ETF Auflösung: Was passiert, wenn mein ETF geschlossen wird?
Wer einen ETF kauft, der möchte diesen meistens eine sehr lange Zeit halten. Doch in bestimmten Fällen kann es dazu kommen, dass der ETF liquidiert, also aufgelöst wird.
Passiert eine solche ETF Liquidation, werden alle deine Anteile verkauft. Allerdings gilt: Eine Schließung des ETF ist oft frühzeitig erkennbar und kommt selten aus dem Nichts. Was die Gründe und Anzeichen für eine ETF-Auflösung sind und wie der Prozess genau abläuft, erfährst du in diesem Artikel.
1. Neben ETF-Schließungen gibt es noch weitere Kapitalmaßnahmen
In den vergangenen 10 Jahren ist die Anzahl an ETF rapide gestiegen. Neben Indexfonds auf die großen Indizes, sind mittlerweile vermehrt auch andere Arten von ETF am Markt zu finden. Solche sind beispielsweise Themen-ETF oder aktive ETF.
Die Anzahl der weltweit verfügbaren ETF hat sich demnach in den vergangenen 10 Jahren mehr als verdreifacht. Die immense Vielfalt birgt jedoch auch Risiken.
Zwar bieten ETF generell eine hohe Sicherheit, doch auch hier kann es zu ETF-Splits, Fusionen oder Schließungen kommen. Diese haben auf dich als Anleger unterschiedliche Auswirkungen. Daher ist es wichtig, dass du dir einen Überblick über die möglichen ETF-Kapitalmaßnahmen verschaffst. Im Folgenden erfährst du alles über die Schließung und Fusion. Möchtest du davor dein Grundlagenwissen zu ETF auffrischen, hilft unser ETF Einsteigerguide weiter.
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2. Was ist eine ETF Schließung bzw. Liquidation?
Wird ein ETF geschlossen, verkauft der Anbieter zu einem bestimmten Stichtag alle enthaltenen Werte und zahlt die Erlöse an die Anleger aus.
Wie funktioniert eine ETF-Schließung?
Solch eine Schließung läuft in der Regel folgendermaßen ab:
- Die Fondsgesellschaft entscheidet sich für eine Liquidation.
- Die Schließung des ETF wird durch die Finanzaufsicht genehmigt.
- Die Anleger werden spätestens 6 Wochen vor der Auflösung benachrichtigt.
- Nach 6 Wochen wird der Handel mit dem ETF beendet.
- Danach werden die enthaltenen Werte verkauft und das Geld an die Anleger ausgezahlt.
Alles in allem dauert der Prozess also rund zwei Monate. Wichtig ist, dass es für den ETF-Anbieter rechtlich verpflichtend ist, die Anleger spätestens 6 Wochen vorher zu benachrichtigen. Eine Schließung erfolgt also nicht überraschend.
Das ermöglicht dir, deinen ETF zu verkaufen, bevor der Handel ausgesetzt wird. So kannst du beispielsweise das Geld direkt in einen anderen Indexfonds investieren.
In bestimmten Fällen werden ETF fusioniert, anstatt geschlossen.
Unterschied zwischen Schließung und Fusion von ETF
Bei einer Fusion wird der ETF von einem anderen absorbiert. Die beiden Indexfonds müssen daher einen möglichst gleichen Index abbilden. Eine Fusion muss von der Finanzaufsicht genehmigt werden.
Bei dieser werden zu einem Stichtag die enthaltenen Werte des aufgelösten Fonds zum aktuellen Kurs übertragen.
Auch im Falle einer Fusion müssen Anleger spätestens 6 Wochen vorher informiert werden. Bei einer Verschmelzung zweier ETF müssen außerdem die wesentlichen Informationen des neuen Indexfonds bereitgestellt werden.
So können sich Investoren überlegen, ob sie in den neuen Fonds investiert bleiben wollen oder ihre Anteile lieber vorher verkaufen.
