Eigenkapitalrentabilität – Rendite des eingesetzten Eigenkapitals
Aktien mit einer hohen Eigenkapitalrentabilität weisen eine hohe Profitabilität auf und gehören damit künftig doch sicher zu den großen Gewinnern an der Börse, oder?
Genau dieser Frage gehen wir in unserem Artikel nach. Wir erklären dir, was es mit der Eigenkapitalrentabilität auf sich hat und stellen dir die Formel zu Berechnung vor. Du erfährst, wieso die Eigenkapitalrentabilität allein zur Aktienbewertung nicht ausreicht. Und wir erklären dir, wie sich die Eigenkapitalrendite erhöhen lässt. Alle Berechnungen gehen wir anhand konkreter Beispiele durch.
1. Eigenkapitalrentabilität Definition: Was ist das?
Die Eigenkapitalrentabilität oder auch Eigenkapitalrendite genannt ist eine sehr häufig betrachtete Kennzahl bei der Aktienbewertung im Rahmen der Fundamentalanalyse. Die Definition für die Eigenkapitalrentabilität ist das Verhältnis aus dem Gewinn, den ein Unternehmen erwirtschaftet, und seinem Eigenkapital.
Gerade für Aktionäre ist die Eigenkapitalrentabilität eine wichtige Kennzahl. Mit dem Kauf von Aktien beteiligen sich Anleger schließlich an dem Eigenkapital eines Unternehmens. Je höher die Eigenkapitalrendite ist, desto höher ist somit auch die Eigenkapitalverzinsung des von den Aktionären investierten Kapitals.
Im Englischen wird die Eigenkapitalrendite als Return on Equity (kurz ROE) bezeichnet. Bei den verschiedenen Aktienkennzahlen ist es wichtig, dass du auch die englische Bezeichnung kennst, da diese auch im Deutschen inzwischen häufig verwendet wird.
Das Eigenkapital wird übrigens mit EK abgekürzt. Daher wird häufig auch von der EK-Rentabilität bzw. EK-Rendite gesprochen.
Hierzu gehört etwa die Umsatzrendite. Diese ergibt sich, indem der Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt wird. Häufig betrachtet wird auch die Gesamtkapitalrentabilität. Statt des Eigenkapitals wird der Gewinn hier ins Verhältnis zum Gesamtkapital gesetzt.
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2. Mit dieser Formel berechnest du die Eigenkapitalrentabilität
Die Eigenkapitalrendite eines Unternehmens kannst du berechnen, indem du den erwirtschafteten Gewinn der letzten zwölf Monate durch das Eigenkapital dividierst. Die Formel für die Eigenkapitalrentabilität sieht also wie folgt aus:
Auch hier möchten wir kurz wieder auf die englische Bezeichnung eingehen. So kannst du eine Aktienbewertung auch für Unternehmen vornehmen, deren Jahresabschluss auf Englisch veröffentlicht wird.
Berechnung der EK-Rentabilität: Verhältnis aus Jahresüberschuss und EK
Der Jahresüberschuss wird im Englischen als Net Income bezeichnet. Das Eigenkapital wird als Equity (häufig auch Total Equity) bezeichnet. Indem du beide Größen zueinander ins Verhältnis setzt, erhältst du den Return on Equity (ROE).
In einigen Fällen wird für die Berechnung auch das durchschnittliche Eigenkapital betrachtet. Das durchschnittliche Eigenkapital entspricht dem Durchschnitt aus dem aktuellen Eigenkapital und dem Eigenkapital von vor zwölf Monaten.
Da im Zähler der Gewinn über die letzten zwölf Monate betrachtet wird, soll im Nenner durch die Durchschnittsbildung die Entwicklung des Eigenkapitals im Jahresverlauf berücksichtigt werden.
Gerade für den Fall, dass du eine Aktienbewertung zum aktuellen Zeitpunkt vornehmen möchtest, bietet es sich an, auf das aktuelle Eigenkapital zurückzugreifen und auf die Durchschnittsbildung zu verzichten.
Außerdem sei erwähnt, dass das Eigenkapital im Zeitverlauf deutlich weniger stark schwankt als der Gewinn. Folglich sind die Abweichungen durch die Verwendung des durchschnittlichen Eigenkapitals als gering einzustufen.
Die zur Berechnung der Eigenkapitalrentabilität benötigten Größen findest du in der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) des jeweiligen Unternehmens. Beide sind Bestandteile des Jahresabschlusses. Die Auswertung vom Jahresabschluss wird auch als Bilanzanalyse bezeichnet.
Um die Eigenkapitalrendite berechnen zu können, benötigst du den Jahresüberschuss nach Steuern. Dieser steht ganz unten in der GuV-Rechnung. Außerdem benötigst du das Eigenkapital. Dieses findest du auf der Passiva-Seite der Bilanz.
Der GuV kannst du übrigens noch weitere wichtige Größen wie das EBIT oder das EBITDA entnehmen. Mit diesen kannst du verschiedene Kennzahlen zur Messung der Rentabilität berechnen.
