Eigenkapitalquote: Definition, Berechnung und Beispiel
Hilft die Eigenkapitalquote dabei, die künftigen Gewinner an der Börse ausfindig zu machen? Dieser Frage gehen wir in unserem Artikel auf den Grund. Wir erklären dir, was die Eigenkapitalquote aussagt, wie sie sich berechnet und wie du sie interpretieren kannst.
Dabei klären wir auch die Frage, ob es Richtwerte gibt, wie hoch die Eigenkapitalquote sein sollte. Hierbei erfährst du auch, ob Aktien mit einer besonders hohen Eigenkapitalquote besser sind. Alle Berechnungen veranschaulichen wir anhand konkreter Beispiele aus der Praxis.
1. Eigenkapitalquote Definition: Was ist das?
Die Eigenkapitalquote (kurz EK-Quote) ist eine wichtige Kennzahl zur Bewertung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens im Rahmen der Fundamentalanalyse. Die Definition der Eigenkapitalquote ist, dass sie das Verhältnis aus dem Eigenkapital und dem Gesamtkapital eines Unternehmens angibt.
Eine hohe Eigenkapitalquote sagt aus, dass das Eigenkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital relativ hoch ist. Im Englischen wird die Eigenkapitalquote als Equity Ratio bezeichnet.
Häufig wird im Kontext der Eigenkapitalquote auch vom Verschuldungsgrad (Englisch: Leverage) gesprochen. Aber Achtung: Der Leverage setzt das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital. Beide Kennzahlen geben Auskunft über die Verschuldung bzw. die finanzielle Stabilität des Unternehmens, die Berechnung sieht allerdings anders aus.
2. Eigenkapitalquote Formel: So berechnest du die EK-Quote
Für die Berechnung der Eigenkapitalquote benötigst du das Eigenkapital des Unternehmens und das Gesamtkapital. Das Gesamtkapital ergibt sich als die Summe aus Eigenkapital und Fremdkapital und entspricht somit der Bilanzsumme.
Daten zur Berechnung der Eigenkapitalquote
Die Daten, die du zur Berechnung der Eigenkapitalquote benötigst, findest du in der Bilanz. Eine Auswertung der Eigenkapitalquote ist also Teil der Bilanzanalyse. Die Eigenkapitalquote gibt allerdings lediglich Auskunft über die Finanzierung des Unternehmens und sagt nichts über seine Rentabilität aus. Folglich werden für die Berechnung keine Daten aus der Gewinn- und Verlustrechnung benötigt.
Die Bilanz ist Teil des Jahresabschlusses von Unternehmen. Börsennotierte Unternehmen sind dazu verpflichtet, quartalsweise eine Bilanz aufzustellen. Du findest die Unterlagen hierzu auf der Investor-Relations-Seite des jeweiligen Unternehmens.
Formel zur Berechnung der EK-Quote
Mithilfe folgender Formel berechnest du die Eigenkapitalquote eines Unternehmens:
Wir wollen die Berechnung der Eigenkapitalquote nun anhand eines Beispiels mit zwei unterschiedlichen Unternehmen durchgehen. Hierfür betrachten wir SAP und PepsiCo.
Beispiel zur Berechnung der Eigenkapitalquote
Als erstes Beispiel zur Berechnung der Eigenkapitalquote betrachten wir SAP. Hierfür ziehen wir den Jahresabschluss vom Geschäftsjahr 2022 heran. Ende 2022 hatte SAP ein Eigenkapital in Höhe von 40.135 Millionen Euro. Das Gesamtkapital belief sich auf 72.160 Millionen Euro. Daraus ergibt sich eine Eigenkapitalquote von 55,6 %.
Als Nächstes berechnen wir die Eigenkapitalquote von PepsiCo. Die Bilanz zum Stichtag 31.12.2022 weist ein Eigenkapital von 17.273 Millionen USD aus. Das Gesamtkapital beläuft sich auf 92.187 Millionen USD. Setzen wir beide Werte zueinander ins Verhältnis, erhalten wir eine Eigenkapitalquote von 18,7 %.
Wie du siehst, kann die Eigenkapitalquote einzelner Unternehmen sehr unterschiedlich hoch ausfallen. Ob SAP aufgrund der höheren Eigenkapitalquote nun die bessere Aktie ist, klären wir im nächsten Abschnitt.
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3. Welche Aussagekraft hat die Eigenkapitalquote?
Der Eigenkapitalquote kommt eine hohe Bedeutung zu, wenn es um die Bewertung der finanziellen Stärke eines Unternehmens geht. Wichtig hierbei ist, dass die Eigenkapitalquote nicht zu niedrig sein sollte, da sonst die Gefahr einer Überschuldung besteht.
Auf der anderen Seite lässt sich allerdings auch nicht sagen, dass eine besonders hohe Eigenkapitalquote von Vorteil ist. In unserem Beispiel von eben weist SAP mit 55,6 % zwar eine höhere Eigenkapitalquote als PepsiCo mit 18,7 % auf. Aus diesem Vergleich lässt sich allerdings nicht ableiten, dass SAP die bessere Aktie ist. Auch wenn die Eigenkapitalquote von PepsiCo niedriger ist, erreicht sie kein kritisch niedriges Niveau.
Richtwerte für die EK-Quote
Für die Interpretation der Eigenkapitalquote ist es wichtig zu wissen, dass eine besonders niedrige Eigenkapitalquote von weniger als 10 % kritisch zu werten ist. Im Umkehrschluss besagt eine Eigenkapitalquote von 10 % schließlich, dass die Fremdkapitalquote bei 90 % liegt. Das Fremdkapital ist im Verhältnis zum Eigenkapital dann zu hoch.