Bei einer Fusion können ebenfalls Steuern anfallen, falls die beiden Indexfonds nicht dasselbe Domizil haben. Haben beide ETF zum Beispiel ihr Fondsdomizil in Deutschland, fallen keine Steuern an.
Ebenso werden natürlich auch bei einer normalen Schließung Steuern fällig, sollte der Gewinn den Freibetrag übersteigen.
3. Warum wird ein ETF geschlossen?
Die meisten ETF werden liquidiert, weil sie ein zu geringes Fondsvolumen haben und damit unrentabel für den Anbieter sind.
Durch die große Bandbreite an ETF eröffnen Anbieter vermehrt auch Indexfonds auf Nischen-Indizes und Themen wie Cannabis, Digitalisierung oder auch Rohstoffe.
Grund 1: Zu geringes Fondsvolumen kann zur ETF-Auflösung führen
Kommt ein ETF neu auf den Markt, hat dieser oft bessere Konditionen und wird gerne auch mit bestimmten Angeboten beworben.
Nach einigen Jahren prüft der Anbieter dann, ob das gewünschte Fondsvolumen erreicht ist. Dabei wird evaluiert, wie rentabel der ETF ist.
Das Fondsvolumen ist wichtig, da dies über den Umsatz der ETF-Anbieter entscheidet; denn die jährlichen Kosten werden anhand des Volumens berechnet.
Beläuft sich das Volumen eines ETF beispielsweise auf 100 Millionen Euro und die jährlichen Kosten auf 0,25 %, macht der Anbieter 100.000.000 €* 0,0025 = 250.000 € Umsatz mit dem Fonds.
Durch die geringen Kosten für ETF sind auch die Gewinnmargen für die Anbieter kleiner, weshalb diese genauer auf die Rentabilität achten.
Denn neben den generellen Betriebskosten müssen ETF-Emittenten auch eine Gebühr an die Index-Anbieter wie MSCI oder FTSE zahlen, um einen ETF auf ihren Index anzubieten.
Sollten daher die Betriebskosten und Gebühren an die Index-Anbieter nicht durch den ETF gedeckt werden, wird dieser in der Regel geschlossen.
Zu dem geringen Fondsvolumen kommt häufig dann noch das geringe Handelsvolumen. Wird ein ETF von wenigen Personen gehandelt, hat dieser üblicherweise eine höhere Handelsspanne (Spread), was die Kosten beim Verkauf erhöht.
Sollte sich das Handelsvolumen nicht erhöhen, stellt dies ebenfalls einen Grund zur Schließung dar. Ein geringes Fondsvolumen geht meistens Hand in Hand mit einem niedrigen Handelsvolumen.
Grund 2: ETF-Schließung aufgrund regulatorischer Änderungen
Ebenso können neue Gesetze oder Entwicklungen Anbieter dazu zwingen, einen ETF zu schließen, obwohl dieser eigentlich rentabel war.
So könnten beispielsweise Cannabis-ETF durch neue Gesetzesänderungen betroffen sein.
Auch können politische Entwicklungen in Ländern oder Regionen zur Schließung von ETF führen. Beispielsweise sind keine Indexfonds auf dem russischen Markt verfügbar und die Anbieter haben alle Aktien aus dem Land aus ihren ETF entfernt.
Ebenfalls können sich die Indizes ändern, sodass sich die Fondsgesellschaften gezwungen sehen, einen anderen Index zu finden, um das Anlageziel zu erhalten – im schlimmsten Fall muss der ETF ganz geschlossen werden.
Grund 3: Der ETF-Anbieter strukturiert die Produktpalette neu
Sollte die Fondsgesellschaft sich dazu entscheiden, sich strategisch neu aufzustellen, können ebenfalls Schließungen anstehen. Oftmals werden hier jedoch Fusionen durchgeführt, um möglichst viele Anleger zu behalten.