Beispiele zur Berechnung der Eigenkapitalrendite
Wir gehen die Berechnung der Eigenkapitalrendite beispielhaft für zwei Unternehmen durch:
Als erstes Eigenkapitalrendite-Beispiel schauen wir uns SAP an. Die erforderlichen Daten beziehen wir aus dem Jahresabschluss 2022.
Im Geschäftsjahr 2022 hat SAP einen Jahresüberschuss nach Steuern von 1.708 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Eigenkapital betrug 40.186 Millionen Euro. Mit diesen beiden Größen können wir die Eigenkapitalrendite für SAP berechnen:
Als zweites Beispiel betrachten wir Visa. Auch hier greifen wir auf den vom Unternehmen veröffentlichen Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2022 zurück.
Der Jahresüberschuss (Net Income) betrug bei Visa 14.957 Millionen USD. Das Eigenkapital (Total Equity) belief sich auf 35.581 Millionen USD. Daraus ergibt sich eine Eigenkapitalrendite von 42,0 %.
3. Aussagekraft und Interpretation der EK-Rentabilität
Anhand der beiden Beispiele siehst du, dass die Eigenkapitalrentabilität sehr unterschiedlich hoch ausfallen kann. Wir wollen nun die Bedeutung einer hohen Eigenkapitalrentabilität klären.
Grundsätzlich lässt sich erst mal sagen, dass eine hohe Eigenkapitalrentabilität besser ist als eine niedrige Eigenkapitalrentabilität. Das bedeutet aber nicht automatisch, dass die Aktien mit der höchsten Eigenkapitalrentabilität am besten sind. Wie immer gilt es auf die Details zu schauen.
Bedeutung einer hohen EK-Rentabilität
Eine hohe Eigenkapitalrendite besagt, dass der Gewinn, der in Relation zum Eigenkapital erzielt wird, besonders hoch ist. Die Eigenkapitalrendite kann aber auch dann hoch sein, wenn das Eigenkapital im Verhältnis zum Fremdkapital besonders niedrig ist. Darauf gehen wir im folgenden Kapitel ausführlicher ein.
Kritisch werten solltest du es allerdings, wenn die Eigenkapitalrendite besonders niedrig ist und bspw. nur 2 % beträgt. Ein Warnzeichen ist auch eine negative Eigenkapitalrendite. Diese zeigt dir an, dass das Unternehmen zuletzt einen Verlust erwirtschaftet hat.
Eigenkapitalrentabilität – Richtwerte zur Orientierung
Wir wollen dir ein paar grobe Richtwerte mitgeben, die dir bei der Interpretation der Eigenkapitalrendite helfen können:
- Eine negative Eigenkapitalrendite werten wir als sehr schlecht, da das Unternehmen aktuell Verluste erzielt.
- Liegt die Eigenkapitalrendite unter 5% ist die Profitabilität als unterdurchschnittlich einzustufen.
- Eine Eigenkapitalrendite von 10% ist gut, aber noch nicht überragend.
- Liegt die Eigenkapitalrendite über 20%, ist das Unternehmen sehr rentabel.
- Eine Eigenkapitalrendite von 50% ist natürlich nicht schlecht, wir würden aber nicht sagen, dass diese Werte als viel besser einzustufen sind.
Beachte bitte, dass es sich hierbei nur um grobe Richtwerte handelt. Letztlich spielt auch die Branchenzugehörigkeit eine wichtige Rolle.
Aussagekraft der Eigenkapitalrentabilität ist begrenzt
Du solltest die Aussagekraft der Eigenkapitalrendite aber nicht überbewerten und nur auf die Eigenkapitalrendite allein schauen. Eine aussagekräftigere Bewertung erhältst du, wenn du weitere Kennzahlen zur Messung der Rentabilität wie die Gesamtkapitalrendite oder die Umsatzrendite mitberücksichtigst. Auch ein Blick auf die Verschuldung bzw. den Verschuldungsgrad ist im Kontext der Eigenkapitalrentabilität wichtig.
Wir greifen an dieser Stelle noch einmal das Beispiel von eben mit SAP und Visa auf. SAP kam auf eine Eigenkapitalrendite von 4,3 %. Visa konnte eine Eigenkapitalrendite von 42,0 % erzielen. Nun werfen wir einen Blick auf den Verschuldungsgrad der beiden Unternehmen. Der Verschuldungsgrad berechnet sich wie folgt:
Das Eigenkapital von SAP beläuft sich auf 40.186 Millionen Euro und das Fremdkapital auf 29.311 Millionen Euro. Dividieren wir das Fremdkapital durch das Eigenkapital, kommen wir auf einen Verschuldungsgrad von 0,73.
Visa weist ein Eigenkapital in Höhe von 35.581 Millionen USD auf, das Fremdkapital beträgt 49.920 Millionen USD. Daraus ergibt sich ein Verschuldungsgrad von 1,40.
Je höher der Verschuldungsgrad ist, desto größer ist das Fremdkapital im Verhältnis zum Eigenkapital. Visa weist mit 1,40 einen deutlich höheren Verschuldungsgrad auf als SAP mit 0,73.
