostenlos besparbar bei Scalable Capital
Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF
minimal größere Fondsgröße
geringere TER
Volatilität vergangenes Jahr: 40,66%
physisch replizierend
kostenlos besparbar bei scalable capital und flatex
Aus unserem Vergleich der beiden Cannabis ETFs ergibt sich zum aktuellen Zeitpunkt, dass der HANetf die risikoärmere Wahl ist. Durch die größere Anzahl an Cannabis Aktien innerhalb des Fonds ist keines der Unternehmen stark übergewichtet. Das Risiko einer Investition in diesen ETF ist daher geringer.
Die minimal höhere TER von 0,80% fällt aufgrund der vorgenannten Vorteile nur wenig ins Gewicht.
6. Chancen und Risiken von Cannabis ETFs
Cannabis ETFs versuchen die Marktentwicklung des genannten Marktes möglichst präzise abzubilden, indem in Unternehmen aus der Cannabis Branche investiert wird.
Um auf die Chancen und Risiken einer Investition in Cannabis ETFs zu analysieren, müssen wir unseren Blick auf die Zukunft der Cannabis Branche richten.
Chancen und Risiken der Cannabis Branche
Chancen für Cannabis ETFs
- Legalisierung in Deutschland
- wachsende Nachfrage nach alternativen Behandlungsmethoden
- schwindende Skepsis gegenüber Marihuana
- junger Markt mit hohem Innovations- und Optimierungspotenzial
- Vergrößerung der Zielgruppe durch Freizeit-Konsumenten
Risiken für Cannabis ETFs
- schlechter Ruf der Cannabis Pflanze
- Überbewertung der großen Cannabis Unternehmen
- schwierige Rechtslage verteilt über den Globus
- Produzenten könnten die Nachfrage überschätzen
- hohe Konkurrenz
- Regularien machen den Anbau und Vertrieb teuer
- zu hohe Preise schrecken Konsumenten ab
7. Wo kann man Cannabis ETFs kaufen?
Den Rize Medical ETF findest sowohl bei der DKB und der Sparkasse, als auch bei Scalable Capital und flatex.
Den HANetf kann man am einfachsten über Scalable Capital, die Sparkasse und die DKB handeln.

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Zum Depot-Vergleich8. Fazit zu Cannabis ETFs
„Die Zukunft gehört dem Cannabis.“ Davon gehen zumindest einige Anleger aus, die ihr Geld in Cannabis ETFs stecken. Und das macht sich auch bei der aktuellen Bewertung von Unternehmen aus der Cannabis Branche bemerkbar.
Die Beispiele Kanada und USA zeigen, dass medizinisches Cannabis ein stark wachsender Wirtschaftszweig werden kann. Gleichzeitig sind Cannabis Aktien hoch bewertet und Cannabis ETFs daher sehr riskant.
Die Entscheidung, ob du die Wette auf die Zukunft des Cannabis Marktes eingehen möchtest und in einen Cannabis ETF investierst, bleibt dir natürlich selbst überlassen.
Bist du in die Cannabis Branche investiert? Schreib uns doch einen Kommentar, ich würde mich freuen!
Häufig gestellte Fragen zu Cannabis ETFs
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Dem Koalitionsvertrag der angehenden Regierung aus FDP, Grünen und SPD können Pläne über eine Cannabis-Legalisierung entnommen werden.
In welchen Geschäften, zu welchen Bedingungen und zu welchen Preisen bleibt allerdings abzuwarten.
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Einer Studie im Auftrag des deutschen Hanfverbandes geht davon aus, dass die Legalisierung von Cannabis dem deutschen Staat jährlich viele Milliarden Euro einbringen könnte.
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Die größten Unternehmen, welche ihren Umsatz mit dem Handel und der Produktion von Cannabis verdienen, stammen aus Kanada.
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Ja. Die Auswahl an Cannabis-ETFs ist aktuell zwar noch sehr klein, das Angebot wächst allerdings.
Hallo zusammen,glaube das sich der Markt mit Cannabis egal ob zum Rauchen oder auch in anderer Form zb Cookies und dergleichen wenn es legalisiert wird und dazu muss man auch erstenmal die Preise kennen sehr rentabel auswirken könnte.ETFs Vorrausetzung ist natürlich das sie gut gemanagt werden sind meiner Meinung eine sehr gute Anlageform.Da sie passiv gemanagt werden fallen hier auch wenig Kosten an.Leider gibt es im Internet sehr viele schwarze Schafe.Darum ist es wichtig sich im Vorfeld genaue Informationen einzuholen bevor man investiert.