Beispiele für ETF-Liquidationen
Im September 2022 kündigte Vanguard an den Vanguard U.S. Liquidity Factor ETF mit einem Fondsvolumen von 44,2 Millionen US-Dollar auszulösen. Der ETF wurde 2018 aufgelegt und hat nach Angaben der Fondsgesellschaft nicht die gewünschte Größe erreicht.
Ebenso löste Xtrackers 2021 gleich 11 ETF auf einmal auf. Diese Indexfonds bildeten mehrheitlich die Wertentwicklung asiatischer Märkte nach und waren ebenfalls nicht mehr rentabel für den Anbieter.
Was passiert, wenn der Anbieter pleitegeht?
Viele Anleger fragen sich auch, was mit ihren ETF passiert, sollte der Anbieter pleitegehen. Hier kann man beruhigt sein. ETF, die nach UCITS-Regeln aufgelegt sind, gelten als Sondervermögen. Das bedeutet, dass die Kundenvermögen gesondert aufbewahrt werden müssen und im Falle einer Insolvenz nicht betroffen sind.
Dies gilt aber nicht für ETPs, Zertifikate oder Bargeld über 100.000 Euro. Diese Werte können im schlimmsten Fall verloren gehen.
Doch werden ETF-Anbieter streng durch die Finanzbehörden überwacht und es ist, Stand jetzt, noch keiner pleitegegangen.
4. Welche Auswirkungen hat eine ETF-Schließung auf die Anleger?
Für dich als Anleger bedeutet eine Schließung deines ETF einige Überlegungen und eventuell auch Verluste.
Als Anleger wirst du immer vor einer Schließung des ETF informiert
Hat dich der Anbieter sechs Wochen vor der Liquidation informiert, musst du theoretisch erst mal nichts machen. Du kannst einfach die Zeit abwarten. Deine Anteile werden zum Stichtag automatisch verkauft und dir dein Geld ausgezahlt.
Auch die Steuern werden automatisch abgezogen, wenn du dein Depot bei einem in Deutschland lizenzierten Broker hast.
Hast du dies bisher nicht, empfiehlt sich unser Depotvergleich, um den besten Broker für dich zu finden. Nachfolgend unsere Empfehlungen:
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Möchtest du jedoch die Anteile vor dem Stichtag verkaufen, musst du darauf achten, dass der ETF nach einiger Zeit vom Handel ausgeschlossen wird.
Hast du einen Sparplan auf den ETF abgeschlossen, solltest du diesen kündigen und dir einen neuen Indexfonds zum Besparen aussuchen. Spätestens sobald der ETF vom Handel ausgeschlossen ist, wird auch dein Sparplan terminiert.
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ETF Liquidation kann die Realisierung von Kursverlusten zur Folge haben
Leider kann eine Fondsauflösung auch mit Verlusten einhergehen. Sollte der Kurs des ETF derzeit nicht so gut stehen, musst du diesen mit Verlust verkaufen. Ein Beispiel dafür waren Cannabis-ETF, welche mit hohen Einbußen liquidiert wurden.
Die Auflösung eines ETF hat jedoch nichts mit der Performance zu tun, weshalb man seine Anteile auch mit Gewinn realisieren kann. Auf diese muss man dann Steuern zahlen, sollten diese den Freibetrag von 1.000 Euro überschreiten.
Das solltest du nach der ETF-Auflösung beachten
Weiter musst du dir als Anleger überlegen, was du daraufhin mit dem Geld machst. Dieses war für eine langfristige Geldanlage bestimmt und sollte deshalb nicht einfach so auf dem Konto herumliegen.
Denn dort arbeitet dein Geld nicht für dich und verliert durch die Inflation an Wert. In Zeiten niedriger Zinsen musste man zudem teilweise Strafzinsen auf zu hohe Geldbeträge auf dem Konto zahlen.