Mit diesem Vergleich wollen wir dir zeigen, dass du bei der Analyse der Eigenkapitalrentabilität immer auch ein Auge auf den Verschuldungsgrad werfen solltest.
Die folgenden beiden Tabellen zeigen dir die wichtigsten Kennzahlen noch einmal zusammengefasst:
SAP | Visa | |
---|---|---|
Jahresüberschuss | 1.708 Mio. Euro | 14.957 Mio. USD |
Eigenkapital | 40.186 Mio. Euro | 35.581 Mio. USD |
Eigenkapitalrendite | 4,3% | 42,0% |
SAP | Visa | |
---|---|---|
Fremdkapital | 29.311 Mio. Euro | 49.920 Mio. USD |
Eigenkapital | 40.186 Mio. Euro | 35.581 Mio. USD |
Verschuldungsgrad | 0,73 | 1,40 |
4. Wie lässt sich die Eigenkapitalrendite erhöhen?
Wie eben bereits erwähnt, hängt die Eigenkapitalrendite eines Unternehmens eng mit dem Verschuldungsgrad zusammen. Die Eigenkapitalrendite lässt sich in Abhängigkeit der Finanzierungsstruktur gezielt vom Unternehmen steuern.
Verfolgt ein Unternehmen das Ziel, eine möglichst hohe Eigenkapitalrentabilität vorzuweisen, kann es schrittweise Eigenkapital durch Fremdkapital ersetzen. Dadurch steigt der Verschuldungsgrad an. Ein besonders hoher Verschuldungsgrad zugunsten einer hohen Eigenkapitalrendite sollte aber nicht das Ziel sein.
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Die Aufnahme von mehr Fremdkapital, um Eigenkapital zu ersetzen, wird auch als Leverage-Effekt bezeichnet. Indem ein Unternehmen Eigenkapital schrittweise abbaut und dafür mehr Fremdkapital aufnimmt, steigt die Eigenkapitalrentabilität allein durch die Reduktion des Eigenkapitals an.
Ein gewisser Grad der Fremdfinanzierung ist immer sinnvoll. Kaum ein Unternehmen ist ausschließlich mit Eigenkapital finanziert. Da Fremdkapital einem geringeren Risiko ausgesetzt ist als Eigenkapital, sind die Finanzierungskosten für Fremdkapital in der Regel geringer als für Eigenkapital.
Der Zinssatz für die Aufnahme von Fremdkapital ist für gewöhnlich niedriger als die geforderte Rendite von Eigenkapitalgebern auf das von ihnen bereitgestellte Eigenkapital.
Die Erhöhung des Fremdkapitals ist daher nicht per se schlecht. Eine optimale Finanzierungsstruktur ist schwer zu bestimmen. Entscheidend ist aber, dass diese nicht davon getrieben sein sollte, gezielt eine hohe Eigenkapitalrendite auszuweisen.
Im Umkehrschluss lässt sich daher sagen, dass eine niedrige Eigenkapitalrendite nicht zwangsläufig schlecht sein muss. Ist ein Unternehmen nur sehr gering verschuldet, setzt es überdurchschnittlich viel Eigenkapital ein. Dann ist es fast unmöglich, eine besonders hohe Eigenkapitalrendite zu erzielen.
Dennoch bleiben die im vorherigen Kapitel genannten Richtwerte bestehen. Auch bei einer sehr konservativen Finanzierung mit einem geringen Verschuldungsgrad ist eine Eigenkapitalrendite von weniger als 5 % zu niedrig.
Eine besonders sinnvolle Ergänzung in diesem Zusammenhang stellt daher die Gesamtkapitalrendite dar. Das Gesamtkapital umfasst das Eigenkapital und Fremdkapital eines Unternehmens. Die Gesamtkapitalrendite lässt sich durch eine andere Finanzierungspolitik nicht künstlich in die Höhe treiben.
5. Fazit: Eigenkapitalrentabilität allein nicht aussagekräftig genug
Die Eigenkapitalrentabilität gilt als eine wichtige Kennzahl im Rahmen der Aktienbewertung, um die Profitabilität von Unternehmen zu beurteilen. Die Eigenkapitalrendite berechnet sich, indem der Gewinn durch das Eigenkapital dividiert wird.
Eine hohe Eigenkapitalrendite ist grundsätzlich wünschenswert. Allerdings sind Aktien mit der höchsten Eigenkapitalrendite nicht zwangsläufig am besten. Auf der anderen Seite solltest du bei einer besonders niedrigen oder gar negativen Eigenkapitalrendite vorsichtig sein.
Die Eigenkapitalrendite allein ist als Kennzahl zur Aktienbewertung allerdings nicht aussagekräftig genug. Eine höhere Eigenkapitalrendite kann ein Unternehmen auch erzielen, indem es den Leverage-Effekt nutzt und Eigenkapital schrittweise durch Fremdkapital ersetzt.
Für eine zuverlässige Aktienbewertung solltest du die Eigenkapitalrendite daher mit weiteren Kennzahlen zur Messung der Rentabilität wie der Gesamtkapitalrendite oder der Umsatzrendite ergänzen.