Bei einer besonders niedrigen Eigenkapitalquote könnte ein schwaches Geschäftsjahr mit großen Verlusten dazu führen, dass das Eigenkapital bis zu einem kritischen Maß aufgebraucht wird und das Unternehmen überschuldet ist.
Während du bei einer besonders niedrigen Eigenkapitalquote also prüfen solltest, was die Gründe sind, bedeutet eine besonders hohe Eigenkapitalquote im Umkehrschluss allerdings nicht, dass du die Aktie bedenkenlos kaufen kannst.
Während eine Eigenkapitalquote von 50 % als sehr gut einzustufen ist, führt eine Eigenkapitalquote von bspw. 80 % zu keinen nennenswerten Vorteilen.
Bei der Eigenkapitalquote gilt nicht das Prinzip je höher, desto besser.
Jedes solide aufgestellte Unternehmen sollte die Möglichkeiten der Fremdfinanzierung nutzen. Fremdkapital ist nämlich einem niedrigeren Risiko ausgesetzt als Eigenkapital. Folglich fordern Fremdkapitalgeber auf das von ihnen zur Verfügung gestellte Kapital weniger Zinsen, als Eigenkapitalgeber an Rendite fordern. Ein Unternehmen sollte daher die Möglichkeiten der günstigen Fremdfinanzierung nutzen.
Es existieren allerdings keine Richtwerte für die optimale Eigenkapitalquote. Wichtig ist, dass du weißt, dass eine Eigenkapitalquote von 10 % zu niedrig ist. Auch eine Eigenkapitalquote von weniger als 20 % ist durchaus ausbaufähig. Eine Eigenkapitalquote von 50 % ist gut. Liegt die Eigenkapitalquote allerdings bei 80 %, ist das nicht unbedingt von Vorteil.
Du kannst dir aber merken, dass ein Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 35 % und eines mit einer Eigenkapitalquote von 45 % als gleich gut zu bewerten sind, wenn es um die Beurteilung der Finanzstärke geht.
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Eigenkapitalquote hängt auch von der Branche ab
Außerdem solltest du beachten, dass die Eigenkapitalquote auch von der Branche abhängt. Für gewöhnlich weisen Banken bspw. eine niedrige Eigenkapitalquote auf als Industrie- oder Technologiekonzerne.
Vorausgesetzt, die Eigenkapitalquote liegt auf einem gesunden Niveau, solltest du nun noch weitere Kennzahlen zur Bewertung heranziehen. Eine besonders hohe Aussagekraft hat die Eigenkapitalquote, wenn sie gemeinsam mit der Eigenkapitalrendite ausgewertet wird.
Die Eigenkapitalrendite berechnet sich, indem der Jahresüberschuss durch das Eigenkapital dividiert wird. Für gewöhnlich weisen Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote eine höhere Eigenkapitalrendite auf.
Grund dafür ist, dass ein Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote weniger Eigenkapital zur Erwirtschaftung seiner Gewinne einsetzt. Folglich fällt die Eigenkapitalrendite höher aus. Um das zu veranschaulichen, greifen wir unser Beispiel von eben noch mal auf.
SAP kam auf eine Eigenkapitalquote von 55,6 %. Das Eigenkapital beträgt 42.852 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr 2022 hat SAP einen Jahresüberschuss von 1.714 Millionen Euro erzielt. Indem wir den Jahresüberschuss durch das Eigenkapital dividieren, ergibt sich eine Eigenkapitalrendite von 4,0 %.
PepsiCo hat hingegen eine Eigenkapitalquote von nur 18,7 % ausgewiesen. Das Eigenkapital beträgt 17.273 Millionen USD und der Jahresüberschuss im Jahr 2022 belief sich auf 8.910 Millionen USD. Daraus ergibt sich eine Eigenkapitalrendite von 51,6 %.
Zugegeben ist dieser Vergleich von SAP und PepsiCo extrem. Mit diesem Beispiel wird aber deutlich, dass eine niedrige Eigenkapitalquote auch mit einer höheren Eigenkapitalrentabilität einhergehen kann.
Im Rahmen der Aktienbewertung solltest du daher immer mehrere Kennzahlen simultan betrachten und auch über deren Wechselwirkungen Bescheid wissen.
4. Fazit: Finanzielle Stabilität mithilfe der Eigenkapitalquote messen
Die Eigenkapitalquote ist eine wichtige Kennzahl, wenn es um die Beurteilung der finanziellen Stabilität eines Unternehmens geht. Du kannst die Eigenkapitalquote berechnen, indem du das Eigenkapital durch das Gesamtkapital eines Unternehmens dividierst.
Bei der Eigenkapitalquote geht es allerdings primär darum sicherzustellen, dass sie nicht zu niedrig ist. Eine optimale Eigenkapitalquote gibt es nicht.
Aktien mit einer niedrigen Eigenkapitalquote weisen häufiger eine höhere Eigenkapitalrendite auf. Bei einer besonders niedrigen Eigenkapitalquote solltest du allerdings vorsichtig sein, da in diesem Fall die Gefahr einer Überschuldung besteht.
Die Eigenkapitalquote allein reicht bei der Aktienbewertung nicht aus, da sie keinerlei Aussagen über die Rentabilität eines Unternehmens treffen kann. Hier bietet es sich an, die Eigenkapitalquote mit der Eigenkapitalrendite und weiteren Kennzahlen simultan zu betrachten.