Daher solltest du dir überlegen, die Erlöse in einen neuen ETF zu investieren. Du kannst theoretisch einfach einen ETF kaufen, der dem geschlossenen ähnelt oder aber eine neue Strategie wählen. Unsere Anleitung zum ETF-Kauf hilft dir hier weiter. Achte generell darauf, dir ein diversifiziertes ETF-Portfolio aufzubauen.
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5. Lohnt sich der Verkauf von ETF-Anteilen noch vor der Schließung?
Ob sich ein Verkauf vor dem Liquidationszeitpunkt lohnt, hängt ganz von dem aktuellen Kurs des ETF ab. Ist dieser hoch, kann es sinnvoll sein, seine Gewinne sofort mitzunehmen. Wie sich der Kurs in den letzten Wochen vor der Schließung noch entwickelt, ist jedoch nicht vorherzusehen.
Wichtig ist zu verstehen, dass der Kurs des ETF aus den enthaltenen Werten gebildet wird. Da diese unabhängig von der Liquidation des Indexfonds sind, wird der ETF auch nicht im Kurs fallen, nur weil dieser aufgelöst wird.
Steht der Kurs gut und du hast bereits einen neuen ETF zum Investieren gefunden, kann es sinnvoll sein, schon vorzeitig zu verkaufen.
6. ETF Schließung frühzeitig erkennen
Die Gründe für die Auflösung eines ETF haben wir bereits beschrieben und klar ist auch: Ein ETF wird nicht von heute auf morgen geschlossen. Es gibt einige Warnzeichen, auf die du achten solltest.
- Das Fondsvolumen ist niedriger als 100 Millionen Euro – diese Zahl wird häufig als Grenze beziffert. Sollten ETF nach einigen Jahren nicht mindestens dieses Volumen erreicht haben, ist eine Schließung wahrscheinlich.
- Der ETF ist nicht älter als drei Jahre – besonders neue ETF stehen unter besonderer Beobachtung des Anbieters. Umso älter ein Indexfonds, desto unwahrscheinlicher ist eine Auflösung.
- Der Anbieter ist klein – gerade große Anbieter können es sich eher leisten, einen kleinen ETF auch mal länger laufen zu lassen.
- Es gibt neue Regularien in der Branche – sollten neue Gesetze das Themenfeld des ETF stark beeinflussen, kann eine Liquidation oder Fusion anstehen.
- Krisen in der Region – ist die Region des ETF von starken politischen Unruhen betroffen, kann dies auch ein Indikator für eine Schließung sein.
7. Fazit: Warnsignal für eine mögliche ETF-Schließung ist ein dauerhaft niedriges Fondsvolumen
Vor allem bestimmte Themen-ETF weisen häufig ein niedriges Fondsvolumen auf. Bei einem Investment in solche Indexfonds sollte dir neben dem allgemeinen Risiko auch die Chance einer Liquidation bewusst sein.
Diese kann mit dem Realisieren von Verlusten einhergehen. Ebenso musst du bei Gewinnen Steuern zahlen und dir überlegen, was du daraufhin mit deinem Geld anstellst.
Eine Auflösung kommt aber selten plötzlich. Achte auf die Anzeichen und schichte deine Anteile, wenn nötig, in einen größeren ETF um.
Der Großteil deines Portfolios sollte aber aus ETF mit deutlich höherem Fondsvolumen bestehen. Gerade Welt-ETF auf Indizes wie den MSCI-World oder den FTSE-All-World haben bei großen Anbietern meistens ein Fondsvolumen von weit über einer Milliarde Euro. Damit ist eine Schließung höchst unwahrscheinlich.
8. Häufig gestellte Fragen zu ETF Auflösungen
Unsere Inhalte spiegeln nur die Meinungen und Erwartungen der Autoren wider und stellen somit keine Empfehlung zum Kaufen, Halten oder Verkaufen der genannten Wertpapiere dar.
Als Anleger*in trägst Du die volle Verantwortung für Deine Investitionsentscheidungen.
Die Autoren können in einige der beschriebenen Assets investiert sein und somit ein Interesse an deren Kursentwicklung haben.